Zukünfte im Anthropozän. Urbanität 2050

Gastautoren: Anna-Sophie Liebender, Maximilian Dörner, Maximilian Feifel, Nils Diethelm, Veit Vogel.
Einführung: Reinhold Leinfelder

Einführung:

Zum Anthropozän-Konzept gehört auch die Gestaltungsmöglichkeit der Zukunft innerhalb eines von planetaren Grenzen und weiteren globalen Zielen bestimmten Möglichkeitsraums (Metaebene Verantwortung, siehe hier, Abb. 3). Dies war auch eine der Kernaussagen der Sonderausstellung “Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Zukunft der Erde”, die vom 5.12.2014 – 30.6.2016 am Deutschen Museum zu sehen war (und von mir initiiert und mitkonzeptioniert wurde; zur Planung siehe auch hier auf Scilogs).

Während der Realisierungsphase der Ausstellung veranstalteten wir einen offenen partizipativen Wettbewerb zum Thema “Eine Zukunft? Viele Zukünfte! Szenarien für das Anthropozän” Zugrunde lag also meine konzeptionelle Idee der idealtypischen Zukünfte, wie sie bereits hier und hier auf diesem Blog erläutert sind und auch der Ausschreibung vom 23.4.2013  zugrunde lagen.  Da nach Ende der Ausstellung die Gewinnerbeiträge von der Webseite des Deutschen Museums verschwunden sind, dokumentieren wir hier den erstplatzierten Gewinnerbeitrag, des Phoebus Teams, bestehend aus (damaligen) Studierenden des Masterstudiengangs Zukunftsforschung an der FU Berlin. Er zeigt auf, wie Szenarienbildung auf wissenschaftlicher Grundlage entwickelt werden kann (– zur Einreichung gehörte eine Präsentation zur Methodik der wissenschaftlichen Erstellung, deren Inhaltsverzeichnis in Abb. 2 dargestellt ist – ), aber auch als textliches Narrativ umgesetzt werden kann. Ein meines Erachtens sehr beeindruckender Beitrag, der bei der Aktualität des Themas nichts an seiner Bedeutung verloren hat – siehe z.B. das WBGU-Urbanisierungsgutachten von 2016 sowie dessen Comic-Adaptation –  und daher hier gerne präsentiert wird.

Reinhold Leinfelder, 11.5.2017


Gewinnerbeitrag vom 12.3.2013:

Zukünfte im Anthropozän. Urbanität 2050

von Anna-Sophie Liebender, Maximilian Dörner, Maximilian Feifel, Nils Diethelm, Veit Vogel  (Phoebus Team X, Studierende des MA Zukunftsforschung an der FU Berlin)

 

Abb.1: Titelabbildung des Gewinnerbeitrags des Phoebus-Teams, mit Angabe der Szenarienparameter

Fünf Szenarien sind das (hier zunächst durch narrative Darstellung stark vereinfachte) Ergebnis eines Szenario-Prozesses zum Thema Urbanisierung im Anthropozän:

# Status Quo

Im Jahre 2050 hat sich wenig geändert. Viele reden über Endlichkeit, wenige arbeiten gemeinsam dagegen. Keiner der gemeinsamen Lösungsversuche die Wissenschaft, Gesellschaft und Staatengemeinschaften bis dato erdacht haben sind vollständig umgesetzt. Imran hat es satt. Weiterhin werden Auswirkungen und nicht die Auslöser bekämpft. Eine inoffizielle Weltregierung aus globalen Konzernen lenkt im Hintergrund die politische Agenda und sorgt für den Erhalt des Status Quo. Imran kämpft seit Jahren für Chancengleichheit, vergeblich. Im Brennpunkt stehen die Großstädte. Zwei Drittel der 9 Milliarden Menschen leben in ihnen. Während man in den beschützten und abgeschotteten Gated Communities simulierte Jahreszeiten auf der Haut spürt, steigt in den Arbeitervierteln am Rande der Stadt die Sonne über dem Asphalt auf. Dort wohnt Imran, seid er denken kann. Smog steht in den Gesichtern der Bewohner. Menschen so weit das Auge reicht. Es riecht nach Abgasen, Rauch und Fäkalien. Er rümpft die Nase. Die gentrifizierten Zentren der Stadt bleiben davon unberührt. Sie wirken wie eine zweite Realität. Grünanlagen und vereinzelte Solarpanels aus der Zeit der CleanTech Blase speisen weiter den Mythos einer grünen, autarken Stadt. Es gibt Imran ein mulmiges Gefühl im Magen, wenn er diesem Schauspiel zuschaut. Funktioniert hat das alles nie. In Mitten der scheinbaren Idylle befindet sich die Schaltzentrale der Reichen und Mächtigen. Sie versprechen Teilhabe am Wohlstand durch Wachstum und Konsum. Während die Mittelschicht im Asien und Afrika so groß wie nie ist, spaltet sich die Gesellschaft in der westlichen Welt in zwei. Die Reichen werden reicher die Armen ärmer. Imran lebt von der Hand in den Mund. Die umliegenden Werbetafeln beschwören emotional inszeniert Nachhaltigkeit während auf der Führungsetage der repräsentativ gebauten Hochhäuser, Manager den schnellen Profit suchen. Ein Blick ins innere der Bildungsstätten zeigt eine gespaltenen Gesellschaft, deren einzelne Schichten kaum im Austausch miteinander stehen. Obwohl der Mythos der soziale Mobilität durch Bildung weiterhin von Politikern aller Länder propagiert wird ist in den Metropolen der westlichen Welt davon nichts zu spüren. Bildung ist zum Kastensystem geworden. Im Altstadtviertel schlägt die Glocke der Kathedrale zwölf mal und die Bewohner der Stadt eilen in ihre Mittagspausen. Imran schaut ihnen vom Dach seiner Plattenbaut aus zu. Auch kulinarisch hat sich der beschleunigte Lebensstil durchgesetzt. Alles muss schnell gehen. Ein Blick auf die Teller zeigt eine gespaltene Bevölkerung. Während für gehobene Schichten in Restaurants Kalbsbries im Bohnengarten mit Parmesankrokette und Sherry Jus als Statussymbol inszeniert wird, sind globale Engpässe und lebensbedrohliche Preisschwankungen für Grundnahrungsmittel ein Alltagsphänomen geworden. Imran ist froh wenn er zwei mal am Tag essen kann. Gentechnologie hat es bis heute nicht geschafft die ethischen Bedenken abzuwenden und ihr Versprechen einzulösen, die Weltbevölkerung zu ernähren. Fleisch und Milch sind im Zuge der Ressourcenknappheit, insbesondere dem schwindenden Wasser, nur noch im Luxussegment rentabel produzierbar und ökologisch gesehen nicht mehr vertretbar. Der Weg zurück ins Büro offenbart Imran den Flaschenhals der modernen Metropole – Mobilität und Infrastruktur. Lebensmittel, Güter und Personen müssen effizient und schnell transportiert werden. Wie Patienten an medizinischen Maschinen, so hängen die Stadt am Schlauch der Logistik. Hochkomplex und fragil hält sie die Welt am Leben. Störungen führen zum Kollaps der Infrastruktur. Der immense Hunger nach Strom konnte und kann zu keinem Zeitpunkt regenerativ befriedigt werden. Selbst intelligente Energienetze die einen bedarfsgerechteren Strommix ermöglichen schaffen es nicht die Last zu stemmen. Weiterhin werden 70% der Energie aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Mangels Alternativen ist die Renaissance der Kernkraft in der öffentlichen Debatte angekommen. Geleitet wird diese von der Politik. Wie in einem Theater inszeniert diese Aufführungen in denen Bürger durch Partizipation Gastauftritte bekommen, mehr aber auch nicht. Realpolitisch ist die Bilanz ernüchternd. Wenig verändert sich. Imran ist frustrierter denn je.

# Zurück zur Natur

Nadelbäume bedecken die Berge. Die Luft ist sauber und klar. Wasser plätschert aus einer Quelle. Erika liebt den Duft der Tannennadeln. Sie macht das Licht an. Die Stromgewinnung aus Erneuerbaren Energien findet mittlerweile effizient statt. Hier, in höheren Lagen finden sich daher große Wasserbecken als Stromproduktionsstätten und -speicher. Erika kocht sich zwei Eier zum Abendbrot. Man ist sehr bedacht auf eine nachhaltige Produktion. Das erstreckt sich auf die komplette Lebensweise. Man ist sich heutzutage bewusster, dass Ressourcen endlich sind, somit spart man ihren Verbrauch. Das Credo lautet: Man lebt entrümpelt, entkommerzialisiert und entschleunigt. Somit hat Erika viel Zeit zum Lesen. Da man sich in der Vergangenheit von der Konsumwelt, also Dienstleistungen und Lifestyle-Produkten, die einen hohen Verbrauch erfordern, abkehrte, lebt man heute eine neue reduzierte Lebens- und Wirtschaftsweise: Maßhaltung und Selbstbegrenzung sind die wichtigsten Tugenden. Somit gehört auch der materielle Wohlstandsbegriff der Vergangenheit an. Maßloser Eigenbesitz ist „out“. Erika teilt gerne mit Freunden, Bekannten oder Nachbarn. Die neue Lebensweise hat auch Einflüsse auf die Arbeitswelt: Erika volontiert, teilt ihre Erwerbsarbeit mit ihrer Familie, welche vorher keine hatte und erhält dafür ein Grundeinkommen. Somit verschwanden auch langsam die Unterschiede zwischen Arm und Reich – eine breitere Mittelschicht wuchs an. Das veränderte die Gesellschaft. Heute schätzt man eher den Erfahrungsreichtum älterer Menschen. Ältere Familienmitglieder werden wieder integriert. Erika genießt es oft, ihrem Großvater bei seinen Geschichten der Konsumenten-Vergangenheit zu zu hören. Heute befindet sich alles vor der Haustüre – sowohl auf dem Land als auch in der Stadt. Man baut sein Gemüse im eigenen Garten an – in der Stadt auf dem Hausdach. Somit wird vom Agrarprodukt bis hin zum Fahrrad alles regional hergestellt und verkauft. Die langen Wertschöpfungsketten, welche Opa beschreibt sind nicht mehr notwendig. Auch im politischen Leben hat sich einiges verändert. Durch eine bürgernahe Politik nehmen Bürger am politischen Leben teil. Erika interessiert sich für ihre gegenwärtige und zukünftige Gemeinschaft. Das Leben ist daher selbst in den Städten wieder sicher und rücksichtsvoll. Dieses neue Bewusstsein für endliche Ressourcen spiegelt sich auch in der internationalen Politik wider: Für eine Politik der Energiesuffizienz wurden fossile Brennstoffe sowie Massentierhaltung und Milchproduktion besteuert. Andererseits dürfen Bürger den öffentlichen Nahverkehr kostenlos nutzen, wenn sie nicht eh schon mit dem Fahrrad unterwegs sind. Auch in den Nachfolgeprotokollen der internationalen Gemeinschaft hat sich einiges getan: Weltweit handeln Industrie- und Entwicklungsländern mit Emissionshandelszertifikaten, um finanzielle Anreize und Möglichkeiten für eine nachhaltige Energiewirtschaft zu schaffen. Erikas langer Blick über die grünen Berge sowie ins Tal der modernen Stadt bestätigt, wie ökologisch und bewusst man in dieser Welt lebt.

