Leben auf der Erde!

BLOG: Denkmale

Es gibt etwas zu sehen
Denkmale

„Allein singen und allein dreschen ist eine langweilige Arbeit.“ – Ich freue mich riesig, mit meinem auf denkmale.org seit letztem Jahr betriebenen Blog  jetzt bei den SciLogs mitmachen zu können.

Meinen ersten Eintrag hier widme ich einem der für mich faszinierendsten Denkmale überhaupt. Es ist die Plakette, die in zwei Exemplaren angefertigt,  mit den Raumsonden Pioneer 10 (1972) und Pioneer 11 (1973) in den Weltraum geschossen wurde.

Saust seit 40 Jahren durchs All: eine gravierte, goldbeschichtete Aluminiumplatte,
22,9 cm x 15,2 cm groß (Bild: NASA)

Das war der erste von mehreren Versuchen, außerirdischen Wesen (wo auch immer in Raum und Zeit) gezielt Informationen über die Erde und ihre Besiedler zu übermitteln. Eine große Idee!  Sie kam von dem amerikanischen Astrophysiker Frank Drake, der mit seinem berühmten Kollegen Carl Sagan auch die Botschaft formulierte. Sagans Ehefrau Linda Salzman Sagan übernahm die künstlerische Umsetzung. Dafür gab es nur drei Wochen Zeit. Zugleich mussten die Schöpfer der Plakette immer um die abschließende Genehmigung des Bildprogramms durch die NASA fürchten.

Was für ein Unterfangen: Man musste das Leben auf der Erde solange reduzieren, bis es objektiv und wahr mit wenigen Linien auf eine etwa DIN-A5-große Platte passte! Ehrfurchtgebietend war auch die Aufgabe, eine von jedweder Intelligenz zu verstehende Darstellung zu schaffen.

Bilder von Menschen und Planeten

Ebenso grandios wie der Versuch war auch das Scheitern: Nicht nur gab es zum Beispiel umgehend behördeninterne, kleinliche Streitereien über die (ohnehin wenig aussagekräftige) Darstellung der Geschlechtsorgane der Menschen. Dazu aber gelang es  schon etlichen Wissenschaftlern auf der Erde nicht, die Botschaft der Tafel so ganz zu entschlüsseln. Neben den beiden menschlichen Silhouetten ist übrigens die des Raumschiffes abgebildet, des Weiteren enthält die Plakette Informationen zur  Position der Erde, zum Sonnensystem und zum Wasserstoffatom.

Aufschlussreich ist die Plakette zumindest für irdische Betrachter dennoch: Sie verrät zum Beispiel allerhand über die Tücken der bildlichen Darstellung – und über das prinzipielle Problem, aus dem eigenen Denken auszubrechen. Schon auf der Erde unterscheidet sich das Denken – je nachdem in welcher Kultur ein Mensch aufgewachsen ist. Kann man überhaupt hoffen, außerirdischen „Wesen“, deren organische Struktur sich von unserer doch vielleicht sehr unterscheiden würde, mit solch einer Bildersprache zu erreichen?

Botschaften für die Ewigkeit

Prinzipiell besteht ja bei jedem Denkmal, das eine Botschaft übermitteln soll, schon  auf der Erde dieses Problem: Gelingt es, das Gemeinte „für alle Zeiten“ verständlich zu machen? Denn wer ein Denkmal setzt, möchte ja nicht nur mit seinen Zeit- und Kulturgenossen kommunizieren, sondern er hat in der Regel den Anspruch, eine Person oder ein Ereignis bis in die ferne Zukunft zu würdigen.

Die Erfahrung zeigt, dass es gar nicht lange dauert, bis bildliche Botschaften (auf der Erde) nicht mehr so verstanden werden, wie sie ihre Schöpfer gemeint hatten. Davon wird in diesem Blog wohl noch oft die Rede sein. Aber so interessant wie das explizit Gemeinte ist meistens auch das, was unbeabsichtigt mitgeteilt wird. So, wie ein Einbrecher am Tatort immer unkontrolliert Spuren hinterlässt, so sagt auch jedes (Kunst-)Werk mehr über den Schöpfer aus, als dieser wohl vermutet.

Und bei der Pioneer-Plakette? Gemeint mit der Abbildung des Menschenpaares war ungefähr Folgendes: Die diese Sonde in den Weltraum geschickt  haben, leben auf der Erde. Sie haben zwei Beine, zwei Arme, einen Kopf und so weiter. Es gibt zwei Versionen von diesen Wesen. Sie sind nicht gefährlich (Überliefert ist, dass die Geste des Mannes als Gruß gedeutet werden sollte, aber Kritiker bemängelten, man könne die Handhaltung als aggressiv missverstehen).

Nicht gemeint, aber dennoch  behauptet, wird ungefähr Folgendes: Auf der Erde leben Weiße. Männer sind tatkräftig (aktive Handhaltung) und haben einen festen Stand, Frauen sind flexibler, passiv und neigen nicht zur Konfrontation (Beinhaltung, Kopfhaltung).

Ich gehe davon aus, dass die Schöpfer der Plakette das gar nicht gemerkt haben.

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Ich bin Kunsthistorikerin und arbeite freiberuflich als Redakteurin/Lektorin/Autorin. Dieser Blog enthält Überlegungen und Informationen, die ich sonst nirgendwo unterbringe. Die aber rauswollen.

44 Kommentare

  1. Es gibt etwas zu lesen

    Eine schöne Blog-Idee und ein spannender Einstieg! Ich meine, mich zu erinnern, dass man der Cassini-Sonde ja eine DVD mit Unterschriften beigelegt hatte – hoffentlich fällt die nicht in die Hände von Außerirdischen…

    Ich freue mich schon auf weitere Beiträge!

