WhatsApp-Betrug: Täter trollen? Versuchen Sie es einfach mal!

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Seit einigen Wochen gibt es Hinweise und polizeiliche Warnungen vor einer neuen Betrugsmasche über WhatsApp. So wurden in dutzenden bekannt gewordenen Fällen meist ältere Menschen dazu gebracht, an ihre vermeintlichen Kinder Geld zu überweisen, da diese in einer Notlage steckten (Handy gestohlen, Konto nicht erreichbar). Die Vorgehensweise ähnelt dem Enkeltrick, allerdings gibt es hierbei eine rein elektronische Geldübergabe, oft auf Konten, die zuvor über Identitätsdiebstahl in die Kontrolle der Betrüger übergingen. Es handelt sich hierbei um eine Cybercrime-Variante des Enkeltricks.

Als ich selbst eine solche WhatsApp-Nachricht erhielt, beschloss ich spontan, beim Betrug “mitzuspielen”, ohne jedoch Geld zu überweisen. Ich wollte die Vorgehensweise der Täter kennenlernen und dabei Kontoverbindungsdaten erhalten, die ich dann umgehend an die Polizei weitergeben würde. Mit ein bisschen Glück kann man dann weitere Taten erschweren oder sogar bei der Täterfeststellung mithelfen.

Sie lesen im Folgenden die Original-WhatsApp-Kommunikation mit dem Täter, grafisch generiert aus der WhatsApp-Protokoll-Datei. Ich habe lediglich Namen und Kontonummern gekürzt, da es sich um weitere Opfer-Daten handeln könnte.

Überraschung kurz vor Osten: Meine neue Tochter Charlotte

Der Betrüger meldete sich unter einem Vorwand (neue Mobilfunknummer) als Kind des potentiellen Opfers und hoffte, dass seine Nummer gespeichert wird. Dies wird wohl nur in wenigen Fällen gelingen, aber er muss weiteren Aufwand auch nur in die Fälle investieren, in denen ein Opfer ein passendes Kind hat und auf den Trick hereinfällt. Bei einem Anruf in der Vergangenheit war vermutlich festgehalten worden, dass sich eine männliche Stimme gemeldet hat, daher “Papa”.

Ich spielte mit und nannte mein neues erwachsenes Kind “Charlotte”. Sie wünschte mir zwei Tage später frohe Osten und kam dann gleich auf das Kernanliegen zu sprechen: Charlotte brauchte Geld, und zwar dringlich.

Geld, aber sofort!

Ich spielte nun ein hilfsbereites Opfer, das gerne seiner Tochter aus der Patsche hilft. Für eine Überweisung benötigte ich die Kontodaten und den Betrag.

2100,- EUR ist ganz schön happig, aber wofür hat man Kinder?! Bargeld war unerwünscht, es sollte eine Online-Überweisung sein. War mir recht. 

Meine vermeintliche Tochter kämpfte mit der deutschen Sprache. War wohl die Aufregung oder ein erster Hinweis, dass eher rudimentäre Deutschkenntnisse vorliegen und automatisch übersetzt wird, was bei WhatsApp aber Teil der App-Funktionalität ist. Die Qualität ist aber schwankend. Es fiel dem Täter schwer, die “Sofort-Überweisung” oder “Echtzeit-Überweisung” begrifflich zu transportieren. Da wären viele potentielle Opfer wohl schon gescheitert, aber ich bin hilfsbereit.

Bei einer solchen Überweisungsmethode erhält ein Händler sofort eine Zahlungsbestätigung, so dass der Betrüger dies für eine Transaktion im Hintergrund verwenden kann, bei der er das ergaunerte Geld zu Waren machen oder den Betrag weiterüberweisen kann. 

Dies war ein guter Zeitpunkt, mich bei der Polizei zu melden. Ich nutzte dazu die Internetwache der Polizei NRW, legte den Sachverhalt dar und kündigte die zeitnahe Übermittlung der vom Täter genutzten Kontodaten an. Leider erwies sich das Portal als sehr antiquiert. Nicht einmal Anhänge kann man übermitteln, was praktisch gewesen wäre, denn WhatsApp erlaubt einen Export der Nachrichten und Smartphones kennen Screenshots. Meine Enttäuschung ventilierte ich über Twitter.