# Bioadaptive

Es dämmert über den Reisfeldern. Das leise Surren der Photovoltaik erfüllt das Dorf. Die Anlagen richten sich wie Pflanzen nach dem Licht aus. All dies ist Suri so vertraut, dass es ihre Morgenruhe kein bisschen stört. Die Bewässerungsanlagen versorgen die Felder schon mit Wasser – das andauernde Gurgeln lässt darauf schließen, dass die hohe Luftfeuchtigkeit über Nacht nicht nachgelassen hat. Es konnte wieder viel Wasser in den Speichern gesammelt werden. Suri gähnt. Die Verarbeitung von Pflanzenfasern der letzten Ernte ist auf dem Dorfplatz in vollem Gange, und erfüllt das Tal mit einem Duft, der an frische Reiskuchen erinnert. Aus den Fasern wird in einem komplexen Vorgang ein hochmodernes Material nach dem Vorbild des Panzers eines ansässigen Käfers hergestellt – es ist leicht, enorm stabil und dennoch biegsam. Wie hier, dienen in allen innovativen Staaten Prozesse, Materialien und Zusammenhänge die in der Natur existieren als Vorbild der Technologien. Suri streckt sich und stellt sich unter einen Wasserspender der an die Speicher angeschlossen ist, um zu duschen. Die ganze Produktionsweise ist so ausgerichtet, dass der geschöpfte Wert zwar umgewandelt und verändert werden kann, dabei aber möglichst wenig verloren geht. Weltweit ist die Urbanisierung stark vorangeschritten. Megacities und urbane Ballungsräume haben in ihrer Bedeutung als Zentren wirtschaftlicher und politischer Macht zugenommen. Der internationale Wettbewerb, in dem solche Agglomerationen zueinander stehen, hat sich aber merklich abgeschwächt. Dies hängt unmittelbar mit einem starken Nachhaltigkeitsbewusstsein zusammen, dass sich global relativ einheitlich entwickelt hat. Anstatt sich international zu messen, konzentriert man sich zunächst gezielt auf die Region und versucht die naturräumlich gegebenen Vorteile umzusetzen und zu nutzen. Viele Suchen die Dichte der Stadt – Suri zog sich freiwillig auf das Land zurück. Kreislaufsysteme sind entstanden, durch die eine wahre Nachhaltigkeit möglich geworden ist. Dabei werden Abfälle ebenso weitestgehend vermieden wie eine ineffiziente Nutzung von Energie. Während die Natur auf diesem Weg zu alter Bedeutung und Wertschätzung in der Gesellschaft zurückgefunden hat, profitieren Politik und Wirtschaft von den entstandenen Kreislaufsystemen. Abläufe sind transparent und lassen sich gut vermitteln, bleiben aber doch effizient. Nicht nur die Bewohner hier in diesem Dorf sind sehr zufrieden mit ihrer Situation, denn durch möglichst regionale Produktionswege haben rurale Gebiete eine Aufwertung erfahren. Zwar hat die Großstadt in vielen Dingen Vorbildfunktion, Technologien und Lösungen die in solch eng besiedelten Räumen das Zusammenleben angenehm, qualitätsvoll und lebenswert gestalten finden aber vielmals auch Anwendung in kleineren Städten oder Dörfern. Das hiesige Bewässerungssystem etwa wurde ursprünglich für urban gardening Anlagen in Metropolen entwickelt. Suri hat es damals als Biotechnikerin adaptiert und den Umständen angepasst. Der Staat fördert solche Adaptionen auf dem Land ebenso entschieden, wie den engen Austausch von urbanen und ruralen Gebieten. Natürlich auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung: man ist darauf angewiesen, attraktiven Lebensraum zu dezentralisieren. Und viele folgen Suri’s Vorbild in der letzten Zeit. Die Menschen hier sind sehr froh, dass sich das gesellschaftliche Bewusstsein gewandelt hat: Nützlichkeit, Effektivität, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit sind die zentralen Kriterien ihres Alltages. Dieser Ansatz wird gelebt, und hat hier vor Ort für eine noch nie gesehene Lebensqualität gesorgt. Suri schaut sich um, und genießt den Reiskuchen den ihre Nachbarin ihr lächelnd anbot. Wie eine Blume lebt das Dorf im Einklang der Hügel der Umgebung.