  2. Danke

    Das mit der Cassini-Sonde weiß ich gar nicht, aber es gab auch noch weitere interessante Versuche in den 1970ern: die Arecibo-Botschaft (eine binär kodierte Radiowellenbotschaft über die menschliche Population) und die Voyager Golden Records (sehr schön anzusehende Platten mit Bild- und Audio-Dateien).

  3. Willkommen auf den Scilogs!

    Liebe Blognachbarin, sicher auch namens aller anderen Chronologger darf ich ein herzliches Willkommen hier einstellen! Das Blogthema ist super, der Auftaktpost sehr gelungen! Ich freue mich auf mehr! 🙂

    Beste Grüße, Michael von “Natur des Glaubens”

  4. Ah, ne Neue 😉

    Besonders gut gefällt mir der letzte Absatz und der letzte Satz … und ich meine mich erinnern zu können (sehr düster, weil wir die Plakette später in der Schule behandelten), dass Feministinnen damals auch nicht entzückt waren.

  5. “Nicht gemeint, aber dennoch behauptet, wird ungefähr Folgendes: Auf der Erde leben Weiße.”

    Na ja: Das haben die nicht nur behauptet, sondern auch gemeint. Wenn auch nicht ganz so. “Auf der Erde leben Weiße” stimmt ja, aber das wollte man den Aliens gar nicht mitteilen, sondern: Die anderen, die da außerdem leben, sind nicht erwähnenswert. Oder aber: Auf der Erde leben Menschen, und die sind weiß. Was so ähnlich aussieht, aber nicht weiß ist, ist kein Mensch. Der Neger ist der beste Freund des Menschen, sagte damals dieser berühmte südafrikanische Herzchirurg, seinen Namen habe ich leider vergessen. Das war zu jener Zeit auch in der südlichen Hälfte der USA die herrschende Denkweise.

    Heute würde man den Menschen in den USA wohl nicht mehr so darstellen. Aber eines wäre geblieben, was auf dem Bild auch schon zu sehen ist. Die Menschen sind nämlich erkennbar nicht einfach Weiße, sondern Amerikaner. Es ist wie in jedem Hollywoodfilm, in dem “die Menschheit” vorkommt, d.h. in einem Weltuntergangs- oder sonstigem Zukunftsfilm. Die Menschheit besteht aus Amerikanern. sie sehen so aus und reden sich mir Sir oder irgendeinem der in der US-Armee üblichen Titel an.

  6. @ Trepl

    “Die Menschen sind nämlich erkennbar nicht einfach Weiße, sondern Amerikaner.”

    Na und?

    Die haben das Ding ja auch abgeschossen.

  7. Bildbetrachtung

    Nicht gemeint, aber dennoch behauptet, wird ungefähr Folgendes: Auf der Erde leben Weiße. Männer sind tatkräftig (aktive Handhaltung) und haben einen festen Stand, Frauen sind flexibler, passiv und neigen nicht zur Konfrontation (Beinhaltung, Kopfhaltung).

    Ich gehe davon aus, dass die Schöpfer der Plakette das gar nicht gemerkt haben.

    Nicht nur die Schöpfer des Plakates nicht, sondern auch dieser Kommentator nicht!

    Botschaften/Informationen entstehen eben letztlich beim Betrachten und im Auge des Betrachtenden, in dessen Welt (durch Abstraktion von Daten).

    MFG
    Dr. Webbaer

  8. @Ludwig Trepl

    Ja, es sind wohl Amerikaner, das sagt mir meine “Bilderfahrung” auch. Hätten die Gestalter der Plakette aber die Bildaussage in Worte fassen müssen, dann hätten sie das sicher nicht so formuliert.

  9. Kommunikation

    … findet n-seitig statt, die Kodierung in ein “Denkmal” erfolgt auf Grund bestimmter Überlegungen (und einer bestimmten Logik) in der Antizipation des Verstehens (Abstrahierens) auf Seiten des oder der Empfänger (dessen Logik betreffend, auch Denkmale sind irgendwie Sprache) der Denkanregung oder Würdigung.

    Projektionen finden statt, nicht immer die intendierten, aber so funktioniert das nun mal beim ausgezeichnet gewählten Beispiel und anderswo.

    Wie Gustav Heinemann schon feststellte, wer auf andere zeigt, zeigt oft mit mehreren Fingern auf sich selbst – wenn wir dann noch den bekannten protestantischen Rat (“Wenn zwei sich streiten, haben meist BEIDE unrecht.”) berücksichtigen, dann … nein, nur ein Spaß,
    MFG + viel Erfolg!
    Dr. Webbaer

  10. Weiß?

    Was ich gar nicht nachvollziehen kann: Inwiefern sieht man dem Bild an, dass Weiße abgebildet sind? Damit wäre dann wohl auch das Raumschiff weiß und alles andere auf der Plakette abgebildete.

    Und auch bei der Interpretation der Frauendarstellung habe ich meine Schwierigkeiten; was schon damit beginnt, dass sich Flexibilität und Passivität in meiner Vorstellungswelt ausschließen. Ich würde hier eher den Mann als passives Element sehen (steht ziemlich steif da) und die Frau als aktiv (bewegte Körperhaltung).

    Aber wie schon erwähnt, die Interpretation eines Bildes wird immer von der Erfahrungswelt des Betrachtenden bestimmt.

  11. @ Jennifer Gabriel: “Inwiefern sieht man dem Bild an, dass Weiße abgebildet sind? ” Wie bitte?

