Wen oder was entlarvt die neue Beuys-Biografie?

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Denkmale

Mal wieder Beuys. „Ein deutsches Denkmal“, dichtete der Spiegel in seiner jüngsten Print-Ausgabe, und stellt die Entlarvung des Künstlers als „eine ziemlich gestrige und gefährliche Figur“ in Aussicht: In den nächsten Tagen soll eine neue Biografie des berühmtesten deutschen Künstlers der Gegenwart, Joseph Beuys, erscheinen – verfasst von Hans Peter Riegel, einem Mitarbeiter und Berater des vor einigen Jahren verstorbenen Künstlers Jörg Immendorff, den er im Jahr 2010 ebenfalls mit einer Biografie demontiert hatte, indem er ihm neben den mehr oder minder bekannten Kontakten zu „zwielichtigen Figuren“ Opportunität, Ideenklau und mangelndes Talent vorwarf.  

Beuys, Anthroposophen, Nazis

Laut Mitteilung des Aufbau-Verlags legt Riegel nun „erstmals eine ausführliche, minutiös recherchierte Darstellung des Lebens und Wirkens von Joseph Beuys vor, die zu einer grundsätzlichen Neubewertung Anlass gibt.“ Im Spiegel klingt das noch dramatischer: Beuys habe „eine totalitäre Gesellschaft angestrebt“. Im Text wird dann von einer ganzen Reihe von Kontakten berichtet, die Beuys in die Nähe des Nationalsozialismus rücken, von Mäzenen und Sammlern mit brauner Vergangenheit wie dem  Darmstädter Karl Ströher oder Erich Marx aus Berlin bis zu Kontakten in den 1970er Jahren, etwa der Freundschaft mit einem ehemaligen SS-Hauptscharführer oder der politischen Zusammenarbeit mit dem Nationalisten August Haußleiter (zunächst bei der Partei „Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher“ (AUD), später bei den Grünen). Immer wieder kommt schließlich auch der Hinweis auf Beuys‘ anthroposophische Ausrichtung. Dazu Treffen mit ehemaligen Kriegskameraden und ein Schwiegervater mit Nazi-Vergangenheit.

Vieles davon ist schon lang bekannt. Und insgesamt stellt sich damit ebenso ein persönliches Problem dar wie eines der gesamtgesellschaftlichen Verflechtung. Der Vorwurf an den Menschen Beuys könnte letztlich im Wesentlichen der sein, sich nicht laut genug distanziert zu haben.

Beuys 7000 Eichen Kassel documentaVon den rätselhaft zeremoniellen Aktionen der 1960er Jahre ausgehend erarbeitete Beuys einen Kunstbegriff, der auf die Gestaltung der Gesellschaft selbst zielt: Zwei der im Rahmen der Beuys-Aktion “Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung – 7000 Eichen” zur documenta 7 (1982) gepflanzten Bäume vor dem Fridericianum in Kassel, das Foto entstand während der documenta 2012. 

Der erweiterte Kunstbegriff ein Weg zur totalitären Gesellschaft?

Und was ist mit dem Künstler, der eine totalitäre Gesellschaft anstrebte? Hier präsentiert die Vorbesprechung im Spiegel Bruchstücke einer Rede, die Beuys im November 1985, wenige Wochen vor seinem Tod, in München gehalten hat – und die hieraus gezogenen Beweise kann man nur als arg konstruiert bezeichnen. Man mag den Inhalt der Rede für verworren halten, womöglich auch die Entwicklung des „erweiterten Kunstbegriffs“ für Spinnerei – aber wer diese Rede dem „Irrsinn“ des Dritten Reichs gleichgesellt, der hat sie nicht gelesen oder er verfälscht um des Effekts willen die Tatsachen. Wer auf die durchaus vorkommenden Reizwörter wie „Leib“, „Born“ oder „Gesundung“ nicht reflexhaft reagiert, sondern den Text mit etwas Gelassenheit liest, entdeckt letztlich nicht mehr als die Erläuterung des „erweiterten Kunstbegriffs“ und die Vorstellung des Künstlers von einer direkten Demokratie. Das Thema „Deutschland“ war übrigens vom Veranstalter vorgegeben – die Rede stand in Zusammenhang mit einer Veranstaltungsreihe „Münchner Podium in den Kammerspielen“, dort sprachen auch Margarete Mitscherlich, Alexander Kluge oder Willy Brandt über Deutschland.

