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BLOG: Clear Skies

Astronomie mit eigenen Augen
Clear Skies

Bei der Lektüre eines Buchs über unseren Erdtrabanten verschlug es mir kürzlich den Atem. Auf Seite 22 des bei dtv im Sommer 2008 erschienenen Buchs "Der Mond", verfasst von der Wissenschaftsautorin und Physikerin Brigitte Röthlein, traute ich meinen Augen nicht.

Ich muss etwas ausholen: Im ersten Kapitel ihres Buchs beschreibt die Autorin eine lustige Anekdote aus der Frühzeit des Medienspektakels. Zur Steigerung ihrer Auflage brachte die "New York Sun" im Jahre 1835 einen Mehrteiler, in dem über angebliche Entdeckungen auf dem Mond berichtet wurde: Wundersame Landschaften, Mondwesen, phantastische Bauwerke etc. Keinem geringeren als Sir John Herschel wurden diese Beobachtungen und Entdeckungen zugeschrieben. Allein: Herschel befand sich in Südafrika und bekam von der Artikelserie in der "New York Sun" zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung gar nichts mit. Angeblich beobachtete Herschel mit einem Teleskop, das – so die Lügenbolde der "New York Sun" – selbst kleinste Details auf dem Mond zeigte.

Und an dieser Stelle musste ich einen Satz in Brigitte Röthleins Mond-Buch mehrfach lesen, denn es steht geschrieben:

"… Man hätte beispielsweise leicht errechnen können, dass das beschriebene Fernrohr einen Spiegeldurchmesser von gigantischen 3840 Metern hätte haben müssen, um eine derartig hohe Auflösung erzielen zu können. So etwas ist selbst heutzutage mit den beiden größten erdgebundenen Teleskopen, dem Fünf-Meter-Spiegel auf dem Mount Palomar in den USA und dem Sechs-Meter-Spiegel im Kaukasus, unmöglich, da den Geräten nicht nur Grenzen hinsichtlich des Auflösungsvermögens, sondern in erster Linie durch die Fluktuationen, also unregelmäßigen Schwankungen, innerhalb der Atmosphäre gesetzt sind. …"

Wir lesen: "… selbst heutzutage mit den beiden größten erdgebundenen Teleskopen, dem Fünf-Meter-Spiegel auf dem Mount Palomar in den USA und dem Sechs-Meter-Spiegel im Kaukasus …" Hallo? Sind wir noch in den Siebzigern?? Das Hale-Teleskop war mit seinen 200 Zoll Öffnung von 1948 bis 1975 das größte Teleskop der Erde. Das Hauptinstrument des Selentschuk-Observatoriums im Kaukasus, das azimutal montierte BTA-6, hatte zwar eine Öffnung von 6 Metern, lieferte aber seit seinem First Light im Jahre 1975 nur wenige brauchbare Ergebnisse. Nach drei Jahren wurde der Hauptspiegel ausgetauscht, weil er einen Riss aufwies. Aber auch dieser Spiegel blieb weit hinter dem amerikanischen 200-Zoller zurück.

Offenkundig haben die Autorin und das dtv-Lektorat keinerlei Ahnung davon, dass wir uns mitten im goldenen Zeitalter der Astronomie befinden?! Schon mal was von adaptiven und aktiven Optiken gehört, von den modernen Teleskoptechniken, die uns Entdeckungen im Staccatotakt bescheren? Was gehört von den aktuellen Großteleskopen der Welt? Zum Beispiel dem MMT (Inbetriebnahme 1979, 1998 auf 6,5 Meter effektive Öffnung umgerüstet), oder Keck I (Inbetriebnahme 1993, effektive Öffnung 10 m), und Keck II (Inbetriebnahme 1996, dito)? Oder vom HET (Inbetriebnahme 1997, effektive Öffnung 9,9 m)? Und erst von den vier Kathedralen der Astronomie auf dem Paranal, dem VLT (Inbetriebnahme 1998, 1999, 2000, 2001, effektive Öffnung jeweils 8,2 m)? Oder vom LBT (Inbetriebnahme 2002, effektive Öffnung 11,8 m)? Oder dem Gran Telescopio Canarias (Inbetriebnahme 2007, effektive Öffnung 10,5 m)? Und so weiter und so fort. Es bleibt mir ein absolutes Rätsel, wie sich ein solcher Fehler in ein erst kürzlich erschienenes Buch einschleichen konnte. Merkwürdig sind übrigens auch diese sogenannten "Fluktuationen", Astronomen nennen das "Luftunruhe" oder "Seeing". Allein diese Formulierung zeugt von reichlich Desinteresse und Unwissenheit der Autorin.

