Merhaba Stuttgart

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Geschichte und Gegenwart
Der Islam

Anlässlich des fünfzig jährigen Anwerbeabkommens mit der Türkei wurde vorgestern im Linden-Museum in Stuttgart die Sonderausstellung Merhaba Stuttgart eröffnet. Merhaba ist ein Lehnwort aus dem Arabischen und ist eine türkische Form der Begrüßung. Es kann mit Hallo oder Guten Tag übersetzt werden. Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Stadtmuseum Stuttgart, dem Deutsch Türkischen Forum Stuttgart, dem Wirtschaftgymnasium West und der Schillerschule Stuttgart statt. Gefördert wird sie von der Robert Bosch Stiftung.

Die Gastarbeiter wurden wie der Name schon sagt, nach Deutschland geholt um für eine Weile hier zu arbeiten und wieder in die Heimatländer zurückzukehren. Diese Einstellung war auch bei der Mehrheit der Gastarbeiter selbst vorhanden. Ihre Motivation zu einem Arbeitsaufenthalt in Deutschland lag hauptsächlich darin, sich eine finanzielle Absicherung zu verschaffen um in der Heimat eine Eigenständigkeit aufbauen zu können. Doch nicht bei allen ging dieser Plan auf. Viele von ihnen sind hier geblieben, haben Familien gegründet und mittlerweile lebt die vierte Generation von türkischen Einwanderern in Deutschland. Sie wurden also von Gästen zu Bürgern.

Die Ausstellung versucht dem Leben von türkischen bzw. türkischstämmigen Menschen aus den letzten fünfzig Jahren in Stuttgart nachzugehen. Sie zeigt die Einreise der ersten türkischen Gastarbeiter und die dafür nötig gewesenen Voraussetzungen, deren Wohn- und Arbeitssituation und geht auf das Familienleben sowie ihren Aktivitäten am Feierabend oder an Feiertagen ein.

Für die Gestaltung der Ausstellung wurden über hundert Interviews geführt, die Geschichten von Stuttgarter Bürgern mit türkischem Hintergrund erzählen.

Die Ausstellungsobjekte zeigen unter anderem Möbel und Werkzeuge aus den sechziger Jahren sowie Talismane und religiöse Gegenstände, die dem Museum zum Teil von Interviewpartnern zur Verfügung gestellt wurden.

Besonders gelungen ist das Logo der Ausstellung, das aus einer halben Brezel und einem halben Simit besteht. Simit ist, wie dem einen oder anderen vielleicht bekannt ist, ein türkisches Sesamgebäck und wird gerne auch mal als türkische Brezel bezeichnet.

Das Linden-Museum zählt übrigens zu den wichtigsten Völkerkundemuseen Europas. Neben den sieben Dauerausstellungen zu Afrika, Orient, Ozeanien, Nord- und Südamerika sowie Ost- und Südasien bietet es regelmäßig Sonderausstellungen an.

Ich selbst, bin seit 2006 als Führungskraft in der Orientabteilung freier Mitarbeiter des Linden-Museums. Damals gab es die Sonderausstellung …mehr als nur Gäste. Muslime in Baden-Württemberg. Nun zähle ich zum Team, das durch die Merhaba Stuttgart Ausstellung führen wird.

Wer also Interesse daran hat, etwas mehr über das Leben der Gastarbeiter und die weitere Entwicklung der türkischen Gemeinde in Stuttgart zu erfahren, der sollte sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen.

Sie läuft bis zum 18. Dezember dieses Jahres.

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Hussein Hamdan M.A., geb. 1979 studierte Islam- und Religionswissenschaft sowie Irankunde in Tübingen und schloss sein Studium 2007 mit einem Magister ab. Anschließend folgte, ebenfalls an der Universität Tübingen, die Doktorarbeit über das Wirken der Azhar-Universität im christlichen-islamischen Dialog, die im März 2013 abgeschlossen wurde. Hussein Hamdan war die ersten beiden Jahre seiner Promotion Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung, ehe er 2009 für zwei Jahre Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für interkulturelle Kommunikation in Heidelberg wurde. Dort verfasste er u.a. den Band „Muslime in Deutschland. Geschichte, Gegenwart und Chancen“. Aktuell ist er an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart angestellt und für das Projekt „Gesellschaft gemeinsam gestalten – Junge Muslime als Partner“ verantwortlich. Hussein Hamdan ist Autor und Sprecher der Kolumne „Islam in Deutschland“ (SWR) und Referent zu diversen Themen des Islam. Seine Schwerpunkte sind Muslime in Deutschland, Interreligiöser Dialog, Humor im Islam sowie Einführungen in die Grundlagen, Quellen und Geschichte des Islam. Zudem ist er Mitglied des Runden Tischs Islam von Integrationsministerin Bilkay Öney in Baden-Württemberg. Hamdan hat sich in den letzten Jahren in verschiedenen Bereichen des interreligiösen und interkulturellen Dialogs engagiert. Von 2004-2007 moderierte er in Tübingen den Arabisch-Amerikanischen Dialog. Aktuell ist er Vorstandsmitglied des Bendorfer Forums.

9 Kommentare

  1. Guter Tip!

    Kommt auf die Liste der To-dos für das zweite Halbjahr! Schon die Schamanen-Ausstellung im Lindenmuseum war ein echter Hammer – da ist bei “Merhaba Stuttgart” sicher einiges zu erwarten!

