Bildung für die Zukunft im Anthropozän – Herausforderungen, Potenziale, Leuchttürme und Abbruchsvorhaben.

Inhaltsverzeichnis:
- Intro: Alles hängt mit allem zusammen
- Herausforderungen (nicht nur) für den Unterricht
- Potentiale für die Zukunftsgestaltung: Imagination fördern, fächerübergreifend ausbilden, selbst Wissen schaffen, ausprobieren.
- Die Rolle der Hochschulausbildung von Lehrkräften für die Primarstufe und Sekundarstufe I
4.1 Der österreichische Weg: Pädagogische Hochschulen
4.2 Der Leuchtturm Pädagogische Hochschule Niederösterreich
4.3 Abbruchinitiierung eines überragenden Leuchtturms? - Versuch eines Fazits
- Literaturverzeichnis
1. Intro: Alles hängt mit allem zusammen
Im Anthropozäniker-Blog gibt es bereits mehrere Beiträge zu obigem Haupthema, also zu neuen Bildungsaspekten im Anthropozän. Aus aktuellem Anlass sei dies aber hier nochmals aufgegriffen, um einen Überblick zu geben und mit Aktuellem, durchaus auch „Schrägem“, um nicht zu sagen „Skandalösem“ – zu ergänzen. Aber schauen wir der Reihe nach nochmals durch:
- „Alles hängt mit allem zusammen“, dies ist ein revolutionäres Zitat von A.v. Humboldt, übernommen auch als häufiges Bonmot hier im Anthropozäniker-Blog sowie in vielen meiner Vorträge. Es gilt in den Zeiten des Anthropozäns – im Sinne eines ganzheitlichen, systemischen Ansatzes – natürlich insbesondere auch für Bildung und Zukunftsgestaltung (z.B. Leinfelder 2018a,b, 2020a, Leinfelder & Lehmann 2015, ggf. auch hier (youtube)).
- Ebenso gelten die hier immer wieder erwähnten Herausforderungen des Anthropozäns auch im Kontext Bildung zur Zukunftskompetenz. Dies betrifft insbesondere die hier bereits behandelte Sektoralisierung unserer Welt, um sie besser „bearbeitbar“ zu machen, also die Aufteilung von Behörden und Verwaltungen in „fachspezifische“ Abteilungen bzw. Ministerien, aber natürlich auch Gliederung in Fächer, Fach- und Wissenschaftsbereiche in Wissenschaften und Bildung. Wie schon mehrfach hier erwähnt, ist nichts gegen tiefgehende, fachspezifische Forschung und Bildung zu sagen, allerdings muss diese gerade in der heutigen Zeit auch wieder stärker fächerverbindend und fachübergreifend, also interdisziplinär und ggf. transdisziplinär verbunden werden, damit die Kleinteile des Wissenspuzzles wieder zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden können, etwa im Humboldtianischen Sinne. (siehe hierzu viele Beiträge in diesem Anthropozäniker-Blog, bzw Leinfelder 2020b, 2023 etc.)
- Auch unser „westlicher“ Dualismus, also die Suche nach der EINEN richtigen Lösung für einen komplexes Problempaket, sowie unser Wunsch nach Ranking, d.h. Abarbeitung komplexer, zusammenhängender Problemkreise zerlegt in Einzelprobleme, in ihrer angeblichen Wichtigkeit gereiht und dann nacheinander abgearbeitet werden sollen, gehört zu diesem Herausforderungspaket (Leinfelder et al. 2025).
- Versucht man, Obiges bereits im Schulunterricht zu thematisieren und neue, zukunftsorientierte Unterrichtswege zu beschreiten, ist dies eine weitere große Herausforderung, da Derartiges mit einem “weiter wie bisher”-Schulunterricht nicht zu machen ist und damit also die Ausbildung wie auch Fort- und Weiterbildung von Lehrer*innen auch entsprechend erweitert werden müssen. Manche möchten solche notwendigen Änderungen verhindern, dies aber nicht zugeben, weshalb sie sich auf ein Bild von Lehre berufen, das längst überholt ist und einer zeitgemäßen schüler- oder studierendenzentrierten Didaktik widerspricht. Dieser Beitrag behandelt im Kontext von neuen, interdisziplinären und zukunftsorientierten Unterrichtswegen (und damit einhergehend auch neuen Unterrichtsformen) einen derartigen, nicht nachvollziehbaren (um nicht zu sagen, skandalösen) Vorgang.
2. Herausforderungen (nicht nur) für den Unterricht
Für den schulischen Unterricht bedeutet all dies, dass neben dem Fachunterricht insbesondere auch der fächerverbindende und fächerübergreifende Unterricht sehr wichtig ist und vor allem immer noch wichtiger wird. Dies gilt nicht nur, aber insbesondere auch bereits für die Primarstufe. Unsere heutige Weltsituation zeigt ja mehr denn je, wie Probleme zusammenhängen, sich gegenseitig bedingen, miteinander wechselwirken und oft verstärken, sich dabei zu Kipppunkten zusammenbrauen, und vieles mehr. Diese Weltsituation zeigt aber auch, wie Mächteverhältnisse, insbesonderer auch finanzieller Art sowie die „Eigentumsfrage“ (siehe z.B. „Wem gehört die Erde?“) hier enorm viel Wichtiges verhindern, und zunehmend Diskurse wegen der „Spaltpille” Populismus unmöglich werden. Dies betrifft auch die Zukunftskompetenzen. Hier ist es wieder die Suche nach der EINEN, „richtigen“ Zukunftslösung, dem „richtigen“ Zukunftspfad, auf dem wir dann wieder 200 Jahre ruhig voranschreiten können. Die Zukunftsdiskussion ist damit zu einer Farce verkommen, denn es gibt einfach keine „Silver Bullets“, die mit einem „Schuss“ alles regeln, genauso wie es keine, uns aus Science Fiction doch so gut bekannte Supermänner/-frauen gibt, die dann in letzter Minute doch noch alles wieder retten und richten, puh! So sind etwa beim Thema Klimakrise weder CCS noch Nuclear Fusion solche „Silver Bullets”, doch sie könnten – bei entsprechenden Tests auf Machbarkeit und Nebenwirkungen vor ihrem zukünftigen Einsatz – ggf. Teil späterer, gemischter Zukunftsportfolios werden, welche aber eben auch erneuerbare Energien, Suffizienzansätze, enorme Ausweitung des Recyclings und ja, natürlich auch reaktive Schutzmaßnahmen beinhalten müssen.
Leider sind wir Erwachsene meist ziemlich gefangen in dem, was wir kennen, also dem „Weiter wie bisher“-Pfad, obwohl wir eigentlich wissen, dass wir es anders machen sollten. Aber den meisten von uns fehlt das Vorstellungsvermögen dazu, vor allem auch weil wir uns sicherer fühlen bei dem, was wir bereits kennen; Vertrautes gibt man halt so ungern auf, denn das Neue erscheint so fremd. Damit ergeben sich für Zukunftsszenarien meist nur kleinere Abweichungen von diesem BAU-Pfad – die Zukunfswissenschaften nennen dies die explorative Pfadgruppe (also ausgehend vom Bekannten und Weitermachen mit eher kleineren Abweichungen davon, siehe Abb 1a, b. Uns fehlt schlichtweg das Vorstellungsvermögen, andere Wegmöglichkeiten zu erdenken, also weitere mögliche Zukünfte zu imaginieren und daraus dann auch wünschbare Zukünfte herauszufiltern sowie Gestaltungswege dorthin zu finden. Mögliche Zukunftspfade sollten dann miteinander begangen werden, um zu sehen, ob wir da wirklich vorankommen. Also nochmals: wir benötigen keine Suche nach „Silver Bullets”, sondern müssen gemischte Portfolios von Lösungsansätzen zusammenstellen, deren Wirksamkeit überwacht wird, und die immer wieder auch umgebaut werden können, ja sollten, sofern etwa neue Technologien, neue Bereitschaften in der Bevölkerung oder auch zu große Nebenwirkungen verwendeter Techniken festgestellt werden. Es sollte also gemeinsam, jedoch auf vielen Wegen in eine kreative und offene Zukunft gehen (mehr dazu siehe z.B. hier und hier im Blog sowie Leinfelder 2016, 2020b). Dazu benötigen wir aber sehr viel Imaginationsfähigkeit, die uns leider oft – um nicht zu sagen: meist – fehlt.
Abb. 1a: Weshalb Szenarien? Der Zukünfte-Szenarientrichter mit Erläuterungen nach Steinmüller (2011), mit kleinen Änderungen und Ergänzungen. (Version aus Leinfelder 2023).
Abb. 1b: Grafische Hinführung zum Mehrwege-Zukünfte-Konzept (basierend auf Leinfelder 2014), Grafik von Tanja Föhr (aus Leinfelder & Föhr 2015, siehe dort auch weitere graphische Umsetzung des Konzepts.)
3. Potentiale für die Zukunftsgestaltung: Imagination fördern, fächerübergreifend ausbilden, selbst Wissen schaffen, ausprobieren.
Hier kommt gleich die nächste Herausforderung: Obige Herausforderungsliste benötigt doch hochkomplexe, insbesondere auch wissenschaftliche Ansätze zu ihrer Bewältigung – was haben denn die Schulen damit zu tun, gar die Grundschulen? Dies ist sehr einfach zu beantworten: Wie oben geschildert, brauchen wir eine viel bessere Imaginationsfähigkeit. Das Imaginationsvermögen von Kindern ist bekanntermaßen besonders im jungen Alter enorm gut ausgeprägt, dies ist also eine offene Türe, um bereits junge Kinder auch für Zukunftsfragen besser zu schulen und insgesamt die verbundenen Themenkomplexe besser in unseren ethischen Wertekanon mit einzubringen (auch hierzu u.a. Leinfelder 2018a,b, 2020a,b, Leinfelder & Sippl 2023a,b).