Ich will jetzt keine Rezension abliefern. Vielleicht ist es unfair, den Fokus auf Fehler zu legen? Vielleicht! Aber es finden sich in diesem Buch leider zu viele Ungenauigkeiten (Bildunterschrift Seite 40: "Die Rückseite des Mondes, fotografiert 1994 von Apollo 16" Hallo? Apollo 16 war im April 1972 im Mondorbit, woher stammt diese Aufnahme?) und flapsige Formulierungen (da ist von "Hinauffliegen" die Rede oder immer wieder finden sich Adjektive wie "dramatisch" oder "gigantisch" etc.), die in einem Buch mit wissenschaftlichem Anspruch nichts zu suchen haben.

Der Verlag ist gut beraten, eine zweite Auflage dieses Buchs folgen zu lassen, in der die gröbsten Knaller ausgemerzt sind. Auch wenn ich die drei abschließenden Kapitel zum angeblichen Einfluss des Mondes auf Mensch, Fauna und Flora als eher fehlplatziert sehe, so hat mir die Lektüre dieses Buchs durchaus Spaß bereitet und ein paar neue Aspekte gezeigt.

Nun mag der ein oder andere anmerken, ich suchte das berühmte Haar in der Suppe. Worauf ich erwiderte: Manche Haare sind dann doch zu ekelig, als dass ich sie unkommentiert lassen wollte. In teuren Suppen erwarte ich ein gewisses Maß an Haarfreiheit. Und dieses Buch kostet immerhin 16,90 Euro. Für diesen Preis enthält es zu viele Haare, die bei einem funktionierenden Lektorat nicht mehr herum schwimmen würden. Meine Kritik geht daher auch an den dtv-Verlag, der in diesem Fall offenkundig auf ein Lektorat verzichtet hat.

Immer wieder stelle ich in Büchern ähnliche Mängel fest, die mich verärgern, weil sie unnötig sind und mit unerheblichem Mehraufwand vermeidbar wären. Ich meine nicht nur inhaltliche Fehler, sondern auch handwerkliche Kracher, die auf eine gewisse Lieblosigkeit schließen lassen, manches Mal auf schlichtes Unvermögen: Da finden sich zunehmend auch solche Knaller, die einen Setzer der alten Schule unverzüglich den Job gekostet hätten. Auch wenn "Der Mond" frei von diesen Mängeln ist, nutze ich die Gelegenheit, "Hurenkinder" und "Schusterjungen" zu erwähnen. In Tageszeitungen und vielen Zeitschriften sind sie weit verbreitet, diese Stummelzeilen mit den bösen Namen. Aber auch in vielen Büchern finden sie sich zunehmend, gerade auch in amateurastronomischen Werken. Gemeint sind einsame Zeilen, die als letzte Zeile eines Absatzes an den Anfang (Hurenkind) bzw. als erste Zeile eines Absatzes ans Ende (Schusterjunge) einer Seite oder einer Spalte gerutscht sind. In den letzten Monaten habe ich diese ärgerlichen handwerklichen Fehler in zu vielen Büchern entdeckt, gerade auch solchen, die ich für "Sterne und Weltraum" rezensierte.

Mein Tipp an Autoren: Lasst Eure Manuskripte mal von ein paar Leuten durchlesen, nicht unbedingt den besten Freunden, die alles immer ganz toll finden, sondern von ehrlich kritisierenden Zeitgenossen. Im Falle dieses Buchs hätte bereits ein Amateurastronom viele Mängel entdecken können, ehe das Manuskript den Verlag erreichte.

Und mein dringender Tipp an Verlage: Lest lieber einmal mehr Korrektur und spart nicht an der falschen Stelle, sonst bleiben Euch bald die Käufer Eurer Bücher aus.

Abschließend noch ein Foto, das ich gestern Abend aufnahm. Es ist immer wieder schön, den Mond mit eigenen Augen zu erkunden!