Eine Reaktion des Ministeriums gab es nicht.

Kontonummer?

Da sich mein Täter aufgrund der Sprachbarriere etwas ungeschickt anstellte, half ich etwas nach und schlug einen strengen väterlichen Ton an.

Das klappte auf Anhieb und ich erhielt umgehend die IBAN eines N26-Kontos und den vollen Namen des Zahlungsempfängers. Den Namen und die IBAN habe ich hier gekürzt, da es sich dabei um ein ahnungsloses Opfer handeln könnte, das bei einem vermeintlichen Produkttest den Kontoeröffnungsvorgang durchgespielt und die Zugangsdaten weitergegeben hatte.

Die IBAN gab ich zeitnah an Polizei und N26 weiter in der Hoffnung, dass das Konto eingeschränkt wird, da es vermutlich für viele parallele Betrugsversuche genutzt wurde. Weiterüberweisungen sollten gesperrt werden.

Die Kommunikation mit N26 war noch enttäuschender als die mit der Internetwache. Über Twitter wurde ich an ein Kundenportal geleitet. Dort “wartete” ein Chatbot, dem ich das Problem schildern sollte. Er verstand es nicht. 

Nachdem ein Kontakt zu einem Menschen gelang (nur über Chat) konnte ich mühsam Angaben zum Sachverhalt machen, einen Ansprechpartner zum Thema Fraud oder Geldwäsche konnte mir nicht mitgeteilt werden. Ich solle einfach alle Betrug-“Mails” (!) an support@… weiterleiten, dann würde sich irgendjemand kümmern. WhatsApp-Scam schien auch der Mitarbeiterin nicht geläufig zu sein. Das war sehr ernüchternd, denn schon letztes Jahr gab es einige Schlagzeilen zu N26-Fake-Konten, die für Betrügereien und Geldwäsche genutzt wurden. Einer N26-Sprecherin zufolge wurden die Maßnahmen im Bereich Sicherheit deutlich verstärkt, inklusive des Einsatzes datenbasierter Technologie und Künstlicher Intelligenz. Falls damit der Chatbot gemeint war, sehe ich Nachholbedarf. Immerhin bekam ich eine Vorgangsnummer von der Chat-Mitarbeiterin mitgeteilt, Namen gab es keine – ich weiß also nicht, mit welchen Mitarbeitenden ich es zu tun hatte.

Falsche Töchter, falsche Schildkröten 

Auffällig war, dass die Nachricht mit den Kontodaten nach wenigen Minuten über WhatsApp wieder gelöscht wurde, aber ich hatte vorsorglich einen Screenshot gemacht.

Das von mir gespielte Opfer stellte sich zudem leider als Problembär heraus. Es hatte angeblich einfach einen Überweisungsträger ausgefüllt und bei der Bank abgegeben. Die Älteren werden sich erinnern, wie früher überwiesen wurde. Sogar ein persönlicher Kontakt zur Filiale kann dabei unterhalten werden. Ich erfand dazu spontan Frau Kallischewski aus Essen-Huttrop. 

Der Täter möchte natürlich die Daten der Blitzüberweisung haben, aber biss hier auf Granit. Papier ist Papier. 

Der Zeitdruck meiner vermeintlichen Tochter war nachvollziehbar.

 

Bitte mit Bild!

Als Vertreter einer analogen Generation gab ich vor, nur Papier-Kontoauszüge zu kennen, was der Täter offenbar kaum verstand. Rechtschreibung und Grammatik dürften viele potentielle Opfer ebenfalls stutzig machen, aber vielleicht erkennen einige auch ihre Kinder erst recht wieder.

(Bei der Visualisierung der Chat-Bubbles wird aus “dass” ein “d”, nicht wundern – ein technischer Fehler.)

Das Opfer konnte letztlich nicht weiterhelfen und freute sich vorgeblich darauf, seine “Tochter” am Wochenende zu sehen. 

Der Täter musste den Kontoauszugsdrucker wohl erst googlen, um zu verstehen, was hier schiefgegangen war. Aus der Blitzüberweisung wurde nichts. Fachkräftemangel überall.