Natürlich ist die Notwendigkeit zum Erreichen einer besseren KulturNatur-Kompetenz (CNL-Literacy) und Zukünfte-Kompetenz (Futures Literacy) nicht nur auf die Primarschulen begrenzt. Wir müssen insgesamt Wissen schaffen (also Wissenschaften), Wissen lernen (also Bildung) und erlerntes Wissen nutzen und verbreiten (also Aus-/Weiterbildung, Wissenschaftskommunikation, Anwendung), was alles ebenfalls besser verknüpft werden muss. Viel mehr Wissenschaftler*innen als früher sind heute bereit, ihr geschaffenes Wissen auch zu kommunizieren. Auch bei DFG-Anträgen (sowie bei vielen anderen Formen der Forschungsförderung) ist seit längerem nun immer auch anzugeben, wie neue Projekt-Forschungsergebnisse dann kommuniziert werden sollen. Früher (und z.T. noch heute) wurde man als Wissenschaftler*in, der/die auch Wissenschaftskommunikation betreibt, allerdings schon mal gefragt, ob man seine Forschung eingestellt habe, wenn für derartiges wie „Wisskomm” Zeit bleibt, bzw. ob man den Journalist*innen ihre Jobs wegnehmen möchte. Ja, ich weiß leider auch aus eigener Erfahrung, wovon ich hier spreche.
Dabei sollte doch Wissenskommunikation ein echtes Bedürfnis sein. Um von mir zu reden: Mir war es schon als Diplomand, der dort am Mikroskop über 150 Millionen Jahre alten, selbst ausgebuddelten Mikrofossilien saß bzw. sich dann später mit ebenso alten Korallenriffen beschäftigte, wichtig, mir selbst die mich umtreibende Frage zu beantworten, was denn die ganze Welt von diesen Studien habe. Ja, Minipuzzleteile zum besseren Verständnis der Evolution der Lebensformen und ihre Ansprüche sowie Anpassungsfähigkeiten, das war die Antwort, die ich schon damals sah und die mich beruhigte. Tatsächlich hat sich viel später herausgestellt, dass insbesondere bei den Korallenriffen die Kenntnis ihrer evolutionären und adaptiven Entwicklung von ihren Ursprüngen bis heute maßgeblich auch zur Einschätzung der weiteren Entwicklung / des möglichen Untergangs heutiger Riffe (Stichwort „atavistische“ Korallen, siehe z.B. hier und hier und hier im Blog sowie z.B. Leinfelder 2019, Cardoso et al. 2025 sowie Feature dazu) immer wichtiger wurde. Und weil ich also schon immer schon meinte, dass bereits in den Schulen neues Wissen in entsprechender, adäquater Weise eingebracht werden sollte, habe ich quasi vom Anfang meiner Laufbahn an – und zunehmend verstärkt – an Wissenschaftskommunikation und Bildungskooperationen mit Schulen gearbeitet. Wegen meiner Überzeugung, dass Wissenskommunikation überaus wichtig für die Gesellschaft sei, habe ich zukunftsrelevante Ausstellungen mitinitiiert und mitkonzipiert (so etwa die weltweit erste große Anthropozän-Ausstellung am Deutschen Museum München), sowie Museumsleitungen an naturkundlichen Museen, aber auch fürs damals zu gründende „Haus der Zukunft” / „Futurium” in Berlin übernommen, dabei auch immer wieder mit Schüler*innen Ausstellungen gemacht bzw. Ausstellungen für Schulen mitkonzipiert (die an Schulen ausgeliehen wurden, wenn sich dort viele Lehrkräfte aus verschiedenen Fächern gemeinsam mit dem Thema beschäftigten) (siehe z.B. Leinfelder et al., 1998/2002, 2007, Leinfelder 2010a,b, 2021, Leinfelder & Zinfert 2015). Bildbasierte Formate waren und sind dabei ebenfalls überaus wichtig. Thematisch ging es vom wohl ersten Kinderbuch zum Anthropozän (ab 8 Jahren) (Abb. 2) bis hin zu Sachcomics für ältere Jugendliche und Erwachsene, darunter die „Übersetzung“ eines 400-seitigen Hauptgutachtens des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung (dem ich damals angehörte) zur Großen Transformation in einen Comic (Hamann et al. 2013, siehe z.B. hier oder hier), ein Begleit-Sachcomic zur großen Anthropozän-Ausstellung im Deutschen Museum (Hamann et al. 2014), aber auch die Darstellung großer Forschungsprojekte als Wissenscomics, etwa das Projekt „Die Anthropozän-Küche” des Excellenzclusters Bild-Wissen-Gestaltung (Leinfelder et al. 2016, siehe auch hier im Blog) oder die Ergebnisse des EU-Projekts MaCoBios auch als Sachcomic (Tregardot et al. 2025). Auch die Arbeit der Internationalen Anthropocene Working Group wurde als Wissenscomic umgesetzt (Hamann et al. 2024, Leinfelder & Hamann 2025). (Nachtrag v. 4.11.2025: ganz aktuell kamen auch noch interview- und workshopbasierte “Comics for Future” dazu, siehe Tredup et al. 2025).
Abb. 2: Das in Kooperation mit der PH produzierte Mutmachbuch von Laibl et al. (2022), mit Buchcover (links), Seitenbeispielen (rechts) sowie Buchcover der umfangreichen Lehrhandreichungen dazu. (Näheres dazu siehe hier)
Solche bildbasierten Formate, also auch Sach-Comics, haben Ähnlichkeiten mit Ausstellung: beide sollten nicht ausschließlich „linear“ sein, also wie Filme, Bücher, Frontalunterricht etc., sondern stellen „slow Media“ dar. So erlauben es Wissenschaftscomics (ähnlich wie auch Ausstellungen), Komplexitäten zu vermitteln, indem man verschiedene Handlungs- und Zeitstränge nebeneinander herlaufen lassen und darin „umherspringen“ kann (siehe hierzu auch Hangartner et al. 2013, Heydenreich 2019, Wagenbreth 2023, Leinfelder & Hamann 2025, Leinfelder et al. 2015, 2017) und fördern damit eben auch die Schulung unseres Imaginationsvermögens. Um dies auch im Unterricht zu ermöglichen, wurden unsere Sachcomics in fast allen Fällen durch umfangreiche Lehrhandreichungen (siehe z.B. hier und hier und hier) ergänzt (siehe auch Abb 2). Auch viele andere an den Schulunterricht anpassungsfähgige Formate, wie Zukunftswerkstätten, Design Thinking-Projekte, Repair Cafés, partizipative Exkursionen, Monitoringprojekte uvm. (s. Abb. 3) ermöglichen das Erkennen von Zusammenhängen, der Bedeutung der Natur für uns und unsere Zukunft, sowie die Schulung unseres Imaginationsvermögens. Sie können damit wichtige Beiträge zur Erarbeitung einer CultureNature Literacy und einer Futures Literacy liefern (siehe auch Leinfelder & Sippl 2023a,b; zu partizipativen Monitoring-Projekten siehe auch die Dissertation von A. Rost 2014).
Abb. 3: Beispiele für fächerübergreifende Aktivformate auch für den schulischen Unterricht. (Vortragsfolie Leinfelder, näheres siehe Text)
Dies alles waren ja immer wieder auch wichtige Themen hier im Anthropozäniker-Blog. Wer aber erarbeitet insgesamt das Wissen um derartige Projekte, stellt den schulischen Unterricht in entsprechender Weise neu auf, so dass eben die fächerübergreifenden Aspekte und damit auch CultureNature-Literacy, Futures-Literacy auch erarbeitet und im schulischen Unterricht umgesetzt werden können? Daran sind natürlich viele beteiligt, wie der nachfolgende kurze Überblick klar machen und an einem herausragenden Leuchtturmbeispiel verdeutlichen möchte.
4. Die Rolle der Hochschulausbildung von Lehrkräften für die Primarstufe und Sekundarstufe I
Früher waren in Deutschland Pädagogische Hochschulen (PHs) für die (damalige) Volksschulausbildung für Lehramtsstudierende zuständig. Häufig (etwa in Bayern) waren sie römisch-katholisch oder evangelisch ausgerichtet. Forschung sowie Ausbildung für angehende Gymnasiallehrer*innen waren an den Universitäten angesiedelt. Details hierzu führen für diesen Blogpost zu weit (siehe ggf. hier https://de.wikipedia.org/wiki/Pädagogische_Hochschule). Allerdings wurden die PHs in Deutschland etwa ab den 1970er Jahren zunehmend abgeschafft (in den östlichen Bundesländern nach der Wende). Nur Baden-Württemberg hat heute noch PHs, die alle jeweils eine etwas unterschiedliche Schwerpunktsetzung haben und auch auch über Promotions- und Habilitationsrecht verfügen. Im restlichen Deutschland findet die Lehrkraftausbildung auch für die Primarstufe i.d.R. nun in den Sektoren der Fachdisziplinen statt, ergänzt durch spezielle Kurse, die von Lehrveranstaltungen in pädagogischen Fachbereichen (bzw. in anderen Fachbereichen – etwa Sozialwissenschaften, Psychologie etc.- angesiedelten pädagogischen Fachgebieten) sowie Referendarzeiten ergänzt werden. Damit wurde auch die Primarstufe doch deutlich fachspezifischer, was fächerverbindende und -übergreifende Projekte erschweren kann, aber nicht muss.
4. 1. Der österreichische Weg: Pädagogische Hochschulen
Österreich ging hier einen anderen Weg. Dort gibt es derzeit neun öffentliche und vier private Pädagogische Hochschulen, dazu eine zusätzlich für Agrar- und Umweltwissenschaften. Vor 2006 gab es keine PHs, dafür verschiedenste Pädagogische Akademien und Institute, die dann österreichweit ab Oktober 2007 zu Pädagogischen Hochschulen zusammengefasst wurden, welche für die Primarstufe und Sekundarstufe I zuständig sind. (Näheres siehe z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Bildungssystem_in_Österreich.) Obwohl die österreichischen PHs an die jeweiligen Bundesländer angebunden sind, unterstehen sie (im Unterschied zu Deutschland) direkt dem nationalen Bildungsministerium. Die PHs haben neben den Ausbildungsaufgaben auch Forschungsaufgaben. Auch ist ihr Spektrum durchaus unterschiedlich, was die derzeitige österreichische Regierung mit einem Bildungsminister aus der Partei NEOS (einer Abzweigung der FPÖ, ausgeschriebener Name: „Das Neue Österreich und Liberales Forum”) jedoch im Rahmen des aktuellen Regierungsprogramms ändern möchte (siehe dazu Regierungsprogramm, u.a. S. 214, Bullet 3).