Clear Skies

Stefan Oldenburg

Brigitte Röthlein: Der Mond – Neues über den Erdtrabanten. dtv-premium, Juli 2008. 270 Seiten, 80 Farbabbildungen. Originalausgabe. Preis: 16,90 EUR. ISBN-13: 978-3423246781

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Astronomische Themen begeistern mich seit meiner Kindheit und ich freue mich, Zeuge des goldenen Zeitalters der Astronomie zu sein. Spannende Entdeckungen gibt es im Staccatotakt, aber erst im Erkunden unserer kosmischen Nachbarschaft mit den eigenen Augen liegt für mich die wirkliche Faszination dieser Wissenschaft. "Clear Skies" lautet der Gruß unter Amateurastronomen, verbunden mit dem Wunsch nach guten Beobachtungsbedingungen. Deshalb heißt dieser seit November 2007 bestehende Blog "Clear Skies".

16 Kommentare

  1. Liegt das problem hier woanders?

    Ich habe das Buch zwar nicht gelesen und gehe allein von deiner Beschreibung aus, nach der klingt es mir aber so, als sei das Problem nicht wirklich im Lektorat angesiedelt, sondern schon bei der Autorin. Wenn sie keine Ahnung über “Neues vom Erdtrabanten” hat, dann ist sie nicht die geeignete Person, um so ein Buch zu schreiben.

    Das allerdings sollte der Verlag auch merken.

  2. Peinlich, peinlich

    Das hätt ja sogar ich (null Semester Physik) gemerkt.
    Ich hatte mir das Buch mal aus der Bücherei besorgt. Mich hätte mal eine genauere Beschreibung der schinbaren Mondbahn am Erdhimmel interessiert. Aber darüber fand ich rein gar nichts in dem Buch. Ich hatte beim Überfliegen den Eindruck, es sollte ein bißchen krampfhaft locker-flockig und jaaaaa nicht zu wissenschaftlich sein. Das scheint ihr ja auch gelungen zu sein, wenn auch nicht ganz so wie gedacht 😉
    Kein Wunder, daß dann auch noch was über den vermeintlichen Einfluß des Mondes auf Mensch und Natur rein muß statt “harter” Fakten.

  3. Abgeschrieben!

    @ Michael @ Marco Ich stimme Euch zu, wenngleich ich es nicht ganz so hart formuliert habe: Die Autorin Brigitte Röthlein hat vom Mond keine Ahnung und durfte das Buch wohl deshalb für dtv schreiben, weil sie einige andere Bücher – die ich allesamt nicht kenne – dort bereits veröffentlicht hat. Allein ein Blick in das Literaturverzeichnis ihres Mond-Buchs bestätigt diese Annahme, weil sich hier nicht die wesentlichen Werke finden, die ein normalsterblicher Amateurastronomen zum Thema “Mond” kennt; hier findet sich überwiegend Literatur, die in Buchhandlungen in der Abteilung “Esotherik” oder “Lebensberatung” zu finden ist. Wahrscheinlich hat Brigitte Röthlein den Mond selbst noch nie durch ein Teleskop betrachtet, was die seltsame Blutleere ihres Buchs erklären würde. Wie Du schreibst, Marco: Harte Fakten, beispielsweise in Tabellenform präsentiert, sucht der Leser vergeblich. Verlag und Autorin betreiben Etikettenschwindel, weil das Buch “Der Mond – Neues über den Erdtrabanten” nicht für naturwissenschaftlich orientierte Zeitgenossen geschrieben ist, sondern solche Leute, die einen Mondkalender an der Wand hängen haben.

    Über viele weitere inhaltliche und handwerkliche Knaller, die ich im Brigitte-Röthlein-Buch entdeckt habe, hätte ich oben schreiben können. Vieles verblasst aber im Lichte der Quelle, die Ute für diesen “lustigen” 70er-Jahre-Satz genannt hat:

    @ Ute Der Gruß von Amateurastronom zu Amateurastronom geht zurück! 🙂 Die Quellenangabe, die Du nennst, lässt dem Leser den Atem stocken! Diese Quelle erklärt zumindest diesen Knaller-Satz, den Brigitte Röthlein einfach abgeschrieben hat, ohne ihn zu durchdenken. Auf der von Dir genannten Website http://www.manfredholl.de/schwindl.htm ist zu lesen:

    “… Sir John Herschel wurde darin vom Autor ein Teleskop angedichtet, über das er sich sehr gefreut hätte, wenn man es damals tatsächlich zur Verfügung gehabt hätte. Es sollte u.a. Objekte auf dem Mond mit solcher Schärfe sichtbar machen, wie wenn man einen Gegenstand in 100 Yards (=91,4 Meter) Entfernung beobachtet. Das Fernrohr hätte einen Spiegeldurchmesser von gigantischen 3840 m haben müssen, um eine derartige Auflösung erzielen zu können.

