Das Ding an sich – Video

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auf der Frequenz von Geist und Gehirn
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Braincast 119

Nach 118 Episoden endlich ein Hirn! Helmut Wicht – preisgewürdigter Dozent, wunderbarer Schreiber, tiefer Denker und richtig guter Typ – führt uns durch Sulci und Gyri in die Tiefen unseres Denkorgans. Für sehr sensible Geister vielleicht nicht geeignet, aber immerhin: das Video riecht nicht nach Alkohol und Formalin.

 


Braincast 119 – Das Ding an sich from Anita Leyh on Vimeo.


Hier gehts zu Wichts Brainlog, dem Anatomischen Allerlei – und ebendort zu finden auch die ganze Wahrheit dieses Nachmittags, namentlich der Grund meiner doch – vielleicht nur für mich – auffälligen Ruhe.

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Veröffentlicht von

www.nurindeinemkopf.de

Nach diversen Artikeln und zwei Büchern zwischen Geist und Gehirn hier der Podcast. Wichtigster Punkt: die Übersetzung der aktuellen Erkenntnisse in verständliche Sprache, praktischen Alltag und guten Humor.

16 Kommentare

  1. @ Wicht

    “das ist das Organ, das jemanden produziert hat”. Lieber Helmut – oder so: das ist ein Jemand, oder etwas, oder -ach- wer weiß?…das ein Organ (Hirn) hervorbrachte.

  2. Nachtrag @ Wicht

    Würdest du einem Pianisten seine Fähigkeiten absprechen, nur, weil ihm ein Klavier nicht zur Verfügung steht? Würdest du einem “Geist”, “Wille” die Existenz absprechen, nur, weil ihm ein Hirn die Arbeit verweigert? Verstehe mich nicht falsch: diese Fragen stelle ich nicht nur Dir, sondern auch mir!

  3. @ Hilsebein

    Dietmar,

    was einem in der Hitze des Gefechtes halt so aus dem Mund rutscht. Deshalb schreib’ ich momentan lieber, als dass ich rede.

    Selbstverständlich ist mein Satz von der “Produktion” in meinem/in unserem Sinne ein Lapus linguae. Ich hätte sofort einen Satz nachschieben sollen, der das Dilemma klar macht: natürlich produzieren wir auch unsere Wahrnehmung des Gehirnes als Objekt.

    Es gibt da allerdings eine Latte von Problemen, die der konkreten Situation (“Hirn in Hand”), die sich in der philosophischen Reflexion nur schlecht abbildet, geschuldet sind.

    _ICH_ muss, um überhaupt das tun zu können, was ich tun muss und will (Hirne und Körper zerlegen) in diesen Momenten ein Programm des “als-ob”-Dualismus fahren. Ich muss alles “Geistige” komplett aus den Objekten, die ich zerlege, verbannen, denn residierte es noch in ihnen, wären sie noch irgendwie personale Wesen und mit Empfindsamkeit begabt: wie könnt’ ich sie zerschneiden? Der einfachste Weg dorthin, zur notwendigen radikalen Objektivation, ist tatsächlich der dualistische. Der “Geist” war drin, jetzt ist er weg. An die Messer..

    Der nicht-dualistische Weg zur Objektivation ist, glaub’ ich, viel schwieriger zu gehen, und ich bin ihn auch noch nicht bewusst gegangen. Und er schient mir voller Fallstricke zu sein. Vielleicht geht’s so (ich versuche zu denken, während ich schreibe, ergebnisoffen, sozusagen):

    Vor mir liegt ein Objekt, dem, lebte es noch, ich eine personale Identität, eine subjektive Innenperspektive zuschreiben würde, so wie ich sie an mir selbst erlebe. Ich habe aber gute Gründe für die Annahme, dass es NICHT mehr lebt. Das schliesst aber keineswegs aus, dass auch die Innenperspektive völlig erloschen ist. Zum einen ist es wohl denkmöglich, dass man sie “wiederbeleben” kann. Zum anderen ist es ebenso denkmöglich, dass sich die Innenperspektive “zeitlos”, “eingefroren”, “locked in” noch darin befindet. Es mag dem konservierten Gehirn so gehen, wie dem berühmten Stein von Spinoza (?), der, von jemandem in die Luft geworfen, in seiner Innenperspektive meint, er habe fliegen wollen.