    @ Helmut Wicht: “‘Die Menschen sind nämlich erkennbar nicht einfach Weiße, sondern Amerikaner.’ Na und? Die haben das Ding ja auch abgeschossen.”

    Klar, die drehen ja auch die Filme. Also haben sich alle Menschen daran zu gewöhnen, daß man als Mensch so auszusehen hat wie in dem Land, in dem die Filme gedreht werden. Macht aber nichts, die wollen das ja selber. In Südamerika sehen die Figuren in der Werbung so aus wie Nordamerikaner.

  12. Nicht gemeint, aber dennoch behauptet, wird ungefähr Folgendes: Auf der Erde leben Weiße. Männer sind tatkräftig (aktive Handhaltung) und haben einen festen Stand, Frauen sind flexibler, passiv und neigen nicht zur Konfrontation (Beinhaltung, Kopfhaltung).

    Das war bestimmt pure Absicht und das war eine Unverschämtheit! Die sind nicht nur weiß, die sind auch noch schlank. Was ist mit den Übergewichtigen? Was ist mit den Leuten, die zu klein gewachsen sind? Warum sind keine Kinder zu sehen? Wo sind die behinderten Menschen? Was ist mit den homosexuellen Paaren? Was ist mit …?

    Also, das ist ja wirklich eine ganz, ganz schreckliche Platte.

    Manchmal frage ich mich in welcher Zeit wir leben. Über alles mögliche wird sich aufgeregt und irgendwelche Diskriminierungen konstruiert. Aber wahrscheinlich ist das eh nur wieder eine lautstarke Minderheit und die meisten Menschen können das nicht nachvollziehen.

    Ansonsten herzlich Willkommen hier auf den Scilogs, Eva. 🙂

  13. @Ludwig Trepl

    Das war eine ernst gemeinte Frage. Darauf mit einer inhaltslosen Gegenfrage zu reagieren, ist nicht besonders hilfreich.

  14. Pioneer-Plakette für Aliens oder für uns

    Die Pioneer-Plakette ist auch ein Bild von uns so wie wir uns sehen wollen.
    Ich bezweifle ob für Aliens die Geschlechtsteile oder die Grusshand (aggressiv oder freundlich?) die gleiche Bedeutung haben wie für uns. Auch die Geschlechterrollen, die sich in der unterschiedlichen Körperhaltung und Aktivität/Passivität ausdrücken, können die Aliens, die kaum einen ähnlichen biologischen Stammbaum aufweisen werden wahrscheinlich sogar weniger gut verstehen und interpretieren als es eines unserer Haustiere, z.B. ein Hund, könnte.

    Man hätte sich ein viel reicheres Bild vorstellen können. Beispielsweise Menschen zusammen mit Tieren und Pflanzen vor einer Stadt an einem See.
    Doch dann wäre es für Aliens eventuell schwierig geworden herauszufinden, dass die dargestellten Menschen die Schöpfer der Pioneer-Sonde waren und nicht etwa ein mit abgebildeter Affe – daran haben die Gestalter der Plakette sicher gedacht.

    Die kleinen Ausmasse der Plakette zwangen sowieso zur grösstmöglichen Reduktion. So gesehen hätte man auch nur einen Menschen darstellen können – zum Beispiel eine Frau. Doch das war dazumals sicher undenkbar. Nur einen Mann darzustellen, dazu hätten vielleicht einige geneigt, doch das “Gerechtigkeitsempfinden” verbot dies.
    Es bleiben also ein menschliches Paar, die Planeten, Positionsangaben relativ zu 14 Pulsaren und zum Zentrum der Milchstrasse, sowie die Reiseroute der Sonde. Dann noch die Darstellung eines Hyperfeinstrukturüberganges des Wasserstoffatomes, der dazu dient mit dem zugehörigen Wellenlängen und Frequenzen des Übergangs einen Massstab anzugeben.

    Die Plakette war also wahrscheinlich für Aliens bestimmt, die sehr viele Ähnlichkeiten haben mussten mit den NASA-Wissenschaftlern. Vielleicht wird sie ja einmal von einer anderen Intelligenz eingefangen – nämlich von einem Menschen, der sich dorthin vorgewagt hat, wo die Sonde irgendwann vorbeikommen wird.

  15. @Holzi

    Die kleinen Ausmasse der Plakette zwangen sowieso zur grösstmöglichen Reduktion. So gesehen hätte man auch nur einen Menschen darstellen können – zum Beispiel eine Frau.

    Ohne jetzt für jene Plakette werben zu wollen, aber die Diversität, die die Geschlechtlichkeit bedingt, eine duale ist hier ausreichend, scheint nun doch ein zentrales Wesensmerkmal zu sein.

    Ohne hier näher erläutern zu wollen,
    MFG
    Dr. Webbaer (zudem ebenfalls eine gewisse Blässe in der Bildplastik sehend)

  16. konstruierte Diskriminierung

    @ Jennifer Gabriel:
    “Das war eine ernst gemeinte Frage,” nämlich “Inwiefern sieht man dem Bild an, dass Weiße abgebildet sind?”

    Das gibt es doch nicht! Selbst wenn man aufgrund der Kenntnis der Ideologie der Kreise, die dieses Bild entworfen hatten, nicht wüßte, daß das nur Weiße sein können (und es kann gar nicht sein, daß jemand diese Kenntnis nicht hat): das kann mir keiner erzählen, daß er nicht sieht, daß das Weiße sein sollen.

    @ Martin Huhn:
    “Manchmal frage ich mich in welcher Zeit wir leben. Über alles mögliche wird sich aufgeregt und irgendwelche Diskriminierungen konstruiert.”

