Wem gehört die Erde? – Anthropozäne Zukunftsvisionen für die Ukraine und Utopien für die Welt 

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Der Anlass für diesen Beitrag

Ich kenne niemanden, der über den Ausgang des Treffens von Trump und Vance mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj nicht zutiefst geschockt wäre. Und wie es nun wirklich weitergehen soll, davon hab nicht nur ich auch keine gute Vorstellung. Nach dem am 4.3.2025 vermeldeten Einfrieren sämtlicher Militärhilfe für die Ukraine durch Trump (und dem darauf folgenden „Einlenken“ von Selenskyj) ist statt Ratlosigkeit und Fatalismus vielleicht doch eher verschärftes Nachdenken angesagt. Daher habe ich mein Zukunftsfünfeck wieder rausgekramt, welches ich mir schon 2022, gleich nach Anfang des russischen Angriffskriegs mal aufgezeichnet habe, einfach um besser darüber nachdenken zu können, wie eine Lösung aussehen könnte (Abb. 1).

Abb. 1: Mögliche Zukunft für die Ukraine basierend auf einer Kombination von Wegen zum Frieden. Ein persönlicher Nachdenkeversuch von 2022 (siehe Text)

In gewisser Weise ist dieser Blogpost eine Fortsetzung meines vorherigen Posts, bei dem insbesondere die viel zu starke Polarisierung unseres Denkens in ein „entweder – oder“ behandelt wurde, was Populismus fördert und dann alles an differenzierteren, aber dadurch eben auch komplexeren Maßnahmenbündeln verhindern kann. Ich hatte im letzten Beitrag versucht, die Notwendigkeit eines entsprechenden Neudenkens auch im Kontext der Analyse unseres Erdsystems im Anthropozän zu begründen, also die Berücksichtigung von Interdependenzen, Feedbacks, sowie regionalen und zeitlichen Aspekte als Grundlage unseres Angehens von Problematiken und Herausforderungen zu sehen. Dies soll hier nochmals aufgegriffen und ergänzt werden.

 

Multiperspektivisches Denken

Wie im Anthropozäniker-Blog auch an anderer Stelle immer wieder behandelt, stammt das Denken in multiperspektiven-Szenarios aus der Zukunftsforschung und dient dazu, nicht nur unsere angeblich wahrscheinlichen Zukunft, also ‚business as usual ‚mit kleinen Abweichungen vorherzudenken/planen, sondern auch andere mögliche Zukünfte, darunter ggf. auch visionäre und utopische Zukünfte anzudenken, um daraus wünschbare Zukünfte herauszudestillieren und ggf. Wege dorthin planen zu können. Verschiedene mögliche bzw. wünschbare Zukunftspfade schließen sich dabei aber nicht aus, sondern sollten dann aber gemeinsam angegangen werden, so ist auch meine 2022- Überlegung in Abb. 1 zu verstehen.

Wendet man dieses Multiperspektiven-Denken auf verschiedene Bereiche unserer Lebenswirklichkeiten an, werden sich die meisten schnell einig sein, dass ein Business-As-Usual-Szenario der schlechteste Weg ist, aber viele Möglichkeiten bei reaktiven, suffizienten, bioadaptiven und high-tech-Wegen bestehen, die sich eben gegenseitig nicht ausschließen sollten. Die Vereinfachung zu diesen fünf „idealtypischen“ Zukunftsszenarien als Denkhilfe entstand u.a. hier im Blog ( und liegt auch dem ursprünglichen Konzept fürs Haus der Zukunft/Futurium Berlin zugrunde, siehe hier sowie Leinfelder 2016). Es funktioniert gut für Bereiche wie Wohnen, Ernährung, Mobilität, Energieversorgung oder Gesundheitsystem der Zukunft, aber auch für die Zukunft der Natur- und Ozeanschutz (siehe Anhang am Ende dieses Beitrag für einige weitere Beispiele dieser “Überlegungen über fünf Ecken”) und dient immer zum Erstellen von Maßnahmenbündeln aus allen Bereichen, wobei deren Erfolg beobachtet werden muss und auch die Maßnahmenbündel entsprechend wieder modifiziert werden können. Das von mir vorgeschlagenen Zukünfte-Fünfeck wurde (im Kontext der Gründung des ebenfalls fünfeckigen Haus der Zukunft / Futurium) von den Medien sogar als “Pentagon für die Wissenschaft” bezeichnet. Diese, damals flapsige Bezeichnung hat nun im Kontext der vielen aktuellen Kriege, insbesondere nun auch hinsichtlich der Entwicklung zur Ukraine eine leider viel aktuellere Bedeutung erhalten (siehe Abb. 1). Ich bin der Meinung, dass die Gewichtung im Ukraine-Vünfeck insbesondere, aber nicht nur bei „reaktiv“ deutlich verstärkt werden muss, also weitere Waffenlieferungen, auch als Reaktion auf das Einfrieren dieser durch Trump. „Weniger ist mehr“ darf aber ebenfalls keinesfalls aufgegeben werden. Notwendig sind insbesondere Verhandlungen auf Augenhöhe, die nicht nur profitmaximierenden Deals bzw indirekte Übernahme der Ukraine durch „andere“ bedingen – auch Hilfslieferungen, ggf. auch weitere Flüchtlingsaufnahme müssen weiter durchgeführt werden. Besonders wichtig erscheint mir auch ein generelles geopolitisches Umdenken (siehe dazu nachfolgend). Und die Überwachung der Maßnahmen, Einhalten von Verhandlungszielen, ggf. auch die weitere Absicherung ist ebenfalls überaus wichtig, dies liegt zu großen Teilen in der High-Tech-Ecke des Fünfecks. 

 

Greedy “Deals” – Bodenschätze und Co.

Nun aber zum geopolischen Umdenken, welches in Abb. 1 ja bewusst in der bioadaptiven Ecke steht. Hier erlaube ich mir mal sehr groß zu denken (im Sinne von utopisch erscheinend, aber doch ggf. als Messlatte bzw. Bewertungswaage unseres globalen, regionalen und lokalen Agierens dienen zu können).  Der Pseudo-“Deal“-Vorschlag von Trump zeigt bestens auf, dass es wie bei so vielen Kriegen mal wieder auch bzw. vor allem um Ressourcen geht, die man sich so „sichern“ (besser: “einverleiben”) möchte. Das war ein ganz wesentlicher Aspekt für die Nahost-Krisen und Kriege, bei denen der Zugang Erdöl, z.T. auch Erdgas eine wesentliche Rolle spielte. Das galt auch für die Besetzung der Westsahara durch Marokko, da es dort die mit Abstand weltgrößen Reserven von Phosphaten ging (siehe dazu hier im Blog). Durch den Polisario-Widerstand hat Marokko hat dann sehr viele Leute dorthin umgesiedelt. Die Annexion ist weiterhin von vielen Staaten nicht anerkannt, auch von Deutschland nicht.

Die Geschichte von Elsass-Lothringen ist sehr komplex, aber insbesondere die Wiederannektierung durch Nazideutschland im 2. Weltkrieg hatte auch sehr viel mit den dortigen überaus reichen Bodenschätzen zu tun. Dies betrifft v.a. die Vorkommen von Eisenerzen vom Minette-Typ, das zwar geringere Eisengehalte als etwa die Eisenerzvorkommen im Ruhrgebiet hat, dafür in gigantischen Mengen vorkommt, aber auch Steinkohle, z.T. auch andere Vorkommen wie Salze. Insbesondere Eisenerz wurde für die Kriegsindustrie immer wichtiger, denn die Eisenerze am Fuß der Schwäbischen Alb (ebenfalls eisenoolithische Minette-Erze) waren am Ausgehen. Und wie ich auch schon im Studium lernte, gehören die Erzlagerstätten der Ukraine (Krywbas), aber auch die Kohlelagerstätten (Donbaz) zu den größten Europas, ja sogar weltweit (auch sie waren bereits Ziel für Einfall der Deutschen im 2. Weltkrieg. Auch Erdöl und Erdgas sowie nun auch seltene Erden, Graphit etc. sind zu finden (siehe hier) (wobei das Vorkommen der für die Elektronik so wichtigen Seltenen Erde ggf. durch Trump und Co. überschätzt wird, siehe Artikel hier). Dann ist die Ukraine natürlich auch noch die Kornkammer Europas, ein weiterer „Schatz“.

Diese Liste von Krisen um Bodenschätze und weitere Ressourcen ließe sich beliebig weiter verlängern (z.B. aktueller Nachtrag v. 11.3.25: Trumps Absicht, Grönland zu kaufen, siehe dazu Tagesschau-Artikel). Solche Krisen stammen aus der Tradition des Imperialismus, zu dem Trump und Co. mehr als offensichtlich zurückwollen, wobei hier auch Putin überaus gerne mitspielt. Nein, ich sage nicht, dass Kriege immer nur mit Ressourcen zu tun haben, aber es geht halt oft vieles ineinander über.

 

Wem gehört die Welt, auf der wir leben?

Derartige Tatsachen müssen einen – so finde ich zumindest – einfach auch zur Frage bringen, wem die Welt gehört bzw. besser, ob sie wirklich irgend jemandem gehört. Wer hat eigentlich gesagt, dass Deutschland den Deutschen, USA den Amerikanern, aber auch mein Grundstück mir gehört? Nein, hierzu sind keine direkten Antworten im Blog oder den Kommentaren notwendig. Nur ein paar Überlegungen: Über das biblische „macht euch die Erde untertan“ wurde viel diskutiert, es erscheint sowieso nicht richtig übersetzt (siehe z.B. hier). Ein „heget und pfleget“ wie es auch in der Bibel steht, ist hier schon ein korrekterer Ansatz (und auch die Laudatio Si Umweltenzyklika von Papst Franziskus  macht ihn ja eigentlich auch zu einem Anthropozäniker, siehe hier im Blog). Aber denken wir mal weiter: Wie kommt es eigentlich dazu, dass wir uns das Land aufgeteilt haben? Dass es „mir“ gehört, nicht „dir“ oder „denen“? Und warum denken heutige Staaten, dass ihnen dann das Land gehört, welches sie sich bzw. ihre Vorfahren ggf. einfach nur genommen haben? Schon wieder sind wir beim Erbe des Imperialismus. Und wenn ich mir Land kaufe, warum kann ich es einfach weiterverkaufen oder weitervererben? Klingt das nicht ein bisschen so, als wenn sich irgendwer irgendwann etwas geklaut hat, und nun gehört das Geklaute ihm, er verschenkt oder verkauft es mir, ich darf es dann auch an meine Kinder weiterverschenken und die können wiederum damit machen, was sie wollen, nicht was vielleicht andere wollen, v.a. die Kinder derer, denen meine Vorfahren oder wer auch immer dies geklaut haben.

