Der Upload

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auf der Frequenz von Geist und Gehirn
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Braincast 289

Zum Siebenjährigen von Braincast ein etwas … anderes Thema: der Upload und warum wir nicht auf eine Festplatte passen. Aus meiner Sicht, denn es sind zwei Killerargumente im Rennen.

 
MP3 File Dauer: 24:54

Hier die versprochenen Links zu FoxP2:

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Zum Geburtstag Musik, die ich gerne mag: Driving in the Rain von Pravda23. Und natürlich das wunderbare Piano Moods von ProjectM, das wohl leider mit seinem Server GarageBand untergegangen ist. Dann Ambient Craziness von Nervosa und The Rope Dance von Houie D.

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Veröffentlicht von

www.nurindeinemkopf.de

Nach diversen Artikeln und zwei Büchern zwischen Geist und Gehirn hier der Podcast. Wichtigster Punkt: die Übersetzung der aktuellen Erkenntnisse in verständliche Sprache, praktischen Alltag und guten Humor.

5 Kommentare

  1. Chaos-Theorie gegen Bewusstseins-Upload

    Guten Tag Herr Ley,

    Die neuronalen Prozesse und damit die Dynamik dieses ganzen Systems namens “Gehirn” ins Spiel zu bringen, bringt wahrlich ein Totschlagargument gegen die Simulation eines Bewusstseins hervor – zumindest wenn es dabei darum geht, kein neues Bewusstsein zu schaffen, sondern ein bereits bestehendes zu simulieren.

    Bedenkt man nur, dass selbst, wenn der Prozess der Hirnsimulation von der betroffenen Person unbemerkt stattfände, dieser doch gemäß der Chaos-Theorie einen Einfluss auf diese Person hat.

    Es mögen also noch so viele “neuronale Falltüren” auftauchen, oder im Gegenteil, Entdeckungen erfolgen, die die perfekte Simulation eines nervensystems ermöglichen: Der Upload eines bestehenden Bewusstsein wird niemals möglich sein, denn das “Simulierte Ich” wäre stets ein anderes.

    Gruß

  2. Entschuldigung,wenn auch kein Upload,…

    …wäre ein “Bewusstseins-Update” doch manchmal wünschenswert gewesen, zum Beispiel wenn einem klar wird, dass man an an wichtiger Stelle ein “h” zu tippen vergessen hat. Schlimm, so etwas.

  3. Dynamik

    So richtig überzeugt mich das dynamische Argument nicht. Das liegt daran, dass der Zustandsraum des Systems, und auch der Begriff Information, so unbestimmt bleibt. Die Upload-Gläubigen haben aber dasselbe Problem. Was muss gemessen werden, und was ist nur Rauschen? Nach einer Vollnarkose gelangt das System wieder in den Bereich zurück, den wir alle so schätzen. Das spricht dagegen, dass die exakten Impulsmuster mit zu den Upload-Daten gerechnet werden müssen.
    Wie wählt man den Zustandsraum? Ort und Impuls aller Teilchen sind sicher zu viel, Druck, Temperatur und Volumen sind viel zu wenig. Ob eine Liste aller Verbindungen und Synapsen reicht? Wir wissen es nicht. Es gibt im Gehirn ganz sicher viel mehr zu beschreiben. Braucht man auch alle biochemischen und genetischen Schalter? Diese Fragen werden vom Mooreschen Gesetz nicht beantwortet.
    Das Problem mit dem richtigen Zustandsraum stellt sich aber auch – viel einfacher und vom menschlichen Bewusstsein ganz unabhängig – bei ganz elementaren Fragen der KI. Die Frage “Was ist ein A” ist die Frage nach einer Funktion, die den Raum der Pixelmuster auf die Menge {0,1} abbildet. Urbildraum und Bildraum sind gut bekannt, aber die innereren Räume und die Abbildungen zwischen ihnen, die das Gehirn benutzt, um die A-Klassifikation zu faktorisieren, sind nicht bekannt. Schlimmer noch, die dynamische Entwicklung sorgt dafür dass sich diese Räume, die von den Neuronen als Produkträume und Quotienten realisiert werden, selbst dynamisch verändern.
    Ein künstliches neuronales Netz ignoriert diesen geometrischen Aspekt und versucht, mit einer fest gewählten Parametrierung im R^n auszukommen. Die Dynamik steckt dann in den Update-Regeln für die Synapsenstärken. Die relative Erfolglosigkeit dieser Ansätze deutet schon darauf hin, dass auch dieser Zustandsraum falsch gewählt ist.
    Wie plausibel ist es, dass die Neuroinformatik bis zum Bewusstseinsupload voranschreitet, während gleichzeitig die alten und elementaren Probleme der KI und Robotik ungelöst bleiben?