    Vielen Dank für den Tip.

  2. @ Michael

    Hallo Michael,

    habe ich gerne gemacht. Das Thema ist wichtig und spannend. Die Ausstellung ist wirklich schön geworden. Da lohnt sich mal ein Ausflug ins Linden-Museum.

    Im allgemeinen sind die letzten Sonderausstellungen gut gelungen. Die Schamanen und Tibet-Ausstellungen waren aber besonders gut gemacht.

    Vielleicht sehen wir uns ja da. 😉

  3. @unruhiger

    Auch mich betrübt, dass wir Deutschen seit Jahrzehnten inmitten von historisch unerreichten Niveaus von Wohlstand, Sicherheit und Frieden immer weniger Kinder bekommen. Seit 1972 übersteigen die Todesfälle in unserem Land die Geburten. Nur – die Schuld von Zuwanderern ist das nun wirklich nicht, lieber @unruhiger. Ohne sie sähe es demografisch sogar noch viel düsterer aus, könnten noch viel weniger Ortsteile, Schulen (etc.) gehalten werden. Und auch das Gejammer auf den Staat kann ich nicht mehr hören – vergangene Generationen haben auch nicht auf noch mehr staatlich garantierten Zuschuss gewartet, bis sie sich für (mehr) Kinder entschieden. Wenn Sie und Ihre Gesinnungsgenossen also tatsächlich etwas Konstruktives zur Entwicklung deutscher Kultur und Gesellschaft beitragen wollen – nur zu, gründet (größere) Familien! Das wäre m.E. auch viel sympathischer, als weiterhin nur weinerlich zu versuchen, gegen Minderheiten Stimmung zu machen…

  4. Sehr geehrter Herr Blume,
    Sie als Anhänger einer multikulturellen Gesellschaft und großer Freund des Islams müssen auch andere Meinungen gelten lassen. Weiterhin sollten Sie nicht immer wieder die Augen vor den unbequemen Wahrheiten verschließen.
    Wessen Schuld ist es dann das diverse Schulen verrohen? Das viele Kinder und Jugendliche ( meist mit Migrationshintergrund ) nicht mehr ausbildungsfähig sind? Ich bin selbstständig und erfahre dies immer wieder bei der Suche nach Lehrlingen.
    Was ich bei Ihnen vermisse ist, auch einmal Kritik an gewissen Ansichten und Aussagen des Islams.
    Den diskriminierenden Aufruf an die „ Gesinnungsgenossen“ mehr Kinder in die Welt zu setzen (damit die Gesellschaft stabil bleibt !? ) sehe ich als deplacierten Ausrutscher.

  5. @Michael Blume

    Ich glaube Ihre Antwort auf die von mir gestellten Fragen zeigt wie hilflos Sie doch
    den Fragen und Tatsachen gegenüber stehen.
    Die nicht vorhandene Kritikfähigkeit gegenüber der islamische Ideologie
    sollte so manchen zum Nachdenken anregen.
    Von mir keine weiteren Kommentare mehr.

  6. @unruhiger

    Nein, lieber @unruhiger: Sie und Ihre Gesinnungsgenossen zeigen Ihre Hilflosigkeit, indem Sie einerseits beklagen, dass es zu wenige deutsche Kinder gebe – aber empört und weinerlich jede eigene Verantwortung dafür abstreiten. Dabei würde unsere Gesellschaft und Kultur noch viel schneller schrumpfen, wenn wir keine Zuwanderer hätten! Vielleicht wollen Sie auf dem nächsten Islamkritiker-Stammtisch einmal darüber sprechen, welche Kinder einmal Ihre Renten bezahlen und Ihre Pflege organisieren sollen? An den fehlenden Kindern in unserem Land sind nun einmal keine islamischen oder jüdischen Verschwörungen schuld, lieber @unruhiger.

    Schon vor Jahren war das hier übrigens bereits Thema:
    http://www.chronologs.de/…nds-tzlich-mehr-kinder

    Und hier eine aktuelle Nachricht aus Berlin, die selbsternannte Retter des Abendlandes doch mal zum Nachdenken anregen sollte – Anwohner haben Erzieher verprügelt, weil sie sich durch Kinderlärm gestört gefühlt haben:
    http://www.tagesspiegel.de/…aertner/4317416.html

    Wenn es Ihnen und Ihren Gesinnungsgenossen wirklich um unser Land und unsere Kultur ginge, würden Sie sich diesen realen Problemen stellen, anstatt nur Verschwörungstheorien und Hetze gegen Minderheiten zu produzieren.

  7. @unruhiger

    Werter unruhiger:
    ich frage mich unentwegt, was Sie bloß versuchen zu kompenisieren oder gar ausdrücken möchten über dieses Medium.
    Der Gedanke, dass wir es hier mit einer Person zu tun haben, welche dem Fremdenhass nicht unbedingt abgeneigt ist, verstärkt sich bei mir mit jedem Ihrer aufhetzenden Kommentare zunehmend. Da gibt es sicherlich in anderen Kreisen ein geeigneteres Publikum, welches Sie für Ihre deplatzierten Äußerungen begeistern können, als hier in den ChronoLogs. In diesem Blog kann Sie niemand glücklich machen. Mein Tipp ist: suchen Sie sich einen anderen. Ihre scheinbar mitunter durch das Lesen dieses Blogs ausgelöste andauernde Unruhe kann sich negativ auf Ihr Wohlbefinden auswirken.

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