4.2 Der Leuchtturm Pädagogische Hochschule Niederösterreich
Ein besonders herausragendes Beispiel, welches in den letzten Jahren sogar ein großes EU-Projekt („CultureNature Literacy: Curricular key competences for shaping the future in the Anthropocene“) mit vielen anderen europäischen Partnern organisiert und geleitet hat und des weiteren auch einen Unesco Chair für „Learning and Teaching Futures Literacy in the Anthropocene“ eingeworben hat, sei hier besonders genannt: Die Pädagogische Hochschule Niederösterreich (University College of Teacher Education Lower Austria, PH NÖ).
Weshalb ist dies hier von Interesse? Nun, zum einen, weil für die Ausbildung zur Primarstufe, wie oben erwähnt, möglichst viel Fächerverbindendes und Fächerübergreifendes notwendig ist und eben auch die Imaginationsfähigkeit sowie mit innovativen Lehransätzen auch CultureNature- und Futures Literacy in der Primarstufe besonders gut entwickelbar sind. Das ist beim heutigen Schulsystem in Deutschland nicht so leicht möglich, auch wenn es selbstverständlich auch dort fächerübergreifenden Unterricht gibt (siehe dazu aber unten). Auch die Forschung zu neuen inter- und transdisziplinären Schulbildungsansätzen ist damit ebenfalls besser möglich, wie das Beispiel der PH NÖ gut zeigt. Dort existiert sogar eine eigene Literaturreihe, „Pädagogik für Niederösterreich”, in der viele der Forschungs- und Projektergebnisse der PH NÖ und ihrer Partner dokumentiert und dauerhaft (in Buchform, aber seit etlichen Jahren auch als open access eBooks) zugänglich sind. Und ja, ich bin überaus begeistert von der PH NÖ, nicht nur, aber auch, weil sie das Thema Anthropozän, beginnend beim Rektor der Universität (siehe z.B. Rauscher 2022), bis weit darüber hinaus als äußerst geeignet für ihren zukunftsorientierten, konstruktiven und verantwortungsgelenkten Ansatz ansehen und verwenden, genauso wie sie auch sehr am Potenzial bildbasierter Formate für die Lehre interessiert sind. Ich wurde im Februar 2019 erstmals vom Rektor zu einem Vortrag eingeladen, mein Vortragsthema damals lautete „Von der Umwelt zur Unswelt – Das Potenzial des Anthropozän-Konzepts für den Schulunterricht“, also ganz „Anthropozäniker-like”. Es ergab sich schon damals eine spannende Diskussion zum Begriff Umwelt und Unswelt; Rektor Rauscher brachte dazu noch den Begriff „Wirwelt“ mit ein (siehe dazu auch Rauscher 2020). (Nicht nur) diese Diskussion führten wir über etliche Jahre in überaus konstruktiver und gegenseitig befruchtender Weise (und derzeit ist in oben erwähnter Reihe auch eine gemeinsame Publikation dazu im Druck, siehe Leinfelder, Rauscher & Sippl 2025). Ich war auch zu weiteren Vortragsterminen an der PH NÖ, führte z.T. dort auch Lehre durch (in Corona-Zeiten hybrid bzw. via VidCon) und wurde auch assoziierter Partner der PH NÖ für das CNL-EU-Projekt. Ja, ich verdanke dem Rektor, dem UNESCO Chair und der gesamten PH NÖ sehr viel für meine inhaltliche Weiterentwicklung in den letzten Jahren. Für Näheres zu den spannenden Aktivitäten dieser Leuchtturm-PH mit ihren wegweisenden Projekten und Zentren (etwa Zentren Lernen-Lehren, Zukünfte-Bildung, Prohairesis-Demokratie etc.)verweise ich auf die Webseite der PHNÖ (die leider nun doch eingedünnt wurde, siehe dazu auch nachfolgend). Ja, sicherlich gibt es auch etliche weitere Leuchttürme in der Bildung für eine anthropozäne Zukunft, darunter Universitäten oder auch andere Forschungsinstitutionen (wie etwa das Karlsruher Institut für Technologie, die Universität Augsburg oder auch das Institut Futur der Freien Universität Berlin, an denen auch ich u.a. an Ringvorlesungen beteiligt war). Aber die PH NÖ ragt, zumindest nach meiner Einschätzung, wegen der Gesamtheit und Kooperationsfähigkeit ihres Teams da doch noch deutlich weiter hervor. Überaus vieles verdankt sie hier der Initiativen und der Unterstützung durch Rektor Rauscher, den ich als überaus offenen, konstruktiven, dialogbereiten, sympathischen, wissensdurstigen, unkonventionellen, unterstützenden, fördernden und alle mitnehmenden Menschen kennen und überaus schätzen lernte. Hätten doch viel mehr Führungspersonen so ein „Kaliber”!
Abb. 4: Links: Überreichung des Sammelbandes „Die Verführung zur Güte” an den Rektor der PHNÖ, Herrn Prof. Rauscher (links) als Festschrift anlässlich seines 70. Geburtstags (im Jahr 2020). Neben ihm Grafikkünstler Leopold Maurer. Die Festschrift wird von Leitsätzen des Rektors durchzogen, die von L. Maurer in Comic-Paneele übersetzt wurden (mit dem Rektor in Comic-Form) und auch die Festschrift durchziehen. Rechts ein Beispiel dazu (zu weiteren Infos siehe hier)
Warum ist mir meine Erfahrung um die PH NÖ und rund um Prof. Dr.Dr. Erwin Rauscher hier so wichtig? Wir haben ja noch den Begriff „Abbruchsvorhaben“ im Titel, wozu wir gleich kommen werden. Aber zuvor noch generell zu einer weiteren „Herausforderung”, die es natürlich weit verbreitet – aber nicht dermaßen bekannt – eben auch an Forschungs- und Bildungsinstitutionen gibt, wobei ich keinesfalls verallgemeinern möchte, sondern nur wenige Beispiele in allgemeiner Art herausgreife. Es geht um Kolleg*innen, die teilweise – und aus verschiedenen Gründen – doch sehr kritisch auf so manches schauen, was man ggf. anders macht als sie dies tun. Schon in den Anfängen meiner Kooperationen mit Schulen berichtete mir eine ältere, leider schon längst verstorbene, hochverdiente Lehrerin, dass viele angehende junge Lehrkräfte mit hohem Elan und überaus guten Projektideen, gerade auch für fächerübergreifenden und fächerverbindenden Unterricht, von den Hochschulen kommen und bald versuchen, derartige Projekte an ihren Schulen zu etablieren. (Zu) viele ältere Kolleg*innen würden dabei allerdings sehr kritisch auf den Elan und die Innovationsfreude der jungen blicken, und diese dann häufig ausbremsen, aus Angst, derartiges würde dann von ihnen auch erwartet. Manche begründen diese Ablehnung auch ganz formell damit, dass solche neuen Formate, wie Zukunftswerkstätten, Design-Thinking-Projekte, Outdoor-Seminare, selbständige Geländearbeiten u.v.m. ja gar nicht in Lehrplänen vorgesehen sind, keine behördlich zugelassenen Materialien dazu vorlägen, bzw. Mehrkosten entstünden, die nicht wirklich abrechenbar seien. Das hat durchaus einen wahren Kern, es gehört also schon auch etwas Mut dazu, derartig Neues anzupacken und das Vorgehen ggf. auch zu verteidigen (s.u.).
Aus eigener Erfahrung mit meiner Universitätslaufbahn (die über viele Stationen und Institutionen an verschiedenen Orten führte) hab ich durchaus auch Neid-Vorbehalte unter Kolleg*innen kennengelernt, etwa nach dem Motto „Der ist laufend in den Medien mit seinem neuen Zeugs, als ob das Anthropozän etwas mit Geologie und Paläontologie zu tun hätte!” (doch, das hat es, und wie!). Oder auch Neid, dass Studierende bei Wahlpflichtveranstaltungen oft eher solche mit neuen Themen wählten, statt sich den klassischeren Themen zuzuwenden. (Warum fällt mir da wieder das Anthropozän ein?) Dies ging so weit, dass ein Kollege einmal einen extrem kritischen Zeitungsartikel zum Anthropozän (Titel: Epochaler Irrtum) vergrößert als Poster im Forschungsposterformat des Departments direkt neben der Ankündigung meiner Anthropozän-Kurse aushängte (- wir haben dies danach konstruktiv besprochen und gelöst -) oder sich ein anderer Kollege einmal weigerte, eine Studierende in seinem Fach zur Abschlussprüfung zuzulassen, weil sie ihre schriftliche Abschlussarbeit zum Thema Anthropozän durchgeführt hatte (, was dann auch noch irgendwie gelöst wurde). Oder auch, dass angeblich keine Verlängerung meiner aktiven Tätigkeit nach Erreichen des 65. Lebensjahrs möglich war (was der Fachbereich hätte bewilligen müssen). Nach einer Initiative der Studierenden (die unbedingt nochmals einen Anthropozän-Kurs haben wollten) gemeinsam mit dem Studiendekan gab es dann doch noch einen einsemestrigem Lehrvertrag, so dass der interdisziplinäre Anthropozän-Kurs nochmals stattfand.
