Panta rhei, alles fließt! SciLogs 2013

BLOG: MENSCHEN-BILDER

Mensch, Gesellschaft und Wissenschaft
MENSCHEN-BILDER

Zum bereits sechsten Mal trafen sich am 9. und 10. März 2013 die SciLogger zum alljährlichen Bloggertreffen. Veränderung, Verantwortung und Verständigung – das waren die leitenden Schlagworte dieses Jahres. Was sich verändert hat, was sich verändern wird und was traditionell bewahrt wurde, das lesen Sie bei Menschen-Bilder.

Ein frühlingshaftes Wochenende, ein Dorf an der Weinstraße, eine bunt gemischte Gruppe von fünfzig Bloggerinnen und Bloggern – was kann das sein? Natürlich das alljährliche und inzwischen schon sechste SciLogs-Treffen in Deidesheim in der Pfalz. Zwar blühten im Gegensatz zum Vorjahr (Sie wählten nur den Bundespräsidenten, wir den Blogger des Jahres) noch nicht die Mandelbäume, doch waren zumindest die diesjährigen Mandelhoheiten schon gewählt (Quelle: Stadtanzeiger Neustadt a. d. Weinstraße vom 9. März).

Weinlagen an der Weinstraße an einem frühlingshaften Tag im März 2013.

Der Mensch war also bereit, die Frühlingsblüte der Natur zu begrüßen und wir SciLogger waren bereit für ein neues aufregendes Wochenende mit Vorträgen über Wissenschaftskommunikation, Workshops und natürlich viel Riesling – alles fließt!

Personalwechsel

Ganz im Einklang mit der antiken Weisheit, dass man nicht zweimal in denselben Fluss steigen kann, stimmte uns Richard Zinken, Verlagsleiter des Spektrum-Verlags, auf das Treffen im Zeichen von Veränderung, Verständigung und Verantwortung ein. Veränderung, das bedeutete vor allem auch personale Wechsel. Da ist zuallererst Michelle Haspel zu nennen, die von Ann-Kristin Ebert die Organisation des Treffens übernommen hat. Michelle ist passenderweise staatlich examinierte Sonderpädagogin und damit für die Betreuung der SciLogger psychologisch hervorragend geeignet. Nach vielen Jahren der hilfreichen Zusammenarbeit zieht sich Martin Huhn, IT-Administrator des Verlags, demnächst von den SciLogs zurück. Mit der bevorstehenden Umstellung der Blogplattform auf WordPress wird in naher Zukunft Christoph Roloff die technische Unterstützung übernehmen.

Spektrum-Verlagsleiter Richard Zinken bei der Einführung: Veränderung, Verständigung, Verantwortung.

Auch bei den Hauptverantwortlichen kam es zu einer Veränderung: Da Carsten Könneker als Frontalhirn des Spektrum-Verlags stets mehr exekutive Funktionen übernimmt und seit Kurzem sogar wissenschaftlicher Direktor des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation am KIT ist, übernimmt Richard Zinken hier mehr Verantwortung – und bat gleichermaßen mit Blick auf die Regeln und Gefahren beim Online-Publizieren die Bloggerinnen und Blogger um Verantwortungsbewusstsein.

Erst die Arbeit, dann…

Wie es sich in den Vorjahren bewährt hat, gab es auch diesmal wieder Workshops zur inhaltlichen Arbeit und Verbesserung unserer Wissenschaftskommunikation. Karl Urban bot einen über PodCasts an, um Blogs durch Audioformate zu ergänzen oder mit alternativen Kommunikationskanälen zu experimentieren; Lars Fischer übernahm einen über Social Media. Unbestätigten Berichten zufolge kam man dabei zum Ergebnis, dass niemand Facebook mag, keiner Facebook will – aber man nicht um Facebook herum kommt.

Die Weinprobe fand diesmal nicht im Keller, sondern im Freien statt.

Lou Woodley, die sich für die Nature Publishing Group um soziale Netzwerke kümmert, lud zum Nachdenken über Offline-Aktivitäten; Richard Zinken machte sich schließlich mit anderen Gedanken über die Refinanzierung von Blogger-Aktivitäten, da die Frage der Finanzierung in schweren ökonomischen Zeiten eher drängender als bedeutungsloser wird. Dieses Thema begleitet uns schon seit Bestehen der Deidesheimer Treffen (2008: Warum bloggen wir eigentlich? 2009: Etablierte Wissenschaftsblogs).