    Sehen Sie sich einen x-beliebigen amerikanischen Film aus der Zeit an, die etwa bis zum Start dieser Rakete dauerte, und dann sagen Sie mir, ob sie immer noch ernsthaft der Meinung sind, daß das irgendwelche konstruierten Diskriminierungen sind. Haben Sie davon gehört, was der konkrete Auslöser der von Martin Luther King repräsentierten Bewegung war? Doch vom Rassismus will ich gar nicht reden. Ist Ihnen nie aufgefallen, daß Frauen in einem typischen US-Film jener Zeit nicht allein über die Straße gehen können? Daß sie grundsätzlich vom Helden am Arm genommen und geführt werden müssen? Das war die Lebenswirklichkeit von Abermillionen, die dahinterstehende Denkweise kommt in dem Bild überdeutlich zum Ausdruck. Und Sie sprechen von konstruierten Diskriminierungen?

    Gewiß, diese Botschaft über die Rolle der Weißen und der Männer kann man fast jedem Bild entnehmen, das z.B. 100 oder 200 Jahre alt ist. Aber Anfang der 70er Jahre konnte man nicht mehr naiv sein, eine solche Darstellung war eine explizite Stellungnahme in einem Kampf.

  17. @ Trepl

    “…eine solche Darstellung war eine explizite Stellungnahme in einem Kampf.”

    Für den Nudismus?

  18. Pionieer in den 1980ern

    Zehn Jahre später hätte man auf der Plakette vermutlich das Foto mit dem trefflichen Titel ‘Sie kommen’ von dem international renommierten Fotokünsller Helmut Newton abgebildet:

    http://www.artvalue.com/…842-500-500-2511842.jpg

    Weder eingefleischte Feministinnen noch von politischer Korrektheit befallene Wissenschaftler dürften dagegen Einwände haben.

  19. Ich denk mal ….

    wenn eine intelligente Außerirdische das Denkmal jemals finden wird, wird sie sich einmal denken, dass das sicher zu sehr vielen Diskussionen geführt haben muss – unter den (beiden?) (weißen?) (nackten ? – pfui) Absendern.

    Oder:

    Die Finder gehen davon aus, dass ihnen nun die Schöpfungsgeschichte offenbart wird. Für mich sehen die beiden nicht wirklich wie Amerikaner aus, eher wie Adam und Eva. Zwei verbotene Früchte kann ich auch erkennen. Der Zorn Gottes ist etwas abstrakt dargestellt, aber die Vertreibung aus dem Paradies kann selbst die dümmste Intelligenz anhand der gezeichneten Pfeile leicht nachvollziehen.

  20. Mikrofiches

    Schon lange vor dem Jahre 1972 gab es Mikrofiches und das Ätzen von mit Fotolack beschichteten Metallfolien (ich habe das schon im Jahre 1969 selbst gemacht).

    Ein Stapel aus etwa 1000 von nur etwa 0,01 mm dicken Aluminium-Folien (Haushaltsfolie, man kann natürlich auch andere Metalle verwenden), in die mit einer Auflösung von etwa 0,001 mm Symbole und Bilder eingeätzt wurden, könnte große Mengen von Information aufnehmen, hätte nur eine geringe Masse, und wäre im Jahre 1972 problemlos realisierbar gewesen.

    Auf den äusseren Folien zeigt man eine Reihe von immer kleiner werdenden Bildern, so dass die Aliens erkennen, dass sie nun ein Mikroskop benötigen.

    Gegen Mikrometeoriten könnte ein Behälter, oder das verteilte Lagern von Duplikaten schützen.

    Hat man so etwas schon versucht?
    Beziehungsweise, warum hat man das nicht gemacht?

  21. @ Geoman: „Weder eingefleischte Feministinnen noch von politischer Korrektheit befallene Wissenschaftler dürften dagegen Einwände haben.“

    Die Feministin soll offenbar die Autorin dieses Blogs sein, der von politischer Korrektheit befallene Wissenschaftler ich.

    Da bringen Sie und etliche andere hier, z. B. @Helmut Wicht mit seinem Witzchen vom Kampf für den Nudismus, einiges gewaltig durcheinander. Wenn der Kollege A. Stefanowitsch Pippi Langstrumpf neu übersetzt, weil er ins Schwitzen kommt, wenn er das Wort „Negerprizessin“ seiner Tochter vorlesen muß, dann nervt mich das ebenso wie das übliche genderpolitisch korrekte Geschwätz, und kaum etwas nervt mich mehr. Aber etwas ganz anderes ist es doch, wenn man aus Darstellungen herausliest, welche Botschaft damit verbreitet wird. Und es ist noch einmal ein gewisser Unterschied, ob es sich um irgendwelche selbstgemalte Plakate handelt, die ein Demonstrant hochhält, oder um höchstoffizielle Äußerungen.

    Sie kennen doch alle diese alten Wahlplakate der CDU, mit denen die Angst vor dem russischen Untermenschen geschürt und benutzt wurde. Wenn nun einer darauf aufmerksam macht, was da geschieht, witzeln Sie dann auch noch über „politische Korrektheit“?

  22. @Jennifer Gabriel
    Wenn die Frage ernst gemeint ist: Dass es Weiße sind, sieht man am deutlichsten an den Gesichtszügen (z. B. Nasenform) und dem glatten Haar. Aktiv ist der Mann, indem er frontal steht ( vgl. “Konfrontation”)und die rechte Hand erhoben hat (während die Arme der Frau beide herabhängen).

