Jenseits der Schattenpolitik: Mit Sascha Lobo und Jörg Schieb bei Phoenix-TV (YouTube-Clip)

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

Als ich am 6. Juli diesen Jahres mit einigem Herzklopfen meinen Blogpost über die beklemmenden Erfahrungen mit Verfassungsschutz und einer Zeitung schon vor zehn Jahren veröffentlichte, ahnte ich noch nicht, welche Wellen das schlagen würde. Schon über 80.000 Menschen haben den Post gelesen, jeden Tag kommen einige Hundert dazu. Matthias Hamann von SPIEGEL ONLINE recherchierte die Story nach – mit interessanten Aussagen der damaligen, selbsternannten “Jäger”.

Klar gab und gibt es auch ein paar gemurmelte, “gut gemeinte” Warnungen, welches Risiko ich mit dem Nicht-mehr-Schweigen einginge – insgesamt aber war und bin ich positiv überrascht über die vielen ermutigenden Reaktionen von ganz unterschiedlichen Menschen. Tatsächlich haben mich inzwischen auch Aktive aus fast allen demokratischen Parteien angesprochen, die sich ebenfalls Sorgen machen und ahnen, dass es auch keine einfachen Lösungen für die Zukunft im #Neuland zwischen Freiheit, Transparenz und Überwachung geben kann. Viele bedauern, dass die wichtige NSA-und-Co-Debatte ausgerechnet in deutsche Wahlkampfzeiten gefallen ist – was häufiger eher wenig glaubwürdige Reflexe als echte Debatten hervor rufe. Immerhin hätten gerade auch die Erkenntnisse des NSU-Untersuchungsausschusses des deutschen Bundestages einen gewissen Konsens unter Demokratinnen und Demokraten geschaffen, dass es bei der mangelhaften Kontrolle und den dubiosen Allianzen der Geheim- und Sicherheitsdienste nicht bleiben könne. Wie auch immer die Wahl am 22. September also ausgehe – wenn die Öffentlichkeit weiter dran bleibe, werde sich auch die deutsche Politik des Themas inhaltlich annehmen (müssen).

Dank der Hartnäckigkeit eines engagierten Teams von Phoenix habe ich mich überzeugen lassen, den Urlaub für einen TV-Termin mit zwei Mit-Bloggern zu unterbrechen. Und die von Sven Thomsen moderierten Gespräche mit Sascha Lobo und Jörg Schieb vor und auch hinter der Kamera haben tatsächlich Freude gemacht und manches Aha-Erlebnis beschert. Auch den Einspieler über die Erlebnisse von Daniel Bangert und seinen Freunden kann ich nur empfehlen…

Hier der Clip unseres gemeinsamen Plädoyers für eine Netzpolitik der Bürgerrechte. Wir freuen uns, wenn Ihr das teilt.

 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

12 Kommentare

  1. @ Prima

    Well done mein Freund. Prima, dass Du hier auf den Clip aufmerksam machst. Die ersten Minuten hatte ich nämlich im TV verpasst.
    Ein bissel Aufregung gehört natürlich dazu. 😉

    Beste Grüße
    Hussein

  2. @Michael Blume

    Danke Michael, dass Du den Clip reingestellt hast. Wie Du siehst haben viele Menschen Interesse an dem Thema. Leider wurde es von der Presse und auch von der Politik nicht entsprechend zur Kenntnis genommen und kommuniziert. Wahrscheinlich haben viele Bürger Angst davor sich zu äußern, da sie befürchten sonst selbst in die Fänge der Krake zu geraten. Meines Erachtens müsste es deshalb, wie Sascha Lobo vorschlug, sowohl nationale wie auch internationale Regeln zum Schutz der Privatsphäre im Internet geben. Du selbst schlugst vor ein Ministerium für Internetangelegenheiten zu schaffen, das wäre auf den ersten Blick keine schlechte Idee. Allerdings bräuchte es dazu erst mal einen gewisse Basis. Momentan gibt es in ganz Deutschland nur einen einzigen Lehrstuhl für “Öffentliches Recht, Sicherheits- und Internetrecht” und das ist viel zu wenig um so eine Aufgabe bewältigen zu können.
    http://www.jura.uni-passau.de/heckmann.html

  3. @Michael: Hochverdächtig

    Tja, wer eine Muslimin heiratet und dann auch noch eine Magisterarbeit über den Islam schreibt, der muss doch verdächtig sein. Hat man dich bei der Einstellung in der Staatskanzlei etwa keinem Hirnscan unterzogen?

    In den USA ist es üblich, dass öffentliche wie private Mitarbeiter in sicherheitssensiblen Bereichen einem Polygraphentest unterzogen werden. Nicht nur bei einem Ergebnis, das auf unwahre Aussagen hinweist, sondern auch beim Ergebnis “unklar” ist das meistens schlecht für die Kontrollierten.

    Die versuchen sich regelmäßig in verwaltungsrechtlichen Klagen gegen Entscheidungen, die auf so einem “Lügentest” beruhen, haben in der Regel aber keine Chance.

  4. @Hochverdächtig

    Kommentarlose Links zu Verschwörungs- und Hassseiten sind keine “kritischen Kommentare”, sondern Spam. Trolle lösche ich immer wieder gerne und empfinde Eure braune Aufmerksamkeit als Auszeichnung. 🙂

  5. @Stephan

    Die zivilen Kräfte des Staatsministeriums waren ja nicht das Problem – den damaligen Staatsminister Palmer trieb ja die Sorge, dass eine ganze religiöse Minderheit nur noch unter Sicherheitsaspekten gesehen wurde und es kaum demokratischen Dialog gab. Ich hatte mich ja gar nicht beworben – die holten mich von der Uni. Und hätte die damalige “Jagd” Erfolg gehabt, wäre gerade nicht nur eine Bewerbung leise gescheitert, sondern ein Ruf und eine Berufslaufbahn zerstört worden.