 

Wem gehören die Meere?

Nein, dies ist keine Credo gegen jedweden Besitz, ich wollte nur mal anlässlich der heutigen Kriege und ihrer Lösungsvorschläge dazu zum Nachdenken anregen. Worauf ich hinaus möchte: Sind Staaten, so wie wir sie heute haben, wirklich zukunftsfähig, gerade jetzt, wo wir wieder sehen, wie alles nun wieder vom Recht der Stärkeren, von gewinnmaximierenden Deals abhängen kann etc. etc. Hmm, na ja, ist halt so, das mit dem persönlichen oder institutionellen Besitz, das wurde doch schon vor ewigen Zeiten geregelt. Aber halt, die Erde besteht ja nicht nur aus dem Festland, sondern auch aus den Meeren und Ozeanen, die machen sogar über 2/3 der Erdoberfläche aus. Wir wohnen zwar nicht im Wasser, aber wir nützen die Ozeane ja auch, wie ist denn dies geregelt? Oh, da gibt es ein internationales Seerecht, the Law of the Sea (basierend auf dem mare liberum-Gedanken von Hugo Grotius 1609 (s. WBGU 2013), damals gegründet, damit die Piraten nicht alles bestimmen, sondern die Anliegerstaaten die Meere gemeinsam von den Piraten „säubern“. Freedom of the Sea hieß dies also. Naja, da ging’s aber schon auch wieder darum, Ressourcen,  von irgendwoher “genommen”, sicher irgendwohin, also meist „nach Hause“ zu bringen. Heute ist dies das UNCLOS-Abkommen (United Nations Convention on the Law of the Sea) Es ist interessant, da mal näher draufzuschauen (was der WBGU 2013 in seinem Ozeangutachten, auch im Kontext des Anthropozäns gemacht hat, ich war einer der Autoren).  Die Anrainerstaaten haben sehr viel zu sagen: Der innerste Teil ist das Küstenmeer (definiert mit einer Breite von 12 Seemeilen), bei dem ein nahezu uneingeschränkte Souveränität des Küstenstaats gilt. Darauf folgt seewärts die sog. 200 Meilen-Zone (offizieller Name: Ausschließliche Wirtschaftszone, AWZ; englisch Exclusive Economic Zone, EEZ) dürfen sie selbst bewirtschaften, also ggf. auch leer fischen, Bodenschätze rausholen usw. Sie ist quasi ihnen zugesprochen (siehe Abb. 2). Aber immerhin müssen sie andere in friedlicher Absicht durch ihre Gewässer fahren lassen. Aber  wenn wir weiter ins offene Meer rausfahren, in die „Hohe See“ (“High Sea”), was dann? Ja, da ist im Meer quasi nichts geregelt, da gilt die Freiheit der der Schifffahrt, der Fischerei, der Forschung usw.. Dort darf also Fische fangen, wer will  – das gilt leider auch für den Meeresboden – , im Prinzip auch Müll abladen, wer will. Aber halt, am Meeresboden darunter – der wird als „das Gebiet“ (engl. „The Area“) bezeichnet -ist es wieder ganz anders. Die „unbelebten Ressourcen“ in diesem „Gebiet“, also im Meeresboden und darunter gehört allen weltweit gleichermaßen, quasi ein “Erbe der Menschheit” aus der Erdgeschichte. Da gibt es auch feine Bodenschätze, Manganknollen etwa, und vieles andere. Wenn dies allen gehört, kommt man da dann nicht ran?  Doch, vielleicht, aber ziemlich aufwendig. Es gibt eine dafür zuständige UN-Behörde, die Meeresbodenbehörde  („International Seabed Authority“, ISA, mit Sitz in Kingston, Jamaika), bei der muss man (etwa ein Unternehmen) einen Antrag auf Förderung stellen und alle Staaten dürfen mitreden, ob es in Ordnung ist, wenn da jemand etwas abbauen will. Das Prinzip dahinter ist, dass die Region und damit auch der Abbau prinzipiell allen dienen soll und keiner darf dabei geschädigt werden darf (und nein Musk hat es noch nicht geschafft, diese Behörde aufzulösen, siehe allerdings Nachtrag 2).

Abb. 2: Ordnung der Meereszonen nach dem UN-Seerechtsübereinkommen (UNCLOS), aus WBGU 2013 (EEZ “Exclusive Economic Zone”  entspricht AWZ “Ausschließliche Wirtschaftszone”; “Gebiet” entspricht “Area”, “Hohe See” entspricht “High Sea”, siehe Text)

Hmm, ist aber schon umständlich, da immer alle fragen zu müssen, wenn man da etwas abgreifen möchte. Diejenigen sind fein raus, die irgendwo weit draußen auf der hohen See Inseln haben, die zu ihrem Staatsgebiet gehören,  etwa Hawaii (USA) oder Azoren (Portugal). Es geht aber auch kleiner, so wie bei den vielen kleinen Insel im Pazifik. Alle Inseln haben ja eine 200 Meilen-AWZ-Zone, supi, darin, darauf, darunter gehört alles mir. Notfalls muss ich halt auch um diese Inseln einen Krieg führen (etwa Großbritannien und Argentinien um die Falkland-Inseln). Die anderen, die keine günstig gelegenen Inseln auf Hoher See haben, müssen da halt ihre 200-Meilen-Zone, über die man ja die nationale Souveränität hat, ausweiten. Da könnten die Geologen sogar hilfreich sein. Die 200-Meilen stammen aus der durchschnittlichen Schelfbreite an einem passiven Kontinentalrand (in UNCLOS-Sprech: Der Festlandssockel, englisch Continental Shelf), das ist also schon ziemlich breit (aktive Kontinentalränder, also mit Subduktionszonen sind viel schmäler), aber vielleicht ist der eigene Kontinentalrand doch ein bisschen breiter? Nur weil da was etwas tiefer liegt, ist das doch noch hinter dem Kontinentalrand, basta. Also einfach AWZ ausweiten – auch dafür gibt es wieder eine internationale Behörde, die Festlandssockelkommission. Und wenn sich dann die 200 Meilen Zonen aneinanderstoßen oder sich (insb. nach deren Ausweitung) überlappen, etwa in der Arktis, wo wir ja schon soo drauf warten, dass das Meereis weggeht, damit wir da an die feinen Bodenschätze kommen? Tja, da gibt’s dann halt wieder Krisen. Egal, dann halt erst mal Zermürbetaktik, bloß nicht locker lassen, gehört alles uns, nein uns, nein uns!!  (siehe Abb. 3). Tja, und wenn man dann auch noch Grönland “kauft”, dessen Eis wegen des Klimawandels zunehmend abschmilzt, dann hat man es noch leichter, an all die Bodenschätze der Arktis ranzukommen.

Abb. 3 Seerechtliche Hoheitsbereiche und Grenzen in der Arktis. Schraffiert: umstrittene Gebiete wegen Anspruch auf Festlandssockelerweiterung  (aus WBGU 2013)

 

 

Sachwalter für die Meere – Die Vision des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung

Der für die Beratung der Bundesregierung zu globalen Umweltfragen zuständige WBGU hat in seinem Hauptgutachengutachten 2013 (Welt im Wandel – Menschheitserbe Meer) vorgeschlagen, den Gemeingütergedanken (Commons) auch auf die Schelfe auszuweiten. Dabei würden die Schelfe den Anrainerstraßen zwar nicht weggenommen, sondern verblieben unter der staatliche Zuständigkeit dieser Länder, allerdings in einer Sachwalterfunktion (bzw. Stewardship, Haushälterschaft etc) und müssten wie beim Tiefseeboden (das Gebiet, The Area) darauf achten, dass keinerlei Schaden etwa beim Fischfang (etwa durch Überfischung), beim Ressourcenabbau, durch die Abholzung von Küstenmangroven etc etc. passiert, der nicht nur das eigene Land, sondern auch die benachbarten Staaten bzw. sogar die ganze Welt schädigen würde (also z.B. Überdüngung der Meere durch Abwassereinleitung, Meere als Mülllager etc.). Illusorisch? Nun, Anfänge wurden ja, aus Einsicht (also „reaktiv“) gemacht, hier wären insbesondere multinationale Fischereiabkommen zu nennen, die Fischfangquoten für die einzelnen Länder gemeinsam bestimmen. Wie diese kontrolliert werden oder was passiert, wenn der Klimawandel Fische zu anderen Brutgebieten umleitet (z.B. Stichwort „Makrelenkrieg“) , ist dann eine andere Sache, die Verhandlungen, ggf. auch modifizierte Regelungen etc. benötigt. Schiedsstellen sind also wichtig für derartiges (Näheres dazu siehe WBGU 2013, sowie nachfolgenden Einschub: Abb 4a,b)


Einschub für Interessierte: Derzeitige Rechtslage der Meere (incl. der zuständigen Gremien) sowie WBGU-Vision für eine Reform des Internationalen Seerechts. (Weiter im Blogtext geht es hier)

Abb. 4a,b (direkt aus WBGU 2013, Abb. 7.2.1/7.2.2 übernommen: 
4a: Status Quo der Meeres-Governance, vereinfachte Darstellung:
Das Menschheitserbe beschränkt sich heute lediglich auf die mineralischen Ressourcen des Meeresbodens seewärts nationaler Hoheitsbefugnisse („das Gebiet“), die von der Meeresbodenbehörde verwaltet werden. Das UN-Seerechtsübereinkommen (UNCLOS) mitsamt seiner bestehenden Durchführungsübereinkommen (vor allem das UN Fish Stocks Agreement, FSA) definiert den Rahmen der Meeres-Governance. Die Regional Fisheries Management Organisations (RFMO) organisieren die Bewirtschaftung der Fischbestände auf der Hohen See sowie der gebietsübergreifenden und weit wandernden (g/ww) Fischbestände in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ). Die Küstenstaaten haben weitgehend souveräne Nutzungsrechte über sämtliche Ressourcen in der AWZ sowie über die mineralischen Ressourcen des Festlandsockels. Die regionale Kooperation der Küstenstaaten ist im Rahmen von Programmen bzw. Abkommen (vor allem UNEP Regional Seas Programme) organisiert.