    Ich kann also – wenn ich nicht in die Falle des Solipsismus tappen will – dem Objekt in meiner Hand die Subjektivität ebensowenig sicher absprechen, wie irgendeinem anderen Objekt in dieser Welt.

    Dennoch muss/will ich es zerlegen. Ich brauche aber eine Rechtfertigung. Ich hab’, so denk ich, jetzt zwei Möglichkeiten. ENTWEDER ich versuch’s mit einer “rekonstruierenden” Zerlegung, versuche also, im Akt der Sektion etwas über das Subjekt zu erfahren, das mit diesem Objekt verbandelt war, um ihm auf diese Weise “die Ehre zu erweisen”, “gerecht zu werden”. Das wär dann aber eine klassisch pathologische Sektion, denn über das Wesen des Trägers eines Gehirnes kann man eigentlich nur dann etwas sagen, wenn am Hirn etwas kaputt ist: “schau, hier links war ein Apoplex, er/sei war halbseitengelähmt und wahrscheinlich sprachlos”. Nicht sehr befriedigend, ich krieg’ eine Leidens-, aber keine Lebensgeschichte.
    Die ANDERE Möglichkeit – und die versuche ich zu realisieren – ist es, das Objekt sozusagen mit meiner eigenen Subjektivität aufzuladen, ja, zu überschwemmen, in der vagen Hoffnung, dass ein Teil seiner Innenperspektive sich in meiner “löst”, wie in einem Lösungsmittel. Mein Lösungsmittel ist die Ästhetik des Begriffes und – sofern ich Medizinstudenten zu unterrichten habe – die medizinische Nutzanwendung. Natürlich bekomme ich damit nicht die Person heraus , die “da mal drin war” (s’ist schwer, dieser dualistischen Denke zu entkommen).

    Natürlich ist auch das Quatsch. Wenn ich mir genau anschaue, WAS ich da aus dem Gehirn an “Subjektivität” herauslöse, dann ist es natürlich immer meine eigene. Es wird mir zum Spiegel meiner selbst, ebenso wie ich der Spiegel anderer bin.

    Ich glaub’, ich verlaufe mich gerade in Spiegelkabinetten, aber die Welt insgesamt könnte ja eines sein. Der “operationale Dualismus vom Anfang ist DOCH irgendwie pragmatischer…

  4. “Der “operationale Dualismus vom Anfang ist DOCH irgendwie pragmatischer…”

    Sehe ich auch so. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber irgendwie stimmen beide Sätze. Das Organ als Objektivierung des “Willens”(vergib mir, ich komme an der Willensmetaphysik nicht vorbei)welches aber auch ein Jemand oder Etwas über sich- selbstverständlich nur solange wie es lebt-produziert, einer Sonne oder einem Licht vergleichbar, nach dem es sich ausrichten kann. Ich bin ja stets dafür, von unten, vom Willen aus zu denken, da sonst der Bodenkontakt verlustig geht. So ist der Erkenntnisweg in meiner Vorstellung einem Turmbau vergleichbar. Wille zur Macht heißt dann Wille zum Licht der Erkenntnis. Also keine Dualität, die von oben und unten sich die Welt verständlich zu machen versucht, sondern ein Wachsen ins Licht, ein Licht welches im Auge des anderen leuchtet und nur so erkennbar ist.

  5. Klasse Braincast!

    Arvid – danke für den SEHR interessanten Besuch bei Helmut, beim nächsten Mal bitte noch die Motorräder 🙂
    Helmut – mannomann, so im weißen Kittel könntest Du auch als Chefarzt durchgehen. Wenn da keine Gehirne herumlägen, würde ich mich glatt von so einem wie Dir in Vollnarkose versetzen lassen 😉

  6. @ Arvid

    So.
    Jetzt hab’ ich mir endlich das Video angesehen, wenn auch nur in der Briefmarkenversion. Hoffentlich – dem Hirn, dem Brustkörperchen und dem Bochdalekschen Blumenkörbchen zuliebe und zur Sichtbarkeit – klappt das noch mit der besseren Auflösung.

    Danke an Dich und Anita (für die Uneingeweihten: Kamera- und Ehefrau in Personalunion). Was mich am allermeisten freut: dass die Stimmung dieses Fronleichnamstages und dieser Hirnsektion so gut eingefangen wurde – dass ein wenig Heiterkeit und Freude an der Sache über dem eigentlich drögen “was ist, wo liegt, wie heisst” der Anatomie schweben.

