Open Access Journal PeerJ vor dem Launch

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Versuch einer Aufklärung
Quantensprung

In wenigen Wochen soll PeerJ, das neue Open Access Journal mit einem besonders günstigen Preismodell für Wissenschaftler online gehen. Ab nur 99 US$ Mitgliedsbeitrag für eine Lifetime Membership könne man bereits loslegen und peer reviewed dort publizieren. Was es für mehr Geld gibt oder was mehr kostet, wird nicht verraten. PeerJ reagiere auf die dramatisch sinkenden Kosten dank dem Einsatz heutiger Technik.

PeerJAuf der derzeitigen Ankündigungsseite von PeerJ sind noch mehr beeindruckende Dinge zu lesen. Etwa die provokante Frage: ‘If we can set a goal to sequence the human genome for $100, then why can’t we do the same for academic publishing?’

Tja. Warum eigentlich nicht? Erhöhte Aufmerksamkeit wurde PeerJ vergangene Woche zuteil, als bekannt wurde, dass der Manager Peter Binfield das PLoS ONE-Team verlassen und sich ab 18. Mai ganz PeerJ widmen werde. Doch obwohl sich PLoS fair gab und Peter Binfield die besten Wünsche mit auf den Weg gab, folgte sofort eine Debatte über das Geschäftsmodell von PeerJ.

In einer Diskussion auf math2.0 rechnete etwa Henry Cohn vor, wie PeerJ finanziell funktionieren könnte. Würden 100.000 Forscher Mitglieder, und die so erhaltenen 9.900.000 Dollar mit einem Zinssatz von 5% angelegt, so könne man mit jährlich 495.000 Dollar arbeiten und das sei nur unwesentlich weniger als der Betrieb von arXiv benötige. Nur scheinen mir die 100.000 Mitglieder doch sehr hoch gegriffen.

Joseph Esposito sieht mit PeerJ den Preiskampf bei Open Access eröffnet: „The Open Access Price Wars Have Begun“. Seiner Einschätzung nach wird PeerJ ein Unternehmen, das den Preis so weit wie möglich drücken wird, in dem es etwa alle nur denkbaren Prozesse automatisieren werde. Eine Handvoll talentierter Software-Entwickler genüge. Zudem sollen Finanzierungshilfen etwa via Kickstarter mit einbezogen werden. Tatsächlich zeichnet sich mit dieser Herangehensweise ein Preiskampf zwischen den Open Access Journalen ab – unter dem vielleicht die peer review Standards leiden könnten? Das alles sind aber derzeit reine Spekulationen, weil eben keiner das Geschäftsmodell von PeerJ wirklich kennt und auch noch niemand etwas über deren Qualitätssicherung sagen kann.

Jason Hoyt, einer der Co-Founder von PeerJ, vertröstete mich auf meine Nachfragen hin. Viele hätten jetzt verständlicherweise Fragen zum Businessmodell von PeerJ, zumal die Informationen auf der Website vor dem Launch noch sehr spärlich seien. Aber in wenigen Wochen gäbe es mehr Informationen.

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Beatrice Lugger ist Diplom-Chemikerin mit Schwerpunkt Ökologische Chemie. Neugierde und die Freude daran, Wissen zu vermitteln, machten aus ihr eine Wissenschaftsjournalistin. Sie absolvierte Praktika bei der ,Süddeutschen Zeitung' und ,Natur', volontierte bei der ,Politischen Ökologie' und blieb dort ein paar Jahre als Redakteurin. Seither ist sie freie Wissenschaftsjournalistin und schreibt für diverse deutsche Medien. Sie war am Aufbau von netdoktor.de beteiligt, hat die deutschen ScienceBlogs.de als Managing Editor gestartet und war viele Jahre Associated Social Media Manager der Lindauer Nobelpreisträgertagung, des Nobel Week Dialogue in 2012/2013 und seit 2013 berät sie das Heidelberg Laureate Forum. Kommunikation über Wissenschaft, deren neue Erkenntnisse, Wert und Rolle in der Gesellschaft, kann aus ihrer Sicht über viele Wege gefördert werden, von Open Access bis hin zu Dialogen von Forschern mit Bürgern auf Augenhöhe. Seit 2012 ist sie am Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation, NaWik - und seit 2015 dessen Wissenschaftliche Direktorin. Sie twittert als @BLugger.

3 Kommentare

  1. Rauschbeitrag

    “Das alles sind aber derzeit reine Spekulationen, weil eben keiner das Geschäftsmodell von PeerJ wirklich kennt und auch noch niemand etwas über deren Qualitätssicherung sagen kann.”

    […]

  2. Deutliche Bewegung erwartbar

    Hallo Tante Emma, dies ist kein Rauschbeitrag, der so durchrauscht. Er verweist auf eine Neuentwicklung hinter der einer der wichtigsten Macher der bisher erfolgreichste OA Plattform steckt. Bald wird PeerJ mehr verraten und das Ansinnen klingt zunächst mal sehr provokant.

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