  • Das Küstenmeer erstreckt sich bis zu 12 Seemeilen (sm) von der Basislinie. Es umfasst u.a.den Meeresboden und -untergrund. Im Küstenmeer verfügt der Küstenstaat über Gebietshoheit.

  • Die AWZ umfasst das Meeresgebiets eewärts des Küstenmeeres mit einer maximalen Ausdehnung von200 sm, gemessen ab der Basislinie. Die AWZ umfasst die Wassersäule sowie den Meeresboden und -untergrund.

  • Der Festlandsockel umfasst den Meeresboden und -untergrund seewärts des Küstenmeeres. Regelmäßig überschneidet sich der Festlandsockel mit der AWZ und erhält keine eigenständige Bedeutung. Die Ausdehnung des Festlandsockels kann allerdings die seewärtige Begrenzung der AWZ überschreiten („erweiterter Festlandsockel“). Die äußere Grenze des Festlandsockels darf nicht weiter als 350 sm von der Basislinie entfernt sein (alternativ 100 sm von der 2500-m-Wassertiefenlinie).
  • Das Gebiet umfasst den Meeresboden und Meeresuntergrund seewärts nationaler Hoheitsbefugnisse.

4b: Vision für eine zukünftige Meeresgovernance, vereinfachte Darstellung: Alle Meeresgebiete mit Ausnahme der Küstengewässer erhalten den Status eines Menschheitserbes. Dies umfasst sämtliche Ressourcen seewärts des Küstenmeeres, einschließlich der mineralischen und biologischen Ressourcen. Die Küstenstaaten behalten die Nutzungsrechte über die Ressourcen in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) sowie die mineralischen Ressourcen des Festlandsockels. Als Sachwalter der Meeresumwelt im Bereich der AWZ sind die Küstenstaaten zu einer nachhaltigen Nutzung dieser Ressourcen verpflichtet. Deshalb gehen die Nutzungsrechte mit Rechenschaftspflichten gegenüber der neuen World Oceans Organisation (WOO) einher. Meeresbodenbehörde und Festlandsockelkommission werden in die WOO integriert. Die Regional Fisheries Management Organisations (RFMO) gehen in Regional Marine Management Organisations (RMMO) auf, die die nachhaltige Bewirtschaftung sämtlicher Ressourcen der Hohen See organisieren. Sie organisieren zudem in Zusammenarbeit mit den Küstenstaaten die Bewirtschaftung der gebietsübergreifenden und weit wandernden (g/ww) Fisch- bestände. Die WOO übernimmt die Rolle des globalen Sachwalters der Meere und überwacht die Einhaltung von Schutz und nachhaltiger Nutzung. Sie hat Zugang zu Rechtsschutz, insbesondere Klagerechte, beim Internationalen Seegerichtshof (ITLOS). Die regionale Kooperation der Küstenstaaten im Rahmen von Programmen bzw. Abkommen bleibt erhalten. 
Roter Text: Rechenschaftspflichten gegenüber übergeordneten Governance-Ebenen. a–e: Erklärungen siehe Abb. 7.2-1 (4a hier). Quelle: WBGU


 

Noch eine Vision: Sachwalterschaft auch für das Festland?

Könnte man so etwas nicht auch auf die Staaten des Festlands übertragen? Nachfolgendes ist nur eine Vision, vielleicht auch nur eine Utopie, aber im Anthropozän wohl die richtige. Sie ginge so: Die Nationen bleiben zwar bestehen, aber diese haben nur noch eine “Stewardship” (Sachwalterschaft) über ihr Land – man könnte ggf. auch sagen, sie haben das Land “gemietet” (oder „geleast“.) Sie dürften dann Dinge zwar selbst bestimmen und durchführen, aber nur, wenn sie weder die Nachbarländer, noch andere Regionen auf dem Planeten schädigen. Also Umsetzung des “alles hängt mit allem zusammen” auf politischer Ebene (Abb. 5, siehe auch Leinfelder 2017, 2020, sowie hier im Blog). Sicher ein langer Weg dahin, aber nicht unmöglich. Auch ist in den heutigen Staaten, bzw. Untereinheiten davon, etwa Landkreisen oder Gemeindebezirken z.B. schon längst geregelt, wie das Land genutzt werden darf, etwa zur Wohnbebauung, als Industrieviertel, für landwirtschaftliche Zwecke etc. etc.. Wenn’s dann zu wenig Wald oder Grundwasserreservoirs gibt, steuern wir – zumindest manchmal – entgegen und  machen halt Schutzgebiete. Selbst Enteignungen sind ja oft möglich, sofern sie im Sinne des Gemeinwohls sind. Die Anfänge sind also gemacht, warum nicht weiter auf diesem Weg voranschreiten.

Abb. 5: Zonen des derzeitigen Internationalen Seerechtsabkommens (a) sowie Sachwalter-Erweiterungsvorschlags (b)  des WBGU (2013, vgl.auch Abb 4a,b oben für Details). Darauf basierend die Vision der Ausdehnung der Sachwalterschaft von Nationen auch für das Festland (c) (basierend auf Leinfelder 2017, 2020)

 

Anders werden wir dem gigantischen Flächen-, Ressourcen- und Energieverbrauch auf unserem Planeten, aber auch der Vermüllung der gesamten Erde (Stichwort Technosphäre,  siehe hier und hier im Blog) nicht beikommen, aber auch Gerechtigkeitsfragen (incl. Ausgleich für Ungerechtigkeiten) sind so besser lösbar. Vor allem, so zumindest die Vision, könnte so der Gier (der auf neu-US-amerikanisch nun „Deal“ heißt, diesen Planeten förmlich „aufzuessen“ (siehe hierzu im Blog) und vom uns anvertrauten Welterbe Erde nichts mehr für kommende Generationen übrig zu lassen, vielleicht besser begegnet werden.  Statt solcher Kurzfrist-„Greels“  (Greed-Deals statt Green Deals etc) Verantwortung für Zeit und Raum übernehmen, also für die Zukunft, für die Nachbarn und weit darüber hinaus, alles zum eigenen Nutzen sowie dem Nutzen er zukünftigen Generationen. Schon sind wir wieder bei den Fünfecken für unsere Soziosphäre im anthropozänen Erdsystem , also für Wohnen in der Zukunft, Mobilität in der Zukunft, Ernährung in der Zukunft, Gesundheit etc etc. Im Abbildungsanhang am Ende dieses Beitrags sind nochmals einige Fünfecküberlegungen dazu zusammengetragen, um die Vorstellung der Machbarkeit einer derartigen Vision zu stärken.

Übrigens: so wirklich neu ist der Gedanke einer Sachwalterschaft ja nicht. Da war doch was mit dem Grundgesetz? Ah ja, GG Artikel 14 (2): “Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.” Und das Grundgesetz hat dies nicht wirklich neu erfunden, da sollten wir schon mal bei Platon, Aristoteles oder auch bei der Jerusalemer Urgemeinde vorbeischauen (siehe Eigentumstheorien). Und wenn dieser Beitrag ein bisschen dazu helfen könnte, über derartiges nachzudenken, würde mich dies sehr freuen. 

 

Vorläufiges Fazit

Und zurück zur Ukraine: Selbst bei einer Umsetzung dieser Sachwalter-Vision bliebe auch dann natürlich das Staatengebilde und die Souveränität der Ukraine bestehen. Die Ukraine kann dann auch sehr gerne dazu einladen, Ressourcen ggf. gemeinsam abzubauen und vielleicht sogar die Kornkammern gemeinsam zu bewirtschaften, zum Nutzen aller Beteiligten und darüber hinaus, sofern ihr eigenes Land und dessen Zukunft, aber eben auch nicht andere geschädigt werden. Und wer auf der Welt noch irgendeinen Angriffskrieg beginnt, würde in dieser Vision von allen anderen Ländern dieser Welt zur Rechenschaft gezogen, denn ein Krieg hilft keiner Nachhaltigkeit des Erdsystems, sondern führt wieder nur zur Vergrößerung von Reichtum bei denen, die diesen im Überfluss haben. Ja, in einem derartigen visionären Szenario wären dann wirklich Zeiten für gute Deals angebrochen, von denen alle etwas haben, weltweit. Vielleicht führt ein Nachdenken über die derzeitige Weltlage, und wie in ihr derzeit agiert wird, tatsächlich dazu, dass wir einen guten Schritt in diese Richtung vorankommen könnten. Unsere Verantwortung für die Zukunft der Ukraine ist in diesem Sinne auch eine Verantwortungsübernahme für die Zukunft der ganzen Erde.

Vers. 1a vom 5.3.2025
1b: kleine Korrekturen, Linknachtrag und GG-Nachtrag 1 vom 11/12.3.25: “Trumps Absicht, Grönland zu kaufen, siehe dazu Tagesschau-Artikel).”


Nachtrag 2 (vom 1.4.2025, leider kein Aprilscherz): Hier kommt der nächste Greedy Deal: Die USA haben das Internationale Seerechtsabkommen zwar unterschrieben, aber nie ratifiziert und sind auch kein Mitglied der International Seabed Authority (ISA). Derzeit verhandelt eine Firma für Erzbergbau (‘The Metals Company’, TMC) offensichtlich mit Trump, um in der Clarion-Clipperton-Zone des Zentralpazifiks Manganknollen nach dem Staubsaugerprinzip zu gewinnen (wobei die gesamte Lebewelt dort sprichwörtlich zugrunde ginge). Hier der entsprechende Artikel in DIE ZEIT vom 31.3.2025: “Tiefseebergbau: Wann wird der Staubsauger in der Tiefsee angesetzt?”  Siehe ggf. auch frühere Medienartikel zu dieser Clarion-Clipperton-Zone in der pazifischen Tiefsee, z.B. hier (Focus) oder hier (Guardian).

 

Im Text verwendete Literatur

Leinfelder, R. (2017): Das Zeitalter des Anthropozäns und die Notwendigkeit der großen Transformation – Welche Rollen spielen Umweltpolitik und Umweltrecht? – Zeitschrift für Umweltrecht (ZUR), 28, 5, 259-266, Nomos

Leinfelder, R. (2020): Das Anthropozän – mit offenem Blick in die Zukunft der Bildung. In: Sippl, C.Rauscher, E.& Scheuch, M. (Hrsg.): Das Anthropozän lernen und lehren, S. 17-65, Reihe: Pädagogik für Niederösterreich, Band 9, Innsbruck, Wien (StudienVerlag), 9783706560832.  Open-access download des ganzen Buchs doi: 10.53349/oa.2022.a2.130.