# Hightech

Die Sonne steigt langsam über der Kuppe der Stadt empor, und löst die Scheinwerfer der Metropolen Nachtzüge ab. Yoshida fährt im Komfort seines Abteiles der Schwebebahn zur Zentrale. Es wird Hell, und jeden Tag ein klein wenig heller. Die globale Erhitzung, zugleich durch natürliche Prozesse so wie den Einfluss der Menschen bedingt, verändert das Umland. Es bleibt die erste Lehre, welche jedes Schulkind lernt, und nie vergessen wird, oder kann. In der Stadt, für Yoshida, heißt es jedoch ‘business as usual’. Er fährt in sein Labor und forscht. Dies stimmt aber nicht ganz. Mit der Veränderung des Planeten Erde gab es globale Krisen und konsequente Krisensitzungen. Solidarität machte sich gezwungenermaßen breit. Und mit ihr ein neues Mantra. Überleben durch Anpassung. Nicht etwa die Anpassung des Menschen an seinen neuen, schwierigen Lebensraum. Nein, stattdessen die Anpassung des schwierigen Lebensraumes an die Bedürfnisse des Menschen, zumindest in den bewohnten Stadt Zonen, vor den tödlichen Strahlen der Sonne unter Kuppeln erbaut. Somit ward das Anthropozän absoluter denn je. Und Yoshida war einer der Macher in dieser schwierigen Zeit, Material-Techniker, einer, der Dinge vorwärts bewegte. Neue Möglichkeiten im Energiesektor durch die erhöhte Sonneneinstrahlung trieb adaptive Forschung voran, was in riesigen Durchbrüchen und Innovationen resultierte. Jede Oberfläche verwertet die Strahlen der Sonne, und diese Energie bewegt die Welt so wie Yoshi sie kennt. Lebensmittel, Rohstoffe und Biosphäre werden somit alle synthetisch hergestellt, zum größten Teil aus Reststoffen. Er erinnert sich nostalgisch an die ersten Schritte der Adaption. Durch energetische Umwandlung stellte man sich dem Ressourcendefizit entgegen, durch Entwicklung schafft man der Welt neue Formen. Und Tag für Tag wird es immer effizienter, fast alle Materialien können wieder in den Kreislauf integriert werden, der Wettlauf gegen die Veränderung ist fast bezwungen. Dennoch blieben in Kampf und Bändigung der neuen Umstände viele auf der Strecke. Yoshida denkt wehleidig an diese. Wer nicht beisteuerte, wurde sich selbst überlassen, außerhalb des schützenden Kuppeln der Megametropolen und deren lebenserhaltenden Luxus. Die Chancen aufs Überleben waren damals gering. Dennoch gibt es fast absoluten Einklang, es wird getan was getan werden muss, und langsam nähert man sich dem Punkt, wo Spielräume wieder sichtbar werden, das neue Anthropozän ist fast ausgewachsen. Obwohl es keine wahrhaftige Form der demokratischen Wahl mehr gibt, außer auf lokaler Ebene, sind die Menschen zufrieden. Yoshida schaut aus dem Fenster über die Landschaft, geprägt von Chromeo-Fassaden, und lächelt. Was der Mensch nicht alles schaffen kann, wenn er muss.

