Unterhaltsame Mathematik
BLOG: Das innere Spektrum
Stimmt schon irgendwie: Am Ende ist alles Mathematik. Aber, dass die sogar amüsant daher kommen kann, das ist für die meisten eine eher absurde Vorstellung. Nicht jedoch bei Spektrum der Wissenschaft. Da sorgt der Redakteur und promovierte Mathematiker Christoph Pöppe dafür, dass sein Fach mit all seinen Fassetten zum Glitzern kommt.
Genannt werden diese Edelsteine dann „Mathematischen Unterhaltungen“ und im Schatzkästchen funkeln so schillernde Themen wie „Magische Sechsecke“, „Verkuppeln auf Mathematisch“, „Alice im mathematischen Wunderland“ und „QR-Kodes mit bloßem Auge lesen“. Im Novemberheft offeriert er gar „Sudoku für Feinschmecker“.
Gemeinsam ist all diesen „Mathematischen Unterhaltungen“, dass sie knallharte Wissenschaft mit spannenden Geschichten verknüpfen. Die sind manchmal abstrus, mitunter kurios, aber immer mit einem Aha-Effekt versehen, der Laien wie Experten ins Erstaunen versetzt. Oft werden dabei auch noch Klischees auf den Kopf gestellt und Wahrheiten fürs Leben mit auf den Weg gegeben.
Erfunden wurden die Unterhaltungen in den Vereinigten Staaten von Martin Gardner in Scientific American als „Mathematical Recreations“. Dann machten sich auch andere daran, solch wissenschaftliche Prosa zu produzieren. Als Christoph Pöppe 1989 seinen Dienst in der Spektrum-Redaktion antrat, hatte er es zunächst vor allem mit Übersetzungen aus dem Englischen beziehungsweise Französischen zu tun. Irgendwann machte er sich selbst ans Werk. Und seither hat ihn die mathematische Muse nicht mehr losgelassen, auch wenn die Rubrik zunächst noch den schönen Namen „Computer-Kurzweil“ trug.
Die „Mathematischen Unterhaltungen“ beanspruchen zwischenzeitlich in seinem Gehirn eine eigene kleine Vorratskiste für sich. Da hinein kommen Geistesblitze und Gedankensplitter, die sich mit der geeigneten Geschichte dazu und viel Recherche angereichert irgendwann einmal zu dieser sehr speziellen journalistischen Kunstform ausbauen lassen.
Zu den „Mathematischen Unterhaltungen“ gesellten sich später noch die „Physikalischen Unterhaltungen“ sowie die „Chemischen Unterhaltungen“. Nicht selten sind die Autoren honorige, etwas ältere Forscherpersönlichkeiten, die mit Genuss niveauvolle Wissenschaft populär machten. Dass das mit Herzblut geschieht, versteht sich von selbst.
Kein Wunder also, dass nicht nur redaktionelle Geduld, sondern auch Fingerspitzengefühl beim Redigieren gefragt ist. Am Ende kommt dann ein Artikel zu Stande, der den Lesern erfreut, ihm einiges abverlangt und ihm Erkenntnisse beschert, mit denen er auf jeder Party den Test als origineller Gesprächspartner besteht.
Fans der „Mathematischen Unterhaltungen“ dürfen sich jetzt schon freuen: Christoph Pöppe bastelt gerade an einer über das „Leben in 10000 Dimensionen“ und ist wild entschlossen, das anhand einer Kartoffel und einer Zwiebel zu erklären.
Sich mittels des Induktionsprinzip durch die Dimensionen hangeln