 

Eskalation des Familienstreits

Der Täter ließ nichts unversucht. Emotionaler Druck prallte jedoch an den Eltern, denen ich hier etwas spröden Charme andichte, ab. 

Die “Tochter” tobte und drohte nun mit Liebesentzug. Die “Eltern” verwiesen auf alternative Pläne. Für den Täter war es recht schwierig, die Konversation aufrechtzuerhalten, automatische Übersetzungen sind begrenzt.

Aber vielen Opfern fällt das vielleicht gar nicht auf. Im Eifer eines tobenden Familienstreits ist Rechtschreibung wohl Nebensache.

Lächerlich wurde es allerdings, als die Tochter nun plötzlich den Vater siezte. Ein solcher Übersetzungsfehler ist zwar technisch leicht zu erklären. Aber selbst dem bräsigsten Enkeltrick-Opfer sollte nun ein Licht aufgehen, dass es wohl kaum der eigene Nachwuchs sein kann, der sich hier künstlich aufregt.

Unser Opfer aber ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, stichelte ein wenig und verabschiedete sich zum Vereinsabend. 

Ach ja: Sorry an alle Taubenzüchter, mir ist spontan kein anderes Hobby einer älteren analogen Generation eingefallen.

Versöhnung am Folgetag

Als nachsichtiger Vater habe ich den Streit am nächsten Tag vergessen. Ich möchte den Täter noch etwas bei der Stange halten und möglichst ein weiteres Konto “erbeuten”, das ich sperren lassen kann.

Ich kam daher auf den Kontoauszug zurück und brachte Frau Kallischewski erneut ins Spiel. 

Hatten früher – als es noch kein E-Banking gab – Überweisungen nicht drei Tage gedauert? Etwas schneller könnte es gehen, ich verbreitete Hoffnung.

Der Täter war nun etwas misstrauisch, er wollte gern einen Nachweis. Vermutlich gab es aber auch mehrere Transaktionen auf “seinem” Konto und er konnte meine erhoffte Zahlung nicht zuordnen.

Ich ignorierte das Thema der Nachweise und spielte weiter den unbesorgten Vater.

Täter brauchen einen Beleg

Hartnäckig versuchte der Täter nun, einen digitalen Beleg der Zahlung zu erhalten. Die Geschichte mit dem Überweisungsträger hatte er vermutlich nicht verstanden, vielleicht sind ihm diese analogen Wege auch schlicht nicht bekannt.

Aber egal wie oft er fragte, ein Beleg war vom dickfelligen Opfer nicht zu bekommen.

Gauner haben es auch nicht leicht. 

Täter wird erneut misstrauisch

Die Verweigerung des Belegs verärgerte den Täter. Ersatzweise würde er wohl auch ein Foto des Papiers akzeptieren.

Inzwischen hätte eine normale Überweisung ebenfalls eingegangen sein können. Problematisch für den Täter war vermutlich, dass er den Namen des Opfers nicht kannte, daher ohne Beleg die Transaktion nicht zuordnen konnte.

Da auch kein Papierbeleg zu erhalten war, argwöhnte er wohl, dass das Opfer vielleicht gar nicht gezahlt hatte. So etwas kommt in den besten Familien vor.

Er testete nun das Opfer und fragte nach dem Zahlungsempfänger. Der Name war im Verlauf aufgrund der Löschung nicht mehr sichtbar.

Ein “ehrliches Opfer” könnte den Namen aber nennen, da es vor kurzem einen Überweisungsträger ausgefüllt hat. 

Ich hatte zum Glück noch meinen Screenshot und konnte den Kontoinhaber benennen.

Nun möchte der Täter meinen Namen wissen.

Wie heißt du eigentlich, Papa?

Wie fragt man jemanden unauffällig nach seinem Namen, wenn dieser im Glauben gelassen werden soll, der eigene Vater zu sein?

Eine nahezu unlösbare Aufgabe, denn das Opfer soll ja keinen Verdacht schöpfen.

Der Täter hatte eine rettende Idee: Die E-Mail-Adresse enthält meist den Namen. Aber leider hat das Opfer keine Mailadresse. Das war glaubwürdig, denn es verwendete auch kein Onlinebanking.

Für den Täter war das ein Fiasko. Schließlich versuchte er es ganz plump: Die Tochter bat den Vater, er möge seinen Namen schreiben. Vielleicht hilft ja siezen.