    @Joker
    Schöne Idee, das mit dem Zorn Gottes … Ja klar, bei der Plakette schwingt natürlich auch die lange Tradition der Darstellung von Adam und Eva als dem ersten Menschenpaar mit – sowieso ein reicher Fundus für Genderbetrachtungen jedweder Art.

    @Karl Bednarik
    Ich finde das auch interessant, dass man zunächst so eine altertümliche Art der Kommunikation gewählt hat. Komplexer ging es dann bei den Botschaften für die Voyager-Mission zu (http://voyager.jpl.nasa.gov/spacecraft/scenes.html – da kann man sogar was hören). Die Daten-Platte ist übrigens auch graviert und man hat einiges von der Pioneer-Plakette übernommen – nicht aber das Menschenpaar.

  23. Bildbetrachtung

    Nicht gemeint, aber dennoch behauptet, wird ungefähr Folgendes: Auf der Erde leben Weiße. Männer sind tatkräftig (aktive Handhaltung) und haben einen festen Stand, Frauen sind flexibler, passiv und neigen nicht zur Konfrontation (Beinhaltung, Kopfhaltung).

    Der Mann wirkt körperlich stärker ausgeprägt, ist größer, macht erkennbar eine Handbewegung gegen die Schwerkraft und trägt kurze Haare, was auf Zweckmäßigkeit hindeutet. Der Mann steht zudem näher dem Zentrum der Darstellung.

    Wenn Sie mal hier schauen, dann ist aber nicht klar, ob es Weiße sind, schauen Sie mal auf die Nasenbreite und Mundform – und stellen sich andere Frisuren vor.

    Die behauptete Tatkräftigkeit, gar die grundsätzliche Tatkräftigkeit des gezeigten Mannes oder die “Flexibilität” und “Passivität” der gezeigten Frau erscheinen aber der kulturellen Prägung zu entstammen und dementsprechende Projektionen zu sein. – Das muss, wie auch andere Verallgemeinerung, anderswo nicht so verstanden werden.

    Zudem kam im Artikel nicht klar heraus, ob die Plakette einzeln oder in einer Bildersammlung unterwegs ist.

    MFG
    Dr. Webbaer

  24. Projektionen

    @Dr. Webbaer
    Die Plakette ist in je einem Exemplar an Pioneer 10 und 11 angebracht, weitere Bilder gibt es nicht.

    Für die Deutung “aktiv”, “flexibel” etc. gibt es objektive Kriterien – etwa die geringere Standfestigkeit der Frau wegen der Verteilung des Gewichts auf Stand- und Spielbein. Die Bewertung dieser Eigenschaften ist aber selbstverständlich kulturell bedingt.
    Ob und wie die Bilder von Außerirdischen verstanden werden könnten – und ob diese die Linien überhaupt als Darstellung erkennen würden, ja ob die Kategorie “Darstellung” im außerirdischen Denken überhaupt vorkommen würde – das steht in den Sternen.

  25. Biologiebuch der Sekundarstufe

    @ Ludwig Trepl schrieb:

    “Die Feministin soll offenbar die Autorin dieses Blogs sein, der von politischer Korrektheit befallene Wissenschaftler ich.”

    Nee, ich habe bei meinem Kommentar weder an die Autorin noch an Sie gedacht, eher an die ‘nudistischen Witzchen’ von Herrn Wicht, die ich mit einem Helmut Newton-Bild mit passenden Titel etwas ausstaffieren wollte.

    Ich Übrigen schließe ich mich Wicht’s Position an: “Wer zahlt, bestimmt!’

    Die von Eva Bamberg angeführte ‘nichtgemeinte Interpretation’ finde ich aus westlich-zivilisierter Sicht nachvollziehbar. Ohne Frage würden wir die Außerirdischen aber überfordern, wenn wir sie drängen, sich in der Gender-Diskussion zu positionieren.

    Mich erinnern die beiden Figuren auf dem Bild an die Darstellung der Geschlechter in Biologiebüchern für die Sekundarstufe, in denen die (äußerlichen) Geschlechtsunterschiede zwar (relativ)gut erkennbar aber möglichst unerotisch dargestellt wurden.

    Die Außerirdischen werden vielleicht denken, dass es zwei morphologisch unterschiedliche intelligente Arten auf der Erde gibt.

    Das Spannende an der Geschichte ist ja, was für ein Selbstbild wir völlig ahnungslosen fremden Wesen von uns vermitteln wollen.

    Statt einer Abbildung aus einem Biologiebuch wäre es nach meinem Dafürhalten genauso informativ gewesen eine Abbildung aus dem Playboy, aus der Zeitschrift Eltern und vielleicht auch dem Katechismus als Vorlage zu nehmen.

  26. Wo ist unten?

    Die beiden Personen auf der Pioneer-Plakette könnten genau so gut auf ihren Rücken liegen, denn wo unten sein soll ist leider nicht definiert.

    Die Voyager Golden Records sind Datenplatten mit Bild- und Audio-Informationen.

    Auf ihrer Hülle befindet sich eine Erklärung, wie man die Datenplatte abspielen bzw. dekodieren kann.

    Gerade das ist ihre Schwäche im Vergleich zu den miniaturisierten Bildern.

    Bilder sind Projektionen von Objekten auf Flächen.

    Daher sind Bilder mit gleichem Inhalt in allen Verkleinerungsstufen einander vollkommen ähnlich.

    In Metall geätzte, miniaturisierte Bilder sind in einem weiten Bereich des elektromagnetischen Spektrums mit Mikroskopen erkennbar, sind für alle Arten von Elektronen- oder Ionenmikroskopen erkennbar, und sind für alle Arten von Rastersondenmikroskopen erkennbar.