    Derartiges ist selbst heutzutage mit den beiden größten erdgebundenen Teleskopen, dem 5m-Spiegel auf dem Mount Palomar/USA und dem 6m-Spiegel im Kaukasus unmöglich, da den Geräten nicht nur Grenzen hinsichtlich des Auflösungsvermögens, sondern in erster Linie der Luftbeschaffenheit (Seeing) gesetzt sind. …”

    Am Rande verstehen wir jetzt auch, dass Brigitte Röthlein mit dem Begriff “Seeing” nichts anfangen konnte. Sie formulierte die von ihr nicht benannte Quelle ein wenig um und brachte den unsinnigen Begriff der “Fluktuationen” ins Spiel. 🙂

    Dieses Zitat ist ein wunderbares Beispiel für Abschreiben ohne eingeschaltetes Hirn. Dass die Autorin Brigitte Röthlein Derartiges betreibt, spricht nicht unbedingt für ihre Reputation als “Wissenschaftsautorin”, wie sie im Klappentext des Mond-Buchs bezeichnet wird. Dass aber dem dtv-Verlag solcherlei Blödsinn durch die Lappen geht, enttäuscht sehr!

  4. Alleskönnerin

    > Hast Du mal den Wikipedia-Eintrag zu
    > der Dame gelesen?

    Es ist in der Tat bemerkenswert, wieviel astronomische Kenntnisse sich in ihrer bisherigen Arbeit wiederspiegeln. Ihre offizielle Homepage zeugt auch von gesundem Selbst- und Sendungsbewusstsein.

    http://www.roethlein-muenchen.de/biografie.htm

    Fachkenntnis und geschultes Auge … ja wenn das so ist.

  5. Ich fühle mich bestätigt. Am besten liest man Bücher und Artikel von Wissenschaftlern, die über ihr eigenes Forschungsgebiet schreiben bzw. von Wissenschaftsjournalisten, die nicht über alles und jedes schreiben und von deren Qualität man überzeugt ist.
    Schaumschläger gibts auch in der Populärwissenschaft mehr als genug. Vor einiger Zeit habe ich mir mal das Buch “Die Tagebücher der Schöpfung” von Stefan Klein (Spiegel-Wissenschaftsredakteur) besorgt aufgrund guter Amazon-Rezensionen.
    (Übrigens auch bei dtv erschienen…)
    Der springt ohne Unterlaß vom Urknall zur Entwicklung des Lebens, von Schwarzen Löchern zur Entwicklung des Bewußtseins, ohne daß mal ein Thema richtig eingehend behandelt wird. Furchtbar oberflächlich und im üblichen Spiegel-Schwafelton verfaßt (wahrscheinlich war’s mal eine Artikelserie). Damals war ich astronomisch noch nicht so fit, um etwas zur Verläßlichkeit von Kleins Aussagen sagen zu können. Aber die Erfahrung lehrt, daß Leute, die eine solches Spektakel machen, meist selbst nicht so fit in dem Thema sind.
    Bedauerlich an dem Mondbuch von Röthlein ist, daß der dtv-Verlag wohl so schnell kein anderes Mondbuch mehr herausbringen wird.

  6. Wenn veraltet, dann richtig!

    Lieber Herr Oldenberg,
    wohl gesprochen und berechtigt kritisiert! Erquicklicher, wenn auch noch veralteter lesen sich die “Unparalleled Adventures of One Hans Pfall”, die berühmte fiktive Ballonfahrt zum Mond aus der Feder Edgar Allan Poes.
    Herzlichst grüßt,
    Edgar Lösel

  7. Und das ist nur ein Teil der Fehler

    Lesen Sie mal den Teil über Apollo aufmerksam, da finden Sie noch ganz andere Schoten!