Der reagierte angemessen. Die Tochter gab es auf.

Bitte nochmal zahlen am nächsten Tag

Am nächsten Tag stellte der Täter keinen Zahlungseingang fest. Trotzdem brach er den Kontakt nicht ab. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung, dass eine Überweisung initiiert wird?!

Schließlich zeigte sich das Opfer zwar etwas unfähig aber immerhin zahlungswillig. Jedenfalls versuchte ich den Eindruck zu vermitteln.

Ich täuschte eine fehlerhafte Überweisung vor in der Hoffnung, frische Empfängerdaten zu erhalten.

Noch ein Konto!

Es klappte! Der Täter startete einen weiteren Versuch.

Bevor er die wertvollen Kontendaten herausrückte, ließ er sich versprechen, dieses Mal einen Beleg zu erhalten.

Das zuerst genannte Konto war vermutlich für ihn verbrannt und nicht mehr nutzbar. Aber N26-Konten gibt es viele.

Dieses Mal sollte es aber bitte eine Echtzeit-Überweisung sein.

Ich frage direkt nach, warum es ein neues Konto ist. Charlottes Vater würde es schließlich merken, dass es nun ein anderer Name ist.

Der Täter hatte eine Erklärung parat und freute sich auf das Geld. Inzwischen kannte er auch Frau Kallischewski und hoffte auf die überzeugende Wirkung von Name-Dropping.

Das Opfer kündigte an sich zu kümmern.

Die Daten des zweiten Kontos übermittele ich nun erneut an die Polizei und N26, jeweils per Mail unter Nennung des Aktenzeichens und der Vorgangsnummer.

Ob das zeitnah bearbeitet wurde, habe ich nie erfahren.

Eine Entschuldigung, aber wieder keine Echtzeit-Überweisung

“Charlotte” gab nun alles: Eine Entschuldigung an den Vater, eine Referenz an Onkel Hubert (umgetauft?), der neidisch gucken würde, weil er nur Opel fährt. Sprachliche Unzulänglichkeiten trübten die Fassade etwas. 

Dann die große Enttäuschung beim Täter: Wieder kein schnelles Geld! Eine normale Überweisung.

Aber wo war der Papierbeleg dafür? Gibt es endlich ein Foto mit Namen?

 

Es ist zum Verzweifeln!

Leider erwies sich der versprochene Beleg als Luftnummer.

Das Opfer mag keine Fotos machen, wahrscheinlich ein altes Handy ohne Kamera. Ob es Smartphones gibt, die WhatsApp beherrschen, aber keine Kamera haben?! 

Wie auch immer: Jetzt wurde jemand richtig sauer.

 

Finale: Immer diese Betrüger!

Ich hatte nicht erwartet, noch etwas vom Täter zu hören. Mehr als auf das Geld zu warten und irgendwann den Kontakt abzuschreiben, erschien nicht sinnvoll.

Aber ich habe mich nochmal gemeldet am übernächsten Tag. Es war der Sonntag, bei dem “Charlotte” zum Essen erscheinen wollte.

Ein guter Anlass, nochmal den Faden aufzunehmen.

Und tatsächlich: Der Täter antwortete und ließ seinem Ärger freien Lauf. Er fühlte sich betrogen.

Das war fast unfreiwillig komisch, aber er glaubte wohl an das Gute im anderen Menschen.

Und er hatte das letzte Wort: Charlotte würde nicht mit dem neuen Auto zum Essen vorbeikommen.

Vielleicht kann ein*e Leser*in auf die Muttersprache des Täters schließen? Die Fehlübersetzung “mit Ihnen habe ich es übertragen” könnte einen Hinweis geben.