Beuys’ Rede über Deutschland

Hier einige Passagen der inkriminierten Rede (der volle Wortlaut auf der Seite der anthroposophischen „Initiative Sozialimpuls“):

Der Begriff des Volkes ist auf eine elementare Weise verknüpft mit seiner Sprache. Wohlgemerkt, ein Volk ist keine Rasse. Dass dieses auch der einzige Weg sei, um alle noch im Rassistischen treibenden Umtriebe, schrecklichen Sünden, nicht zu beschreibenden schwarzen Male zu überwinden, ohne sie auch nur einen Augenblick aus dem Blickfeld zu verlieren, ließ mich entscheiden für die Kunst, allerdings für eine Kunst, die mich zu einem Begriff des Plastischen geführt hat, der im Sprechen und Denken beginnt, …

Das deutsche Volk, in ihm steckt, wie schon gesagt, die Auferstehungskraft, die selbstverständlich auch in anderen Völkern steckt, aber die unsere wird sich durch radikal erneuerte Grundlagen des Sozialen hindurch ereignen, muss sich so ereignen. Denn das wäre wohl zuerst unsere Pflicht und dann erst die der anderen Völker. …

Nur die Privilegierten, die an den bürgerlichen Bildungsvorgängen teilgenommen hatten, konnten diese Kunst verstehen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Wie hätte es anders sein können, da die große Mehrheit der Menschen ja ganz andere Nöte hatte als Künstler mit dem Kunstwerk und deren Genießer.

Es ist mir an dieser Stelle auch wichtig zu sagen, dass ich nicht über etwas spreche, an das geglaubt werden soll, ganz im Gegenteil, ich stelle nur die Frage an die Menschen, ich gebe nur Auskunft über ein Ergebnis aus meiner Werkstatt.

Der Hebel, der anzusetzen wäre beim freien Menschen, bei dem sich selbst bestimmenden Menschen als dem einzigen Schöpfer des zukünftigen Gesellschaftsleibes, der ist noch viel eindeutiger vorhanden als es hier in der kurzen Ansprache geschildert werden kann. Das heißt aber: es müssen freie Schulen und Hochschulen entstehen, es müssen Zentren entstehen, in denen Kreativität als Freiheitswissenschaft verstanden wird.

Beuys also neu bewerten?

Die symbolbeladene, mythologisierende Komponente in Beuys‘ Werk war noch nie zu übersehen und ist wie der anthroposophische Ansatz für rational eingestellte Menschen oftmals schwer verdaulich. Daraus aber für Beuys eine Verhaftung in der Blut-und-Boden-Ideologie herzustellen ist nicht angemessen. Wenn die neue Biografie für Entrüstung sorgt, dann entlarvt dies vielleicht vor allem unser gefährliches Bedürfnis nach unbefleckten Lichtgestalten – und nach deren Demontierung.

 

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Ich bin Kunsthistorikerin und arbeite freiberuflich als Redakteurin/Lektorin/Autorin. Dieser Blog enthält Überlegungen und Informationen, die ich sonst nirgendwo unterbringe. Die aber rauswollen.

36 Kommentare

  1. Das

    Problem ist u.a. auch, dass sich eine faire Einordung der Person bei Biographien eher nicht anbietet. Wegen des angestrebten Verkaufs. Zumindest ist es üblich, dass Schwerpunkte gesetzt werden, die für die beschriebene Person nicht bestimmend sein müssen.

    Andererseits fragt sich auch der Schreiber dieser Zeilen wofür Beuys überhaupt stand. Positive Einordnungen fielen hier auch nicht ein.

    Biographien sind zudem Sichten von Personen auf Personen und sprechen immer über beide.