    – oder wie finden Sie die Bemerkung, dass die Mondfähre mit ihrem, “60er Jahre Design nicht eben stromlinienförmig war”? Zum Brüllen !

    – Oder: Frau R. beschreibt, was in Apollo 11 los war, als der Computer kurzzeitig überlastet war: “In der engen Kabine .. (…) .. brach heilloses Chaos aus. Schriller Daueralarm ertönte”. Nichts von dem ist wahr. Erstens fiel der Computer nie aus, zweitens gab es nur einen unauffälligen optischen Fehlercode auf dem Display (“1202”), keinerlei akustische Warnung, Außerdem gan es null Chaos, sondern beide Astronauten reagierten mit nicht einmal merklicher Änderung des Tonfalls auf das Problem. Kann man sich alles original als MP3 anhören, bei “Apollo Lunar Surface Journal” im Internet. Sollte man tun, wenn man so ein Buch schreibt. Also: alles frei erfunden.

    – Bild von Buzz Aldrin beim Aussteigen aus dem LM mit der Bildunterschrift: “Beil Armstrong beim Verlassen der Mondfähre”. Das kann doch ein Lektor nicht übersehen!

    – die Astronauten von Apollo 13 klemmten die Luke zwischen LM und CM “mit Matrazen” fest. Federkern oder Rosshaar?

    – Das Abstiegstriebwerk der Mondfähre wird als “Rakete” bezeichnet …
    … und so geht das durch das ganze Kapitel. Die Autorn hat noch nicht einmal so weit recherchiert, dass Sie verstanden hätte, dass der “Lunar Module Pilot” nicht derjenige war, der die Fähre auf den Mond steuerte. Das tat immer der Kommandant, trotzdem fabuliert die Autorin munter über dieses Thema.

    Beispiele dieser Qualität habe ich noch *20″. Von einer Physikerin hätte ich aber erwartet, dass sie weiß, dass “Stromlinienform” bei der Mondfähre keine große Rolle spielt 🙂

    Bei einem Thema, zu dem man ALLES online, gratis und in höchster Qualität in den Archiven der NASA finden kann, sind das erstaunliche Fehler, denn es gibt kaum etwas in der Menscheitsgeschichte, das so perfekt dokumetiert und für jeden Menschen offen zugänglich ist.

    Ich zum Beispiel habe mir das 1000 Seiten starke Trainings-Manual der Mondfähre herunter geladen 🙂 Spannende Lektüre – wenn man Techik mag!

  8. @ Maximilian

    Danke für die Anmerkungen! Ein wahrlich knallerreiches Werk, das der dtv-Verlag seinen Kunden zumutet!

    Zur Ehrenrettung der Autorin Brigitte Röthlein sei angemerkt: Immerhin kennt sie sich gut mit dem Privatleben der Astronauten aus: Seitenlang schreibt sie über Ehen, Scheidungen etc. und fabuliert auf Seite 157 ff. gar noch darüber, ob die postlunaren Lebensverläufe der Mondfahrer in Zusammenhang mit ihrem Platz in der Landefähre standen: Sie differenziert zwischen “Linkssitzern” und “Rechtssitzern”. Vielleicht stand das ja so in einem Frauenmagazin?

    Man reibt sich bei Lektüre dieses Buchs ständig verwundert die Augen. Oder man legt es – besser noch – beiseite bzw. entsorgt es gleich im Altpapier. Ein Positives hat dieses Buch: Es lehrt uns, zukünftig kein Produkt des dtv-Verlags mehr ungeprüft zur Kasse tragen.

  9. Noch etwas…

    Was mich übrigens neben den vielen Knallern ärgert, die sich in “Brigitte Röthlein: Der Mond” finden: Im www gibt es fast durchweg Lobhudeleien zu diesem Werk, das ja im Untertitel “Neues über den Erdtrabanten” verspricht. Dass es sich um Etikettenschwindel handelt, steht nirgens. Wir lesen in “Brigitte Röthlein: Der Mond” fast nur Wiedergekäutes, Altbackenes, Durchgegorenes, Erfundenes, Fehlerbehaftetes, aber ganz gewiss nichts Neues. Wer das Buch – wie ich – kaufte, weil er sich eine Darstellung aktueller Mondforschungsergebnisse erhoffte, bleibt enttäuscht.