WBGU (Schellnhuber, H.J., Messner, D., Leggewie, C., Leinfelder, R., Nakicenovic, N., Rahmstorf, S., Schlacke, S., Schmid, J. & Schubert, R.)(2013): Welt im Wandel. Menschheitserbe Meer.-Hauptgutachtens. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, 385 S. (WBGU Berlin) Auch online unter http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2013-meere/

 


 

Abbildungsanhang: Polyperspektivische Visionen für verschiedene Lebensweltbereiche der Menschheit (alle von Leinfelder, meist aus diesem Blog und/oder ausLehrveranstaltungen, sonstige Quellen sind ggf. angegeben:

 

 

a) Idealtypische Zukünfte für die Einbettung unseres Ernährungssystems in ein funktionsfähiges Erdsystem. Punkte: mögliche Mischungen. Basierend auf Leinfelder (2014, 2016, 2023), Abb. 12 aus Blogbeitrag Ernährung im Anthropozän – Essen wir die Erde auf? siehe hier

b) Das “Zukünfte”-Konzept, basierend auf Leinfelder [2014, 2016b], hier versuchsweise angewandt auf Phosphor-Management, insbesondere am Beispiel der Landwirtschaft. Ein Weiter-wie-bisher erscheint nicht als Alternative. Die anderen idealtypischen Szenarien können aber helfen, ein räumlich und zeitlich differenziertes Lösungsportfolio (kleine Kreise) zu erarbeiten und zur Anwendung zu bringen. Ergänzende Grafiken aus Leinfelder et al. [2016]. Für Graphik und Referenzen siehe Blogbeitrag Rohstoffmanagement im Anthropozän – Das Beispiel der Phosphate (Abb 16)

c): Wohnen in der Zukunft. Siehe Blogbeitrag Früher war die Zukunft auch besser – Teil 3: Zukunft? Zukünfte! Zur Notwendigkeit von Zukunftsvisionen (Abb. 11). Siehe dazu auch den Gastbeitrag Urbanität 2050 von Liebener et al (2017) hier im Blog.

d) Energie der Zukunft: Abb. 15 aus Blogbeitrag Das Haus der Zukunft (Berlin) als Ort der Partizipation.


 

 

 

 

 

e) Mobilität in der Zukunft, basierend auf Blogbeitrag Früher war die Zukunft auch besser – Teil 3: Zukunft? Zukünfte! Zur Notwendigkeit von Zukunftsvisionen


 

 

 

f) Medizin der Zukunft: Abb. 16 aus Blogbeitrag Das Haus der Zukunft (Berlin) als Ort der Partizipation.


 

 

 

 

 

 

g) Mögliche Sars-CoV-2-Szenarien, erstellt nach 2020 nach Pandemieausbruch (Vorlesungsfolie)

 

Reinhold Leinfelder ist Geologe, Geobiologe und Paläontologe. Er ist Professor an der Freien Universität zu Berlin (Arbeitsgruppe Geobiologie und Anthropozänforschung) sowie (seit Okt 2018) zusätzlich Senior Lecturer am Institut Futur der FU. Seit April 2022 ist er formal im Ruhestand. Seit 2012 ist er Mitglied der Anthropocene Working Group der International Stratigraphic Commission. Von 2006-2010 war er Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, von 2008-2013 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), von 2011-2014 Research Fellow und affiliate Carson Professor am Rachel Carson Center an der LMU, München, von 2012-2018 Principal Investigator am Exzellenzcluster "Bild-Wissen-Gestaltung" der Humboldt-Universität zu Berlin, von 1. Sept. 2014 bis 15. Sept. 2016 Gründungsdirektor der Futurium gGmbH in Berlin. Seit 2022 ist er Associate Partner der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich für Forschung und Lehre. Seine Forschungs- und Lehrschwerpunkte liegen beim Anthropozän, Korallenriffen, neuen Methoden und Herausforderungen des Wissenstransfers und Museologie | Homepage des Autors | blog in english, via google translate

31 Kommentare

  1. Wem gehört die Welt?

    Wenn die Welt und wir als materialistische Erscheinung das Programm eines holographischen Universums sind, wie es die Wissenschaft neuerdings errechnet und so weit es geht überprüft hat, dann gehört die Welt dem Schöpfer dieser Welt, bzw. dem Zentralbewusstsein, denn es geht im Grund ja um Bewusstseinsentwicklung.

    “… einfach um besser darüber nachdenken zu können, wie eine Lösung aussehen könnte”

    Einfach:
    Es geht um die Vernunftbegabung, die WIR als ganzheitlich-ebenbildliches Wesen Mensch zur größtmöglichen Kraft entwickeln/fusionieren sollen, in der Erkenntnis, daß NICHTS den “einzelnen/individualbewussten” Menschen allein gehört, sogar/besonders unsere Gedanken nicht, weil diese auch immer abhängig von Geist/Zentralbewusstsein und Gemeinschaft geprägt wachsen / fusioniert-wachsen könnten.

  2. Der vorstehende Text zeigt ein wichtiges Problem auf – denn die Ursache des Ukraine-Krieges wird nicht in die Überlegungen mit einbezogen.

    Europäische Länder betrachten es als ihr gutes Recht, in die NATO einzutreten und die NATO nach Osten zu erweitern.
    Russland wird aber das wichtige Recht abgesprochen, sich durch die NATO-Osterweiterung bedroht zu fühlen.
    Das ist eine Denkweise, wie wir sie noch aus der Kolonialzeit kennen – wo auch vielen Ländern bzw. deren Bewohnern wichtige Menschenrechte einfach abgesprochen wurden.

    Russland hat deswegen bisher in Nachbarländern immer wieder Separatisten unterstützt, um sich zu schützen – weil Länder mit kriegerischen Konflikten nicht in die NATO aufgenommen werden dürfen.

    Es war allgemein bekannt, dass die ukrainische Krim einer der allerwichtigsten Militärstützpunkte Russlands war – als man 2008 in Bukarest beschloss, die Ukraine irgendwann in die NATO aufzunehmen.
    Dieser NATO-Beschluss war eine eindeutige militärische Provokation, da man genau wusste, dass Russland damit langfristig nur zwei Möglichkeiten hat: sich entweder von der Krim zurück zu ziehen oder dafür zu sorgen, dass die Krim und der Zugang dazu wieder russisch werden (diese Gebiete waren russisch, bevor sie an die Ukraine geschenkt wurden).

    Das was ich geschrieben habe, ist keine Rechtfertigung des russischen Angriffs – um dies eindeutig klarzustellen. Aber wenn wir diesen Konflikt beenden wollen, sollten wir uns erst einmal ehrlich mit den Ursachen beschäftigen.

    Ohne sich ernsthaft mit den Ursachen für den russischen Angriff zu beschäftigen wird dieser Krieg nun dazu benutzt um die Ausgaben für Rüstung und Kriege massiv zu erhöhen.
    Mit dieser Vorgehensweise werden die Lebensbedingungen zukünfiger Generationen massiv befährdet:
    Denn wenn man Geld für Rüstung/Krieg ausgibt – kann man kaum noch Maßnahmen gegen unsere schlimmste Gefahr finanzieren: die Klimaveränderung.
    Die Erde hat eine Kugelform: Wenn wir wirklich ernsthafte Maßnahmen gegen die Klimaveränderung effektiv durchführen wollen, brauchen wir Russland und andere Länder als Partner und nicht als Feinde.

    • @Kinseher Richard (Zitat): „ Russland wird aber das wichtige Recht abgesprochen, sich durch die NATO-Osterweiterung bedroht zu fühlen.“
      Polen, Rumänien und andere osteuropäische Länder wollten in die NATO eintreten, weil sie sich durch Russland bedroht fühlen. Polen hat übrigens inzwischen selbst die grösste Armee in Europa, weil Polen an einen Angriff durch Russland glaubt.
      Und Putin gibt den Osteuropäern allen Grund sich bedroht zu fühlen. Putin hat nicht nur in einem Essay begründet, warum die Ukraine russisch sei, er hat auch das Ende der Sowjetunion als grösste geopolitische Katastrophe des späten 20. Jahrhunderts bezeichnet und Putin erhebt auch Anspruch auf die baltischen Staaten und in den russischen Medien werden regelmässig Drohungen gegen Polen und andere osteuropäische Länder verbreitet bis hin zu Androhungen eines Atombombenabwurfs auf Polen.
      Umgekehrt kenne ich kein einziges westeuropäisches oder osteuropäisches Land, das Ansprüche auf Russland erhebt.

      Kurzum: Heute rechnen viele Analysten damit, dass Russland bald schon eine Randregion eines osteuropäischen Landes angreift nur um zu testen, ob die NATO darauf reagiert und dass ein Nicht-Reagieren der NATO wohl nichts anderes als das Ende der NATO bedeuten würde.

  3. @Kinseher

    Das Problem ist, dass der Westen seine Welt- und “Werteordnung” im Verhältnis 1:5 (Wohlstand : Tittytainment) der Weltbevölkerung zur Globalisierung der “Dienstleistungsgesellschaft” sozusagen exportiert hat, aber besonders Asien hat diesen Kolonialismus in neuen Bezeichnungen nicht so angenommen wie sich der Westen dies vorgestellt hat.

    Da diese westliche Welt- und “Werteordnung” in wettbewerbsbedingt-konfuser Symptomatik funktioniert und der Osten diesen Wettbewerb um die Deutungshoheit inzwischen dominiert, aber nicht entsprechend mitreden darf (China wird sogar noch als Entwicklungsland behandelt), war die Eskalation sozusagen vorhersehbar/vorprogrammiert (wie die Vorsehung der biblischen Philosophie).

  4. Die URSACHE aller Probleme unseres symptomatisch-konfusen “Zusammenlebens”, ist der im zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf nun “freiheitliche” WETTBEWERB um die Deutungshoheit der wettbewerbsbedingt-konfusen Symptomatik – Es ist somit auch weder Wunder noch Phänomen, daß der karnevalistische Zirkus in den USA nun die absurdesten Blüten des “individualbewusst”-egozentrierten Stumpf-, Blöd- und Wahnsinns aus-/betreibt.