Eine Rückmeldung von der Polizei oder N26 hat es übrigens bisher nicht gegeben. Von N26 erhielt ich einen allgemeinen Textbaustein, dass man vorsichtig sein sollte, wenn man einen Betrugsverdacht habe. Die örtliche Polizei hingegen übermittelte mir noch den folgenden Hinweis:

Bei der Nutzung des Online-Anzeige-Portal ist es technisch nicht möglich, Unterlagen beizufügen. Diese Unterlagen/Beweismittel (z.B. Verkaufsanzeige, Chatkommunikation, E-Mails, Überweisungsbelege, Forderungsschreiben, Mahnbescheide, Schriftverkehr) werden für die weitere Bearbeitung benötigt. Bitte lassen sie dies der Sachbearbeitung unter Angabe der o.g. Vorgangsnummer zukommen:

– Per Post an: Polizei Essen, KK 14, 45117 Essen

– Per Fax an: +49-201-829-5149

– Per E-Mail an: kk14.essen@polizei.nrw.de.

Immerhin: Sie akzeptieren E-Mails! Ich musste kein Fax mit allen WhatsApp-Screenshots senden.

 

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”The purpose of computing is insight, not numbers.” (Richard Hamming) Ulrich Greveler studierte in Gießen Mathematik und Informatik, arbeitete sechs Jahre in der Industrie im In- und Ausland, bevor er als Wissenschaftler an die Ruhr-Universität nach Bochum wechselte. Seit 2006 lehrt er Informatik mit dem Schwerpunkt IT-Sicherheit an der Fachhochschule Münster (bis 03/2012) und der Hochschule Rhein-Waal (seit 03/2012). Sein besonderes Interesse gilt datenschutzfördernden Technologien und dem Spannungsverhältnis zwischen Privatsphäre und digitaler Vernetzung.

20 Kommentare

  1. Köstlich und Gratulation zu soviel Geduld und “krimineller” Energie. Grüße an Charlotte.

    Hatte vor wenigen Tagen einen “Polizei”-Anruf auf der Suche nach Zeugen zu einem versuchten Raub in unserem Quartier. Obwohl ich nichts bemerkt hatte blieb der “Polizist” in der Leitung (eine abhörgeschützte “geheime” Leitung auf der ich nicht zurückrufen kann) und fragte alles Mögliche ohne Zusammenhang mit der gesuchten Zeugenaussage. Hat der eine Menge Zeit, also erzählte ich ihm zunehmenden Unfug. Da konnte er mithalten und behauptete die vorgetäuschten Microsoft-Anrufer würden bei ihren Anrufen mein Telefon manipulieren und mich abhören sogar wenn gar nicht telefoniert würde und ich sollte bei meinem Provider mir sicherheitshalber eine neue Nummer geben lassen. Merke: wenn Du nicht überzeugen kannst verwirre oder erzeuge Paranoia.
    Im Hintergrundgeräusch seines Callcenters war ein zweiter Agent zu hören bei dem die überfallene Person von dem Schreck sogar einen Herzinfarkt erlitt.

    Zu meinem Vorschlag jetzt meine Wertsachen bei ihm in Sicherheit zu bringen meinte er ich würde ihm etwas unterstellen und falls ich das wiederhole würde er eine Verleumdungsklage anstrengen. Da musste ich plötzlich lachen und warte nun auf die Klage.
    Ein Kontrollanruf bei der echten Polizei bestätigte den Betrug und die Masche Daten für kommende Verbrechen zu sammeln. Wer seiner Sache nicht sicher ist oder so stur wie ich sollte sich nicht auf solche Gespräche einlassen.

  2. Weiß nicht, ob ich da so viel Geduld hätte – zumindest bei den (sehr seltenen) telefonischen Versuchen seitens “Microsoft” o.ä. hatte ich keine Lust.

    Bzgl. “übertragen” und Muttersprache: Das könnte auch einfach nur Englisch sein, ggf. als impliziter Zwischenschritt bei der automatischen Übersetzung. “alienate” hätte jedenfalls alle passenden Bedeutungen, wo sich die Übersetzung dann evtl. wegen des “betrogen” die juristische herausgepickt hat.

    (Und dass WhatsApp “ass” aus “dass” rausfiltert, tststs, da übertreiben es die prüden Filter mal wieder…)

    • Der Beitrag hat was! Je älter man wird, desto mehr Echtzeit Rollenspiele können sich uns bieten. Klasse 🙂 Sehr lesenswert und informativ. Ich hatte bisher nur Schockanruf und mit dem behandelnden Arzt wollte man mich nicht sprechen lassen… Es wurde aufgelegt. Etwas irritiert doch das Verhalten bzw. Nicht verhalten der grün Chargierten_ups die sind ja inzwischen blau😇.
      Danke für die Schmunzeleinheit. Liest sich richtig gut!