# Kollaps

Im Jahr 2050 hat sich viel verändert. Die Gesellschaft gliedert sich im Wesentlichen in zwei Kategorien: die Gewinner und die Verlierer. Zu allem Entsetzen stellt die Gruppe der Verlierer jedoch die Mehrheit der Gesellschaft dar. Richard gehört jedoch zu der gebündelten kleineren Gruppe der Gewinner, welche die Mehrheit der Macht und Gestaltungshoheit beibehalten haben. Bei Betrachtung des Gesamtwohlstandes wird deutlich, dass ausreichend Wohlstand und Vermögen vorhanden ist, diese jedoch massiv ungleich verteilt sind. Richard hatte halt Glück. Dieser Mangel an Teilhabe am Wohlstand zieht sich wie ein rotes Band durch sämtliche Bereiche und Ausprägungen des Lebens der ärmeren Menschen. Die Städte in denen sie wohnen, gleichen größtenteils dem Abbild von Trümmerhaufen. Rich, der es sich leisten kann, lebt nicht in der Stadt, er lebt auf dem Land, am Strand und in den Bergen, wie es ihm gerade passt. Bis auf einige Luxusghettos und einige wenige intakte Rückzugsorte in der direkten Innenstadt sind Städte von ihrem eigenen Gewicht erschlagen worden und ächzten unter ihrer massiven Überbevölkerung. Die einfachen Menschen sind aufgrund ihrer Anstellungen genötigt, im städtischen Raum wohnen zu bleiben. Sie verrichten einfache Dienste, die durch Maschinen bis jetzt noch nicht ersetzt werden konnten. Vielen der Stadtbewohner fehlt gar jegliche Arbeit, sind aber aufgrund von Transferleistungen gezwungen im Stadtbereich zu wohnen. Der Aufstieg durch Bildung bleibt der Mehrheit verwehrt, denn der Zugang zu Bildung, insbesondere hochwertiger, ist stark eingeschränkt und die Kapazitäten sind begrenzt. Hochwertige Bildung wird zum Luxusgut für die wohlhabende Schicht, wie Richard nur zu  gut weiß. Finanziell benachteiligte Familien finden nur sehr selten Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen, Richards Klassen waren so komprimiert, dass nie mehr als fünf oder sechs Studenten vor Ort waren. Akademische Abschlüsse sind ein Statussymbol der Gewinner. Dieses depressive Stadtbild verschärft sich auch im Hinblick auf die Sicherheitssituation. Die Sicherheit des öffentlichen Raums wird neben den staatlichen Ordnungsbehörden durch private Sicherheitsdienstleister ergänzt. Wohnviertel der Oberschicht sind durch hohe Mauern und Wachmänner geschützt. In Richards Nachbarschaft, Bellevue, kommt man nur mit ID Chip hinein. In den Wohnmilieus der Unterschicht herrschen teils Zustände eines rechtsfreien Raumes. Öffentliche Plätze in der Innenstadt können nur tagsüber ohne größere Sorgen besucht werden und werden von paramilitärischen Truppen bewacht. Auch in Hinblick auf die Rohstoffverhältnisse und Energielösungen sieht es düster aus. Einem uneingeschränkten Fortschritts- und vor allem Wachstumsglauben zuschulden wird die Erde bis aufs letzte ausgebeutet. Erreicht die Zugänglichkeit von Rohstoffen ihre Grenzen, werden neue Verfahren oder bereits bestehende teurere Verfahren angewandt, um auch die letzten Kapazitäten abzuschöpfen. Erneuerbare Energien konnten nicht die an sie gehegten Erwartungen einer globalen Energieversorgung erfüllen. Weiterhin dominieren fossile Brennstoffe und Atomkraft den globalen Energiemix. Richards Vater machte Billionen mit seinen Atomreaktoren. Eine Abkehr ist vorerst nicht zu erwarten. Emissionswerte erhöhen sich stetig. Die Möglichkeiten der Mitgestaltung, Veränderung und Partizipation haben sich massiv verschlechtert. Eine Mitbestimmung existiert de jure, wird jedoch nicht de facto praktiziert. Nach einer Reformation des Wahlrechts richtet sich der Stimmanteil nach dem Einkommensteuerbetrag. Dies führt dazu, dass Vermögende wesentlich mehr Mitbestimmung ausüben können als materiell Benachteiligte. Die Welt ist Richards Spielplatz, und die beinharte Realität der ‘Anderen’ ist ihm fremd.

Abb. 2: Übersicht zur Szenarienerstellung (Phoebus-Team)

Gastautoren
Anna-Sophie Liebender
BA Economics
MA Future Studies
anna.liebender@gmail.com
Maximilian Dörner
BA Business Anthropology PGcT Development Studies MA Future Studies
maximilian.doe@gmail.com

Maximilian Feifel
BA East Asia Studies & Philosopy MA Future Studies
maximilian.doe@gmail.com

Nils Diethelm
BA Economics
MA Future Studies
nils.diethelm@gmail.com

Veit Vogel
BA Economis & Philosophy MA Future Studies


 

Animationsvideo aus der Anthropozän-Ausstellung des Deutschen Museums zum Stoffwechsel der Stadt
© Deutsches Museum (Deutsches Museum Digital)

Reinhold Leinfelder ist Geologe, Geobiologe und Paläontologe. Er ist Professor an der Freien Universität zu Berlin (Arbeitsgruppe Geobiologie und Anthropozänforschung) sowie (seit Okt 2018) zusätzlich Senior Lecturer am Institut Futur der FU. Seit April 2022 ist er formal im Ruhestand. Seit 2012 ist er Mitglied der Anthropocene Working Group der International Stratigraphic Commission. Von 2006-2010 war er Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, von 2008-2013 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), von 2011-2014 Research Fellow und affiliate Carson Professor am Rachel Carson Center an der LMU, München, von 2012-2018 Principal Investigator am Exzellenzcluster "Bild-Wissen-Gestaltung" der Humboldt-Universität zu Berlin, von 1. Sept. 2014 bis 15. Sept. 2016 Gründungsdirektor der Futurium gGmbH in Berlin. Seine Forschungs- und Lehrschwerpunkte liegen beim Anthropozän, Korallenriffen, neuen Methoden und Herausforderungen des Wissenstransfers und Museologie | Homepage des Autors | blog in english, via google translate