Lassen wir es bei diesen Beispielen bewenden und kommen zurück zum Beispiel der PH NÖ und ihrem so überaus beeindruckenden Kanzler (Kanzler ist hier im Österreichischen im Sinne eines Hochschulpräsidenten bzw. -rektors gemeint, nicht als Finanz- und Verwaltungschef einer Universität, wie dies in Deutschland häufig der Fall ist).
4.3 Abbruchinitiierung eines überragenden Leuchtturms?
Die Aktivitäten der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich (PH NÖ) sind – nicht nur – in Österreich in vieler Munde. Nicht nur, gerade aber auch die projektbasierten, institutsübergreifenden Aktivitäten, mit entsprechend vielen Drittmitteleinwerbungen, sind sehr gut und sehr weit sichtbar. Wegen dieser herausragenden Sichtbarkeit werden dann schon auch ab und an von den Ministerien entsprechende Papiere, etwa zur Zukunftskompetenz-Entwicklung in der schulischen Bildung erwünscht, die man dann natürlich auch erstellt und zuschickt. Ja, da kann es schon mal ein paar Probleme geben, etwa: wer hatte die Idee zu Polyzukünften und deren Einbringung im Unterricht?. Sind Polyzukünfte dasselbe wie die polyperspektivischen Zukünfte, auf denen u.a. das Gründungskonzept eines gewissen Leinfelders für das Berliner Haus der Zukunft / Futurium beruht (siehe hier im Blog sowie Leinfelder 2016)? Was sind Unterschiede und Verbindungen zwischen Umwelt, Mitwelt, Unswelt, Wirwelt? (siehe Leinfelder, Rauscher & Sippl. 2025)? Wer schickt dann mit wem etwas an das Ministerium und was wird dabei zitiert? Da kann es schon mal Abstimmungsbedarf geben, aber all das ist (und war) lösbar.
Anders sieht es jedoch derzeit aus. Prof. Rauscher, der Gründungsrektor und seit 2006 durchgängig Rektor der PHNÖ, also nicht nur Erbauer, sondern mit seinem gesamten Team aktiver Miterweiterer und ja, auch Wächter dieses Leuchtturms, wurde geschasst, genauer: über Nacht vom Bildungsministerium als Rektor abberufen, in den Ruhestand geschickt und strafrechtlich angezeigt. Sein Name wurde auch innerhalb von Minuten von der Webseite der PH NÖ getilgt, zumindest von der Rektoratseite und anderen Einträgen ist er komplett verschwunden, so als hätte es ihn nie gegeben (die Webseiten der PHs werden übrigens vom österreichischen Bildungsministerium “mitbetreut”, oha!). Dann gleich noch eine heftige Pressemeldung raushauen (via APA, der österreichischen Presseagentur, die von den Medien sofort und quasi völlig unüberprüft übernommen wurde? Siehe z.B. hier: die APA-Meldung in den Salzburger Nachrichten vom 2.10.2025. Was ist passiert? Honni soit que mal y pense? Oder hat da wer gezündelt und der ganze Leuchtturm ist versehentlich abgebrannt? Nein, der Betrieb geht weiter. Aber es läuft wirklich eine handfeste Intrige dort ab, anders kann ich es leider nicht bezeichnen. Ich bin an der PHNÖ nur assoziierter Projektpartner, bin mit dem österreichischen Bildungssystem nicht so vertraut wie mit dem deutschen (siehe auch oben) und will grundsätzlich niemanden direkt anschwärzen. Doch ein paar Aspekte zu diskutieren sei erlaubt, weil es sich nicht nur um ein m.E. skandalöses Vorgehen gegen einen überaus geschätzten Kollegen handelt, sondern viele andere davon in Mitleidenschaft gezogen werden, und damit auch der ganze Leuchtturm stark beschädigt wird. Vor allem aber möchte ich dazu berichten, weil auch für das Unterrichten viel daraus gelernt werden kann. Ich versuche mich möglichst kurz zu fassen und verweise für Vertiefungen auf einige, unten angegebene Medienartikel, damit sich die Anthropozäniker-Leser*innen ihre eigene Meinung bilden können. Aus einigen Medienartikeln erlaube ich mir, kurze, als solche kenntlich gemachte Ausschnitte, wiederzugeben bzw. sie direkt im Text zu verlinken.
Zur Anschuldigung:
Die in vielen Medien nachzulesenden Anschuldigungen lauten zusammengefasst so. “Das Bildungsministerium hat Erwin Rauscher, den Rektor der Pädagogischen Hochschule (PH) Niederösterreich, mit sofortiger Wirkung von seinem Amt abberufen. Das teilte das Ministerium von Christoph Wiederkehr (Neos) am Donnerstag in einer Aussendung mit. Grund dafür seien „schwerwiegende dienst- und strafrechtlich relevante Vorwürfe” (aus: Der Standard vom 2.10.2025). Weiter heißt es dort, „es seien ‚fingierte Lehrveranstaltungen’ im Verwaltungssystem angelegt worden. .. Auch eine Strafanzeige sei eingebracht worden.” Dadurch sei wohl „ein mutmaßlicher Schaden in Höhe von mindestens 32.522 Euro entstanden“. Die weiteren Details will ich nicht groß ausmalen. Nur soviel dazu: Es geht darum, dass dieses Verwaltungssystem vor allem für klassische Lehrveranstaltungen angelegt ist. Für alles andere, was Geld kostet, müsse man Lehraufträge abschließen. Dieses System ist also ähnlich unflexibel wie in Deutschland. Zusätzliche, gerade auch im Kontext der Lehre und des Lehrstudiums wichtige Aktivitäten, angefangen von Social Media-Training, über spezielle, neuartige Lehrprojekte (z.B. Monitoring draußen, Werkstattprojekte uvm) gelten formal nicht als klassische Lehre, wurden aber dennoch hier verbucht. Hätte man diese via Werksverträge abgeschlossen, wären etwa statt dieser 32.000 Euro Kosten von ca. 150.000 Euro entstanden (siehe hier oe24 vom 7.10.2025). (Vom gigantischen Verwaltungsaufwand, incl. „Ausschreiberitis” selbst für kleinste Vorhaben, oft unter der Missachtung von Wissenschaftsfreiheit und Lehrfreiheit mal ganz abgesehen, ich weiß, wovon ich spreche). Die PH NÖ hat somit also kräftig Kosten und Verwaltungsarbeit gespart. (Warum kommt mir da dieser Artikel in den Sinn, der darüber berichtet, dass unter diesem Bildungsminister das Ministerium in einem Monat 126.000 Euro für externe Beratung ausgegeben hat? Siehe hier: Der Standard v. 26.6.2025. Könnte es sein, dass Herr Rauscher ihm dies durch seine einsparende Abrechnung indirekt ermöglicht hat? Zynismus off). Das Ganze ist also ein verwaltungstechnisches, ein „legistisches” Problem, worauf auch der offene Brief der PH NÖ-Mitarbeiter*innen (verantwortlich Prof. Christoph Hofbauer, ebenfalls PH NÖ) hinweist. Aber halt, angeblich machen es die anderen PHs ja überhaupt nicht so mit ihrer Abrechnung, solche Dummy-Veranstaltungen gäbe es da nicht, meint zumindest die derzeitige Vorsitzende der Rektor*innenkonferenz der österreichischen PHs, Prof. Beatrix Karl, ehemalige Justizministerin Österreichs, die nun selbst auch eine andere PH in Österreich leitet. Sie meinte dazu in der Kleinen Zeitung vom 10.10.2025: „Eine Nachjustierung und mehr Flexibilität des Dienstrechts wäre wünschenswert, aber es funktioniert auch in seiner jetzigen Form. Es zwingt niemanden dazu, rechtswidrig zu agieren” (siehe hier). Nur dumm, dass im Kurier von 18.10.2025 (S. 5, Print, bzw. online siehe hier) ein Artikel mit dem Titel „Fake-Kurse auch an der PH Steiermark?” dazu herauskam. Oh, das ist ja die PH von Frau Karl. Hier nur der Teaser: „Was in Niederösterreich zur Entlassung des Rektors führte, scheint andernorts auch System zu haben. An der PH Graz kann mal leicht 79 ‚Dummy’-Lehrveranstaltungen finden.” Aha!
Es gab übrigens auch eine interne Prüfung an der PHNÖ von all dem, die nichts Strafbares beanstandete. Und natürlich gibt es auch bei allgemein hervorragendem Arbeitsklima immer ein paar Ausnahmen. Und wenn mal Fehler passieren: Herrr Rauscher stellte sich immer auch vor evtl. Fehler anderer Mitarbeiter*innen und übernahm immer die Verantwortung.
Ich muss nun zum Verständnis doch noch einmal auf Personelles eingehen. Sehr lange wurden alle Gesprächswünsche der Belegschaft mit dem Ministerium zur Causa Rauscher abgelehnt (drei unbeantwortete Schreiben an den Minister, sieben an die Sektionschefin), daraufhin gab es den oben erwähnten offenen Brief der Belegschaft ans Ministerium, was nach der Abberufung des Rektors doch noch zu einem Gespräch an der PHNÖ mit dem Generalsekretär des Ministers, Herrn Netzer, führte. Dieses Gespräch fand am 14.10.2025 statt und ist offensichtlich komplett entgleist; ich war nicht dabei, mir wurde aber davon berichtet, und im schon oben erwähnten Artikel des Kurier vom 18.12.2025 wird auch dazu kommentiert; hier ein Ausschnitt daraus: „Wie sehr die Nerven in der Causa Rauscher im Ministerium blank liegen, zeigt ein Vorfall bei einer Veranstaltung an der PH NÖ, bei der der Generalsektretär des Bildungsministeriums, Martin Netzer, seine Sicht der Causa Rauscher schilderte. Eine Hochschulprofessorin stellte dann in einer Wortmeldung fest, dass Rauscher immer ein umsichtiger Rektor gewesen sei, für ihn müsse jedenfalls die Unschuldsvermutung gelten. Netzer konterte scharf: ‚Ich bin erschüttert. Erschüttert über Ihr Rechtsverständnis. Und mache mir Sorgen, wenn Personen wie Sie mit diesem Rechtsverständnis unsere Lehrerinnen und Lehrer ausbilden.’“
Was soll man dazu sagen? Das war m.E. nichts anderes als eine „trumpeske” Bedrohung einer Professorin, die es wagte, die Unschuldsvermutung gerade auch für den honorigen Prof. Rauscher anzunehmen, bevor das Urteil in einem etwaigen Strafprozess gesprochen wird. Unglaublich! Mir wurde zusätzlich berichtet, das eine andere anwesende, schwangere Kollegin daraufhin ein medizinischer Notfall ereilte, so dass der Rettungsnotdienst gerufen werden musste. Mehr muss man zu diesem Auftritt wohl nicht sagen / schreiben.