Alte Weisheit, neuer Wein

Ganz im Zeichen von Veränderung, besuchten wir diesmal aber kein lokales Weingut mehr, sondern wanderten ein kleines Stück durch die Weinlagen um Ruppertsberg. In weiser Voraussicht hatten die Organisatoren aber den traditionell hohen Stellenwert des Fließenden nicht aus den Augen verloren und uns daher mit Weinproben im Freien überrascht, bei dem Riesling und Secco aus den bewanderten Weinlagen verköstigt wurden. Ganz modern wiesen uns aber QR-Codes anstelle herkömmlicher Wegweiser den Weg.

Die meisten SciLogger verließen sich auf QR-Codes und GPS-Navigation anstatt auf altbewährte Navigationshilfen.

Etwas hat sich aber nicht verändert, nämlich die Wahl zum SciLogger des Jahres. Die vom Verlag eingeladenen Laudatoren empfahlen diesmal Boris Hänßler (Robotergesetze), Karl Urban (Astrogeo) und Michael Kahn (Go for Launch). Durch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Karl und dem (leider nicht anwesenden) Michael blieb die Spannung bis zum Ende erhalten. Zunächst schien nämlich Karl Urban bereits das Rennen gemacht zu haben, doch schließlich führten viele Stimmen für Michael Kahn zu einem Unentschieden unter den ersten beiden Plätzen.


Das vorläufige Endergebnis: Karl Urban und Michael Kahn lagen mit 15 Stimmen gleichauf an erster Stelle.

Markus Dahlem (Graue Substanz), der das Ereignis in Abwesenheit live via Twitter verfolgte, machte einen kreativen Lösungsvorschlag zur Behebung der Pattsituation: Michael habe die längeren Striche (siehe Pfeil). Psychologen müssen jedoch noch prüfen, dass hier keine Müller-Lyer-Täuschung vorliegt.

Michelle überreicht dem glücklichen Gewinner Karl den ersten Preis: Eine erlesene Auswahl gebrannter Ziegelsteine aus der Region. Richard (im Wiesenhemd, hinten) schaut neidisch.

Nach Rücksprache mit Autoritäten in Den Haag einigte man sich jedoch darauf, diesmal zwei erste Preise zu verleihen. Herzlichen Glückwunsch!

Doch wer zuletzt lacht…

Zu einem Eklat führte jedoch ein unerwarteter Alternativvorschlag zur Wahl von Martin Huhn zum Mr. SciLogs 2013. Nachdem auch die im Hofgut anwesenden stimmberechtigten Hühnerinnen und Hühner ihre Stimmen abgegeben hatten, ergab sich daher das folgende amtliche Endergebnis: Martin Huhn hat die Wahl mit sechzehn Stimmen und daher einer Stimme Vorsprung gewonnen.

Das amtliche Endergebnis: Nachdem auch die Stimmen der wahlberechtigten Hühnerinnen und Hühner des Hofguts ausgezählt waren, gab es doch noch einen eindeutigen Sieger für die Wahl zum Mr. SciLogs!

Da er als erklärter Fan von Borussia Dortmund Schalke 04 aufgrund der Ergebnisse der Deutschen Fußballbundesliga gut gelaunt war, schwebte er nach der Wahl förmlich im siebten Himmel. Die Ehrung verschlug ihm die Sprache.

Nach der Wahl zum Mr. SciLogs 2013 zeigte sich Martin Huhn sichtlich mit sich und der Welt zufrieden. Die Auszeichnung hat ihm die Sprache verschlagen – untypisch für ihn, gemäß seinen Kollegen.

Dem Organisations-Team kann man eigentlich nur einen gravierenden Fehler vorwerfen: Die diesjährigen Ansteck-Buttons ließen sich nur mithilfe der Nadel anbringen. Natürlich wurde es vom diensthabenden Medizinethiker nicht gestattet, die vorhandene Designerkleidung auf diese Weise zu verletzen – und leider war auch Sören Schewe (Vom Nashorn gebissen) nicht anwesend.

Der natürliche Feind von Kleidungsstücken: Namens-Buttons mit Anstecknadel.