    Dennoch triffst Du m.E. einen Punkt: Die Tendenz, Mitarbeitende von vornherein als Verdächtige zu sehen, könnte in Zukunft immer weiter eskalieren. In Kombination von Internetüberwachung und neuen Technologien wäre es dann bis zu üblen Dystopien nicht mehr weit…

  6. Schröcklich!!

    Da wurden Sie, Herr Blume, also tatsächlich gefragt, ob Sie die Miete noch zahlen könnten! Das heisst nichts anderes, als dass Ihre Bonität (!!) angezweifelt wurde. Für einen rechtschaffenen Bürger ist das natürlich eine Ungeheuerlichkeit sondergleichen.
    Ich spendier dann mal eine Runde Mitleid. Sie haben es sich redlich verdient.

    Mit herzlichen Grüssen
    pb

  7. @Peter B.

    Und der Vermieter hatte Recht zu fragen – ohne Job hätten unsere Reserven keine zwei Wochen gereicht. Sorgen machte ich mir da weniger als “Bürger”, mehr als Vater und Ehemann.

    Aber klar, so was ist für manche ja sowas von “out”… Damit kann ich leben.

  8. Um meine Datenschutzrechte zu verfechten kann ich als Otto NormalbürgerIn unter Anderem an Demos teilnehmen, Petitionen unterschreiben (http://www.change.org/…aktion-auf-die-nsa-affäre), oder gar die Piraten wâhlen (treue Grünenwählerin:)
    Aber im großen Stile können nur die Mainstreamparteien etwas erreichen, die wiederum ganz offensichtlich dieses Thema ignorieren.
    Wahlboykott ist auch nicht effektiv…was kann man denn
    machen außer ohnmächtige Handlungsunfähigkeit verspüren?

  9. @Otto N.In

    Ich denke, das der kombinierte politische Druck von Außen (z.B. auch durch Ansprechen aller Bundestagskandidaten) und von Innen (durch engagierte NetzpolitikerInnen in den Parteien) schon viel bewirken kann, so lief es ja z.B. auch beim lange ignorierten Thema Integration.

    Resignation und Wahlenthaltung halte ich für keine gute Lösung! Wer sich nicht meldet wird nicht gehört!

  10. Postscriptum: Woran glauben Sie?

    ‘Schon Charles Darwin, der ja nicht, äh, nicht Biologie studiert hatte, sondern Theologie, nahm an, dass Theologie zur Natur des Menschen gehört. Hmm, und aus heutiger Sicht können wir tatsächlich sagen: Ja, das ist so.’

    ‘Wir sprechen von Universalien, das heißt, so Atmung ist zum Beispiel eines, Musikalität ist eines, Sprachfähigkeit, ähm, und eben auch Religiösität.’

    ‘So, wie wir unterschiedlich musikalisch sind, der eine mehr, die andere weniger, so ist es auch bei der Religiösität, dass wir also, feststellen, dass es Menschen gibt, die auf Gottesdienste stark ansprechen, die bei Gottesdiensten intensive Erfahrungen machen, und dann wieder andere, die dann, hmm, dabei weniger empfinden oder die das als hohles Ritual empfinden.’

    ‘Menschen erleben den Glauben an Gott oder Götter, an das Göttliche, hmm, als Beziehung, als soziale Erfahrung, chh, und als Vertrauen und das ist etwas, das Menschen, insbesonders heutige, benötigen, insbesondere, wenn es ihnen schlecht geht, wenn sie in Not sind, wenn sie sich bedrängt fühlen.’

    ‘Wir haben starke Studien, die quasi verglichen haben, wie quasi können sich religiöse und nicht religiöse Gemeinschaften erhalten, und der Befund ist eindeutig, wir haben sehr viele religiöse Gemeinschaften, die Jahrhunderte, ähm, wachsen, allein durch
    Kinderreichtum, zeitweise auch durch Mission, wir haben noch keine einzige nicht religiöse Gruppe gefunden, die auch nur ein Jahrhundert stabil geblieben wäre. Die Geburtenraten brechen ein, der Zusammenhalt ist schwächer, weil natürlich auch die Religiösem
    daran glauben können, es sind über ihnen höhere Wesenheiten wie Ahnen oder eben Gott, ähm, die sie im Blick haben und zu denen sie sich verhalten sollen, und diesen Kitt, diesen sozialen Kitt, den haben nicht religiöse Gemeinschaften nicht.’

    ‘Um so mehr ich forsche, um so mehr ich staune, um so mehr bin ich mir eigentlich auch sicher, dass diese großartige Universum nicht sinnlos ist, und deswegen hab ich zwischen meinem persönlichen, äh, Glauben und zwischen Wissenschaft, es hat mich eigentlich immer nur gegenseitig angefeuert.’

    Gerne im betroffenen Artikel in den Anhang stellen.

    — Ein Service des Dr. Webbaer-Teams. —

    MFG
    Dr. W

  11. @Webbär

    Boah, das war ja eine Fleißarbeit! Und Sie interessieren sich ja wirklich für jeden Schnaufer, den ich von mir gebe! 🙂

    Vielen Dank!

    Und alle, die diesen Text nicht nur lesen, sondern hören wollen, hier:
    https://scilogs.spektrum.de/…ur-evolution-der-religion

    Beste Grüße an den, äh, Webbären! .-)

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