Mars in der Krippe

BLOG: Clear Skies

Astronomie mit eigenen Augen
Clear Skies

Auf ein schönes Ereignis, das trotz Vollmond gut zu beobachten sein wird, möchte ich heute hinweisen: In den kommenden Tagen wandert Mars durch den offenen Sternhaufen M 44 im Sternbild Cancer bzw. Krebs, besser bekannt als "Praesepe" bzw. "Krippe".

Das Sternbild Cancer – und insbesondere sein Paradeobjekt M 44 – liegt auf der Ekliptik und bekommt daher häufig Planeten- oder Mond-Besuch. In der Zeit vom 20. bis zum 25. Mai nun wird es der rote Planet sein, der durch das Sternenmeer von M 44 zieht. Im Fernglas oder im kleinen Teleskop (mit einem Okular bestückt, das ein maximales tatsächliches Gesichtsfeld von mindestens 2° ergibt), ist das ein wunderschöner Anblick. Zur Zeit ist das Marsscheibchen nur noch 5,2" groß und 1,4 mag hell und zeigt selbst in größeren Teleskopen nur noch sehr wenige Oberflächendetails.

Praesepe – M 44 im Sternbild Cancer

Quelle: Heidelberg-Fotografien von Stefan Oldenburg

Mit bloßem Auge ist M 44 in dunklen Nächten und an dunklen Standorten zwar als nebliger Fleck zu erkennen, offenbart sich aber erst im Fernglas als offener Sternhaufen mit einem Durchmesser von 1,1°. Die drei hellsten Sterne sind 6,5 mag hell, weshalb Mars nun natürlich nicht nur durch seine rötliche Färbung deutlich auffällt. Im Fernglas sind übrigens rund 25 Sterne gut zu erkennen; insgesamt umfasst dieser rund 600 Lichtjahre entfernte Sternhaufen mehr als 200 Sterne, wahrscheinlich sogar deutlich mehr.

Clear Skies! Stefan Oldenburg

Nachtrag 21. Mai 2008 – Mars bekommt Besuch!

Am Sonntag, dem 25. Mai bekommt Mars Besuch von der Phoenix-Sonde, die am 4. August 2007 gestartet wurde. An sich sollte diese Sonde bereits 2001 gestartet werden, so lange ruhte sie in einem Raum des Rüstungs- und Technologiekonzerns Lockheed Martin. Allerdings wurde die Wartezeit bis zum Einsatz genutzt, um sie technisch aufzupeppen. Die Mission war verschoben worden, weil 1999 der Mars Polar Lander bei der Landung zerschellte.
Informationen zur Phoenix-Mission finden sich auf der NASA-Website. sowie der Website der Mars-Mission. Phoenix landet am Nordpol des roten Planeten – ein Novum in der Erforschung unseres Nachbarplaneten. Die Sonde Mars Odyssey hatte 2002 vom Marsorbit aus festgestellt, dass in der Polarregion des Mars unter einer dünnen Bodenschicht Eis vorhanden sein könnte, weshalb sich auch das öffentliche Interesse an dieser Mission erklärt: Eis – Wasser – Lebensspuren, so die simple Gedankenkette. Vielleicht finden sich im Permafrostboden ja nicht nur Spuren von Mikroorganismen sondern tiefgefrorene und ausgewachsene Aliens… 😉  Zumindest aber wird Phoenix – nach einer hoffentlich erfolgreichen Landung – ein breites Programm abspulen und neben bodenkundlichen Untersuchungen auch solche zur Klimageschichte des Mars anstellen.

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Astronomische Themen begeistern mich seit meiner Kindheit und ich freue mich, Zeuge des goldenen Zeitalters der Astronomie zu sein. Spannende Entdeckungen gibt es im Staccatotakt, aber erst im Erkunden unserer kosmischen Nachbarschaft mit den eigenen Augen liegt für mich die wirkliche Faszination dieser Wissenschaft. "Clear Skies" lautet der Gruß unter Amateurastronomen, verbunden mit dem Wunsch nach guten Beobachtungsbedingungen. Deshalb heißt dieser seit November 2007 bestehende Blog "Clear Skies".

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