Lamas und Sillar
BLOG: Das Sabbatical

Ganz ehrlich, heute Morgen hatten mich Blues und Blockade im Würgegriff: Alle um mich herum parlarieren flüssig Spanisch, das Meiste davon verstehe ich sogar, aber ich selber kriege keinen Pieps raus. Kein Wunder eigentlich, denn seit mehr als drei Jahrzehnten ist das die erste Sprache, die ich von Grund auf zu lernen mich anschicke. Zwar haben ich und mein Computer schon in Deutschland fleißig einen Kurs miteinander absolviert, aber so langsam öden wir uns an wie ein altes Ehepaar. Also, habe ich mich nach dem Frühstück (Mango in rauen Mengen und Müsli, das hier aus aufgepopptem Quinoa besteht) in die Altstadt von Arequipa zur Recherche aufgemacht.
Mein Herz erfreut haben hier sogleich die Lamas und Alpakas, die hier ein bisschen wie Schäfchen im Garten gehalten werden. Angepflockt, mit Gras und Heu versorgt und einem Bommel im Ohr, der möglicherweise die Besitzverhältnisse klar stellt. Noch bin ich nicht allzu weit in die Wissenschaft der Unterschiede zwischen den beiden vorgedrungen. Immerhin habe ich schon in Erfahrung gebracht, dass die Alpakas höchstens einen Meter Stockmaß haben und ungefähr 60 bis 70 Kilogramm wiegen, ihre “Bewollung” ganz anders ist, und sie als nervös und störrischer gelten als die größeren Verwandten, obwohl sie unser Kindchenschema und Plüschtiersehnsucht nahezu perfekt bedienen.
Dass die Altstadt von Arequipa zu den Unesco-Welterbestätten gehört, verwundert keine Sekunde. Es wimmelt nur so von Barockbauwerken aus dem weißen Sillar. Dieser Baustein ist ein Tuff, der im Vulkan Chachani während des Pleistozäns gebildet wurde. Seine Konsistenz, so sagen zumindest die Einheimischen, ist mit verantwortlich dafür, dass die gefährliche seismische Lage – drei Vulkane und Erdbebengebiet – hier nicht so viele Schäden anrichtet wie anderswo. Zuletzt hat es hier 2001 gefährlich gerumpelt. Damals stürzte einer der gewaltigen Türme der Kathedrale, die den zentralen Plaza de Armas beherrscht, zusammen, der andere sackte gefährlich ein. Doch das ist Schnee von gestern, heute stehen sie wieder und die Stadt ist stolz auf die Bauwerke aus dem seltenen Gestein.
Mächtig stolz sind sie hier auch noch auf Mario Vargas Llosa. Der Literaturnobelpreisträger des Jahres 2010 ist Sohn dieser Stadt und nach wie vor einer der einflussreichsten Romanautoren Lateinamerikas. Auch wenn es 1990 mit seine Präsidentschaftswahl dann doch nicht geklappt hat.
Ohne sozialromantisch werden zu wollen, gefallen mir schon jetzt die Frauen Perus außerordentlich gut. Sie wirken unaufgeregt, uneitel und auf eine ruhige Art selbstbewusst. Wohl nicht erstaunlich, dass mir beim Anblick dieser beiden Damen erst einmal der Schreck in die Glieder gefahren ist.
Nein, keine Burkaträgerinnen, sondern katholische Nonnen mit Umhang und Schildkappe. Auch was den Glauben angeht, scheinen mir die Menschen hier eher pragmatisch als dogmatisch. Eine Sprachenschule habe ich übrigens auch gefunden. Morgen geht’s los und dann sind sicher Blockade und Blues bald überwunden.
Super interessant:) Das mit der Blockade gibt sich bestimmt. Und ich mag Llosa sehr. Der hat sich übrigens mit dem Garcia Marques mal ordendlich gekloppt;)
Also, die alpakas, die ich im Odenwald kennenlernen durfte, waren alles andere als nervös, große ruhige Herden, wunderbare Viecher. Gehe der sache noch mal nach, und finde heraus, was das kilo wolle kostet. 😉 – hierzulande ein Vermögen. Liebe grüße aus dem Schnee!