Weitere Kollateralschäden und die Rolle der Politik
Einer Person im Bildungsministerium scheint diese PH NÖ ein Dorn im Auge zu sein. Die PH NÖ kann offensichtlich mehr Forschungspublikationen als die anderen österreichischen PHs vorweisen und ist eben auch sehr innovativ: Anthropozän, Zukunftsaspekte, Werte, Verantwortung usw. usw.. Rektor Rauscher ist dabei keinesfalls eine „ultralinke” Socke, sondern ein wertebewusster, offener und kooperativer Mensch, dabei auch aktiver Christ, insgesamt fernab jeglicher Unterstellung von „Wokeness”, „Linksgrünversiffung” oder was auch immer für entsprechende Begriffe zur Demontage gewählt würden. Dennoch gab es schon im Sommer eine andere, ebenfalls absolut unnachvollziehbare heftige Rüge des Ministeriums für Rektor Rauscher. An einer mit der PH NÖ assoziierten Primarstufen-Schule war in einer Stellenausschreibung für eine Lehrkraft angegeben, dass auch Türkischkenntnisse sehr wichtig wären. Darauf gab es Reaktionen von ÖVP und FPÖ wie „Deutsch müsse als Unterrichts- und Integrationssprache im Mittelpunkt stehen” (ÖVP) und „die Ausschreibung sei ‚unfair, unvernünftig und diskriminierend’ gegenüber heimischen Lehrkräften ohne Türkischkenntnisse. … ‚Deutsch [sei] auch in Pausen via Hausordnung durchzusetzen'” (Landes-FPÖ), siehe hier in ORF_at vom 18.8.2025. Ja, genauso wie in Deutschland ist natürlich auch in Österreich an Volksschulen die Lehrsprache Deutsch, aber etliche der Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund, vor allem aber die Eltern dieser Kinder, haben oft Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Dass es solchen Familien überaus hilft bzw. sie z.T. sogar nur dann erreichbar sind, wenn sie in Gesprächen ggf. auch in der Heimatsprache sprechen können, ist doch bekannt. Damit ist dieser Wunsch nach Türkischkenntnissen absolut sinnvoll.
Der junge Bundesminister ist von der Partei der NEOS (einer Abspaltung der FPÖ, siehe hierzu die Bundeszentrale für politische Bildung, Deutschland (schon etwas älter)); einen Beitrag zum neuen Bildungsminister Österreichs von ORF-TV, ZIB 2 (vom 11.3.2025) gibt es hier. Der langjährige Generalsekretär Netzer des Bildungsministeriums ist gleichzeitig auch noch Sektionschef der Präsidialsektion des Ministeriums, es steht aber offensichtlich ein Wechsel an; der Minister möchte seinen bisherigen Kabinettschef, Huber, zum Generalsekretär machen (siehe Die Presse vom 10.10.2025). Tendenzen, wonach von den Organisationsplänen bis zu den Curricula der PH’s möglichst Einheitlichkeit dominieren müsse, kann ich nur als Angriff auf die Themen Anthropozän und Zukunft interpretieren, die eben eine neue, aber überaus notwendige Sicht- und Denkweise schulen.
(Nachtrag vom 4.11.2025: dieser Wechsel ist laut neuer Geschäfts- und Personaleinteilung vom 1.11.2025 inzwischen vollzogen.)
Bewertung der Causa Rauscher?
Ich maße mir als Nichtjurist nicht an, eine juristische Bewertung des Vorgangs vorzunehmen. Ich wollte mit obigen Gedanken vor allem anregen, die wichtige Rolle der frühen schulischen Ausbildung für unsere vielfältigen, in neuer Weise anzugehenden Zukunftsherausforderungen zu betonen, aber auch darauf hinzuweisen, wie schnell derartiges Vorgehen aus unterschiedlichsten Gründen in Misskredit gebracht werden kann. Hierbei stellt leider auch die gewisse Einseitigkeit von Vorwürfen mit Hilfe der Medien, ohne die Gegenseitig in voller Weise darzustellen, offensichtlich eine zusätzliche Herausforderung dar. Aber jede*r kann sich hierzu ein eigenes Bild erstellen, so denke ich.
Statt eines weiteren Fazits zur Bewertung der Causa Rauscher erlaube ich mir lieber, ein paar Zitate hier anzufügen:
a) „Für Erwin Rauscher dreht sich immer alles um die Menschen. Für ihn ist seine Hochschule daher zwar ein besonderer Ort, vielmehr und unverzichtbar aber besteht sie aus dem großen Team der PH-NÖ-Mitarbeiter/innen. Sie sind das starke Fundamentum; auf sie, für sie und mit ihnen hat er diese Hochschule gebaut und gestaltet sie beharrlich weiter, in wechselseitigem Respekt und Vertrauen fördert er ihr Wirken nach Kräften, die Unterstützung und Entwicklung jedes und jeder Einzelnen liegt ihm am Herzen. Er macht Mut für das kreative Verknüpfen von Wissen, das Denken in Alternativen und Zusammenhängen, das Überwinden alter Kausalitätsmuster und Infragestellen herkömmlicher Gewissheiten und Schlussfolgerungen – für visionäres Denken und Imaginationsfähigkeit schlechthin.” (aus Schörg 2020 im Hinführungsartikel der damaligen PHNÖ-Vizerektorin Christine Schörg zur Festschrift von Herrn Rauschers 70 Geburtstag. Zu Glückwünschen weiterer Personen an Herrn Rauscher siehe im selben Band: Mikl-Leitner et al. (2020) (siehe auch Abb. 4 und 5).
b) „Gerechtigkeit, Unvoreingenommenheit und das Prinzip der Fairness sind Grundpfeiler unseres demokratischen Staatsgefüges … Im Wirbel um die PH NÖ, der nun am 2.10.2025 in der Abberufung von Rektor Erwin Rauscher gipfelte, ist dieser Grundsatz missachtet worden. Lehrende und Studierende der PH NÖ haben seit Mai 2025 wiederholt an Sie appelliert, auch jene zu hören, die hier gerne arbeiten – aber von einem Dienstrecht betroffen sind, das fachlich-organisationale Tätigkeiten nicht berücksichtigt. Wir wurden abgewiesen oder es kam keine Reaktion. .. Das Dienstrecht lässt hier keine andere Möglichkeit als ein „Hilfskonstrukt“ zur Abgeltung der Administration und Organisation zu – welches jedenfalls an vielen anderen Hochschulen ebenfalls im Einsatz ist.”
Auszug aus dem Offenen Brief von Lehrenden der PH NÖ an Bildungsminister Wiederkehr zur Abberufung von Rektor Erwin Rauscher (vom 8.10.2025) (Rückfragen und Kontakt Prof. Christoph Hofbauer, PH NÖ).
c) „Der jahrzehntelange Rektor der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, Erwin Rauscher, wurde suspendiert. Er hätte ein System technisch so programmiert, dass Leistungen, die tatsächlich erbracht wurden, nicht mit dem formal richtigen Etikett versehen wurden. So wurde die Betreuung von Sozialen Medien auch als Lehre verbucht. Jeder, der auf der Höhe der Zeit ist, weiß, dass mittlerweile Lehre mehr ist, als vor 25 Personen zu stehen und Monologe zu halten. Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, Lehrinhalte, im besten Fall interaktiv, zu vermitteln.
- Anstatt real erbrachte Leistungen extern zu vergeben, wurden die Leistungen intern und billiger erbracht.
- Anstatt in einer budgetär taumelnden Republik dem Rektor ein Lobschreiben zukommen zu lassen, werden formale Mängel in der Art der Verbuchung festgestellt.
- Anstatt in Spalte A wurde eine tatsächlich erbrachte Leistung in Spalte B eingetragen – und sicher nicht vom Rektor selbst.
- Anstatt dies in der gebotenen verhältnismäßigen Weise zu lösen, nämlich durch einen Hinweis, diese Leistung sei anders zu buchen, passiert Folgendes:
Ein seit Jahrzehnten über das durchschnittliche Maß hinaus engagierter Mann, der Inbegriff eines integren Menschen, ein Mensch, der für das Bildungssystem und für die Republik Österreich Unbezahlbares geleistet hat, der sich persönlich so weit engagiert, dass er nicht mit 65 Jahren in Pension geht, sondern stattdessen bis zu seinem 75. Lebensjahr voll weiterarbeitet, wird mit Schimpf und Schande davongejagt.