    Ein wirklicher “Lehrfilm” ist’s halt nicht geworden, sollte es nicht werden, konnte es nicht werden: dazu hätt’s ein Drehbuch, ein Makroobjektiv und viel mehr Zeit – und Hirn(e) – gebraucht. Aber viellicht finden wir ja einen Sponsor, denn könnten wir sowas in Angriff nehmen.

  7. @Helmut

    Ja, die Sache mit der Größe ist ärgerlich – denn hier erkennt man tatsächlich nicht viel. Ich habe die Foren durchstöbert und offensichtlich hat das Problem viele Kollegen, aber keine Lösungen. Immer heißt es, das Video sei online, aber es erscheint dann nicht.

    Ausschlaggebend scheint mir die Größe – jenseits der 100 MB braucht es ein eigenes kleines Programm. Aber unter den knapp 100 Minuten Material noch mehr raus zu kürzen, wäre ein echter Jammer gewesen. Schon so könnten wir noch locker einen Nachfolger machen.

    Dass es nicht dröge wurde, liegt übrigens an Dir 🙂 Und natürlich an meiner Kamera-Frau: wenig Zeit, aber viel Schnitt.

  8. Großversion

    Die große Version des Videos tut es nun auch endlich. Das ist viel besser zu sehen.

    Die Regie ist wirklich exzellent. Die Musik beginnt, “Herzlich Willkommen bei braincast”, der Totenschädel wird eingeblendet, “Und ich bin Arvid Leyh”. War das Absicht? 😀

  9. @ Huhn

    Danke für die Blumen – sie gebühren meiner Frau Gemahlin. Ob und was sie sich bei der Kombination meiner Selbstvorstellung gedacht hat … sie hat zumindest Dokumentarfilm studiert. Vermutlich war es kein Versehen. Mmmhh.

  10. Chapeau

    Ansonsten nur das Blog lesend und Helmut zum Glück in der Realität erleben dürfend, bin ich erstmals über die Braincasts gestolpert – sehen, herunterladen, abspeichern und in aller Ruhe im Garten sitzend betrachten und hören…

    Beeindruckend. Runde Texte, sympathische Stimme(n), gelungene Kamera, alles hochprofessionell und trotzdem charmant authentisch (spannende Musik!) – es schreibt Euer neuer Fan. 😉

  11. @ Peter Wenz

    Hallo Peter!

    Dankeschön!
    Aber garantiert werde ich mich von Euren Garagen fernhalten (der Hinweis beim Allerleyh).
    Noch ist es nicht so lange her, dass ich meine BMW verkauft habe, und der Virus ist vermutlich noch aktiv. Was mit Hund und Kind und Goldwing-Beiwagen-Anhänger-Allergie kein Happy End wird.

  12. Machwerk

    Auch die Kamera-Regie-und-Schnitt-Frau will sich endlich bedanken für das freundliche Feedback und auf eine Seite hinweisen, die das Video – und die künftigen – in besserer Bildqualität anbietet: http://www.vimeo.com/1138156

    Zu den Kommentaren:
    Natürlich hat in dem Video schon bei der Intro alles seinen zugewiesenen Platz – der Leyhsche Schädel genauso wie das Gipsgehirn, das der Anatom normalerweise nicht auseinandernimmt. Allerdings fehlt dem Video nach nur fünf Tagen Arbeit die Qualität eines Dokumentarfilms – kennende Geister sehen das, genauso wie Entwicklungspotential in Dramaturgie, Kamera und Ton.

    Zu Helmut: Ich verehre deine Texte, du warst ein wunderbarer Protagonist und ambitioniert-gnadenloser und witziger Gastgeber – tausend Dank für diesen Meilenstein in meinem fleischlichen Leben!
    Und zur Diskussion: Die Frage nach dem Individuum hinter der Substanz auf dem Präparationstablett wird sich wohl jedem stellen, unterschiedlich scheint mir bei euch Anatomen, wie tief ihr mit dem ersten Schnitt in den eigenen Kopf schneidet: Wie viel Mensch lass ich zu?

  13. @arvid

    sehr nett. wirklich. endlich mal sehn wovon sonst nur zu hören ist. und du bist ein harter hund! alles im dienste deiner hörerschaft 🙂 also nur weiter so.

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