    Auch das ist traurig, weil Rezensionen ehrlich zu sein haben. Wird eine Rezension nur zu Marketingzwecken verbreitet, ist das Irreführung potentieller Leser. Aber wer nach “Brigitte Röthlein” und ihrem Mondwerk googelt, findet zum Glück auch diesen Blog-Beitrag und die Kommentare dazu. 🙂

  10. dunkel wars, der Mond schien helle

    “Aber wer nach “Brigitte Röthlein” und ihrem Mondwerk googelt, findet zum Glück auch diesen Blog-Beitrag und die Kommentare dazu. :-)”

    Hihi, recht so! Die neue Macht der Blogs. Aber nach Maximilians Kommentar habe ich schon fast Lust bekommen, das Werk mal selbst durchzuschmökern. Bevor du es also ins Altpapier gibst…

    Nun denn, es ist zunehmender Mond, Zeit also, meine Priemeln zu gießen. Übrigens Stefan, was weisst du über die geheimen Lichtphänomene des Mondes, die man ja immer beobachtet? Ok, sags mir lieber nicht im Internet, ist ja *Geheim*.. Hui!

    Falls jemand sich fragt, worüber ich spreche:

    http://www.dtv.de/…rigitte_-_der_mond_24678.html

    Die “Pressestimmen” auf dieser Seite bestätigen nur meine Einstellung, solche “Rezensionen” geflissentlich zu ignorieren. Offenbar darf man aber nicht mal der MaxPlankForschung glauben, traurig…

  11. Keine Haarspalterei

    Ich finde es sehr gut, wie Du hier Kritik übst und ich empfinde es gar nicht als Haarspalterei. Bücher haben von allen Medien nunmal die höchste Reputation und das sollte auch so bleiben. Bücher sind eben was besonderes. Die Verlage sind sich nach meiner Beobachtung dieser Verantwortung viel zu wenig bewusst. Journalisten schaffen es nicht die Novitätenflut zu bewältigen und drucken dann nichtssagende Rezensionen zu Büchern, die von keinem Redakteur wirklich gelesen wurden. Zumal ja auch jeder der Erste sein will. Da erscheinen dann Rezensionen zu Büchern einen Tag, nachdem die Verlage ihre Rezensionsexemplare versendet haben.
    Aber auch die Wissenschaftler sind da zu kritisieren. Das schlechteste Astronomiebuch, das ich kenne stammt von einem Astrophysiker (Harald Lesch). Zu kritisieren sind hier wirklich weniger die Autoren und ihr wissenschaftlicher Hintergrund, denn auch ein Laie kann ein tolles Buch schreiben. Zu kritisieren sind vor allem die Verlage und Lektoren. Da ich Bücher liebe, finde ich es wichtig, dass Leute wie Du fundierte Kritik üben.

  12. Liebe Astrofreunde,

    peinlich, peinlich, dass die Dame das ausgerechnet von meiner Website abgeschrieben hat. Dazu muss ich sagen, dass ich den Passus nicht aktualisiert habe, weil es über den Mondschwindel an sich kaum neue Erkenntnisse gibt, weswegen der Part überarbeitet werden musste. Leider habe ich dabei den völlig veralteten Eintrag bezüglich der Teleskope übersehen. Das stimmt so natürlich überhaupt nicht mehr. Dafür möchte ich mich hier entschuldigen.

    In Absprache mit Herrn Oldenburg wurde der Text jetzt aber nicht aktualisiert, weil er als Beweismaterial für den Umgang der Autorin mit Texten dienen soll.

    Die Autorin hätte die Quelle aber trotz allem kritisch prüfen müssen (auch ein Hinweis von ihr an mich wäre für mich hilfreich gewesen, ich hätte dann die Fehler sofort sofort korrigiert) und ist somit ihrer journalistischen Pflicht nicht nachgekommen.

    Ich selbst habe das Buch nicht und eine Anfrage für das Astronomieportal Astronomie.de an den Verlag blieb bis heute unbeantwortet. Gleichwohl habe ich das Buch schon mehrfach in den Händen gehabt und stimme der Einschätzung von Herrn Oldenburg vollinhaltlich zu.

    Noch mal ein dickes sorry für den Fauxpas, der hier nun solche Verwirrung ausgelöst hat.

    Mit freundlichen Grüßen

    Manfred Holl

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