8 Kommentare

  1. Nun, bis 2050 dauert es nicht mehr lange und vieles wird in den meisten Szenarien gleich sein, allenfalls die Richtung der weiteren Entwicklung wird sich von Szenarium zu Szenarium unterscheiden. Folgendes ist auf alle Fälle bis 2050 zu erwarten
    1) Mehr Wohlstand vor allem in Asien und Afrika. Verdoppelung des Welt-BIP
    2) 2 Milliarden Afrikaner anstatt 1.2 heute, Indien > China, > 70% leben in Städten
    3) 1.5°C wärmer als präindustriell, > 20 cm Meeresspiegelanstieg relativ zu 2000
    4) Roboterisierung hat sehr viele Berufe unnötig gemacht, autonome Fahrzeuge sind verbreitet.

    Dies ist in allen Szenarien zu erwarten – ausser es gibt eine Katastrophe wie eine dritten Weltkrieg. Daran wollen wir nun die obigen Szenarien messen:
    Szenarium # Status Quo
    – Zitat: ” Die Reichen werden reicher die Armen ärmer” Wahrscheinlicher ist wohl: In den bereits reichen Ländern stagniert oder sinkt das Einkommen der Unqualifizierten und in den sich entwickelnden Ländern steigt der Wohlstand der Reichern schneller als der der Armen.Ein Szenario in dem das nicht mehr zutrifft würde ich nicht als #Status Quo bezeichnen.

    Szenarium # Zurück zur Natur
    – Zitat: “Man lebt entrümpelt, entkommerzialisiert und entschleunigt.”
    In den reichen Ländern denkbar in den Entwicklungsländern unwahrscheinlich

    Szenarium # Hightech
    – Zitat: “Dieser Mangel an Teilhabe am Wohlstand zieht sich wie ein rotes Band durch sämtliche Bereiche und Ausprägungen des Lebens der ärmeren Menschen. Die Städte in denen sie wohnen gleichen größtenteils dem Abbild von Trümmerhaufen.”
    Ein solches Szenarium würde ich nicht Hightech nennen.

    Szenarien aus Sicht eines Wohlhabenden
    Alle obigen Szenarien stammen von einem Bewohner Europas oder der USA – und mit grosser Wahrscheinlichkeit ist es gar ein Deutscher oder sind es Deutsche, die die obigen Szenarien geschrieben haben. Denn die Haltungen hinter den Szenarien entsprechen den typischen Denkhaltungen von Europäern oder US-Amerikanern und wenn es ein Europäer ist, dann stammt er aus einem der europäischen Ländern, in denen es eher besser läuft. Also nicht aus Griechenland.

    • Herr Holzherr, es handelt sich bewusst um idealtypische Situationsszenarien, der Verlauf dorthin ist ins Narrativ mit entwickelt.
      Vorlage war mein eigenes idealtypisches Szenarienkonzept (reaktiv, suffizient, bioadaptiv, Hightech, business as usual), was aber so nicht umgesetzt werden musste:

      Status Quo entspricht in etwa meinem reaktiven Szenario, allerdings mit einem, in dem die Externalitäten von den zukünfigen Verantwortlichen ungenügend berücksichtigt wurden, es geht von BAU aus und hat das Auseinanderfallen der Gesellschaft nicht verhindert. Waren sozusagen ungenügende Anstrengungen, das kommt im Beitrag gut raus.

      Hightech ist narrativ als Verlaufsszenario ausgeführt, bei dem über reaktive Anpassung, die erst ungenügend war, dann doch via neuer Technologien eine Wende erreicht wurde, allerdings auf Kosten demokratischer Strukturen.

      Kollaps entspräche meinem BAU-Szenariotyp (bei dem nicht einmal reaktiv Anpassung versucht wird)

      Zurück zur Natur und bioadaptiv entsprechen vom Typ meinen Suffizienz bw. bioadaptiv/Kreislaufwirtschaftsszenario.

      Sie skizzieren ein Mischszenario. Tatsächlich sollen die idealtypischen Szenarien ja helfen, entsprechende Mischszenarien so zu entwickeln, dass planetary boundaries und SDGs nicht gerissen werden.
      Zu ggf. aktualisierten Zahlen siehe insb. auch das im Beitrag verlinkte Urbanisierungsgutachten des WBGU von 2016.

      Ihren Einwand, dass dies rein westlich basierte Szenarien sind, teile ich nicht. Szenarien sind natürlich auch keine Vorhersagen, sondern eben Szenarien.