    Es ist also für in Metall geätzte, miniaturisierte Bilder keine bestimmte Methode des Dekodierens notwendig.

    Auf einem Quadratdezimeter einer 0,01 Millimeter dünnen Folie bringt man 10000 Bilder von jeweils einem Quadratmillimeter Größe unter.

    Jedes dieser ein-Quadratmillimeter-Bilder hat eine Auflösung von 0,001 Millimeter, und besteht daher aus 1000 mal 1000 Bildpunkten.

    Ein ein Zentimeter dicker Stapel besteht aus 1000 Folien, und enthält 10 Millionen Bilder.

    Damit könnte man eine Menge von der Erde zeigen.

    Das Beste daran ist aber, dass das schon im Jahre 1965 ein preisgünstiges Standardverfahren war.

    Sichtbares, violettes Licht mit 400 Nanometern Wellenlänge lässt sich mit Glaslinsen auf einen etwa 200 Nanometer großen Brennpunkt fokussieren, und dieser ist daher fünf mal kleiner als unsere 0,001 Millimeter großen Bildpunkte.

    Für die teuren NASA-Sonden könnte man auch die haltbarere Platinfolie verwenden, und sie auch noch ein wenig dicker machen.

  27. @ Trepl

    Ich weiss nicht so recht, ob man meine – in der Tat sarkastisch gemeinte – Anmerkung über die Nacktheit der beiden Figuren so ohne weiteres als “Witzchen” abtun sollte.

    Über die Symbolik von allem möglichen in dieser Plakette zerbricht man sich den Kopf – die Statuarik des Mannes, den Contrapost der Frau, die relative Nähe des Mannes zur Mitte, Rassenmerkmale und Frisuren – und da sollte die Nacktheit nicht Erwähnung finden?

    Ich frage mich wirklich, mit welchen Brillen solche Darstellungen von Ihren Kritikern gelesen werden. Man WILL offenbar bestimmte Dinge sehen – andere, ebenso offensichtliche nicht. Ein wenig erinnert es mich an des “Kaisers neue Kleider” – “aber er ist ja nackt!”.

    Bitt’schön: mir fällt die Nacktheit auf. Mir fällt weiter auf, dass der Herr einen viel zu dicken rechten Daumen (und Daumenballen) hat, dass Herr und Dame offenbar eine Genitalrasur vorgenommen haben, und dass der Dame die Schamspalte fehlt.

    (milde Ironie:)
    Gilt es, auch diese Details kritisch zu hinterfragen? Haben wir hier – z.B. im Fehlen der Schamspalte und der Behaarung der Venushügel – ein Zitat der klassischen griechischen Bilderhauerwerke vor uns? Und wenn ja – was will uns das sagen? Und der dicke Daumen?

    (im Ernst:)
    Summa würde ich sagen: Es ist eher die Unbeholfenheit als das Kalkül, die diese Menschenbilder zeichnet (wofür ja auch die im Blog erwähnte “husch-husch”-Enstehungsgeschichte der Plakette spricht). Dass gerade der Mangel an Kalkül manch unterbewusstes Vorurteil und Selbstbild der Produzenten an’s Tageslicht bringt – unbestritten. Aber was uns der dicke Daumen sagen soll, bleibt dennoch im Dunkeln.

    Mal andersherum – die Nacktheit per se spricht im Kontext der Mission des Bildes Bände. Offenbar sollte der Mensch in seinem biologischen “An-Sich-Sein” dargestellt werden, bar jeder Verhüllung, frei selbst von der simpelsten “techne” (sich zu bekleiden, zu bemalen, zu schmücken – das dürfte eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit sein.) Der Mensch “in seiner reinen Natur” – angesichts des High-Tech-Anspruches der ganzen Mission und der Gegenüberstellung zu den hochabstrakten, technisierten und mathematisierten anderen Darstellungen auf der Plakette empfinde ich das als einen ziemlichen Widerspruch.

    Ich habe KEINE Ahnung, was sich ein Alien denken würde. ICH empfinde zwei nackte Amerikaner, die vor einer Pioneer-Sonde stehen, als den Ausdruck eines “Kultur/Natur”-Dualismus, der mich befremdet – nein: erheitert.

    (wieder milde ironisch:
    Wernher von Braun, nackend auf der Saturn gen Himmel reitend, das wär’ eine Szene — aber so etwas ähnliches hatten wir ja schon. Kubrick. Dr. Seltsam. Der Raketenreiter hatte aber, wenn ich mich recht entsinne, wenigstens einen Hut auf. Stimmt eigentlich: DAS wär’s gewesen – ein Stetson! Er: Ein nackter Texaner mit Hut. Sie: Eine nackte Texanerin mit Cowboystiefeln. Bei Texanern gehen diese Kleidungsstücke ja ohnehin als Körperteile durch.

  28. @Helmut Wicht: Nackt ist auch Pioneer

    Fortgeschrittene Technik und Nacktheit muss kein Gegensatz sein. Das hängt wiederum vom Blickwinkel ab. Wenn wir Menschen als Apparate vergleichbar zur Pioneer betrachten, so ist ein Blick auf einen nackten Menschen informativer als auf einen Bekleideten. Die Pioneer kommt ja auch nicht eingepackt. Und die Detailzeichnung einer technischen Vorrichtung enthält ebenfalls keine Zensurbalken um das Schamgefühl nicht zu verletzen. Noch näher dran an einem technischen Blick auf den Menschen wären anatomische Zeichnungen mit z.B. einer Darstellung der inneren Organe. Allerdings wäre das wiederum verwirrend, denn die Aliens könnten auf die Idee kommen, die Menschen seien durchsichtig. Zudem fehlt der Platz für solche Details.

