Kochkurs in Peru: Lammbraten und Semmelknödel
BLOG: Das Sabbatical
Ein deutscher Koch gibt für Peruaner einen Kochkurs in “Internationaler Küche” und so sieht das dann aus: Von den acht angemeldeten Personen erscheinen neun. Alle kommen eine halbe Stunde zu spät (sensationell pünktlich für hiesige Verhältnisse). Mehr als 45 Minuten zu spät kommt der Mensch, der die Küche aufschließt. “Ist nicht so schlimm”, tröste ich meinen frustrierten Liebsten, der sich die Haare rauft, “die Gäste am Abend werden auch eine Stunde später kommen”.
Einen ganzen Tag lang wollen diese neun Erwachsenen, die sich ihren Lebensunterhalt als Köchinnen im Kinderheim Casa Verde oder in der Armenküche der Pfarrei “Ave Maria” oder als so genannte “Tutoren” in Casa Verde verdienen, brutzeln, brateln und backen. Außerdem wird geschnippelt, gerührt und halbe Lämmer werden zerlegt. Und das alles, wie das in Peru üblich ist, mit echtem Teamgeist. Herkunft oder Hautfarbe spielt am Kochtopf keine Rolle.
Der Kurs ist ein Geschenk von uns an diese Erwachsenen, die sich für wenig Geld um die Schwächsten der Schwachen kümmern. Dafür haben wir zwei Tage lang in unseren Trekkingrucksäcken Kürbisse, Salate, Fleisch, Kartoffeln, Gewürze, Glasnudeln und Äpfel in die Küche geschleppt.
Der Kurs soll die acht Teilnehmerinnen und den einen Teilnehmer sowie die Gäste nichts kosten, sondern eine Wertschätzung ihrer Arbeit sein. Leisten könnten sie sich einen solchen Kurs nicht. Etwa 750 Soles beträgt in Peru der Mindestlohn, 1200 Soles (das entspricht etwa 400 Euro) verdient ein Lehrer oder Tutor. Das heißt aber nicht, dass alles billig ist in diesem Land. Kartoffeln oder Äpfel beispielsweise kosten umgerechnet etwa 70 Eurocent. Die Miete kann sich schnell auf 500 US-Dollar belaufen.
Kein Wunder, dass Frank auf seine Rezeptliste neben dem Lammbraten mit der selbstgezogenen Soße auch Semmelknödel, gefüllte Kartoffeln sowie Spinat- und Rote Beete-Salat aufgenommen hat. Die Zutaten dafür sind vergleichsweise günstig zu bekommen, so dass alles daheim nachgekocht werden kann. Sogar der Schokoladenkuchen mit Apfelstückchen und der Pfirsichpudding dürften sich künftig auf den Esstischen in Arequipa wiederfinden.
Dazu gibt es auch noch jede Menge Küchentipps: Wie pürierten Knoblauch gut aufbewahrt werden kann (geschält in Öl), dass sich Eisportionierer wunderbar zur Knödelherstellung eignen, dass ein feuchtes Tuch unterm Schneidebrett Rutsch-Unfälle verhindert und dass die Schalen von Sellerie, Karotte, Lauch, mit den Resten von Petersilie, Koriander und anderen Schneideabfällen eine wunderbare Gemüsebrühe ergeben. Als Zugeständnis an die einheimische Küche gibt es Ceviche. Hierfür wird roher Fisch mit Zitrone zubereitet. Und natürlich darf Quinoa nicht fehlen. Auch wenn der dieses Mal nicht als Brei, sondern als leckere, vegetarische Hamburger daher kommt.
Während der Kochkurs nicht alle Bewerber aufnehmen konnte, ist der Besuch beim Fest am Abend enttäuschend. Viele haben zugesagt, kommen dann aber einfach nicht. Auch das eine relativ typische, wenn auch schmerzhafte Erfahrung. “Jetzt verstehe ich, wie es diesen Mitarbeitern geht, die sich ebenfalls oft von der Gesellschaft nicht gesehen fühlen”, wird Frank am Abend Bilanz ziehen. Weggeworfen wird natürlich nichts von den übrig gebliebenen Köstlichkeiten. Überall hier sind hungrige Mäuler zu stopfen, die sich über etwas Abwechslung freuen.