Mond für Warmduscher?
BLOG: Clear Skies
Ist der Mond ein Beobachtungsziel für astronomische Warmduscher? Einige visuell beobachtende Amateurastronomen mögen den Mond nicht besonders gern. Manchmal störe er, wenn er am Sternhimmel schwächer leuchtende Himmelsobjekte überstrahle. Zudem erschließe sich der Erdtrabant ohne Mühe. In der Tat offenbaren sich die allermeisten Deep-Sky-Objekte dem Sterngucker nur am Rande der Wahrnehmungsfähigkeit – und das auch nur am wirklich dunklen Nachthimmel und mit jahrelanger Beobachtungs-Erfahrung. Jeder, der schon mal durch ein Teleskop gen Mond schaute, weiß: Hier sieht man auf Anhieb sehr viel, faszinierend viel.
Freilich ist die Eingangsfrage ein Scherz! Auch ich zähle mich gerne zur Gruppe der ständigen Mondbeobachter, zumal ich ihm teleskopisch auf die Pelle rücken kann, wenn die Gelegenheit für tiefere und ausführlichere Ausflüge ins All fehlt. Ein Faszinosum des Mondes: Durch die Mondphasen zeigt er sich jede Nacht in neuem Gewand. Schon oft habe ich Interessierten den Mond am Teleskop so zeigen können, wie sie ihn nie zuvor sahen. Das Staunen ist stets groß und nachhaltig, vor allem bei Kindern.
Im Nachbarblog präsentiert Michael Khan derzeit seine Mondfotografien der letzten Nächte. Hoffen wir auf eine weiterhin lange Phase ohne Wolken und mit ähnlich gutem Seeing – auf dass Michael auch die folgenden Abende einsam und in lausiger Kälte verbringen muss, um seine begonnene Serie zu komplettieren… 😉
Beim Anblick dieser – wirklich beeindruckenden! – Mondfotografien denke ich zwangsläufig an eine ähnliche Bilderserie des Erdtrabanten. Im Herbst landete bei mir ein frisch erschienenes Buch, das mich schwer beeindruckt – und das mit seinen opulenten Maßen von 51 x 41 cm größer ist als alle anderen Bücher in meinen Regalen: Eckhard Slawik: Der Sternenhimmel – Ein Routenplaner zu Sonne, Mond und Sternen. In “Sterne und Weltraum” 1-2012 findet sich eine Rezension aus meiner Feder.
Im zweiten Teil seines Riesenbuchs finden sich äußerst faszinierende Ansichten des Erdtrabanten. Prachtvolle, ganzseitige Fotografien des Monds umfassen einen vollständigen Zyklus mit allen Phasengestalten – über 28 Tage! Eckhard Slawik fotografierte diese komplette und einzigartige Bilderserie in höchster Aufnahmequalität von La Palma aus. Von Deutschland aus wäre ein solches Projekt unmöglich. Doch auch von den Kanaren aus ist es keine Selbstverständlichkeit, eine derart lange, stabile Wetterphase abzupassen. Seine Bildlegende zum siebzehnten Mondportrait illustriert, dass ihm widriges Wetter auch fast einen Strich durch die “Rechnung” einer vollständigen Serie gemacht hätte.
Ein Bild der Doppelseiten 26 und 27 (Mondalter: 10,6 und 11,6 Tage) mag eine leise Ahnung vom Wert dieses Bildbands vermitteln:
“Der Sternenhimmel” ist ein Buch, das ich unbedingt empfehlen kann, und das jeden Cent seines recht hohen Preises wert ist. Eckhard Slawiks Astrobildband ist ein Meisterwerk der Astrofotografie (das weit mehr als die hier angesprochenen Mondfotos bietet!) und zählt zu den allerfeinsten und wichtigsten Büchern meiner Astronomie-Abteilung.
Clear Skies, Stefan Oldenburg
Eckhard Slawik: Der Sternenhimmel – Ein Routenplaner zu Sonne, Mond und Sternen. Spektrum Akademischer Verlag, 2011. 104 Seiten mit 204 Farbfotos. 51 x 41 cm, 3,6 kg. ISBN: 9783827428608. Buchleinen, 129,95 €.
Vorwärtseinparker und Mondbeobachter …
Ich kann natürlich nicht für andere sprechen, aber auf mich selbst bezogen ist die Antwort hierauf ein eindeutiges, emphatisches und uneingeschränktes “Ja!”.
Und wehe Michael Ice T. Khan fängt an zu schwächeln, hehe.
@ Michael @ Martin
🙂
Nur kein Neid!
Da setzt man sich der klirrenden Kälte aus um ihn zu sehen und dann heißt es “Mond für Warmduscher”. Na, sowas! Es gibt sicher erfahrene Sternengucker für die der Mond nicht mehr so interessant ist. Allerdings haben sich viele Leute inzwischen von der Begeisterung, mit der Michel Khan seine Mondbilder rüberbringt, anstecken lassen.
“auf dass Michael auch die folgenden Abende einsam und in lausiger Kälte verbringen muss, um seine begonnene Serie zu komplettieren”
Keine Sorge, er bekommt moralische Unterstützung. Schließlich gab es in vielen Kulturen Mondgöttinnen und auch heute noch wird der Mond häufig mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht, da lässt Frau doch keinen Mondbewunderer im Stich. 🙂
Und hier ist Teil 4
Immer noch klare Sicht und deswegen keine Ausrede, um das Projekt abzubrechen, also geht’s weiter.
Eine Mondgöttin stand mir leider nicht zur Seite. Aber für meine Form der Verrücktheit gibt es auch noch eine andere mögliche Erklärung.
Herrn Khans dunkle Obsessionen
Von den heidnischen Mondgöttinnen, die im Christentum oft zu Hexen gemacht wurden, ist es dann auch nicht mehr weit zu den Werwölfen, da ja für die Lykanthropie oft Hexerei verantwortlich gemacht wurde. Der Sage nach sollen sich Menschen (in der Regel Männer) bei Vollmond in einen Werwolf verwandeln können. Herr Khan hat also noch bis Dienstag Zeit. Falls er sich dann nicht mehr meldet könnte es bedenklich werden. 🙂
Noch bin ich da …
… wenn auch mit deutlich gesteigertem Haarwuchs und einem mir unerklärlichen Verlangen nach Blutwurst (die mir sonst zuwider ist).