    • Also bei mir kam “Microsoft” öfters vor. In einem Fall sagte ich, daß ich LINUX habe, was auch stimmt. Der Anrufer sagte dann, daß er mich an das LINUX-Department verweisen würde.

      Gruß
      Rudi Knoth

      • Das die Polizei so hilflos reagiert ist nur ein Trauerspiel. Ich wurde durch eine Kanalreinigungsfirma betrogen, trotz Kontonummer kann die Polizei nix machen.

        Der Auftragsdienst arbeitet noch heute!

  3. Dieser Beitrag zeigt für mich vor allem eins: Polizeikontaktstellen und viele andere Behördenansprechstellen sollten – sobald das möglich wird – durch spezialisierte KI-Programme ersetzt werden. Denn nicht immer ist künstliche Intelligenz natürlicher unterlegen.

  4. Ab und zu, etwa drei mal im Jahr, ruft bei mir das Pseudo-Microsoft an.
    Ich spiele dann den dummen, alten Mann, der sich immer alles mehrmals umständlich erklären lässt.
    Auf die Frage, ob mein Computer eingeschaltet ist, oder ob ich ihn einschalten kann, sage ich immer, dass er jetzt nicht eingeschaltet ist, aber dass ich ihn morgen wieder einschalten werde.
    Jede Minute, die mich immer sehr erheitert, raubt den Betrügern die gleiche Zeit, um andere zu betrügen.

  5. Der Enkel-Trick ist eindeutig kriminell. Wie soll man sich dabei verhalten. Gleichzeitig die Polizei anrufen und mithören lassen ?

    An der Grenze des Erlaubten sind ja die Werbeangebote zu Aktien, die Pseudobefragungen mit anschließendem Angebot.

    Oder die regelmäßigen Anrufe von MS, dass der Computer infiziert sei.
    Herr Bednarik, ich verlange dann meine IP-Adresse. Wenn der Anruf von MS kommen sollte, die können meine IP auslesen. Wenn tatsächlich eine ernsthafte Störung durch den befallenen Computer verursacht würde, verlange ich eine schriftliche Benachrichtigung. Daraufhin wird das Gespräch immer beendet.

    • Hallo Lioninoil, nochmal möchte ich warnen sich überhaupt auf ein Gespräch mit dubiosen oder definitiv betrügerischen Partnern einzulassen wenn man nicht selbst boshaft und stur ist. Ich kenne inzwischen zwei Fälle die sich trotz besserer Bildung doch bequatschen ließen remote access zu erlauben. Der eine hatte Glück und brauchte nur eine neue Mailadresse, der andere beklagt 1000 Euro Verlust.

      Beim letzten MS-Anruf wollte ich den Anrufer überzeugen er hätte ein Problem mit seinem Rechner und solle mir seine IP-Adresse nennen, damit ich das für ihn repariere. Fünf Minuten spielten wir dieses Kafka-Stück. Er wollte Zugriff auf meinen Rechner dann bekäme ich die IP und seinen vollen Namen und seine homepage. Wenn ich ihm nicht diesen Zugriff gäbe käme die Polizei wegen meinem Rechner und MS würde mich auf eine schwarze Liste setzen und fünf Jahre für Support sperren. Erst als ich nach 14 Minuten die Supportsperre zu einem guten Vorschlag erklärte gab er auf.

      Normalerweise kann ich gar kein Englisch und antworte auf Deutsch 🙂

      Oft gibt es anschließend einen Eintrag bei MS “reportascam”. Gefühlt hilft das für drei Monate.

    • Oder die regelmäßigen Anrufe von MS, dass der Computer infiziert sei.

      Illegal ist aber eindeutig, wenn die Kontrolle über den Computer übernommen wird und vom Angerufenen Geld für die “Reparatur” verlangt wird, weil der Benutzer den Computer sonst nicht mehr benutzen kann.