Wie schon Hannes Androsch sagte: Wenn man einen Hund schlagen möchte, dann findet man einen Stock dazu. Hingegen ist kein Fall eines Beamten überliefert, der aufgrund völliger Untätigkeit jemals suspendiert worden wäre. Es häufen sich jedoch die Fälle, dass über viele Jahre engagierte Beamte, besonders Ausnahmetalente, die in ihrem Leben bereits wiederholte Male Topleistungen erbracht haben, von noch nie positiv in Erscheinung getretenen Heckenschützen erlegt werden. Der unqualifizierte Neuling richtet die hoch integre erfahrene Person durch kabinettsjustizielle Vorverurteilung hin. Attackiert werden heutzutage jene, die etwas erreicht und geleistet haben. Leute, die sich meist vom Durchschnitt abheben. Dieser Mann soll nie mehr die Durchschnittlichkeit Österreichs stören. ….Die Besten werden entfernt. …
Die Botschaft lautet: Sei möglichst inaktiv und ja nicht innovativ, denn durch eine falsche Buchung stehen die Pseudoanzeige und der Rufmord ins Haus. Und nur keine Innovation, denn bei neuen Initiativen ist das Risiko viel höher, Fehler zu machen.“
Auszüge aus “Leistungsträger raus! Zur skandalösen Intrige gegen Erwin Rauscher”, Gastbeitrag von Franz Schabhüttl, 12.10.2025 auf das-tagebuch-at (Blog von Andreas Unterberger)
d) Und hier nochmals meine Kurz-Charakterisierung des Rektors von weiter oben (Leinfelder 28.10.2025)
Überaus vieles verdankt [die PH] der Unterstützung durch Rektor Rauscher, den ich als überaus offenen, konstruktiven, dialogbereiten, sympathischen, wissensdurstigen, unkonventionellen, unterstützenden, fördernden und alle mitnehmenden Menschen kennen und überaus schätzen lernte. Hätten doch viel mehr Führungspersonen so ein “Kaliber”!“
Abb 5: Danke, lieber Herr Rauscher! (aus Schörg 2020, Grafik von Leopold Maurer)
5. Versuch eines Fazits
Dem Anthropozän-Konzept wird ja häufig unterstellt, es sei ein Ansatz zur Untersuchung des Erdsystems und ergäbe wegen der immensen Unterschiede zu den weiteren Epochen des Quartärs als Konsequenz eine Notwendigkeit zur Ausrufung einer neuen erdgeschichtlichen Epoche, dem Anthropozän. Damit sei es ja ausschließlich naturwissenschaftlich. Dass dies so keinesfalls stimmt, ist in diesem Blog schon häufig behandelt worden. Was nützt ein analytischer Befund, wenn dieser dem Patienten nicht erläutert wird? Was nützt es, wenn ggf. keine Behandlung verordnet wird? Was nützt die Empfehlung einer Behandlung, wenn diese dann nicht durchgeführt wird? Was nützt eine tatsächlich begonnene Behandlung, wenn sie zu früh abgebrochen wird bzw. weitere Behandlungsnotwendigkeiten der systemischen Erkrankung des Systems nicht umgesetzt werden?
Daher sind neue Narrative und Metaphern (siehe z.B. hier im Blog) im Kontext der Verantwortungs-Metaebene der Anthropozän-Konzeptes so wichtig (dazu hier im Blog, siehe auch Leinfelder 2022, Abb. 3). Und dazu gehört eben auch die Bildung, beginnend beim jungen Schulkind bis hin zum lebenslangen Lernen, weswegen etwa das mit der Kooperation mit der PHNÖ entstandene Mutmachbuch so wichtig ist (s. Abb. 2), sowie die vielen weiteren innovativen Aktivitäten der PHNÖ mit dieser Altersgruppe. Andererseits ist Bildung ohne entsprechendes Umdenken im Handeln auch nicht ausreichend. Gerade daher sind neue Lernformen, bei denen – etwa im Sinne des Design Thinking-Ansatzes oder von Naturlaborlernorten (s. Abb 3)- die Schüler*innen selbst versuchen, Probleme zu erkennen, dann vielfältige Möglichkeiten der evtl. Lösung konstruktiv miteinander zu diskutieren, dann auszuprobieren, sich dabei von Spezialisten helfen zu lassen, Fortschritte und Fehlversuche zu erkennen und zu analysieren und dann eben iterativ unter Modifikationen weiterzumachen, so wichtig für die Zukunftsgestaltung. Dazu sind KulturNatur-Kompetenz, Zukünftekompetenz, darunter auch Imaginationsvermögen und vieles mehr notwendig. Vielfältigste, oben und andernorts hier im Blog erwähnte, erweiterte Lehrformen sind hier sinnvoll und sollten fest in die Bildungslandschaften mit eingebaut werden – all dies bieten die Forschungs-, Lehr- und Schulausbildungsaktivitäten der PH-NÖ-Teams und ihres Rektors in herausragender Weise.
Dies alles mag sehr nachvollziehbar klingen, wenn es dann aber um die entsprechenden Themen geht, wie eben Zukünfte im Anthropozän, ist das Erschrecken oft groß. Altbekanntes verlassen? Keine klaren Zuständigkeiten (in Bereichen, Fächern etc.), wer soll’s machen? Und dann auch keine Polarisierungen, keine simplifizierten externe Schuldzuweisungen als Selbstentschuldigung für Nichtstun? Dann ist vielen ein „Jetzt möchte ich möglichst gut leben, nach mir zwar vielleicht nicht gleich die Sintflut, aber da wird der neuen Generation dann schon noch etwas einfallen” doch lieber. Auf all dies wollte ich einerseits im Sinne einer Zusammenfassung von bereits häufig Gesagtem, andererseits aber insbesondere auch am konkreten Beispiel für beeindruckende neue Ansätze, sowie leider dann auch an der, wie in diesem Falle, extrem vehementen Opposition dagegen, hier klarmachen. Und auch die Aussage vom verstorbenen Politiker Hannes Androsch sollte ein Augenöffner sein: “Wenn man einen Hund schlagen möchte, dann findet man einen Stock dazu” (s.o.). Der hochverdiente Rektor der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, Prof. DDr. Erwin Rauscher ist dazu nicht der Richtige.
Vielen Dank! Konstruktive Kommentare sind sehr erwünscht.
Version 1a vom 28.10.2025
Version 1b vom 30.10.2025 mit einer Ergänzung im Intro-Kapitel sowie kleineren Korrekturen (v.a. Rechtschreibung und Layout)
Version 1c vom 4.11.2025: Einbau eines Inhaltsverzeichnisses mit Sprungmarken, weitere Literatur und Links, kleinere Layoutkorrekturen.
6. Literaturverzeichnis
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Tredup, Michelle, Petersen, Leonie & Hamann, Alexandra (Hrsg.)(2025): Comics for Future. Six Short Stories for Climate Justice. (Illustrators: Ana Lutzenberger, Hannah Loewen, Hannes Birkholz, Marie Ehrentraut, Ole C.M. Peters, Toni Stakenkötter). Oxfam Deutschland e.V. (Info, Excerts und op.acc. download link via https://mintwissen.com/Oxfam; or directly to Oxfam download page)
Trégarot, Ewan, Elena Allegri, Andrea Cabrito, Gema Casal, Gabriel Cardoso, Cindy Cornet, Juan Pablo D’Olivo, Kieran Deane, Silvia de Juan, Georg Heiss, Diego Kersting, Reinhold Leinfelder, Bethan O’Leary, Christian Simeoni, Marina Vergotti, Elisa Furlan; Llorenç Garrit & Pato Conde (2024): Waves of Hope.- Science Graphic Novel, eBook 36pp, open access, macobios.eu/prp/other-products/#ComicBook (produced by Horizon 2020 – EU-Research Project ‘Marine Coastal Ecosystems, Biodiversity and Services in a Changing World’) (translations into German, French, Italian, Spanish, Catalan and Portuguese are now also availabe via above link).
Zalasiewicz, J., Waters, C.N., Ellis, E.C., Head, M.J., Vidas, D., Steffen, W., Adeney Thomas, J., Horn, E., Summerhayes, C.P., Leinfelder, R., McNeill, J. R., Galuszka, A., Williams, M., Barnosky, A.D., Richter, D. deB., Gibbard, P.L., Syvitski, J., Jeandel, C., Cearreta, A., Cundy, A.B., Fairchild, I.J., Rose, N.L., Ivar do Sul, J.A., Shotyk, W., Turner, S., Wagreich, M., Zinke, J. (2021): The Anthropocene: comparing its meaning in geology (chronostratigraphy) with conceptual approaches arising in other disciplines.- Earth’s future, EFT2777, doi: 10.1029/2020EF001896 (open access).
Wagenbreth, Henning (Hrsg.)(2023): Bilder schreiben, Wörter zeichnen. Was wir mit Illustrationen machen können. 512 S., Wuppertal (Peter Hammer Verlag, ISBN 978-3779507079).






Massive Probleme in Forschung und Lehre gibt es nicht nur in Österreich, sondern auch bei uns – wie ich leider aus eigener Erfahrung lernen musste:
Eine wichtige aktuelle Lehrmeinung besagt – dass Erlebnisse der frühen Kindheit dem bewussten Erinnern nicht mehr zugänglich sind.
Ich habe aber vor 2 Jahrzehnten herausgefunden, dass im Rahmen von Nahtod-Erfahrungen Erlebnisse ab dem 5. Schwangerschaftsmonat LEBENSLANG dem bewussten Erinnern in genau der gleichen Reihenfolge zugänglich sind, wie sich die physikalischen Sinne entwickeln.
D.h. eine aktuelle Lehrmeinung ist nachprüfbar falsch!
Aber obwohl ich bis heute mehrere tausend Leute (von Studenten bis Profs.) darauf aufmerksam machte, kam bis heute keine einzige sinnvolle Reaktion.
Dieses Beispiel soll ein gewaltiges Problem der Lehre/Wissenschaft aufzeigen: Desinteresse oder Dummheit (´Dummheit´ ist hier nicht als Beleidigung gemeint).
So wird man Zukunftsprobleme nicht wirklich lösen können!
( Es geht auch anders: Ich habe das KI-Programm perplexity.ai gefragt: “Welche wissenschaftlichen Lehrmeinungen sind falsch, wenn wir uns lebenslang bewusst an Erlebnisse ab dem 5. Schwangerschaftsmonat erinnern können?”
