Brauchen Ozeaneen Delphinarien?

BLOG: Der Nesthocker

Wissenswertes aus der Vogelwelt
Der Nesthocker

altZurück aus Valencia und einer viel zu langen Sommerpause möchte ich über meine Eindrücke aus der Ciutat de les Arts i de les Ciències, ein, in einem ausgetrockneten Flussbett des Rio Turia gelegener Museenpark berichten. Genauer gesagt über das dort befindliche Oceanografic – ein architektonisch und optisch eindrucksvolles Ozeaneum. Diese Eigenschaft teilt es mit den umliegenden Museen, deren Architekten sich unzweifelhaft der Natur als Inspiration bedient haben. (Eigenes Foto; CC BY-SA 3.0)

Mit einer Fläche von 111.000 m² und einer Wasserkapazität von über 40 Millionen Liter Wasser ist es das größte Meereshaus seiner Art in Europa. Es beherbergt ca. 45.000 Tiere, 500 verschiedener Arten – darunter auch einige mehr oder weniger exotische Meeresvögel – und ein entsprechend seiner Größe imposantes Delphinarium. Die Vögel stehen aber heute ausnahmsweise nicht im Mittelpunkt.

Vielmehr hat der Besuch dieses Ozeaneums eine Frage in mir wiederangefacht. Es geht darum, auf welche Art und Weise Tierparks, Zoos und Ozeaneen den Besuchern Wissen, Interesse und ein Erlebnis vermitteln, und welche Rolle dabei Showelemente mit Tieren spielen, deren Zweck hauptsächlich darin liegt, einer solchen Einrichtungen steigende Besucherzahlen zu bescheren. Einerseits versucht man Tiere und ihre Umwelt im Rahmen der Mittel so realitätsnah wie möglich darzustellen, während man auf der anderen Seite das genaue Gegenteil macht. Die wichtigste Frage, nämlich inwiefern die Tiere in den Delphinarien artgerecht gehalten werden können bzw. inwieweit die Shows die Tiere stressen muss für die Betreiber dabei nicht unbedingt im Vordergund stehen. Was für einen Nutzen diese Shows für die Bewusstseinbildung bezüglich Themen wie Umwelt- und Artenschutz haben, und ob sie ohne weiteres in Einrichtungen eingegliedert werden sollten, die eigentlich primär der Vermittlung von Wissen über die Tiere und ihre Umwelt dienen, lässt sich nur schwer beurteilen.

Das Motto des Oceanografic ist einfach, aber gar nicht so leicht glaubwürdig umzusetzen: Vergnügen und Wissensvermittlung in Einklang bringen. Man kann davon ausgehen, dass viele Zoos und Meereshäuser eine ähnliche „Philosophie“ verfolgen. Im Ozeaneum Valencia ist dieser Kompromiss mehr oder weniger geglückt. Während die Trainer ihre Show mit den Delphinen abziehen, läuft auf einer Großleinwand daneben eine Dokumentation über die Verschmutzung der Weltmeere. Man appelliert immerhin an die Besucher, verantwortungsvoll mit ihrer Umwelt umzugehen.

In der Nähe vom Ausgang erfreut sich eine Fotoattraktion großen Andrangs: Eine mit Plastikmüll bespickte Welle auf der man sich beim Surfen ablichten kann. Daneben ein Schild mit der Aufschrift „Year 2065 – don’t destroy what you came to enjoy“.

Ganz ohne den Showfaktor wäre es wahrscheinlich nicht wirtschaftlich genug. Es wäre aber sicherlich besser, wenn ausschließlich Menschen für die Belustigung der Besucher verantwortlich wären. Ob Animateure genauso viele Besucher anlocken, wie Salto schlagende Delphine wage ich aber zu bezweifeln. Tatsache ist, dass eine Reihe von Studien nahelegen, dass die immer glücklich wirkenden Zahnwale in einem Delphinarium im Regelfall nicht entsprechend ihren Bedürfnissen gehalten werden können.

In Österreich gibt es meines Wissens noch kein Delphinarium. In Parndorf im Burgenland soll aber angeblich eines errichtet werden, auch wenn noch nicht klar ist, ob es primär für Show-, oder Therapiezwecke genutzt werden soll. Ob sich Delphine für Therapien tatsächlich besser eignen, als andere Therapie-Tiere konnte bisher ebenfalls nicht belegt werden. Ein Delphinarium, das als therapeutische Einrichtung genutzt wird ist aber immer noch ein wenig sinnvoller, als eines in dem Meeressäugetiere zwecks Unterhaltung als Zirkustiere inszeniert werden. Man kann nur hoffen, dass Betreiber von Zoos und Ozeaneen in Zukunft mehr auf ihre eigentlichen Stärken setzen und man auch in Zukunft zwischen ihnen und einem Themenpark unterscheiden kann.

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Ich studiere Biologie in Wien und bin ein leidenschaftlicher Vogelbeobachter und Hobbyornithologe.

3 Kommentare

  1. Das Leben in einem Delphinarium

    stellt mit Sicherheit keine angemessene Lebensweise für Delphine dar. Ich glaube aber, dass, wenn man die Tiere schon in Gefangenschaft halten muss, eine Show für sie immer noch besser ist als nichts. Delphine sind intelligent und verspielt und brauchen daher meiner Ansicht nach Beschäftigung. Wenn sie Kunststückchen vorführen, mag das dem Besucher keinen echten Einblick in ihre Lebensweise geben, aber für die Delphine ist es Abwechslung und geistige Herausforderung zugleich.

  2. Klar brauchen sie eine Form der Beschäftigung, wenn man sie in Gefangenschaft hält. Weiß nur nicht, ob derartige Shows das richtige Mittel sind. Da ich schon prinzipiell gegen das Halten von Delphinen in Delphinarien bin, fällt es mir entsprechend schwer den Shows etwas abzugewinnen. Ob es für sie eine Abwechslung darstellt, oder eher eine Anstrengung lässt sich glaube ich nur schwer beurteilen.

  3. Selten einen mit so viel Halbwissen hinausposaunten Beitrag gelesen. Sie haben sich ganz, ganz oberflächlich mit Zoo- und insbesondere Delfinhaltung beschäftigt, plappern die Behauptungen der Tierrechtslobby nach (angebliche “Studien” – die Sie ganz sicher nicht gelesen haben, und deren wissenschaftliche Qualität Sie nicht bewerten können), aber maßen sich an, über Sinn und Unsinn der Tierhaltung urteilen zu können. Als Wiener wissen Sie nicht einmal, dass es in Gänserndorf einst ein Delfinarium gab??

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