Denkmale für alle

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Es gibt etwas zu sehen
Denkmale

„Wiki Loves Monuments“ 2012 ist ein in diesem Jahr zum ersten Mal kontinentübergreifend veranstalteter Fotowettbewerb der Wikipedia. Vor zwei Jahren gab es die Ausschreibung erstmals in den Niederlanden, im vergangenen Jahr in mehreren europäischen Ländern –  auch in Deutschland.

Es geht darum, möglichst viele Fotos von Monumenten „mit nationaler Bedeutung“ zu sammeln und unter freier Lizenz auf Wikimedia Commons zur Verfügung zu stellen. Ausdrücklich steht dabei die Masse im Vordergrund: Es gilt, „möglichst viele Ihrer Denkmal-Bilder hochzuladen“. Fleißige Fotografen bringen es da schon einmal auf mehr als 1000 Fotos.

Eine Jury wird die Bilder prämieren, „die das jeweilige Objekt am besten darstellen“. Na, dann. Im vergangenen Jahr wurden in Europa fast 170.000 Fotos hochgeladen, davon rund 30.000 aus Deutschland. In diesem Jahr dürften es nochmal ein paar mehr sein. Die Jury für den deutschen Teil des Wettbewerbs besteht aus sieben Personen …

Mănăstirea Chiajna - Giulești So sah das europäische Gewinnerfoto von 2011 aus … dann doch eher schön als rein informativ: Winterbild des Chiajna-Klosters am Stadtrand von Bukarest, Rumänien, Foto von Mihai Petre via Wikimedia Commons

Naturgemäß kann es nicht überwiegend um künstlerisch ambitionierte Darstellungen gehen. Denn im Vordergrund steht bei der Wikipedia im Allgemeinen der Informationswert.

Schaut man sich die deutschen Einsendungen des vergangenen Jahres an, kommt man ins Staunen ob der Qualität der eingestellten Bilder. Bezüglich Schärfe, Auflösung und Belichtung gibt es kaum etwas auszusetzen, wenn auch die ein oder andere Verzerrung oder störende Schatten zu beobachten sind. Aber der Nutzer hat ja die Auswahl. So sind unter „Drahtbrücke Kassel“ seit dem Wettbewerb im vergangenen Jahr sechs Fotos verzeichnet, zuvor waren es nur vier. Das Landtor in Weilburg war bis letzten September bei Wikimedia Commons noch gar nicht mit einem Bild vertreten, nun sind es auf einen Schlag gleich 13.

Irgendwann wird der Sammeleifer wohl mal an seine Grenzen stoßen – dann nämlich, wenn allzu viele gleichartige oder ähnliche Fotos vorhanden sind und den Überblick erschweren. Bis es soweit ist, freue ich mich erstmal auf die vielen geschlossenen Lücken: auf Bilder vom Tanzsaal in Himmelsberg, von der alten Schule in Mengerskirchen-Probbach oder der ehemaligen Papiermühle in Unter-Mossau.

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Ich bin Kunsthistorikerin und arbeite freiberuflich als Redakteurin/Lektorin/Autorin. Dieser Blog enthält Überlegungen und Informationen, die ich sonst nirgendwo unterbringe. Die aber rauswollen.

5 Kommentare

  1. WLM Foto mit dem Smartphone

    Einfach kann jeder User am Wiki Loves Monuments Wettbewerb mit dem Smartphone (für die Plattformen Android und iOS) teilnehmen. Für Android gibt es eine offizielle App von Wiki, für Android und iOS gibt es zudem eine spezielle Edition der 123poi.com App. Einfacher kann man kaum am Wettbewerb teilnehmen und Wiki unterstützen.

  2. 9/11, Denkmäler und Kultur

    Hallo Eva,
    ist es möglich, dass die Twin Towers die bei 9/11 zerstört wurden und die keine Kulturdenkmäler im klassischen Sinne waren (oder?) gerade durch ihre Zerstörung zu “Denkmälern” im kollektiven amerikanischen Gedächtnis wurden? Bei “Ground Zero” wurde ja später irgendwas errichtet und eingeweiht. Ich glaube ein us-amerikanischer Imam wollte sogar eine Moschee dort errichten, ist aber mit seiner Idee in den USA auf wenig Gegenliebe gestoßen. Vielleicht wurden die Türme von den Terroristen als Symbole für bestimmte (in ihren Augen) negative Aspekte der amerikanischen Kultur gesehen. Vielleicht wurden sie wie der biblische Turm zu Babel als Zeichen der Anmaßung bzw. Herausforderung gesehen. Wäre schön, wenn Du mal darüber bloggen könntest.

  3. Türme

    Vielleicht wurden sie [die Zwillingstürme des World Trade Centers] wie der biblische Turm zu Babel als Zeichen der Anmaßung bzw. Herausforderung gesehen. Wäre schön, wenn Du mal darüber bloggen könntest.

    Sie wurden ganz sicher so gesehen, man wollte das Herz Amerikas oder der Zivilisation der “Ungläubigen” treffen, auch der bekannte Theologe Drewermann hat sich, der Erinnerung dieses Schreibers betreffend auf dem Fernsehkanal NTV, der auch seinerzeit die Live-Übertragung sicherstellte, bei Bedarf werden die Zitate herausgesucht, dementsprechend geäußert.

    Der Terror sucht Symbole oder “Denkmäler” oder macht Symbole zu diesen – zielgerichtet.

    MFG
    Dr. Webbaer

  4. @Joe Dramiga

    Danke für die Anregung. Auf alle Fälle waren die Twin Towers für die Terroristen ein wichtiges Symbol. Was den Denkmalcharakter betrifft – da fallen mir vor allem die Bilder von den brennenden Türmen ein, die sicher auch in Jahrzehnten noch zu den “Bildern, die die Welt bewegten” gehören werden – wie Brandts Warschauer Kniefall oder die schreienden Kinder beim Napalmangriff in Vietnam. Was ist ein Symbol, was ein Denkmal? Auf alle Fälle eine interessante Frage.

  5. Sind moderne Bauten Kulturdenkmäler?

    Die Twin Towers waren – meiner Meinung nach – auch vor ihrer Zerstörung als innovative und markante Beispiele ihrer Erbauungszeit Kulturdenkmäler. Leider werden noch immer selbst herausragende Beispiele der modernen Architektur mit dem sozialen Wohnungsbau in einen Topf geworfen und als “häßlicher” empfunden als jede vorgeklatschte, falsche Fachwerkfassade.

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