      Die Weiterentwicklung dieser Szenarien war, wie ja im Beitrag angedeutet wird, durchaus angedacht. Zum Teil habe ich dies auf meinen verlinkten Beiträgen hier auf diesem Blog (von 24 Feb. und 5.Okt 2014) getan.

      • Die Wertehaltungen hinter den Szenarien entstammen einer westlichen, ja gar deutschen Öko-Sicht, allerdings kann das ja auch kaum anders sein und muss auch nicht anders sein, denn wer will sich anmassen für die ganze Welt zu sprechen?
#Zurück zur Natur und #Bioreaktiv sind die positiv bewerteten Szenarien, alle anderen, darunter auch #Hightech sind negativ bis apokalytisch. Atomenergie wird negativ bewertet und der fossilen Energie gleichgestellt, dezentral erzeugte Energie und eine lokale, dezentrale, suffiziente, gerechte und inklusive Produktions- und Lebensweise dagegen kommen als Ideal rüber. In allen Szenarien-Stories wird die in Deutschland wichtige Frage nach der Gerechtigkeit der Gesellschaft gestellt.
Offensichtlich will dieses Szenarienset den Lesern zeigen wie gut oder wie schlecht die Zukunft sein kann. Gut, wenn man sich für das Richtige (#Zurück zur Natur oder #Bioreaktiv) entschieden hat, schlecht sonst.
Doch eine solch idealtypische Denkweise hat auch ihre Gefahren
Das (vermeintlich) Bessere kann das Gute verhindern
Gute Politik ist die Politik des Möglichen und zwar des gesellschaftlich, politisch und technisch Möglichen . Dieses Mögliche muss wünschenswert aber nicht ideal sein. Allzu häufig werden gute erreichbare Möglichkeiten Idealen geopfert, die nur schwierig zu realisieren sind.

        Beispiel 1: Die ganze Welt könnte in 10 bis 20 Jahren schon mit rein erneuerbar erzeugtem Strom versorgt werden, wenn man grossräumige Stromnetze bauen würde. Doch politische Gründe (Angst vor Auslandabhängigkeit) und gesellschaftlich/idelogische Gründe (dezentral und lokal erzeugte Energie ist besser) verhindern dies. Das Gute und Mögliche wird also durch das Anstreben des vermeintlich Besseren (dezentral/lokal) verhindert, mindestens aber verzögert, denn die Technologie für eine kostengünstige, dezentrale EE-Versorgung ist wegen fehlenden oder zu teuren Speichern heute noch nicht, sondern erst in einer unbestimmten Zukunft realisierbar. Doch der Zeitverlust von vielleicht 30 Jahren durch Warten auf die Realisierbarkeit der idealen Lösung bedeutet, dass wir das Klima für dutzende bis hunderte von Jahren in eine wohl unerwünschte Richtung verändern.

        Beispiel 2: Nur etwa 20% der Entwicklungshilfegelder erreichen die Menschen, denen geholfen werden soll. Wenn man dagegen direkt den Ärmsten mit einem Verdienst von weniger als 1.25 Dollar pro Tag Geld in die Hand drücken würde könnten 90% der Entwicklungshilfegelder die Betroffenen erreichen und damit könnte man sogar die Extremarmut weltweit mit dem heutigen finanziellen Aufwand zum Verschwinden bringen. Doch wiederum entspricht eine solche effektive und gute Entwicklungshilfe nicht dem Ideal, das die Entwicklungshilfeorganisationen mit ihren Projekten verfolgen – unter anderem, weil man nicht wisse und keine Kontrolle darüber habe, was die Menschen mit dem Geld machten.

        Letzlich verhindert das Festhalten am Ideal hier wie in unzählig anderen Fällen eine praktikable, gute und schnelle Lösung.
        Fazit: Wer das Ideale verfolgt kann das Mögliche verpassen.

        • nachdem mir jetzt mein sehr langer Kommentar auf Ihren Kommentar leider versehentlich in den WordPress-Orkus gegangen ist, hier wenigenstens eine kurze Reaktion.
          1) Idealtypische Szenarien heißt nicht, dass dies so eins zu eins umgesetzt werden soll, sondern dass die Vorstellungskraft für wünschbare Szenarien geschult werden soll.
          2) Idealtypische Szenarien sind nicht per se positiv oder negativ. Sie können / sollten allerdings geframed sein, etwa durch die Planetary Boundaries und SDGs.
          3) Idealtypische Szenarien sind vor allem auch Hilfestellungen, um Mischwege anzugehen, denn je nach Region, Kulturkreis und Gesellschaftsform werden unterschiedliche Möglichkeiten da sein, insofern ist auch der internationale Aspekt deutlich dabei. Auch können Mischungen, etwa aus reaktiv, suffizient und hightech eingeschlagen werden, um eine andere Vision (etwa komplette Kreislaufwirtschaft) über gewisse Umwege zu ermöglichen.
          4) Die idealtypischen Szenarien sind gerade dazu da, eben keine Ausreden zu bieten, abzuwarten (auf “bessere” Lösungen zu warten etc.), sondern klar zu machen, dass wir ein breites Portfolio von Möglichkeiten haben, und heute anfangen können / müssen, solche Pfade einzuschlagen.
          5) dies ist ein Gastautorenbeitrag, ggf. könnten Sie bei weiteren Fragen die Autoren auch selbst anschreiben, die email-Adressen sind angegeben.