    MFG
    Dr. W

  2. Vielen Dank

    … für diesen interessanten Artikel über einen der wohl rätselhaftesten Künstler des letzten Jahrhunderts, bei dem ich mich schon so manches Mal gefragt habe,ob er sich immer selbst verstehen wollte bzw. konnte… 😉

  3. Beuys und das Raunen

    Viele gestalterische und sprachliche Äusserungen Beuys entziehen sich der Ratio und stehen definitiv nicht in der Tradition der Aufklärung, sind weder von der französischem Vernunftsration noch der britischen common-sense Denkweise zuzuordnen – sondern sie sind typisch deutsch.
    Wenn man an Beuys denkt, denkt man an Heidegger. Und wenn man an Heidegger denkt ist auch politisch alles möglich.

    Es gibt ein paar Leute, die die ähnliche Art des Denkens/Fühlens von Beuys und Heidegger bemerkt haben.
    Der Artikel A State of Being befasst sich intensiv mit dieser Verwandtschaft im Geiste.
    Ein paar Zitate:
    “There is no evidence (that I can find) that Joseph Beuys read Heidegger or in fact engaged with hisphilosophy at all, but parallels can be made in particular as regards Heidegger’s central question of ‘Being’. As he states “the decisive question is not what way ‘being’ can be understood, but in what wayunderstanding is being”. (Bergmann p105). Heidegger insists that it is through ‘diversion’ that we avoidconfronting ourselves and only by embracing boredom can we access the ‘space’ by which we mightfinally consider or ‘think’ about our ‘Being’. Annette Homann in her essay ‘Building with Butter’develops this idea further and states that one’s self understanding is changed and altered by the processof understanding itself, explaining why historians of religions place so much value on hermeneutics andon “the knowledge that comes from the
    act of interpreting”. Beuys placed enormous value on the ideaof interpretation and symbolism, his objects often relating to the suppression of feelings and fears andhow through his intervention also function as metaphors for healing”



    It is certainly true that in Beuys here was an artist who blurred the boundary between life and art andto whom the notion of truth “inherent to the process of human life” (www 3) was hugely important.Similarly, when we learn that for Heidegger, “all truth is relative to Dasein’s being” the connection isclearly reinforced. Furthermore, we can see that for both, it is a fundamental enquiry into the basis of ‘human existence’ that is at the core of their investigations. And for Heidegger it is the possibilityoffered through ‘profound boredom’ or this fundamental attunement’ which enables us to have “akeener insight into our being”.

  4. Möglichkeiten

    @Martin Holzherr
    Möglicherweise gibt es Berührungspunkte mit Heidegger. Und möglicherweise wäre damit “auch politisch alles möglich”. Aber weder wirklich noch notwendig.

  5. @ raienr rappmann Die Deutschland-Red vonBeuys 15.05.2013, 19:50

    -> Was? Original vs. Fälschung? Wieso ist eine Fäschung unterwegs? Welche ist es? Die im Blog verlinkte?

  6. @Rainer Rappmann

    Ja, das würde mich natürlich auch interessieren: Weicht Ihre Druckausgabe vom Wortlaut der bei Bertelsmann veröffentlichten (nur noch antiquarisch erhältlichen) Rede ab, die auch der verlinkten Website zugrunde liegt?

  7. Wen oder was ,,,

    “Beuys also neu bewerten?”

    – ABSOLUT nicht, denn der ist ORIGINAL TOT.

    Die Welt- und “Werteordnung” des “freiheitlichen” Wettbewerbs (die URSACHE aller symptom. Probleme unserer UNART des “Zusammenlebens”) trägt sehr viel zweifelhaftere Gestalten die es um der wirklichen Wahhrhaftigkeit zu bewerten und gegebenenfalls zu verurteilen gilt!

  8. Beuys

    hatte in den Siebzigern und Achtzigern gewisse Legitimationsprobleme seine Kunst betreffend, vgl. auch ‘Nur die Privilegierten, die an den bürgerlichen Bildungsvorgängen teilgenommen hatten, konnten diese Kunst verstehen.’, der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich dunkel an einige Nachrichten der Yellow Press zum Thema, die zwar zynisch waren, aber Beuys eben auch im Gespräch hielten.

    Beuys hat dann, wegen einiger Vorhalte womöglich, auch an diesem Song mitgewirkt:

    -> http://www.youtube.com/watch?v=DQ1_ALxGbGk

    BTW: Hat den Schreiber dieser Zeilen aber weder künstlerisch noch intellektuell-politisch angesprochen.

