Der leichteste Exoplanet

BLOG: Clear Skies

Astronomie mit eigenen Augen
Clear Skies

Wir haben uns an Meldungen inzwischen gewöhnt, wenn es wieder einmal heißt: "Neuer Exoplanet entdeckt". Dabei ist der erste sensationelle Nachweis von extrasolaren Planeten noch gar nicht so alt. Das war 1992 – inzwischen ist die Anzahl nachgewiesener Trabanten in unserer Heimatgalaxie auf über 300 angestiegen. Nun wurde der bislang leichteste Exoplanet entdeckt. Und das ist wieder eine Sensation!

Der Trabant trägt den Namen MOA-2007-BLG-192-Lb und hat die etwa dreifache Masse der Erde. Sein Heimat"stern" ist ein Brauner Zwerg im Sternbild Schütze, den er in ähnlichem Abstand umkreist wie die Venus unsere Sonne. Damit hat er dem im Sommer 2007 entdeckten Gliese 581 c, dessen Zentralgestirn der Rote Zwerg Gliese 581 im Sternbild Waage ist, den Rang als kleinstem bekannten Exoplaneten abgelaufen.

Der neu entdeckte Planet ist mit etwa 3000 Lichtjahren wesentlich weiter von uns entfernt als andere bislang entdeckte Exoplaneten. Er wurde anhand des von Albert Einstein beschrieben Gravitationslinsen-Effekts indirekt nachgewiesen.

Über die Beschaffenheit dieses Exoplaneten kann nur spekuliert werden. Er könnte erdähnlich sein und aus Gestein und Eis bestehen. Hat er vielleicht sogar eine Atmosphäre? Alles reine Spekulation, weil direkte Beobachtungen aufgrund der Distanz (noch) nicht möglich sind. Sicher erfahren wir mehr, wenn beispielsweise das European Extremely Large Telescope (E-ELT) realisiert sein wird. 🙂

Spannend ist die Frage, wie sich das Zentralgestirn am Himmel des fernen Planeten präsentiert. Der Braune Zwerg dürfte nur wenig Licht und Wärme spenden und vermutlich nur mickrig glimmen.

Clear Skies! Stefan Oldenburg

Avatar-Foto

Astronomische Themen begeistern mich seit meiner Kindheit und ich freue mich, Zeuge des goldenen Zeitalters der Astronomie zu sein. Spannende Entdeckungen gibt es im Staccatotakt, aber erst im Erkunden unserer kosmischen Nachbarschaft mit den eigenen Augen liegt für mich die wirkliche Faszination dieser Wissenschaft. "Clear Skies" lautet der Gruß unter Amateurastronomen, verbunden mit dem Wunsch nach guten Beobachtungsbedingungen. Deshalb heißt dieser seit November 2007 bestehende Blog "Clear Skies".

3 Kommentare

  1. Massenunsicherheit enorm!

    Sachte, sachte: Wenn man das – dankenswerterweise parallel zur gestrigen Pressekonferenz freigegebene – Paper liest, dann stellt man fest, dass die Masse des Fundes nur als 3.3 (+4.9/-1.6) Erdmassen angegeben werden kann. Dass er einen neuen Minimalrekord aufstellt, ist also keineswegs klar.

    Und … da seine “Sonne” mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Brauner Zwerg statt echter Stern mit Wasserstoff-Fusion ist, darf sich sein Begleiter – zumindest nach einer populären Exoplanetendefinition – nicht mal nicht “Planet” nennen.

  2. Zur Definition

    @Daniel: Wenn man die Planetendefinition der IAU wörtlich nimmt, dann steht dort “is in orbit around the Sun”. Über Objekte außerhalb des Sonnensystems macht die Definition keine Aussagen (u.a. deswegen wurde die Definition ja auch stark kritisiert).

    Ich persönlich würde das Ding aber auch Planet nennen, wenn es einen braunen Zwerg umkreist. Der fusioniert ja zumindest ein bisschen. Ein Objekt, das nicht fusioniert umkreist also ein Objekt, das fusioniert – das würd ich als “planetensystem” durchgehen lassen 😉

  3. Da ist man doch immer wieder erstaunt, was uns der technische Fortschritt für Entdeckungen liefert. Wenn es nur Möglichkeiten gäbe mit annähernder Lichtgeschwindigkeit im Kosmos zu reisen, so würde man noch viel mehr über unser Sonnensystem erfahren. Eine Frage geht mehr bei der ganzen Erforschung des Weltalls durch den Kopf: Welche Größenordnung hat das Weltall und vor allem, wie kann es sich ausbreiten (was liegt ausserhalb des Weltraums)? Auf diese Fragen wird der Mensch wohl niemals eine Antwort erhalten.

Schreibe einen Kommentar