  5. Der Fünfeckansatz ist ein geeigneter Ansatz um das grundlegende Problem der Weltwirtschaft und der dazugehörigen Weltpolitik zu gliedern.

  6. @KinseherRichard 05.03. 16:01

    „Dieser NATO-Beschluss war eine eindeutige militärische Provokation, da man genau wusste, dass Russland damit langfristig nur zwei Möglichkeiten hat: sich entweder von der Krim zurück zu ziehen oder dafür zu sorgen, dass die Krim und der Zugang dazu wieder russisch werden (diese Gebiete waren russisch, bevor sie an die Ukraine geschenkt wurden).“

    Die Besetzung der Krim und des Donbas 2014 war entsprechend nachvollziehbar. Und die Reaktion es Westen war auch nicht nennenswert. Wir haben sogar noch Nordstream 2 gebaut. Warum hat Putin dennoch 2022 weiter gemacht, und versucht, die ganze Ukraine zu unterwerfen?

    Eine Aufnahme in die Nato ging doch nach Nato-Statuten gar nicht, solange der Kriegszustand anhält. Irgendwann hätte die Ukraine aufgegeben, und eine Frieden mit gewissen Gebietsabtretungen akzeptiert, schätze ich mal. Und wenn das 20 Jahre gedauert hätte.

    Falls Putin wirklich Angst vor der Nato hatte, dann hilft es womöglich, wenn die USA hier aussteigen ist? Wir Europäer dürften jedenfalls wirklich überhaupt keine Lust haben, irgendwann mal Russland anzugreifen.

    • @Jeckenburger
      Die Ukraine hat das Ziel in die NATO aufgenommen zu werden, in die Verfassung aufgenommen
      Und die Ukraine hat beschlossen, dass nur Ukrainisch als Amtsprache gilt.

      Das sind zwei schwere Fälle von gezielter Provokation gegen Russland – welche man auch berücksichtigen muss, wenn man über den Beginn des aktuellen Krieges und die Chancen für ein mögliches Ende diskutiert.

      Weil dieser Krieg enorme menschliche und ökologische Schäden bewirkt, sollte man auch einmal unter dem aktuellen Blog-Thema “Wem gehört die Erde” darüber nachdenken – was wir unseren Nachkommen für eine Erde und für eine Erdklima hinterlassen

      • @Kinseher: “… was wir unseren Nachkommen für eine Erde und für eine Erdklima hinterlassen”

        WIR❓️, also das “Individualbewusstsein” in gleichermaßen unverarbeitet-instinktiver Bewusstseinsschwäche von Angst, Gewalt und wettbewerbsbedingter Egozentrik❗️, sind zwar immernoch im zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf des stets und überall gleichermaßenen imperialistisch-faschistischen Erbensystems, aber vom wirklich-wahrhaftigen WIR in zweifelsfrei-eindeutiger Vernunft, sind WIR so weit entfernt, wie die heuchlerisch-verlogene Schuld- und Sündenbocksuche UNSERE herkömmlich-gewohnte Dummheit/Bewusstseinsbetäubung in wettbewerbsbedingter Symptomatik konfusioniert, oder besser: in hierarchiescher Verkommenheit …⁉️

        Also der Hinweis auf unsere Nachkommen oben, kommt MIR deshalb wieder mal so vor wie: “Warten auf Godot“, der irgendwie, irgendwo und irgendwann zur Verantwortung kommt, einer Verantwortung, die im “Bewusstsein” von herkömmlicher Gewohnheit an “Treuhänder” delegiert/verschoben wird und VERDAMMTNOCHMAL … 🥴

        ICH weiß was “WIR” unseren Nachkommen überlassen, wenn der Kommunikationsmüll seit Mensch erstem und bisher einzigen GEISTIGEN Evolutionssprung so weitergeht, weshalb ich ständig “meine” Gedanken für eine Welt- und Werteordnung OHNE wettbewerbsbedingt-konfuse Symptomatik hier und anderswo einwerfe.

  7. Sie werden das Rad nie neu erfinden, nur daran feilen können. Staat oder kein Staat, klare Zuständigkeiten, dazwischen gibt’s nur Kartenhäuser. Was allen gehört, gehört aus Prinzip niemandem, denn keiner schert sich drum, also gehört es de facto der Verwaltung. Internationale Verträge wie über die Antarktis, den Weltraum, die Ozeane, nach denen sie „der Menschheit“ gehören, dienen nur dazu, den Konflikt auf Standby zu schalten – sobald wir die Möglichkeit haben, dort Profit zu machen, geht das Wettrennen los und wir stecken unsere Claims ab. Erst wenn die große Prügelei vorbei ist und die Sieger in Ruhe ihre Beute verzehren wollen, gibt’s Friedensverträge, eine klare Grenzziehung und ein paar Krokodilstränchen für die Opfer und späte Reue für alles, was man ihnen angetan hat. Bereuen Sie Ihre Verbrechen erst, nachdem Sie ungestraft mit ihnen davon gekommen sind, sonst haben Sie ja nix davon außer Galgen.

    Erst wenn Sie einen Staat fertig haben, haben Sie was, was Sie verbessern können. Schauen Sie sich die EU an – sie ist kein Staat, es kann auch keine souveränen Staaten mehr in Europa geben. Ein Deutschland hat nicht die Macht, seine Bevölkerung zu schützen und zu ernähren, die EU hätte sie, aber sie kriegt nicht die Macht, ihre Teilfürstentümer zu Bundesländern zu machen, es herrscht institutionalisiertes Interregnum – wir führen Kriege, ohne dass geschossen wird, doch sie bluten uns trotzdem genauso aus, wie es die Kleinstaaterei Deutschlands einst tat. Wir sind Provinzen des Amerikanischen Imperiums, das die Kontrolle über uns verliert – unsere Kriege werden wieder heiß, die unfertige EU löst sich auf. Wenn Sie wissen, wie es in Britannien nach Abzug der Römer aussah, wissen Sie, was uns wilden Barbarenstämmen ohne die Amis blüht. Halbstaat hält nicht.

    Und wenn Sie den Weltfrieden wollen, zumindest die globale Ressourcen-Verwaltung, werden Sie die gleiche Problematik wiederfinden – Sie werden eine Weltpolizei brauchen, eine Regierung, ein Gesetz, aber auch Strukturen, um die Freiheiten und Rechte der Menschen gegen den Staat zu verteidigen. Imperium ist besser als Anarchie, aber Imperien haben Sklaven, bei uns ist es der Globale Süden mit seinen Diktatoren-Sklavenaufsehern als Herodes und Pilatus in einem, und die scheinen irgendwie die Kündigung einzureichen. Mir blüht da eher eine Föderation, in der alle mehr oder weniger gleichberechtigt sind, aber Sie sehen gerade, wie das in Europa scheitert – wir fallen vom Werte-Staat, der zum Ziel hat, so viele Unterschiede wie möglich unter einen Hut zu bringen, auf die Ebene des Nationalstaates zurück, einer Theokratie mit der Staatsreligion Nation, die alle Einwohner möglichst gleichschaltet, um es leichter zu machen, sie zu regieren. Wir sahen es bislang nur als Problem, dass unsere Herrscher dumme Arschlöcher sind. Doch über Jahrtausende mussten diese Arschlöcher mit dem Problem fertig werden, dass auch ihre Untertanen dumme Arschlöcher waren, und so langsam muss sich auch die moderne Demokratie diesem Problem stellen. Leider hat der Mensch nur den Menschen, um sich vor sich selbst zu schützen, das macht die politische Bastelarbeit etwas knifflig.

    In der Natur gibt’s kein Eigentum, nur Besitz – dir gehört, was du dir nehmen und verteidigen kannst, das Recht erlöscht, sobald du es aus den Händen verlierst. Erst in menschlichen Gemeinschaften wurde aus Dingen so eine Art Kind, das auch dann zu Mama kommt, wenn es sich verlaufen hat. Das Recht auf Eigentum wird durch die Gemeinschaft geschaffen, die dem Einzelnen ihre Muskeln leiht, um sich seinen Besitz zurückzuholen, und das geht nur, wenn ein Gesetz das Märchen in feste Regeln gießt, damit jeder weiß, wen man lynchen muss. Dieses Gesetz saugen sich die Menschen aus den Fingern, wie es ihnen passt. Die sinnvolle Frage wäre hier also – sollte die Erde jemandem gehören, und wenn ja, wem, und falls doch, wie kriege ich Ameisenbären dazu, sich darum zu scheren?

    Merke – Gemeinschaft schafft Regeln, Regeln schaffen Eigentum. Ohne Gemeinschaft, ohne Regeln, haben Sie auch keine Ansprüche oder Rechte, nur Fäuste und Gewehre. Doch Eigentum gilt auch nur innerhalb der Gemeinschaft – wenn Staaten gegenseitig ihr Eigentum respektieren sollen, brauchen sie Gesetze und Polizei und eine von allen anerkannte Regierung.

    Gewähr fürs Papier gibt das Gewehr – echte Verträge gibt’s nur unter Gleichen, jenen, die die Rache fürchten müssen, wenn einer sie bricht. Sonst gelten sie nur, solange es dem Stärkeren gefällt. Deswegen ist es auch unmöglich, dass in Europa Frieden herrscht, solange keiner uns den Kindergärtner macht, weil Litauen und Deutschland nun mal unterschiedliches Kampfgewicht haben und das irgendeine Zentralverwaltung ausgleichen muss – der Schwache borgt sich die Muskeln eines Alphamännchens, um Augenhöhe zu schaffen. Eine Zentralverwaltung, in der die Deutschen nicht ihr Übergewicht derart einbringen können wie in Brüssel, denn sie haben das Privileg nach Kräften missbraucht, zeigten sich der Königskrone genauso unwürdig, wie es heute Trump ist, das hat nur Litauen, Polen, Ukraine von der EU Richtung USA getrieben, Großbritannien aufs Meer hinaus, und den Südosten treibt es nach Russland. Wir sind zu schwach, um hier Hegemonialansprüche anzumelden, wenn wir „Hat ja doch im Nachspiel geklappt, Adolf, hihihi!“ spielen, lassen die Nachbarn uns einfach links liegen und machen Politik um uns herum. Mit Amerika wird die gleiche Tour schwieriger.