  29. @ Helmut Wicht.

    „Es ist eher die Unbeholfenheit als das Kalkül, die diese Menschenbilder zeichnet …. Dass gerade der Mangel an Kalkül manch unterbewusstes Vorurteil und Selbstbild der Produzenten an’s Tageslicht bringt – unbestritten.“

    Stimmt sicher. Aber was ich meinte, stimmt auch, es ist einfach schwer entwirrbar. Der Bild-Journalist, der Demagoge überhaupt ist schlauer als die Leute, an die er sich wendet und legt sie rein (das habe ich gesagt), er glaubt selbst die Vorurteile, die er verbreitet (das haben Sie gesagt). Da ist der eine so und der andere so, und meist steckt beides in einem.

    In unserem Fall war es sicher auch so. In dem Milieu, in dem das Bild entstanden ist, glaubt man natürlich dessen Botschaft auf „unbeholfene“ Weise, und doch wäre es naiv anzunehmen, daß da nicht Beraterstäbe am Werk gewesen wären, die genau überlegt haben, was da klugerweise auszudrücken ist. Die hatten natürlich nicht die Aliens als Adressaten im Sinn, sondern die amerikanische und die Weltöffentlichkeit.

    „Aber was uns der dicke Daumen sagen soll, bleibt dennoch im Dunkeln. Mal andersherum – die Nacktheit per se spricht im Kontext der Mission des Bildes Bände.“

    Auch das stimmt sicher. Ein Bild, ein Text ist grundsätzlich endlos zu interpretieren, es gibt nicht „die“ Botschaft und ihr zur Seite keine andere, das hat die Methodendiskussion der Hermeneutiker in jahrhundertelanger Arbeit deutlich genug gemacht. Das, was das Wesentliche zur Zeit der Entstehung war, ist nur eines der Dinge, die die Interpreten im Laufe der Geschichte, vor allem bedingt durch ihren jeweiligen historischen Standpunkt, herausholen können.

    Aber was das Wesentliche damals war, ist doch von besonderer Bedeutung. Und da muß man, meine ich, bedenken, um was zu jener Zeit – um 1970 – hauptsächlich gekämpft wurde. Weiße Rasse, Männer, die noch Männer sind und US-Hegemonie waren damals halt Dinge, die für die Art von Leuten, die US-Raketen hochschickten, von überragender Wichtigkeit waren.

  30. Aber was das Wesentliche damals war, ist doch von besonderer Bedeutung. Und da muß man, meine ich, bedenken, um was zu jener Zeit – um 1970 – hauptsächlich gekämpft wurde. Weiße Rasse, Männer, die noch Männer sind und US-Hegemonie waren damals halt Dinge, die für die Art von Leuten, die US-Raketen hochschickten, von überragender Wichtigkeit waren.

    Das stimmt natürlich. Diese Leute waren gefangen in Ihrer Zeit. Die haben das nichtmal richtig gemerkt. Zum Glück geht es uns da anders. Wir haben keine gefärbte Brille auf mit der wir die Welt und auch die Vergangenheit betrachten. Wir haben den objektiven Standpunkt, wir leben in Gerechtigkeit, in Frieden und Toleranz, in Chancengleichheit etc. Wir sind selbstverständlich nicht in unserem Zeitgeist gefangen und interpretieren, überfrachten Bilder deshalb aus früherer Zeit.

  31. Zeitgeist

    Na klar – die waren damals in ihrem Weltbild gefangen. Und wir sind es jetzt in unserem eigenen. Erkennen können wir das in vierzig Jahren!

  32. @ Huhn

    Du wirst ja auf Deine alten Tage zynisch und mir immer sympathischer.

    Statt dem “Pathologischen im Bild” nachzugehen, könnte man es ja auch mal mit der “Pathologie der Interpretation” versuchen. Vielleicht käme man so dem Zeitgeist (dem aktuellen) eher auf die Schliche. So nach dem Motto: das, was wir an diesem Bild bemerken, verrät mehr über uns als über die Intention seiner Urheber.

    Ich bitte darum, den obigen Satz strikte “ad rem” zu lesen. Ich will keinen der Kommentatoren und auch nicht die Autorin persönlich – im Sinne eines Patho-Vorwurfes – damit gemeint haben.

  33. @ Martin Huhn

    Dieser allgemeinen Weisheit läßt sich schwer widersprechen, vor allem wenn man nicht mehr ganz jung ist und seine Erfahrungen damit hat, wie die eigenen Auffassungen, von denen man doch einmal fest überzeugt war, sich nicht gehalten haben. Da wird es schon etwas schwierig mit dem objektiven Standpunkt.

    Aber zwei Einwände hätte ich doch: Erstens, es geht hier nicht um die Leute jener Zeit, sondern um ein bestimmtes Lager in der damaligen Zeit. Es gab auch anderes, das genau Entgegengesetzte. Ich erhebe mich darum nicht aufgrund von Einsichten, die die damals nicht haben konnten, über die damalige Zeit, sondern stelle mich auf eine Seite. Zweitens: Ich habe etwas dagegen, alles in einem allumfassenden Relativismus untergehen zu lassen, wo alle Katzen grau sind. Von der Meinung, wir hätten halt unseren Standpunkt und die Rassisten, Antisemiten usw. früherer Zeiten hätten halt ihren gehabt und warum sollen sie den nicht haben dürfen, bin ich trotz der Erfahrung mit meinen eigenen Meinungswechseln nicht überzeugt.