    MFG
    Dr. W

  9. Die 80´ger waren einfach abgründig und peinlich.
    Ich bedanke mich nicht für diesen Link. Ich steh nicht auf fremdschämen.

  10. Die Siebziger

    waren ganz OK, die Achtziger, naja, immerhin kam es so um 1989 herum zu einer Abschmelze bei den Linken, was recht köstlich zu beobachten war.

    Die gute Gitarrenmusik stammt ohnehin aus den Sechzigern. [1]

    MFG
    Dr. W

    [1] ‘Everybody Knows Rock Attained Perfecton in 1974’ (Homer Simpson, vgl. auch dessen Vorliebe zu Grand Funk Railroad)

  11. über das Ziel hinaus geschossen

    Das sehe ich genauso. Außerdem sollte man Künstler nicht nur nach ihrer politischen Ansicht beurteilen. Sonst hätte man auch erhebliche Probleme mit Picasso, der Kommunist war und dem Franco-Anhänger Dali.

  12. ERST MAL LESEN, DANN KRITISIEREN

    Liebe Leute

    Das Buch kommt doch erst am 20. Mai in die Buchhhandlungen.
    Wäre es nicht klüger, es erst einmal zu lesen und dann zu urteilen? Das Herr Rappmann, ein bekannter Beuys Jünger und Anthroposophie-Aktivist ohne jede Kenntnis des Buchs den Shitstorm über den Autor ablässt ist nur peinlich.

    Anna

  13. Verballhornung?

    Ich kenne nicht viel von Beuys , aber bei dem wenigen habe ich immer den Eindruck , daß er die Leute so richtig schön auf die Rolle genommen hat .

    Gerade “Sonne statt Reagan” kann doch nicht wirklich ernst gemeint gewesen sein…

  14. Herr DH

    Gerade “Sonne statt Reagan” kann doch nicht wirklich ernst gemeint gewesen sein…

    Beuys hat sowas immer bi(tt)erernst gemeint.

    MFG
    Dr. W

  15. Schämt sich da noch jemand fremd? (DH)

    @ Bambach

    Ich war ja auch dabei. Das ist ja das Problem. Dabei zu sein und nichts zu merken – so völlig schmerzfrei.

    Mich entchuldigend:

    Ich war (zu) jung. (um was zu merken).

  16. @Anna Loepfe

    Mir ging es zunächst einmal noch nicht um Riegels Buch, sondern um die reißerische Vorankündigung im Spiegel (die wohl auch von sehr viel mehr Menschen gelesen werden wird als das Buch).
    Danke für die Links. Im Hörfunkinterview ist Riegel ziemlich geschickt und vorsichtig, indem er immer etwas im Schwammigen bleibt. Er redet zum Beispiel davon, dass Beuys eine Sonderrolle für Deutschland habe “durchblicken lassen”. Man könne sich die “Atmosphäre vorstellen”, die im Hause des Schwiegervaters geherrscht habe, eines ehemaligen NSDAP-Mitglieds (ich erinnere: Davon gab es leider mehrere Millionen). Und bei der Frage nach der nötigen Neubewertung des Künstlers, weist Riegel letztlich nur darauf hin, dass man Beuys nun “plötzlich durch die Steiner-Brille” betrachten müsse. Plötzlich? Dass Beuys Antroposoph war, ist ja nun wirklich nichts Neues.

  17. Beuys Leben war seine Kunst

    Beuys war unheimlich produktiv. Ausstellungen entstanden oft vor Ort. Das heisst er brachte Material zum späteren Ausstellungsort, machte daraus irgend etwas und gab ihm dann einen symbolischen Titel. So entstand beispielsweise das Werk Kapital in den Hallen für neue Kunst in Schaffhausen. Er hatte aber schon vorher die Gleichung “Kunst=Kapital” entwickelt.

    Weil für Beuys Kunst in jeder Minute seines Lebens entstand und begleitet war von Denk- und Konzeptualisierungsprozessen, ist es unpassend zu schreiben

    Gerade “Sonne statt Reagan” kann doch nicht wirklich ernst gemeint gewesen sein..

    Egal ob ernst oder unernst, es war ein Moment in seinem Leben, in dem er dies produzierte und damit war es automatisch auch schon Kunst.

