Internationale Gartenschau in Hamburg 2013

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Es gibt etwas zu sehen
Denkmale

Kommende Woche wird in Hamburg die Internationale Gartenschau (IGS) eröffnet. Wie viele Großveranstaltungen dieser Art ist auch die IGS nicht unumstritten. Kritisiert wird zum Beispiel, dass es sich dabei um steuerfinanzierte Veranstaltungen von Interessenverbänden des kommerziellen Garten- und Landschaftsbaus handelt, bei denen in eine intakte Landschaft eingegriffen wird. Tatsächlich wurden in der Vergangenheit mitunter übereifrig historische Parks zerstört (Beispiel: Karlsaue in Kassel). Ein Vorwurf der Kritiker der Hamburger Schau lautet auch, dass dabei die “städtische Spontanvegetation” in den Stadtteilen Veddel und Wilhelmsburg vernichtet werde. Das kann man sicher nicht leugnen.

Unkraut oder Spontanvegetation?

Naturschutz ist auch nicht das vorrangige Thema des Gartenbaus. Es geht um Gestaltung eines Kulturraums, der untrennbar an die Verstädterung gebunden ist – und insofern immer auch ein Gegenentwurf zur „Natur“. Gärten gab es schon im Alten Orient.

Was in den Augen des Einen Spontanvegetation heißt, ist in den Augen des Anderen verunkrautetes Brachland, das eine Chance zur nachhaltigen Stadtentwicklung bietet, zumal wenn die Gartenschau, wie in Hamburg, mit der Internationalen Bauausstellung kombiniert wird. Wenn sich der Besucherstrom im Herbst verzogen hat, hat die Stadt also im günstigsten Fall ein lebenswertes Quartier für alle dazugewonnen – im schlechteren Fall, wie von den Kritikern befürchtet, ein weiteres, neoliberal aufgewertetes Wohngebiet.

Hoffnung für Hamburg-Wilhelmsburg?

Übrigens: Auch “Planten un Blomen im Herzen Hamburgs wurde von der Internationalen Gartenschau geprägt, die auf dem Gelände dreimal stattfand (1953, 1963, 1973). Aber auch in anderen Städten gibt es Beispiele nachhaltig positiver Auswirkungen von Gartenschauen: In Mannheim ist der Luisenpark (Bundesgartenschau 1975) noch heute für die Rhein-Neckar-Region ein beliebtes Ausflugsziel, für alle Schichten. Andere Beispiele: der Münchner Westpark (Internationale Gartenbau-Ausstellung 1983) und der Volkspark Niddatal in Frankfurt (Bundesgartenschau 1989, finanziell allerdings ein Desaster für die Stadt).

Gartenkunst besteht bei weitem nicht nur aus dem Anpflanzen von Blümchen. Es ist auch eine Gelegenheit, ganz besondere Erlebnisräume (im Freien) zu schaffen, bei denen Licht und Luft in die Vorstellungen des Künstlers einbezogen werden. Ein Beispiel (im Zustand drei Wochen vor der Eröffnung, ziemlich spannend finde ich, weil die Ideen der Planer eben erst  vom Kopf in die Wirklichkeit entlassen werden. Heike Lorenz und Carla Binter realisieren eine ganz besondere Form des Freilichtkinos mit einem Film aus Licht und Wasser):

 

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Ich bin Kunsthistorikerin und arbeite freiberuflich als Redakteurin/Lektorin/Autorin. Dieser Blog enthält Überlegungen und Informationen, die ich sonst nirgendwo unterbringe. Die aber rauswollen.

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