Sören hätte die Operation nämlich mit einer fachmännisch ausgeführten Lokalanästhesie auf ethisch vertretbare Weise vornehmen können. Ohne ihn mussten die Exemplare von Hans Ubbink und Hugo Boss diesmal ohne Namens-Button auskommen.

Das Ergebnis stimmt

Das stand jedoch einer anderen und der wohl wichtigsten Tradition nicht im Wege, bei der es allen Veränderungen zum Trotz auch beim sechsten Mal keine Änderung gab: Dass man nicht nur durch die inhaltliche Arbeit, sondern auch das gesellige Miteinander den Charakter der gemeinsamen Plattform, den Teamgeist von Deidesheim, wieder beschwörte – denn letztlich sind wir alle gemeinsam stärker als alleine.

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Die Diskussionen hier sind frei und werden grundsätzlich nicht moderiert. Gehen Sie respektvoll miteinander um, orientieren Sie sich am Thema der Blogbeiträge und vermeiden Sie Wiederholungen oder Monologe. Bei Zuwiderhandlung können Kommentare gekürzt, gelöscht und/oder die Diskussion gesperrt werden. Nähere Details finden Sie in "Über das Blog". Stephan Schleim ist studierter Philosoph und promovierter Kognitionswissenschaftler. Seit 2009 ist er an der Universität Groningen in den Niederlanden tätig, zurzeit als Assoziierter Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie.

16 Kommentare

  1. Das

    ist natürlich wirklich bedauerlich:

    Nach vielen Jahren der hilfreichen Zusammenarbeit zieht sich Martin Huhn, IT-Administrator des Verlags, demnächst von den SciLogs zurück.

    Die Kommentare waren jedenfalls OK, so weit dass der Schreiber dieser Zeilen beurteilen kann.

    MFG
    Dr. W

  2. @ schleim

    Danke für den Bericht an die Daheimgebliebenen! (Ich sitze an der Uni und lese eine fade Diss..)

    Wie entwickeln sich denn die Gesamtzugriffszahlen, will heissen – die Resonanz, die Sichtbarkeit?

    Grüße
    Helmut

  3. Erster!

    Hallo Stephan,

    dass Du hier immer der erste mit einem amüsanten Bericht zum Bloggertreffen bist, ist auch schon eine Art Tradition, oder?

    Ich stelle mir gerade vor, wie Du den Anstecker in der Hand hälst, ihn ums Verrecken nicht nutzen möchtest und lache Tränen.

    Vielen Dank für Deine Berichterstattung – irgendwann werde ich da auch mal aufschlagen 😉

  4. @Sören: Anstecker

    Schade, dass du wieder nicht dabei sein konntest; organisiere doch einmal ein Treffen in Budapest, zum Beispiel im September!

    Den Anstecker habe ich dann zeitweise an das Bändchen meines USB-Sticks geheftet, das schien mir ethisch vertrebarer.

  5. Hä? Ich hab’ gewonnen?

    Eiwei. Das ist aber ärgerlich. Als Sieger, auch wenn der Spitzenplatz geteilt wird, darf man in Zukunft ja nicht mehr nominiert werden. Das bedeutet aber auch, dass die gebrannten Ziegelsteine, die einem ja auch als First- or Second-Loser zustehen, in Zukunft nicht mehr ihren Weg in meine Richtung finden werden. Nie mehr. Da ist es aber viel vorteilhafter, man wird alle paar Jahre nominiert, scheitert dann aber in der Abstimmung und fährt trotzdem großzügig bedacht und schwer bepackt wieder heim.

    Meinen Glückwunsch an Karl Urban, auch wenn der wahrscheinlich jetzt genau so ein langes Gesicht macht wie ich.

  6. Es ist ein Kreuz

    Noch vorhin fragte ich mich, wie ich als Scilogs-Preisträger wohl jetzt bloggen solle: besser? häufiger? genauso wie immer?

    Immerhin ist ja so ein Community-Preis wie eine Bundestagswahl: Auftrag des Souveräns, seine Pflicht fürs Vaterland im Dienste der Wissenschaft zu erfüllen. Das heißt für mich, zukünftig zumindest nicht schlechter zu bloggen.

    Woher aber die nötige Motivation für die schwere Bürde weiteren Hochklasse-Bloggens kommen soll, habe ich bisher nicht ausreichend bedacht. Da ist in der Tat ein einzelner Ziegelstein mit der Aussicht, nie wieder einen bekommen zu dürfen, ein schweres Kreuz.