    Die größte Dummheit, die die Ukraine begehen könnte, war, Atomwaffen gegen Zettelchen einzutauschen. Erst dadurch wurde sie das, was sie immer war, ein Spielball der Mächte um sie herum, immer missbraucht, immer verraten, immer zu blöd, daraus zu lernen. Dann hätten wir zwar zwei nukleare Irre vor der Haustür statt nur eines, aber wir mögen das so. Europäer sind typische Barbarenstämme, sie lieben ewige Blutfehden, nie endenden Krieg, sie lieben es zu leiden, zu bluten, zu brennen, Rache zu nehmen. Nur unter Fremdherrschaft haben wir Frieden und Wohlstand. Es ist in unseren Kulturen mit drin, in menschlichen Genen, es ist stärker als wir. Wir sind nun mal dumme, asoziale Wilde und verhalten uns wie sich dumme, asoziale Wilde überall auf der Welt verhalten und schon immer verhalten haben. Ich kann nix dafür, ich kann nur was Wirksames dagegen haben.

    Ich find’s sehr lustig, dass die Bodenschätze der Ukraine nur manchmal im Nebensatz erwähnt wurden, als dort Krieg herrschte, doch sobald der Frieden kommt, sind sie in allen Schlagzeilen. Die Ukrainer haben ihre Schuldigkeit getan, die Ukrainer können gehen, das ist unser Reichtum, Platz da, ihr Untermenschen!

    Ich bin halber Pole, und Polen war schon auf beiden Seiten dieses Spiels, der Unterdrücker und der Unterdrückte. Ich bin zwar nur Tourist auf dieser Welt, alles vor und nach meinem Leben ist mir genauso fern wie die Dinosaurier, der Urknall und die Sterne – aber ich bin auch die Körperzelle eines Dämons, einer Lebensform namens Staat, ich trage ihren memetischen Code, wie jede meiner Zellen meinen genetischen. Und in dieser Rolle schäme ich mich für alles, was meine Vorfahren den Ruthenen antaten, und gleichzeitig verstehe ich, warum man das Pack reihenweise pfählen musste, wenn es einen auf Hamas machte. Herrschen Sie gerecht, dann müssen Sie selten pfählen. Herrschen Sie ungerecht, ist die Rache oft so bestialisch, dass es immer noch gnädiger ist, Grauen mit Grauen zu beenden, als es ausufern zu lassen, aber ewig kommen Sie damit nicht durch.

    Bad Cop Trump wurde von 50 Prozent der Amis gewählt und 100 Prozent der Europäer. Vergessen Sie das nicht. Es gab zwar viele Zünglein an der Waage, aber, wären wir nicht so unglaublich scheiße, dumm und nutzlos, hätten wir dem Good Cop Biden in der Ukraine Beine gemacht, statt sich hinter seinem Rücken zu verstecken, wie er sich hinter uns versteckte, hätten wir uns mehr um uns selbst gekümmert, statt uns seit Jahrzehnten bei den Amis durchzuschnorren, hätte das vielleicht ausgereicht, um jetzt eine komfortabel ängstliche und damit wenig lästige Kaiserin Harris zu haben, eine Fortsetzung der handzahmen Luschen-Parade der Demokraten. Im größeren Zusammenhang ist die verzogene Paris-Hilton-Parodie mit Vance in der Handtasche nicht so sehr Person, wie bitchy Laune des ewigen römischen Kaisers. In vier Jahren werden wir sehen, ob der Wutanfall vorbei ist und Seine Majestät mit Daumen im Mund friedlich einschläft. Miese Vorbildfunktion, Amerika, wenn du dir in die Windeln machst, tun wir das auch, aber wir hätten auch die Gewerkschaft sein können, die dem Boss auf die Sprünge hilft, statt ihn so weit zu treiben, dass er in Tränen ausbricht und um sich schlägt. Exit Captain Hindsight.

    Darüber, dass Bitch-Prinzessin Trump durch seinen Versuch, die aus dem Ruder laufende Barbaren-Rasselbande aus zwei Richtungen zu disziplinieren, die freie Welt an einen passionierten Hobby-Massenmörder verrät, können wir uns kaum beschweren. Wenn wir Gas aus Aserbaidschan beziehen, all unsere Waren aus China, auf Kriege und Menschenrechtsverletzungen vor unserer eigenen Haustür pfeifen, Migranten verjagen, weil wir zu doof sind, zu kapieren, dass eine Hans-im-Glück-Wirtschaft, wie wir sie haben, mit oder ohne sie in der Katastrophe endet, haben wir unser verlogenes Maul zu halten und zu bluten, wie wir Andere bluten ließen. Bis wir uns bessern oder an unseren Lügen ersticken. Trump und wir, jeder das Spiegelbild des Anderen. Wir sind wie alle Aristokraten der Weltgeschichte – unser Pass ist unser Ariernachweis, unsere Menschenrechte gelten nicht für die niederen Kasten.

    Ein König auf dem Thron und der Thron weit weg, dann ist das Leben schön – mir persönlich geht’s saugut im Fernen Osten des Amerikanischen Imperiums. Aber ein rosa Pudel kann ich nicht mehr sein, Nutzvieh will ich nicht werden. Ich habe gerade einen ganzen Batzen Text gelöst, der sich mit Strategie für Europa und Ukraine beschäftigte, doch das schweifte zu weit weg vom Thema Besitz, Eigentum, Organisation, unser Verhältnis dazu. In Kürze: Wenn wir unsere Dämonen verleugnen, werden wir zu ihren Marionetten. Wir müssen uns selbst akzeptieren, wie wir sind, auch wenn es weh tut. Erst dann können wir Strukturen schaffen, die stabil genug sind, uns vor ihrer Tyrannei zu befreien.

  8. @Paul S.: “… doch das schweifte zu weit weg vom Thema Besitz, Eigentum, Organisation, unser Verhältnis dazu. […] Wir müssen uns selbst akzeptieren, wie wir sind, auch wenn es weh tut. Erst dann können wir Strukturen schaffen, die stabil genug sind, uns vor ihrer Tyrannei zu befreien.”

    Das Selbst, welches in der Konfusion mit egozentriertem “Individualbewusstsein” und gleichermaßen unverarbeitet-instinktiver Bewusstseinsschwäche materialistische “Absicherung” sucht, findet Mensch in der Einheit von Gemeinschaft und Gemeinschaftseigentum mit Sicherheit auf Zeit, OHNE das es weh tut, sozusagen in geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstsein, mal mehr und weniger Eigentum durch Leistung von und für die Gemeinschaft, aber mit Sicherheit zunehmend ohne den Ballast von Eigentum, wenn Mensch somit zunehmend die Kraft des Ursprungs leben kann.

  9. In diesem Beitrag wird die Menschheit erwähnt und das Wort „wir“ steht häufig für die Menschheit. Nur gibt es die Menschheit als Akteur und als Machtfaktor gar nicht. Es sind vielmehr die Staaten und Staatenbünde, welche über ihrem Staatsgebiet die Verfügungsgewalt besitzen. Übrigens hat sich die UNO und etwa der Weltklimarat schon lange darauf eingestellt. Bei den Weltklimakonferenzen sind die Staaten diejenigen, die als Verhandlungsakteure auftreten. Auch bei Fragen zur Biodiversität etwa versucht man jeden Staat dazu zu bewegen, einen bestimmten Prozentsatz des Staatsgebietes zu „konservieren“, also von der landwirtschaftlichen und auch sonstigen Nutzung auszunehmen. Das heisst: Diejenigen, die die Verfügungsgewalt über ihr Territorium besitzen sind die Ansprechpartner.

    In der UNO und ihren Organisationen wird noch versucht, alle Staaten bis zu einem gewissen Grade gleich zu behandeln. In der geopolitischen Realität aber haben die grossen Blöcke weit mehr Einfluss. Das zeigt sich gerade jetzt wieder wo Trump das Recht des Stärkeren durchsetzen will um der behaupteten Ausbeutung der USA durch andere Staaten entgegenzuwirken. Hin und wieder sagt man ja sogar in der Klimaszene, eigentlich würde es genügen, wenn etwa China, die USA, Indien und die EU untereinander Klimaverträge aushandeln würden, denn die anderen wären dazu gezwungen diesen grossen Blöcken zu folgen.
    Kurzum: Die Zeit des Imperialismus ist noch nicht wirklich vorbei, denn die grossen Staatenblöcke wie China, die USA oder sogar Russland sind immer wieder bereit ihre Interessen auch mit Gewalt durchzusetzen. Zwar existiert die Idee einer regelbasierten Ordnung, aber es ist vor allem eine Idee, eine Idee, die bei Bedarf immer wieder hintan stehen muss.

  10. @KinseherRichard 05.03. 16:01

    „Das sind zwei schwere Fälle von gezielter Provokation gegen Russland – welche man auch berücksichtigen muss, wenn man über den Beginn des aktuellen Krieges und die Chancen für ein mögliches Ende diskutiert.“

    In der Tat, da ist was dran. Entsprechend wäre ich auch für einen Waffenstillstand mit der aktuellen Frontlinie und keine Sicherheitsgarantien. Wenn das dann wirklich hält, und es sich zeigt, dass Putin wirklich keinen weiteren Militäreinsatz nachlegt, also gegen die Ukraine oder gar gegen Nato-Gebiete, kann man dann weiterverhandeln.

    Nicht unwahrscheinlich, dass Putin dennoch mehr will. Deswegen begrüße ich auch ganz besonders das aktuelle 500-Mrd-Sondervermögen. Das meiste sollte dann in Rüstung und auch in weitere Waffenlieferungen an die Ukraine investiert werden.

    Sollte allerdings zeitnah auch Putin seine aktuelle Kriegswirtschaft wieder runter fahren, dann könnten wir auch überlegen, weniger aufzurüsten und weniger Waffen an die Ukraine zu liefern.

    Ich finde wir haben hier durchaus Perspektiven, durch die Sache doch noch gut durch zu kommen. Auf jeden Fall hätten wir aber Zeit gewonnen, auch zum Aufrüsten, um eine verteidigungsfähige Nato ohne die USA aufzubauen.

    Sollte es tatsächlich der Fall sein, das Putin auch Angst vor unserer Nato hat, so dürfte das doch mit dem Ausstieg der USA zumindest vorerst vom Tisch sein. Einen Versuch, das mal zu prüfen, wäre es wert.

    „..was wir unseren Nachkommen für eine Erde und für eine Erdklima hinterlassen“

    Wofür dann auch wieder mehr Ressourcen zur Verfügung ständen.