Das Programm zählte mehrere falsche Lehrmeinungen auf und kam zu dem Schluss:
“Mit anderen Worten: Eine bewusste Erinnerung an Erlebnisse ab dem fünften Schwangerschaftssmonat würde grundlegende Paradigmen der Kognitions- und Neurowissenschaft kippen – ähnlich einer ´kopernikanischen Wende´ in der Gedächtnisforschung. Sie würde zeigen, dass Bewusstsein und Gedächtnis früher entstehen, als die heutige Wissenschaft für möglich hält.” )
Nicht aufregen, läuft alles nach Plan: Wir haben gerade eine Ruhephase hinter uns, bei der sich die Menschheit vor allem Speck angefressen und Probleme angehäuft hat, jetzt wacht das Baby hungrig und mit voller Windel auf und wird quengelig, und das äußert sich halt in Extremismus: Radikale Denk- und Handlungsverweigerung der Etablierten, radikales Quengeln und Hyperaktivität bei den Populisten, die riesige Fettmasse hemmt, das Baby steckt erst mal enorme Aktivierungsenergie rein, um sie zu bewegen.
Da das Ganze erst mal ein physikalischer Mechanismus ist, der der Entstehung einer Supernova ähnelt, weiß ich nicht, ob eine Explosion daraus wird oder ob das Baby aufwacht, mal kurz pinkeln geht und sich dann ein Frühstück macht. Ich sehe hier zwar enorm viel Potenzial für ein Baby, aber immer noch kein Baby. Schreihals Trump jedenfalls kann nur Krawall machen, China stirbt schon, während es geboren wird, Europa ist Agonie pur, aus der einfach keine Geburtswehen werden wollen, Russland klinisch tot, im Süden auch nix Richtiges. Der Gott des Komas und den Gott des Amok verheizen ihre Gläubigen im Religionskrieg, Masseträgheit gegen Defibrillator. Irgendein Herz, Hirn oder Lunge ist hier noch nicht angesprungen, dafür riecht’s kräftig nach Grillfleisch.
Scheint also, dass wir den klassischen Evolutionsweg beschreiten: Tod und Wiedergeburt. Im letzten Moment vor der Katastrophe, im Moment des Erwachens, versuchen wir im letzten Moment, dem Tod von der Schippe zu springen, alle Probleme wachsen zu Extremen an, der enorme Evolutionsdruck lässt nur die besten der besten Lösungen überleben, sodass nach dem Platzen der Inflationsblase, wenn die Welt nur noch ein Trümmerfeld voller bleichender Skelette ist, die Überlebenden das Arsenal an Wissen und Können und Werkzeugen, wie die Ressourcen haben, entstanden durch eine Mischung aus Aas und dem plötzlichen Schwund an Mitfressern, für eine Kambrische Explosion.
Wir müssen also alle sterben, aber das ist kein Drama für die Welt, die reagiert aufs Anthropozän mit dem Neolithikum 2.0: Weil uns die Welt nicht mehr gratis versorgt, lernen wir gärtnern.
Wir reformieren uns also per Waldbrand: Wir wissen, dass der Wald nicht mehr funktioniert, wir verstehen nicht wieso, also kommt einfach alles weg. Für Forstwirtschaft fehlen uns Wissen und Verstand, wir schützen morsches Holz vor Termiten, bis sich die Termiten so sehr vermehren, dass sie sich auch an gesunde Bäume wagen müssen, und dann wachsen sie zu einer Heuschreckenplage heran. Wir sind nicht zu einer Chirurgie fähig, die der Patient auch überlebt, stattdessen operieren wir mit immer größeren Keulen und Flammenwerfern.
Wenn die Welt zur Schlägerei im Saloon wird, verbarrikadieren Sie sich hinter Tischen in einer Ecke und bleiben ganz leise, zerbrechen sich eine Whiskyflasche, denn irgendeine vor Hass verzerrte Säufervisage wird Sie sicher finden und aggressiv um Demotivation betteln, nehmen sich ein paar Stullen mit, denn das Ganze könnte ein Weilchen dauern, und schreiben schon mal Ihr Testament, denn dass Sie in Flammen und Kugelhagel umkommen, ist doch extrem wahrscheinlich. Für den Fall, dass Sie überleben, können Sie sich ja als Haupterben einsetzen.
So ein Weltuntergang ist vor allem eine prima Gelegenheit, praxisnah Lösungen zu entwickeln und Theorien zu überprüfen, denn Sie leben in einem Feuerwerk an natürlichen Experimenten, die Ihnen sehr viel Arbeit ersparen. Natürlich sind Sie hier das Versuchskaninchen und gehen dabei drauf, aber Ihre Nutzungsdauer ist ja sowieso ab Werk beschränkt, deswegen wurde ja die Schrift erfunden, um den Bunny Bug im System auszubügeln.
Was man auch machen könnte, ist, 6000 Jahre dokumentiertes Wissen einfach mal zur Abwechslung nicht zu ignorieren. Eine EU – ein von blutigen Konflikten zerrissenes Reich, das nur von den Interessen der Händler zusammengehalten wurde – hatten schon die Akkadier. Wir verstehen weniger von Geld, Schulden, Inflation, als es Abraham und Moses taten, seit dem Mittelalter hat unser Verständnis von Wirtschaft in der Praxis gewaltig abgenommen: Während eigentlich alles, was wir wissen müssen, in jedem besseren Ökonomie-Lehrbuch steht, sind wir in der Praxis Jäger und Sammler geworden, mit nomadisierenden Firmen, die ein Gebiet plündern und dann weiterziehen.
Das war auch mein Denkfehler, als Merkel die Migranten ins Land ließ: Die Geschichte der Einwanderung nach Amerika, die Geschichte der ethnischen Konflikte und Gettos in Europa, sind eigentlich Allgemeinwissen. Ich hatte als selbstverständlich vorausgesetzt, dass wir was daraus gelernt hätten und die Probleme im Keim ersticken würden. Den gleichen Denkfehler hatte ich beim Ukraine-Krieg, als wir da hinein tapsten, wie die typischen verwöhnten, reichen Snobs, die meinen, weil sie Geld hätten, hätten sie schon gewonnen, also müssten sie’s nicht mal versuchen. Heute tun Europäer immer noch alles, um den blutigsten, grausamsten Krieg vom Zaun zu reißen, den sie haben können, während USA und China und der Rest der Welt alles tun, damit wir den diesmal für uns behalten und tunlichst die Welt von unserer Existenz ein für alle Mal befreien, aber bitteschön als lokales Privatvergnügen, nicht als Welttournee. Europa und der Rest der Welt in perfekter Harmonie, bei so viel Kooperation und gegenseitiger Unterstützung kann ja gar nix mehr schiefgehen. Ohne Europas Nationalpsychopathen wird die Welt so viel schöner sein! Und was für einen Spaß die haben werden, wenn sie sich aus der Welt schaffen! Win-Win.
Das ist etwas, was Europa leisten muss, wenn es überleben will: Akzeptieren, dass wir einfach nur asoziales Pack sind, dass sich selber so toll findet, wie es asoziales Pack üblicherweise tut, und all unsere Kunst und Philosophie nur Aufschneiderei und Säuferlieder in der Dorfkneipe, in der das Saufgelage aus Schnapsmangel in Pöbeln und Schlägerei übergeht. Das Bild passt auch auf Revolverhelden im Saloon, Piraten in der Taverne und Kinder im Sandkasten ohne Aufsicht. Wir müssen weg von der Selbstherrlichkeit des Serienmörders, denn 30 Serienmörder in einem Boot umgeben von Haien haben kein Boot, nur Haie.
Das Anthropozän bedeutet Erwachen und Geburt: Das Baby ist nicht mehr Gott Allmächtig, allein im Zentrum des Universums Mami, die es versorgt, ohne dass es darüber nachdenken muss. Es muss die Augen öffnen, vom hohen Ross stürzen und lernen, dass es nichts Besonderes ist, nur ein Mensch, der sich in eine viel größere Welt hinein fügen muss, auf steter Suche nach Augenhöhe und Gleichgewicht mit allen Dingen. So gesehen, geben nicht nur wir dem Anthropozän einen Namen. Es gibt uns auch einen, eine eigene Identität als eigenständiger, eigenverantwortlicher Akteur und Mitspieler im Orchester der Natur.
Sollte bei dieser Geburt kein Baby zugegen sein, würde ich schleunigst nachrüsten. Falls es nicht klappt, viel Glück beim nächsten Mal.
S,g, Herr Kinseher, s.g. Herr Paul.S,
Ich freue mich grundsätzlich immer über Kommentare (sofern sie keine Produktwerbung oder sonstigen Spam darstellen, was bei Ihnen ja wirklich nicht der Fall ist). Allerdings wäre es mir – nicht nur, aber gerade bei diesem Thema – wichtig, dass doch eher konkret zum Artikel kommentiert wird. Dies ist bei Ihren beiden Kommentaren m.E. nicht wirklich der Fall. Ich erlaube mir folgende Einschätzung: Ihre Kommentare wären evtl. als Beispiele für meine im Blog bereits mehrfach behandelte Ausredemuster-Liste geeignet?
Bei Kommentar Kinseher: Relativierung (Bullet 1),
Bei Kommentar Paul S.: Fatalismus (Bullet 2, 4).
Hier meine Liste zm Reinschauen: https://scilogs.spektrum.de/der-anthropozaeniker/files/Ausredemuster_alt-2.jpeg
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Niemand ist vor solchen Ausredemustern gefeit, auch ich verwende ungewollt immer wieder mal auch solche. Es geht mir nur darum, ggf. ab und zu in diesen “Ausreden-Spiegel” zu schauen, um dies zu erkennen. Ich meine halt, dass solche Ausreden häufig ein Grund dafür sind, dass wir nicht wirklich weiter in Richtung Zukunft vorankommen. Danke für Ihr Verständnis!
@Leinfelder
Wenn ich Ihren Blogbeitrag richtig verstanden habe – geht es dabei um die Bedeutung von Bildung für die Zukunft bzw. um zukünftige Probleme lösen zu können.
Mit meinem Beitrag wollte ich nur darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, dass die dabei verbreitete Lehre korrekte Inhalte vermittelt. Denn wenn dabei schon wichtige Grundlagen falsch sind, wirkt sich dies dann auch auf die darauf aufbauenden Ideen und somit auf Zukunftsszenarien aus.