  34. Anstrengender Zeitgeist

    Was das Leben in der heutigen Zeit so anstrengend macht, ist, dass man quasi gezwungen wird, sich bei jeder Gelegenheit, also bei geringfügigsten bis unverdächtigsten Anlass, zu entscheiden, ob etwas frauenfeindlich, rassischtisch, faschistisch oder gar antisemitisch ist.

  35. @Wicht

    Ich bin eigentlich gar nicht so weit von Trepl entfernt. Besonders was Stefanowitschs „Negerprinzessin“ angeht. Aber hier geht mir die Interpretation zu weit. Die Fakten sind mir zu weich.

  36. @Trepl

    Erstens, es geht hier nicht um die Leute jener Zeit, sondern um ein bestimmtes Lager in der damaligen Zeit. Es gab auch anderes, das genau Entgegengesetzte.

    Ok, dann waren sie ein Teil dieser Zeit neben anderen Teilen. Macht für mich aber kein Unterschied, denn es war ihre Zeit.

    Ich habe etwas dagegen, alles in einem allumfassenden Relativismus untergehen zu lassen, wo alle Katzen grau sind. Von der Meinung, wir hätten halt unseren Standpunkt und die Rassisten, Antisemiten usw. früherer Zeiten hätten halt ihren gehabt und warum sollen sie den nicht haben dürfen, bin ich trotz der Erfahrung mit meinen eigenen Meinungswechseln nicht überzeugt.

    Und was hat das mit mir zu tun? Das wollte ich mit meinen Worten nicht gesagt haben. Mir ging es darum, daß wir der Vergangenheit mit unserer Sichtweise unseren Stempel aufdrücken wollen.

    Aber ich habe mir das Bild nun nochmal genauer angeschaut und nun die Lösung gefunden. In den 1970er Jahren, das war ja die Zeit der Flower Power. Die Jugend befreite sich. Es gab Drogen, Sex, Rockmusik, Sex, Indien, Sex, Erleuchtung, Sex usw. Man befreite sich von den Kleidern, von den Beziehungen, von seinem klarem Bewußtsein. Was wir da auf dem Bild sehen sind Hippies. Deshalb sind sie auch nackt. Das war ja zu der Zeit üblich. Auch hatte man ständig neue Sexpartner, Beziehungen mit Bindungen konnten gar nicht erst entstehen. Wir betrachten das Bild und meinen, es ist ein Paar. Ich denke eher, die hatten gerade Sex miteinander und nun suchen sie sich was neues. Denn sich schauen sich gar nicht an, sie schauen nicht mal in die gleiche Richtung. Der Mann hat wohl schon ein neues Opfer gefunden und winkt freundlich. Die Frau, die ist noch unentschlossen. Vor dem Sex haben beide Drogen konsumiert. Beide die gleiche Dosis und Männer vertragen durch die höhere Körpermasse mehr. Deshalb macht er noch eine gute Figur. Sie hingegen ist wohl ziemlich stont und daher etwas aus dem Gleichgewicht. Etwas in sich gekehrt, den Blick nach unten gesenkt in der Beschäftigung mit sich selbst, die spirituelle Reise nach innen ins Ich – was kein lohnenswertes Zeil ist, wie wir mittlerweile wissen. Vielleicht war das als Warnung an die Aliens gedacht. Finger weg von den Drogen! 😉

  37. Phantasie durchgegangen

    Tja Herr Huhn, da ist Ihnen rückblickend aus welchen Gründen oder Drogen auch immer wohl die Phantasie durchgegangen.

    Wenn diese Abbildung tatsächlich 1970er Hippies darstellen würde, denn hätten die beiden Protagonisten den Aliens die Hintern zugewandt, womöglich mit einer Blume im Arsch…!

  38. Aliens

    Ja, das erinnert mich an amerikanische Science-Fiction-Filme, in denen die Aliens englisch sprechen und ungefähre Menschengestalt haben.
    Die dargestellten Erdlinge sind nicht nur hellhäutig, sondern auch blond. Es wäre eine interessante Frage, wie ein Chinese oder Afrikaner die Plakette gestaltet hätte.
    Aber wenigstens ist Eva nicht magersüchtig. Auch ist ihr leicht breitbeiniger Stand genauso fest, aber flexibler als der ihres Gefährten, dessen Geste für mich “bis hierher und nicht weiter” signalisiert.

  39. Kein Hippie

    Der Mann auf dem Bild kann kein Hippie sein, denn seine Haare sind zu kurz.

    Nicht alle Hippies nahmen Drogen oder waren esoterisch.

    Manche Hippies waren politisch oder philosophisch oder gar utopisch oder technologisch.

    Ich weiss das, denn ich bin immer noch ein utopisch-technologischer Hippie.

    Bild:

    http://de.wikipedia.org/…/Benutzer:Karl_Bednarik

    Text:

    http://www.e-stories.de/…geschichten.phtml?28160

  40. das ist eine Umrisszeichnung, da sind Flächen immer farblos, welche zwei Leute soll man abbilden, wenn der Platz nicht langt? Vielleicht entdeckt man noch die Warnung für den drohenden Untergang, Stichwort Toleranz bereits über dem Normmaß mit Vefallserscheinungen. Man sollte gerade aus ein paar solchen Plaketten Reliefstempel drucken und sie überall an die Bäume hauen, für den Fall, daß kein Papier mehr da ist. Dann noch den Spruch: wenn die Antenne rauscht, wackeln irgendwo noch Elektronen (oder?) und nie wirklich lange in den Strahlenkranz zentral schauen.

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