    • @Jeckenburger
      Es war bekannt, dass die Krim einer der wichtigsten russischen Militärstandpunkte war – aber auf dem Boden der Ukraine.
      Dieses Problem hätte man mit einem Pachtvertrag lösen können.

      Russland schürt in seinen Nachbarländern gezielt miltärische Konflikte um sich zu schützen – damit diese Länder nicht der NATO beitreten können.
      Dieses Problem könnte man lösen, indem die NATO per Vertrag auf eine Osterweiterung verzichten – und diese Länder blockfrei werden.

      Diese Beispiele zeigen, dass es durchaus Möglichkeiten für ein friedliches Nebeneinander gab und gibt.

      Gerade kam in den Nachrichten, dass die Eisflächen von Arktis und Antarktis deutlich geschrumpft sind. Weil Eis notwendig ist, um Sonnenlcht zurück ins All zu reflektieren – darf man davon ausgehen, dass sich das Klima stärker/schneller erwärmt; weil das Meer deswegen mehr Wärme aufnimmt.

      Wer also einer 500-Mrd-Verschuldung (dies ist das korrektes Wort für ´Sondervermögen´) für Rüstung zustimmt, statt dieses Geld für Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung einzusetzen, hat offensichtlich die falschen Prioritäten für die Zukunft.

    • @Jeckenburger – Nachtrag
      Die Union hat sich im Wahlkampf sehr deutlich für die Schuldenbremse ausgesprochen. Dieses Versprechen jetzt schon zu brechen, ist eine deutliche Mißachtung des Wählerwillens.
      Damit verliert die Politik jede Glaubwürdigkeit.

  11. Zu glauben Russland würde jetzt einlenken, wo der Wettbewerb, mit den erwartungsvollen Verbündeten China & Co., so stark läuft – Nee, da könnten die sich ja auch gleich selbst mit dem Hammer gegen die Birnen geben.

    Nur ein “Wunder der Einsicht”, für Kommunikation zur Organisation einer neuen Weltordnung der sogar der “Rest der Welt” zustimmen kann, würde den eskalierenden Wahnsinn stoppen.

  12. KinseherRichard 06.03. 14:46

    „Russland schürt in seinen Nachbarländern gezielt miltärische Konflikte um sich zu schützen – damit diese Länder nicht der NATO beitreten können.“

    Wenns denn tatsächlich eher Angst ist, dann hätten wir ja Möglichkeiten, wenn die USA raus ist. Ich trau dem aber nicht. Besser erstmal wirklich die Nato ohne USA schlagkräftig aufrüsten. Wenn Putin nicht gierig ist und uns wirklich nichts will, dann kann er ja seine Kriegswirtschaft abbauen, das wäre für uns ein eindeutiges Signal, dass wir eben dann auch weniger aufrüsten müssen.

    Die Propaganda Putins im eigenen Land muss man nicht für bare Münze nehmen, aber Misstrauen unsererseits ist schon angemessen, finde ich.

    „Dieses Problem könnte man lösen, indem die NATO per Vertrag auf eine Osterweiterung verzichten – und diese Länder blockfrei werden.“

    Die Restnato ohne USA ist sowieso kaum bereit, noch weitere Mitglieder aufzunehmen. Eine entsprechende Zusicherung dürfte kein Problem sein?

    „…statt dieses Geld für Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung einzusetzen, hat offensichtlich die falschen Prioritäten für die Zukunft.“

    Wenn wir hier in einen großen Krieg mit Putin geraten, hilft das dann auch nicht mehr der Energiewende. Aber sobald sich hier doch Spielräume ergeben, kann man von mir aus dann gerne auch die Energiewende mit dem Geld fördern. Was durchaus auch eine Investition in wichtige Infrastruktur ist.

    Zumal mehr Energiewende mittelfristig durchaus auch über niedrigere Öl- und Gaspreise Putins Kriegskasse reduziert.

  13. Danke für die intensive Diskussion. Ja, die Situation in Sachen Ukraine ist sehr komplex. Ein Blogbeitrag wird sie natürlich keinesfalls lösen können, das ist schon klar, und das war auch nicht die Intention dieses Beitrags. Ich wollte aber ansprechen, dass es leider keine einfache Lösung für die Ukraine-Frage gibt.

    Hier nochmals zusammengefasst, was ich mit dem Beitrag insbesondere ansprechen wollte:

    1. Ich sehe, wie derzeit in Sachen Ukrainekrieg wieder alles via richtig ODER falsch läuft, also wieder mal die Suche nach der „einen“ richtigen Lösung: Waffen ODER Verhandlungen. Mit meinem Fünfeck wollte ich zum Nachdenken anregen, dass man sowohl an die Waffenfrage denken muss, als auch an Verhandlungen, aber auch an Hilfe für Gefrüchtete, Monitoring der Entwicklung der Situation, an Handelsbeziehungen etc. und ja, auch an geopolitisches (Um-)Denken.

    2. Aber gerade letzteres läuft mit den Protagonisten Trump – Putin etc. doch wieder sehr stark in Richtung höchstmögliche Gewinnmaximierung. Als möglichen Augenöffner wollte ich diese Entwicklung zum Anlass nehmen, auf die enorme Rolle von Boden“schätzen“ und anderen Ressourcen als Kriegs(mit)ursache nicht nur in diesem Krieg hinzuweisen (das ist meiner Erfahrung nach längst nicht allen bewusst)

    3. Und wenn ich in diesem Kontext versuche, nicht nurs ans Morgen oder Übermorgen, sondern weit darüber hinaus zu denken, drängt sich zumindest mir eine große Frage auf: Sollte man nicht „insgesamt“ (d.h. „wir“, im Sinne von jede*r, Gruppen, Wissenschaften, Wirtschaft, Politik, also die Gesellschaften hier, da, dort und überall ) tatsächlich auch mal mehr darüber nachdenken, wie es dazu kam, dass Nationen, aber eben auch Konzerne und Privatpersonen nicht nur Land nutzen (und dazu auch hegen und pflegen sollten), sondern eben tatsächlich „besitzen“ (worum es dann leider eben auch Kriege gibt). Ein Vergleich mit den Regelungen des Internationalen Seerechts für die Meere erschien mir da sinnvoll. Hier ist natürlich insbesondere auch von Interesse, welche Bestrebungen es gibt, diese Meeresregelungen bewusst aufzuweichen (etwa durch Festlandssockelausweitungen, siehe z.B. Abb. 3) bzw. ggf. möglicherweise auch zu verbessern (etwa durch weitere, größere und bessere multinationale Abkommen, Stärkung des UN-Seerechtsabkommen, also mehr Einfluss für diese UN-basierten Gremien bis hin zu einem gestärkten Internationalen Seegerichtshof sowie ggf. sogar einer neuen World Oceans Organisation (siehe Abb. 4a dazu, was es schon gibt, sowie 4b wie es sich ggf. weiterentwickeln könnte).

    4. Ich war dann auch so frei anzudiskutieren. ob dies bzw. auch die eventuelle Weiterentwicklung des Seerechts (am Beispiel der Vision des WBGU) nicht auch als teilweises Modell für ähnliche Visionen auf dem Land dienen könnte. Ja klar, dies wäre ein sehr langer Weg, der wohl Jahrzehnte benötigt. Aber jetzt mal eine derartige Richtung anzudenken sowie die ethische und Verantwortungskomponente für ein anthropozänes Erdsystems, welches uns dauerhaft in die Zukunft mittragen kann, dahinter zu sehen, sollte damit ein bisschen angeregt werden. Und ja, schön wäre es, hier nicht nur gleich wieder zu sagen, so was kann doch gar nicht funktionieren, so etwas haben wir doch noch nie gemacht .Statt dessen könnten wir sogar beginnen, einfach mal positiv über wünschbare Zukünfte nachzudenken, dazu auch unsere Vorstellungskraft zu stärken (siehe dazu ggf. auch den vorhergehenden Blogbeitrag), einiges dazu auszuprobieren, ja vielleicht auch „aufzubrechen“ und dazu ggf. auch einen Kompass zu nutzen, der so einigermaßen die richtige Richtung anzeigt (also ggf. Richtung Sachwalterschaft für die ganze Erde, wie auch immer dies im Einzelnen aussehen könnte) – das wäre schön. Wenn der Beitrag ein bisschen helfen könnte, dass ein Nachdenken darüber wichtig sein wäre, würde mich dies sehr freuen.

    • @Leinfelder #“Der Anlass für diesen Beitrag”

      Trump ist nur EIN Populist von vielen, der sich die Fakten dieses Ränkespiels des systematisch-konfusen “Zusammenlebens” allzu leicht und ganz unverhohlend zu Nutze machen kann!!!

        • @Leinfelder

          Wir, mit den “demokratischen” Methoden parlamentarisch-lobbyistischer Marionetten-Theater, SIND GÄNZLICH MITSCHULD, daß Trump & Co. jetzt so einen Zirkus machen können.

          Um das Geistige / die Bewusstseinsentwicklung, für den Sinn unseres Daseins, nochmals deutlich zu machen, ein Zitat eines unbekannten Anthropologen:

          “Als Mensch anfing seine Toten zu bestatten, wurde Mensch zum Mensch.”

          Und wie man es meiner Meinung nach, im Rahmen des geistigen Stillstandes, leider erweitern muss:

          Als Mensch aber anfing auch daraus ein GESCHÄFT zu machen, war alles für’n Arsch, bzw. war alles im geistigen Stillstand seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung konfus MANIFESTIERT.

    • @Reinhold Leinfelder (Zitat): zum Anlass nehmen, auf die enorme Rolle von Boden“schätzen“ und anderen Ressourcen als Kriegs(mit)ursache nicht nur in diesem Krieg hinzuweisen

      Kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine führte Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder im April 2022 ein Interview mit der New York Times, in dem er sagte, die deutsche Industrie brauche die Rohstoffe aus Russland, und zwar nicht nur Öl und Gas, sondern auch die seltenen Erden. Daraus folgerte Gerhard Schröder, dass Deutschland die Ukraine im Kampf gegen Russland nicht unterstützen dürfe, denn sonst gefährde es seinen Zugang zu russischen Rohstoffen.
      So brutal „realistisch“ können also Politiker denken.

  14. @Leinfelder: “… wie es dazu kam, dass Nationen, aber eben auch Konzerne und Privatpersonen nicht nur Land nutzen (und dazu auch hegen und pflegen sollten), sondern eben tatsächlich „besitzen“ (worum es dann leider eben auch Kriege gibt).”