  18. Beuys

    war vor allem auch im internationalen Vergleich, Andy Warhol muss hier zitiert werden, keinesfalls nachrangig oder provinziell, seine Fettecken haben Zeichen gesetzt.

    MFG
    Dr. W

  19. Beuys und Warhol

    Beuys und Warhol haben tatsächlich eine ähnliche Aura. Nur war Warhol sprachlich “tot” im Vergleich zu Beuys. Man hat den Eindruck, Beuys Werk entstand aus Beuys “heideggerschem” Denken/Fühlen, während für Warhol die Sprache etwas ganz anderes war, jedenfalls nicht die Quelle seines gestalterischen Werks, obwohl Warhol auch schrieb.

  20. Ein wichtiges Buch

    Ich habe das Buch inzwischen in Händen und begonnen zu lesen.
    Es ist akribisch recherchiert und vorzüglich geschrieben.
    Die überaus positiven Reaktionen die man bislang in dem Medien lesen konnte, sehe schon nach der ersten Lese-Nacht vollkommen bestätigt.
    Vielleicht war es endlich einmal nötig, der oftmals unkritischen Bewunderung der Beuys-Apologeten eine profunde, differenzierte Antwort entgegen zu setzten. Das wiederum die
    Medien sich auf das Auflage versprechende NS-Thema stürzen, wen wundert das?

  21. Unfreiwillig komisch

    @ Dr.Webbaer

    Keine Verballhornung ? Das will ich gerne glauben , “Karl der Käfer” war ja auch bitterernst gemeint…

    @ Martin Holzherr

    Zustimmung, es bleibt Kunst , nicht zuletzt wegen der unfreiwilligen , aber zielsicheren Überspitzung der Betulichkeit eines Teils der alternativen Szene , zumindest , was “Sonne…” angeht.

    @ chris

    Fremdschämen ist nicht nötig , eher trägt das Lied zur Unterhaltung bei , muß jetzt noch lachen , wenn ich es sehe…

  22. @ DH

    Ich seh das etwa wie Dr. Wb, nur zusaätzlich der Blick auf die aufkommende Pop-Öde in den achtzigern.

    Wir sollen uns doch nicht mehr etwa schämen und sein, wie wir wollen.

    Das solche Ratschläge dritte entstammen, ist klar und auch, dass nur das Subjekt im Zweifel das Problem hat.
    Woraus das ursächlich ist, interessiert aber schon niemanden mehr – oder es gibt einen ähnlich aufdringlichen Zwang, wie das Fremdschämen, welcher wie ein Denkverbot wirkt. …!?

    Aber das ist mal wieder (wie konsequent überall) völlig Off-topic….

  23. Zwänge

    Woraus das ursächlich ist, interessiert aber schon niemanden mehr – oder es gibt einen ähnlich aufdringlichen Zwang, wie das Fremdschämen, welcher wie ein Denkverbot wirkt. …!?

    Natürlich gibt es öffentlich geübte, ritualisierte Zwänge, die wie Denkverbote wirken.

    Es war z.B. seinerzeit ein Unding sich für einige Leistungen aus dem Hause Beuys zu schämen, wie es der Schreiber dieser Zeilen tat, auch den Vergleich mit anderen Künstlern wie bspw. Warhol meinend.
    Oder gar, huch!, in Beuys eine Strafe zu sehen.

    MFG
    Dr. W

  24. Wieauchimmer…

    Den Beuys habe ich damals aus der westberliner Dörflichkeit nicht wahrgenommen. Das schaffte der Udo Lindenberg aber für kurze Zeit mit seiner Show um Honnecker und die Teilung Deutschlands und so.

    Von daher ist Beuys für mich eine Neuentdeckung und sicher nicht wichtigste Erscheinung der Pop-Öde der Zeit.

    Übrigens halte ich Gitarrenkunst der siebziger für den Höhepunkt… (wie Homer Simpson)… Ob das was mit Drogen zu tun hat?
    Die Sechziger klingen dagegen noch ziemlich bemühend und naiv. Hat er Gegenbeispiele für mich?

  25. Chris

    Übrigens halte ich Gitarrenkunst der siebziger für den Höhepunkt… (wie Homer Simpson)… Ob das was mit Drogen zu tun hat?