      Gruß
      Rudi Knoth

  6. Wolfidummerle
    Die Frage nach der IP-Adresse ist keine ernsthafte Frage, ich will nur sehen wie die Gegenseite reagiert. Die spricht meistens ein sehr schlechtes Amerikanisch , eigentlich gar kein Amerikanisch sondern ein Primitivenglisch mit asiatischem Einschlag. In dem Fall verlange ich einen deutschsprachigen Gesprächspartner.
    Das braucht Zeit und Zeit ist Geld.

  7. Lovescamming ist bei mir aufgetreten, die Dame schrieb mich bei Lovoo an. Ich ging zum Schein drauf ein, die ,,Dame” wollte meine E_Mail-Adresse. Habe für Fälle Spam usw. ein Müllmailpostfach, welches ich hier verwendete. Es kam zum Austausch von Liebenswürdigkeiten ,und sie wolle mich bald besuchen. Es kam wie es kommen musste, sie brauchte Geld für die Reise. Naja, ich hielt sie ne ganze Weile hin, bis sie sauer wurde. Daraufhin gab ich zu erkennen, dass ich Betrugsversuch wittere, und erwähnte zum Schluss ,wie toll ich es fand ihre Zeit zu verschwenden und dieses Spiel so hinzuziehen.

  8. Dann gibt es auch noch Mails von Banken oder PayPal, obwohl man kein Konto hat. Hier der Tipp, sich die Mailadresse und den Link genau anzuschauen. Wenn die Domain (der Anfang der Adresse) nicht passt, nicht klicken.

    Gruß
    Rudi Knoth

  9. Nachtrag:
    Den Pseudo-Microsoft-Leuten erkläre ich am Anfang des Anrufes immer, dass ich nur die deutsche Sprache verstehen kann.
    Der Akzent der Gesprächspartner erinnert dann danach stark an Rajesh Koothrappali aus der Sitcom “The Big Bang Theory”.

  10. Ich habe im Zusammenhang mit “Microsoft” noch eine Idee. Wie wäre es mit einem Chatbot, der das Telefonat in die Länge zieht und dadurch den Betrieb ausbremst. Wenn die Leute genug beschäftigt sind, steigen die Kosten für dieses “Unternehmen”.

    Gruß
    Rudi Knoth

  11. Warum benötigt der Täter hier einen Transaktions-Beleg? Wofür Charlotte den Beleg benötigt, ist mir klar – die muß ihn dem Autohändler gegenüber nachweisen.

    Aber welches Interesse hat der Täter an dem Beleg? Sein Interesse gilt dem Geld, und das bekommt er mit oder ohne Beleg.

    Ich kann mir das nur so vorstellen, dass der Täter nicht selbständig handelt, sondern als Angestellter eines in Form eines Callcenter (Drückerkolonne) organisierten mittelständischen Betrugsbetriebs arbeitet und einen Arbeitsnachweis vorlegen muß, um seinen Akkordlohn zu erhalten.

    Ich kann daher nachvollziehen, dass er hier sauer wird, seine mühselige Arbeit so verschwendet zu sehen. Ein auf eigene Rechnung arbeitender Betrüger hätte den hoffnungslosen Fall ‘Charlottes Papa’ wohl viel früher und emotionsloser zu den Akten gelegt.

    • Das Zielkonto für den “Enkeltrick” gehört nicht dem Betrüger, sondern einer unbeteiligten dritten Person.

      Sobald die Zahlung nachgewiesen wird, wird dieses weitere Opfer (“Verdienen Sie Hunderte in einem Tag”) angewiesen, den Betrag via Western Union an den eigentlichen Betrüger zu transferieren.

      Das wird das zweite Opfer aber erst machen, wenn das Geld auch da ist und da die Betrüger im Zweifelsfall keinen Zugriff auf die Bewegungen und den Kontostand der Zwischenkonten haben, brauchen sie den Nachweis.

  12. Eine Verwandte ist just gestern auf diesen Trick hereingefallen.
    Bei der obligatorischen Internet-Recherche bin ich dann über diesen Beitrag gestolptert und muss sagen – so ernst die Situation sein mag, ein paar mal musste ich schwer an mich halten, um nicht in Gelächter auszubrechen. Auch wenn die Möglichkeiten begrenzt sind, diese Geschichte hat mich genug aufgeheitert um den Rest mit etwas mehr Gelassenheit angehen zu lassen.
    Vielen Dank dafür!

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