    Das ist das offensichtlich LEICHTESTE:
    Seit Mensch erstem und bisher einzigen GEISTIGEN Evolutionssprung (“Vertreibung aus dem Paradies”), befindet Mensch sich im zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf des imperialistisch-faschistischen Erbensystem, nun eben mit wettbewerbsbedingt-spalterischer Symptomatik, von Konfusion in “Wer soll das bezahlen?”, bis “Freiheit(en)” von unternehmerischen Abwägungen zu “Arbeit macht frei” und heuchlerisch-verlogener Schuld- und Sündenbocksuche – Es ist doch wirklich “schade”, dass grade wir Wohlstands-/Gewohnheitsmenschen der westlichen Welt nicht aufräumen wollen mit der Unwahrheit!?

    “Es war seit jeher den Epigonen vorbehalten, befruchtende Hypothesen des Meisters in starres Dogma zu verwandeln und satte Beruhigung zu finden, wo ein bahnbrechender Geist schöpferische Zweifel empfand.” (Rosa Luxemburg)

    In diesem Zitat steckt die anfängliche Ursache allen Übels des nun “freiheitlichen” Wettbewerbs um die Deutungshoheit.

    • Hmm, nix gegen diese Meinung, sie widerspricht auch nicht unbedingt dem folgenden, aber ich will doch noch ein bisschen mit Erdgeschichte und Paläoanthropologie kommen: Im Holozän, als nach der letzten Eiszeit ließ sich die Menschheit nieder (Neolithikum) – mal früher hier, bisschen später dort- und begann mit Landwirtschaft. Diese erlaubte eben auch Vorratsanhäufung, welche wiederum erlaubte, in höhere Breiten vorzustoßen und die nichtproduktive Winterjahreszeit, in der nichts wuchs, zu überstehen. Die angehäuften Vorräte, von denen man dann damals lebte (und mit denen man auch das Vieh fütterte, von dem man wiederum auch lebte) durfte man sich keinesfalls stehlen lassen. Das sah man als persönlichen bzw. familiären bzw. clanmäßigen Besitz an, da “selbsterwirtschaftet” (na ja, natürlich mit Hilfe der Pedosphäre, Hydrosphäre, Atmosphäre, Sonne etc.). Alle, die uns dies ggf. wegnehmen wollten, mögen wir nicht, also etwa Wölfe, aber auch Ratten, Mäuse, Insekten, alle bäh (letztere zumindest bei uns, andernorts werden sie gegessen), auch wenn wir (mit Ausnahme der Insekten) mit Haustierzucht (Hunde, Katzen) dagegenhielten. Aber wenn da ein ganz anderer Menschenclan ankam. der es sich ganz einfach machen wollte, indem er alles rauben wollte, da musste dann das ganze Dorf, später noch weit größere Einheiten zusammenstehen und sich verteidigen). Irgendwo könnte dies als Beginn der Kriege gelten (auch wenn die Menschen sich zuvor im Paläolithikum beim Sammeln und Jagen sicherlich auch schon mal befehdeten. Aber da ging’s nicht gleich ums komplette Überleben, wenn einem da ein Braten geklaut wurde, musste man halt nochmals ein Tier erlegen). Also wenn man den Umzug in höhere Breiten als “Vertreibung/Auszug aus dem Paradies” bezeichnen möchte, ok, warum nicht 😉

  15. @Leinfelder: “Also wenn man den Umzug in höhere Breiten als “Vertreibung/Auszug aus dem Paradies” bezeichnen möchte, ok, warum nicht”

    Also ich tue das nicht, denn es ist, mit der Philosophie der Bibel, eine Metapher für das Geistige / die Bewusstseinsentwicklung, das/die uns nun, seit dem globalisierenden “Zeitalter der Kommunikation”, dazu befähigen sollte, den Wettbewerb als stumpf- und blödsinnig zu erkennen und die einzig richtigen/fusionierenden Schlüsse daraus umzusetzen.

  16. @Bodenschätze

    Na irgendwie muss man es ja regeln, wer wo was wie abbauen darf und wo die Profite daraus landen. Wir haben in Deutschland z.B. ein noch ungenutztes Kupfervorkommen, wenn wir das ausbeuten wollen, dann müssen wir eine Konzession ausschreiben, und falls sich eine Firma findet, die hier aktiv werden will, dann müssen wir noch die nötigen Umweltanforderungen sicherstellen.

    Dann kann die Firma loslegen, und am Ende eine Menge Geld verdienen. Wieviel, das hängt auch von den zukünftigen Weltmarktpreisen für Kupfer ab. Je nach Erlös verdient hier der Staat mit, und eventuell ist schon die Konzession viel Geld werd, und kann Staatseinnahmen generieren.

    Sollte es mal ein Internationales Ressourcenmanagement geben, dann müsste dieses genau das übernehmen, was hier der deutsche Staat jetzt in Eigenregie durchziehen kann, und die Einnahmeüberschüsse werden dann auch eher global verteilt werden können.

    Hauptsache wäre allerdings, dass das Kupfer auch tatsächlich abgebaut wird, und dass das mit vernünftigen Umweltstandards abläuft.

    Und die Hauptsache bei fossilen Brennstoffen wäre wohl, dass sie möglichst gar nicht mehr abgebaut werden. Das läuft dann vernünftigerweise in den nächsten 30 Jahren sowieso aus. Hier gibt es dann auch nichts mehr zu überlegen, wo denn die Profite daraus landen, wenn eben damit gar keine mehr gemacht werden.

    Die übrigen Rohstoffe neben den fossilen Brennstoffen sind vom Wertvolumen her nur ein kleiner Teil, entsprechend wäre eine internationale Organisation des Bergbaus auch mit gar nicht mal so viel zu verwaltendem Profit verbunden, der dann anders verteilt werden soll.

    Alternativ wäre es denkbar, dass sowieso reiche Länder die ärmeren unterstützen, und wir als Menschheit sehr viel mehr Verantwortung füreinander übernehmen.

    Das Thema Land- und Forstwirtschaft würde in einer postfossilen Wirtschaft ein wohl wesentlich größeres sein als der verbleibende Bedarf an dann nur noch metallischen Rohstoffen. Die ja nun auch noch immer wieder recycelt werden können, und wirklich nur einmal ausgegraben werden müssen.

    Jeder Quadratmeter Land auf diesem Planeten hat wohl einen Besitzer. Das nervt mich irgendwie auch, zumal ich früher sehr gerne wild gezeltet habe. Aber die vernünftige Nutzung sicherzustellen wäre vielleicht wichtiger, als zu versuchen, dass hier aller Besitz gemeinschaftlich wird? In Schweden und Norwegen etwa ist dann ja auch schon ewig wild Zelten generell erlaubt. Dann stören die Besitzverhältnisse ja nicht mehr so.

  17. @Leinfelder: “Irgendwo könnte dies als Beginn der Kriege gelten”

    Und mit dem nun “freiheitlichen” Wettbewerb um die Deutungshoheit der wettbewerbsbedingt-konfusen Symptomatik, sollten wir unsere Unvernunft in gleichermaßen unverarbeitet-instinktiver Bewusstseinsschwäche von Angst, Gewalt und egozentriert-gepflegtes “Individualbewusstsein” erkennen und …!?

  18. @Jeckenburger: “Aber die vernünftige Nutzung sicherzustellen wäre vielleicht wichtiger, als zu versuchen, dass hier aller Besitz gemeinschaftlich wird?”

    Herr Leinfelder hatte hier ja auch schon ausgeführt, dass Gemeinschaftseigentum schon mal sehr üblich war: “Das sah man als persönlichen bzw. familiären bzw. clanmäßigen Besitz an, da “selbsterwirtschaftet”

    Jeckenburger: “… und dass das mit vernünftigen Umweltstandards abläuft.”

    Und war/ist das im nun “freiheitlichen” Wettbewerb jemals wirklich-wahrhaftig vernünftig/menschenwürdig abgelaufen, bzw. ist das in wettbewerbsbedingter Symptomatik zu erwarten???

  19. hto,
    “Und war/ist das im nun “freiheitlichen” Wettbewerb jemals wirklich-wahrhaftig vernünftig/menschenwürdig abgelaufen, bzw. ist das in wettbewerbsbedingter Symptomatik zu erwarten???”

    In Kleingruppen funktioniert die gerechte Verteilung der erwirtschafteten Güter.
    In den Familien funktioniert das mit Einschränkung.
    Wobei dem Vater der größere Teil des Fleischbrockens gegeben wird, weil der ja körperlich am meisten arbeitet.
    Man könnte auch das Bürgergeld als Zeichen für Gemeinschaftseigentum ansehen.
    Auch auf zwischenstaatlicher Ebene wird das praktiziert, das nennt sich dann Entwicklungshilfe.

    Fazit: Die Menschen sind nicht nur egozentriert, die sind auch noch sozial obendrein.

  20. PS: hab nen kleinen Nachtrag im Beitrag gemacht, z.I. auch hier:
    “Übrigens: so wirklich neu ist der Gedanke einer Sachwalterschaft ja nicht. Da war doch was mit dem Grundgesetz? Ah ja, GG Artikel 14 (2): “Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.” Und das Grundgesetz hat dies nicht wirklich neu erfunden, da sollten wir schon mal bei Platon, Aristoteles oder auch bei der Jerusalemer Urgemeinde vorbeischauen (siehe Eigentumstheorien). Und wenn dieser Beitrag ein bisschen dazu helfen könnte, über derartiges nachzudenken, würde mich dies sehr freuen.”

  21. Aktuell: In der ZEIT vom 31.3.2025: “Tiefseebergbau: Wann wird der Staubsauger in der Tiefsee angesetzt?
    Tausende Meter tief im Meer lagern wertvolle Metalle. Eigentlich ist der Abbau verboten. Eine Firma kümmert das nicht. Sie will nun einen Deal mit der Trump-Regierung.” siehe https://www.zeit.de/wissen/2025-03/tiefseebergbau-the-metals-company-un-manganknollen-oekosystem
    Habe soeben einen Nachtrag (Nachtrag 2) im Artikel gemacht.
    Siehe ggf. auch frühere Medienartikel zu dieser Clarion-Clipperton-Zone in der pazifischen Tiefsee, z.B. hier (Focus) oder hier (Guardian).

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