  4. Der falsche Vergleich

    So aber geht die Diskussion nicht.

    Was wir hier hören, ist eine im Hier und Jetzt befangene Rationalität, die noch nicht von Disruptionen, Mutationen und auch nicht von exponentialen ErgebnisZUwachs gehört hat. Arvid Ley (AL) nennt als Killerargument, dass sich 2006 niemand das iPhone habe vorstellen können.

    Nun, das Argument killt niemanden, denn 1) wurde das besagte Gerät bereits 2004 auf deutschem Boden imaginiert und als „Funktionsdesign“ (also in dem Sinne: Was soll wie funktionieren) für die Deutsche Telekom entwickelt.

    Diese Replik könnte man kleinlich nennen, wäre da nicht der darin verankerte falsche Vergleich: AL will eine Entwicklung der letzten 6 oder 8 Jahre (wie beim iPhone) mit einer Entwicklung von 30 oder 40 (und Kurzweil legt sich ja nicht gar zu genau fest, vielleicht 50) Jahren vergleichen. Das geht nicht.

    Wir müssen uns das iPhone 1970 vorstellen (sagen wir Star Trek, Ende erste, Anfang zweite Staffel), um in die Nähe eines Vergleiches zu gelangen, … jedoch! WEIL die technologischen Entwicklungen seit 1970 exponential verlaufen sind – und weiter werden – überdies um eine Entwicklung, die in der „Dichte der Entwicklung“ um die Ergebnisse exponentialer Entwicklungen ausgeweitet wird. Das Schachbrettargument: wenn 1970 das erste Feld ein Reiskorn bekommt, es sind insgesamt 64 Felder, werden die „Entwicklungen … nach Feld 40“ alle Dimensionen sprengen, die bis dahin schon schwer im Zaum zu halten gewesen waren. DAS ist das Killerargument, nicht bloss ein „Versagen unserer Phantasie“.

    2) aber argumentiert AL allzu „wissenschaftlich-konsekutiv“. Wir müssen uns die kommende Entwicklung ja nicht allein aus der iPhone-Perspektive anschauen (also: wie Kommunikation stattfinden wird und was für Apps und Attribute ein weiterentwickeltes Gerät haben wird), sondern auch aus den Perspektiven der Robotik, der Gen- und der Hirnforschung, der Semantik und der Ontologie, um nur einige zu nennen. Das „Killerargument“ lebt von der „kybernetischen“ Verknüpfung verschiedener Entwicklungslinien, die schliesslich in eine Disruption einmünden.

    3) Noch wichtiger aber, finde ich, ist das Argument, dass DOS oder MacOS auch in der Version 1 schon faszinierende, bereichernde Entwicklungen gewesen sind. Anders gesagt: selbst wenn wir mit dem Upload selbst nicht recht zu Potte kämen (im Sinne einer 1:1-Replikation eines bestehenden Bewusstseins), so würden, nein werden doch unterwegs, wie in der Evolution, eine Reihe von „minderwertigen“, aber eben doch grandiosen Fortschritten zu Näherungen führen. Roboter, die eine ausgeklügelte Sensorik haben; Softwares, die über hermeneutische Komeptenzen Verfügen etc. – und die, kombiniert, zu androiden Entwicklungen führen, die sich asymptotisch dem Bewusstsein, dem „Menschsein“ annähern. Zu erwarten ist in diesem Sinne doch eine Entwicklung, die durch SUKZESSIVE Näherungen täuschend ähnliche Seinsformen ermöglich: ein Anrufbeantworter, der den TuringTest besteht etc. Das ist der Weg des Killerargumentes, denn auf diesem Pfad, so könnte man es sich vorstellen, springt irgendwann das Bewusstsein über das Mäuerchen.

    Gruss I.

  5. ich wars …

    Ich habe mir 2006 schon ein “I-Phone” vorgestellt. Ausgehend von der Faszination der Universalität des Touchscreens und der dadurch umfassenden Interaktionsfähigkeit … verbunden mit der Idee von handlichen Computern für unterwegs…

    Und der Erfahrung der zwar coolen, aber simplen und Unfähigen Handys, der damaligen Zeit.

    Eigendlich also ist nicht Steve Jobs das Genie, sondern ich. Aber … ich hatte gerade keine Hightech-Schmiede verfügbar, um solch ein Gerät zu verwirklichen.

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