          Hier noch einige Links zu weiteren Beiträgen in diesem Blog:
          > Vermeidung von Ausreden
          > Notwendigkeit von Zukunftsvisionen
          > Framing und mein Szenarienfünfeck

          Hier > Vortragsfolien eines meiner aktuellen Vorträge, siehe insb. Folien 23-30

          Und noch zum Beispiel Städte: idealtypische Szenarien sollten innerhalb ihres normativen Framings durchaus neutral bzw. bestmöglich positiv sein. Vortragsfolien hierzu werde ich vielleicht demnächst freigeben. Kurz vorab:
          1. Business as usual/Kollaps ist negativ
          2. Reaktiv: Bebauung von Brachflächen, u.a. unter gleichzeitiger Sicherung von Stadtnaturverbindungsflächen und Regelung der prekären Abwassersituation von Berlin (v.a. bei Starkregen), etwa durch Ralf Steegs Luritec-System
          3. Suffizienz. Umwandlung von Parkhäusern und leerstehenden Industrieanlagen zu Wohnraum, insb. aber neuartiges Wohnungsmanagement mit Tauschmöglichkeiten etc., siehe Stadtplaner Daniel Fuhrhop. Oder auch vorübergehende Schaffung zusätzlichen Wohnraums (etwa Projekt Living Roof oder auch einfachere Lösungen)
          4. High Tech, etwa Beispiele aus dem Future City Lab Berlins
          5. Bioadaptiv/kreislaufwirtschaft, etwa durch neue Materialien, Verwendung von Müll und Recyclingmaterialien oder auch Stadtmanagement von unten (vgl. Artikel von HJ Schellnhuber “Der funktionale Slum” in der Süddeutschen Zeitung)

          Nachtrag: hier die Folien meines aktuellen Vortrags zu “Willkommen im Anthropozän! Zukunftskonzepte vermitteln” auf Researchgate, u.a. mit dem oben erwähnten Berlin-Beispiel.

          Weiteres zum Thema Urbanisierung:
          > WBGU-Gutachten 2016: “Der Umzug der Menschheit” .
          > WBGU-Gutachten in Kurzform als Comic “Der urbane Planet

  2. Ziemlich spannend.
    Alle Szenarien haben (wohl bewußt) keine Perspektive auf Stabilität, die einen wegen zu großer sozialer Verwerfungen, die anderen (v.a. zurück zur Natur) wegen einer typischen Eigenschaft des “netten Kollektivismus”, der auf die längere Sicht immer ein wenig zum “netten” und umso härteren Konformitätsdruck neigt. Von allem ein bißchen, ist die vielleicht realistischste Variante.
    “Durch energetische Umwandlung stellte man sich dem Ressourcendefizit entgegen, durch Entwicklung schafft…”
    Ein Hauch von soylent green…?

    • Ja, das “idealtypische” in den Szenarien ist hier durchaus nicht wörtlich zu verstehen, sondern dynamisch angelegt, dadurch m.E. aber mit besonderem Charme. Wenn dieses Vorgehen dann ein besseres Vorstellungsvermögen von bislang Unsichtbarem schafft und als Konsequenz eine als Mischung von Teilen der Szenarien bestehende Vorstellung eines tatsächlich “wünschbaren” Szenarios ermöglicht, haben die Szenariennarrative ihr Ziel erreicht.

      “Durch energetische Umwandlung stellt man sich dem Ressourcendefizit entgegen” zielt auf Kreislaufwirtschaft, nicht gleich auf Soylent Green. Ein Soylent Green-Szenario wäre aber möglicherweise als Fortsetzung des Kollaps-Szenarios denkbar.
      Für alle, die die Soylent-Green-SciFi-Filmdystopie nicht kennen: https://de.wikipedia.org/wiki/%E2%80%A6_Jahr_2022_%E2%80%A6_die_%C3%BCberleben_wollen
      Interessanterweise ist Soylent wieder da, und zwar als tatsächliches Designerfood (ähnlich wie die verbreiteten Proteindrinks, nur durch weitere Kommponenten ergänzt). Das würde dann wiederum in ein Ernährungs-Hightech-Szenario passen. Nur ist es dann hoffentlich kein Soylent Green 😉 https://de.wikipedia.org/wiki/Soylent, siehe auch http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2014-10/soylent-getraenk-food-hacking-rob-rhinehart

        • Was schon rein optisch so manche Fleischware erklärt.

          @Reinhold Leinfelder

          “Lästiges Essen”, “durcharbeiten”
          Ein Stück Dystopie steckt da schon drin. Besonders gefällt mir der Satz
          “Natürlich ist Soylent im Vergleich zur Ernährung vieler Amerikaner ein Upgrade”

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