Auf Probleme konkret hinzuweisen ist kein ´Ausredemuster´
Jetzt mal ganz praktisch.
Bildung braucht Wissen. Das muss vermittelt werden. In der Schule.
“Weiterbildung von Lehrer*innen auch entsprechend erweitert werden müssen. Manche möchten solche notwendigen Änderungen verhindern, dies aber nicht zugeben, weshalb sie sich auf ein Bild von Lehre berufen, das längst überholt ist und einer zeitgemäßen schüler- oder studierendenzentrierten Didaktik widerspricht.”
Das stimmt doch so gar nicht . Fachwissen kann man sich nur mit Fleiß aneignen.
Es hat schon seinen Grund, dass bei einer Padagogischen Hochschule, sich 800 Lehreranwärter für das Fach Deutsch gmeldet hatten, 600 für Mathematik, 8 für Physik und 6 für Chemie.
Bei Physik und Chemie kann man nicht faseln, da müssen Gesetze und Formeln eingepaukt werden. Das kann die moderste Methodik verbessern, die Didaktik ist an den Stand der Wissenschaft gebunden und der wird immer umfangreicher.
Und wenn man über die Zukunft des Anthropozän spekuliert, dann ist eine Grenze der Wissensvermittlung abzusehen. Sie liegt in der Zeit, die der Student braucht um sich das vorhandene Wissen anzueignen.
Das nur mal herausgegriffen !
Nur mal ein Zitat (von mir) hierzu (von 2019:
“„Eine Transformation in eine auf dem Nachhaltigkeitsgedanken basierende zukunftsfähige Welt im Anthropozän ist vor allem ein Suchprozess, der sowohl das umfassende vorhandene Wissen vernetzen, aber auch Wissenslücken und auf Wahrscheinlichkeiten basierendes Wissen integrieren muss.
Er sollte darauf vorbereiten, neue Wege auszuprobieren und einzuschlagen. Nicht nur die Wissenschaften, sondern auch die schulische Bildungs sind für diesen transformativen Suchprozess von herausragender Bedeutung“”
(https://www.ph-noe.ac.at/fileadmin/root_phnoe/MitarbeiterInnen/Carmen_Sippl/folder-anthropozaen_dez19-v3.pdf)
Reinhold Leinfelder
Zustimmung zu diesem Zitat
““„Eine Transformation in eine auf dem Nachhaltigkeitsgedanken basierende zukunftsfähige Welt im Anthropozän ist vor allem ein Suchprozess, der sowohl das umfassende vorhandene Wissen vernetzen, aber auch Wissenslücken und auf Wahrscheinlichkeiten basierendes Wissen integrieren muss.”
Der Teufel steckt im Detail. Die Wissenschaft für den Nachhaltigkeitsgedanken haben wir schon gefunden, sie nennt sich Ökologie.
Ohne die zugehörige Ökonomie bleibt sie ein frommer Wunsch.
Ganz einfach formuliert, erst wenn man erkennt, dass es billiger kommt, wenn man ökologisch handelt, dann fangen die Bauern an ihre Felder nicht mehr zu überdüngen , weil sie für Bio-Produkte bessere Preise erzielen können.
Solarstrom muss beworben werden, Fischfang muss geächtet werden,
Flugtourismus sollte stärker besteuert werden.
Das mal als konkrete Forderung.
“Alles hängt mit allem zusammen” – im Sinne eines ganzheitlichen, systemischen Ansatzes – natürlich …”
Die URSACHE aller Probleme unseres symptomatisch-konfusen “Zusammenlebens”, ist das “gesunde” Konkurrenzdenken des nun “freiheitlichen” WETTBEWERBS um die Deutungshoheit der zeitgeistlich-reformistischen wettbewerbsbedingt-konfusen Symptomatik – Natürlich ist daran nur unsere gleichermaßen unverarbeitet-instinktive Bewusstseinsschwäche von Angst, Gewalt und egozentriertem “Individualbewusstsein”, welche mit systematischer Bewusstseinsbetäubung zu materialistischer “Absicherung” kapitulativ-erpresserisch gepflegt wird, anstatt ein ganzheitlich-ebenbildliches Wesen Mensch, mit geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstsein zu wirklich-wahrhaftiger Vernunft und zweifelsfrei-eindeutigem Verantwortungsbewusstsein, in einem globalen Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingt-konfuse Symptomatik unkorrumpierbar zu fusionieren – Nichts gehört dem “einzelnen/individualbewussten” Menschen allein, sogar unsere Gedanken nicht, weil diese auch immer abhängig von Geist/Zentralbewusstsein und der gesellschaftlichen Verhältnisse geprägt “wachsen”, bzw. so wachsen könnten, daß “Wer soll das bezahlen?” keine irrationalen Mächte im kategorischen Imperativ mehr bilden kann.
Leben ist Exploration und wer sich nicht anpasst, verschwindet
Hier werden sehr viele Themen angesprochen. Ich möchte mich auf eines fokussieren: die grundsätzliche Zukunftsorientierung von Individuen und Gesellschaften, also das, was in folgendem Satz aus diesem Beitrag von Reinhold Leinfelder angesprochen wird (Zitat):
Ja, es geht nicht ohne Exploration, es geht nicht ohne viele Versuche, von denen womöglich einige scheitern, einige aber auch ganz neue Perspektiven eröffnen. Das gilt sowohl für das Privatleben etwa bei der Suche nach einem Partner als auch in der Wirtschaft, wo meiner Ansicht nach gilt:
1) jede Volkswirtschaft mit grossem Zukunftspotenzial hat so etwas wie eine Startup-Szene in der erfolgsversprechende neue Ansätze/Produkte/Lösungen von irgendjemandem gefördert, eng begleitet und auch finanziert werden
2) jede Volkswirtschaft mit grossem Zukunftspotenzial hat Unternehmer und Firmen, die mehr tun als das anfallende tägliche Geschäft zu erledigen, sondern die sich verbessern und eventuell auch neu orientieren wollen und die offen sind für mehrere, ja viele Ideen wie man das tun könnte.
3) jede Volkswirtschaft mit grossem Zukunftspotenzial lässt es zu, dass Firmen Konkurs gehen und dass sich eventuell ganze Sektoren umorientieren müssen.
Was im obigen Zitat westlicher Dualismus genannt wird, also die Suche nach der EINEN richtigen Lösung, ist verwandt mit der zentralen Planung, die ja ebenfalls davon ausgeht, dass die Planer wissen, was „gut“ und erfolgversprechend ist und dass allenfalls Fehler nur gerade bei der Ausführung des grandiosen, absolut richtigen Plans der grossen Architekten (der Götter) entstehen können. Dahinter steckt eine falsche Annahme über das Verhältnis von harter Realität und unserer Vorstellung davon, nämlich die Annahme wir – oder mindestens die Besten unter uns – besässen perfektes Wissen über die harte Realität und könnten deshalb einen reinen, schönen Top-Down Ansatz verfolgen. Dabei zeigen die aktuellen Erfolge in Wissenschaft und Technologie und ihre Umsetzung in Innovationen ja gerade, dass Entwicklungen nicht voraussehbar sind. Beispiele dafür gibt es zuhauf, etwa die Voraussage eines früheren IBM-Chefs, die Menschheit brauche vielleicht 5 Grosscomputer. Man kann sogar sagen, die industrielle Revolution mitsamt Fahrzeugen, Transistoren, Computern, Mobilfunk war nicht voraussehbar und planbar.
Doch diese Feststellung man weiss meist nicht im Vornherein und ohne Ausprobieren, was die richtige Lösung ist, die gilt nicht nur in der Wirtschaft, sie gilt auch im Umwelt- und Klimabereich: wer etwa jetzt Wasserstoff als einzige Möglichkeit der Langfristspeicherung von Energie sieht, der könnte durchaus falsch liegen. Die aktuelle chinesische Wirtschaft geht da viel klüger, eben explorativer vor als die sklerotische europäische Wirtschaft/Politik: sie fördert etwa im Energiebereich sehr viele verschiedene technologische Ansätze und lässt dann den Markt entscheiden, welche davon am stärksten wächst. In China werden Wasserkraft, Atomkraft (Fission+Fusion), Erneuerbare, Stromleitungen über lange Distanzen, Batterien, Elektrofahrzeuge und auch Wasserstoff als Speicher alle gleichzeitig gefördert. Und alles davon findet sich im chinesischen Alltag, wobei aber Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Hochspannungsübertragungen über lange Distanzen und Elektrofahrzeuge den grössten Wachstumsschub erlebten.
Heute sah ich auch ein youTube-Video mit James Hansen, in dem er sagt: 1.5 Celsius Erwärmung ist nicht mehr erreichbar und auch die 2-Grad Grenze wird mit ziemlicher Sicherheit überschritten werden und gleichzeitig hätten durch frühere Beschlüsse unsere Handlungsoptionen abgenommen. So wurde die Nuklearenergie als Beitrag zur Energieversorgung selbst vom IPCC zuerst einmal ausgeschlossen und auch die Beeinflussung der Sonneneinstrahlung mittels künstlichen Aerosolen oder Keimen, welche die Wolkenbildung begünstigen wurde früh vom Tisch der Lösungen genommen. Beide „Verbote“ hätten aber nicht etwa bewirkt, dass mehr unternommen wurde um von Kohle, Öl und Erdgas loszukommen, sondern sie bewirkten jetzt nur eines: wir hätten durch diese Beschlüsse nicht einmal die Möglichkeit der Anpassung. Siehe dazu: Dr James Hansen on Earth’s Energy Imbalance and the predicament for young people
Martin H.
Zustimmung
Interessant dabei ist die Vorsilbe “zu” die auch in dem Wort Zukunft zu finden ist.
Die Zukunft enthält ein Herausforderungspaket. Wir kennen seinen aktuellen Inhalt. Und es hängt von uns ab, ob dieses Paket in der Zukunft leichter oder schwerer wird.