    …also beim Schreiber dieser Zeilen, der Ihre Meinung teilt, sicherlich nicht; wenn man nicht Leichtbier (8 bis 10 Grad Stammwürze) als Droge bezeichnen möchte.

    Ansonsten war die Gitarrenmusik immer auch drogeninspiriert, wie auch der Jazz, bei den Beatles bspw. kann zwischen den Konsumweisen musikalisch unterschieden werden.

    1974 war fein gewählt von Homie, auch Grand Funk Railroad ist unterschätzt.

    Schwierig aber zu sagen, wie “Sonne statt Reagan”, “Karl der Käfer” und die Gruppe mit dem Namen ‘Bots’ seinerzeit aggregiert worden sind.

    Sehen Sie Böll, Grass, Beuys, Adorno und so auch als Strafe?

    MFG
    Dr. W

  26. @ WB

    Muß ich mal drüber nach denken. Das geschieht aber nicht Zeitnah.

    Ansonsten liegt die Strafe doch im Augenblick des Seins…!? Und abhängig davon, ob verziehen werden kann. Und da ich die aufgezählten damals nicht wahrgenommen habe, sehe ich das wohl nicht so.

    Nach “Strafen” auch noch zu suchen, kommt mir irgendwie absurd vor. Habe ich doch schon ausreichend entdeckt. Sie selbst stellten meine “Schmerzfreiheit” ja schon mal fest, was sie als Beweis dessen erkennen können.

  27. Lachen im Keller

    @chris

    Auf jeden Fall hat es Beuys geschafft , Leute zum Lachen oder auf die Palme zu bringen…

    So öde waren die Achtziger musikalisch übrigens nicht , gerade im aufkommenden elektronischen Bereich , aber richtig , die Verödung im Mainstream begann in der Zeit und eskalierte später in Casting-Bands und heute in Shows usw.

    @Dr.Webbaer

    “Karl, der Käfer” und Beuys hatten eins gemeinsam , sie waren Ausläufer jener dogmatischen Ernsthaftigkeit , die eher aus vorherigen Zeiten stammte und in den Achtigern ein wenig augelockert wurde.

  28. Dank!

    Sehr verehrte Frau Bambach,

    vielen Dank für diese “gelassene” Einordnung.

    Dieser Text ist eine willkommene Anregung, mich mal wieder mit der Person und dem Schaffen von Beuys zu beschäftigen.

    Schönen Gruß, M.B.

    p.s.: Gern höre ich “The Healing Place” von David Sylvian, im Hintergrund die Stimme von Joseph Beuys.

  29. Spiegel&Riegel

    Die Diskussion hier ist wohltuend moderat und damit angemessen – sowohl das Buch und die Spiegel-Rezension sind doch arg nach dem Muster “If it bleeds, it leads” medienwirksam gestrickt. Eine ähnliche Richtung hatte Autor Riegel ja schon in seiner früheren Immendorf-Biografie eingeschlagen.

    Über Beuys gibt es diverse Biografien und vor allem eine ganze Menge Originaltexte. Ich erwähne nur die beiden Interviews mit Rainer Rappmann (Harlan/Rappmann/Schata, Soziale Plastik) und – sehr lang und ausführlich – Clara Bodenmann-Ritter (Hrsg., “Jeder Mensch ein Künstler”).

    Auch sein am 23. Dezember 1978 in der Frankfurter Rundschau veröffentlichter “Aufruf zur Alternative” ist frei verfügbar.
    http://www.impuls21.net/…ruf_zur_alternative.pdf

    Nebenbei: “Sonne statt Reagan” –

    Die Berliner Sozialwissenschafterin Saskia Richter attestiert Beuys in ihrem Vergleich der Friedensbewegung der 1980er Jahre mit heutigen Bewegungen wie Occupy sogar, mit dem Lied die Kultur der Friedensbewegung geprägt zu haben.
    http://www.cicero.de/…2-12-05/sonne-statt-reagan

    Die Bundeszentrale für politische Bildung führt die Beteiligten auf, u. a. BAP mit Frontmann Wolfgang Niedecken und Wolf Maahn, also damals die Crème de la Crème des deutschen Rock.
    http://www.fluter.de/de/protest/musik/6244/

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