  7. @Helmut: selber schuld

    Tja, wie viele haben dich zu überzeugen versucht – und du hast gearbeitet, zudem eine Fadendisseration gelesen; was ist das eigentlich für eine fadenscheinige Ausrede?

    Jedenfalls haben viele nach dir gefragt. Vielleicht findest du ja im nächsten Jahr den entsprechenden roten Faden nach Deidesheim, anstatt ein fades Wochenende zu verbringen, daheim. Wäre schön, wenn deine Teilnahme dann nicht wieder am seidenen Faden hängt!

    Vielleicht fällt der jüngst hinzugestoßenen Sonderpädagogin ja noch ein geeignetes Motivatonsprogramm für dich ein – ich will die Fäden in die Hand nehmen und die entsprechenden Schritte einfädeln.

  8. @pikarl: keine Sorge

    Welch sorgen von einem Preisträger – nimm dir ein Beispiel am zufriedenen Mr. SciLogs!

    Immerhin ist ja so ein Community-Preis wie eine Bundestagswahl: Auftrag des Souveräns, seine Pflicht fürs Vaterland im Dienste der Wissenschaft zu erfüllen. Das heißt für mich, zukünftig zumindest nicht schlechter zu bloggen.

    Du interpretierst ihn als Auftrag, dabei ist es doch eine Auszeichnung dessen, was du bis hierhin geleistet hast.

    Und was die Motivation angeht, vielleicht kann auch hierbei die Sonderpädagogin helfen.

  9. Ich finde es sehr gut, dann doch noch mit 16 Stimmen den Scilogs-Preis gewonnen zu haben. Ich hoffe, Michael Khan und Karl Urban schicken mir freiwillig “meine” Weinkisten zu. 😉

  10. Ansonsten arbeite ich den Derbysieg mittels Internet auf, von dem ich nicht so viel mitbekam. Ich hätte es gerne gesehen, aber so macht es auch Spaß.

  11. @ Schleim

    Ich brauch’ keine Ausrede.

    Ich hatte keine Lust. Und ich weiss nicht warum. Ich betrachte aber diese Aktion meines Es, das einfach keine Lust hatte und die (Nicht-)Aktion meines Ich, das ebenfalls keine Lust hatte, nach Begründungen oder Entschuldigungen zu suchen, als einen Akt der Freiheit. Es und Ich, wir waren im Reinen, und die Argumente des Über-Ich (“Du sollst!”) verhallten ungehört. Sie blieben sogar ohne Wirkung, als das Über-Ich in seiner Attacke auf das Es zu unsauberen Mitteln griff (“Es gibt aber Wein!”) – das Es wurde trotzig und blieb das ganze WE nüchtern.

    Jetzt muss das ich ein Grusswort bei einem Kongress sprechen. Das hab’ ich mir am Sonntag auch noch geschrieben. Und ich werde Zylinder tragen und eingedenk des Lincoln-Films, den ich kürzlich sah, das Manauskript dazu vor dem geschätzten Publico aus dem Zylinder ziehen. Mal sehen, wie das ankommt.

    Hüte. Ich bin schon wieder bei Hüten. Mein Es ist voll davon. Ob das was mit meiner Lustlosigkeit zu tun hat?

  12. Motiviert den Wicht

    Dann ist es doch ganz klar: Wir organisieren eine Hut-Show, wenn dich schon der Wein nicht motiviert. Diese Idee sollte dein Es, Ich und Über-Ich begeistern. Mit einem Zylinder werde ich dort wohl nicht aufwarten können – insofern wirst du mir also wohl die Show stehlen.

  13. Sehr schöner Beitrag.
    Und Herr Schleim, ich würde Ihnen auch einen Zylinder zutrauen. (Zusammen mit einem langen Umhang könnten Sie dann glatt als Zauberer durchgehen. 🙂 ) Da Sie ja auch einen kreativen Bekleidungsstil pflegen, wie hier neulich mal zu lesen war, sollte der Zylinder jetzt nicht soo ungewöhnlich wirken.

  14. Zylinder! 🙂

    Was für ein herrlicher Beitrag! Und was den Button angeht, würde sich sicher auch eine kreative Lösung finden, um ihn das nächste Mal sogar an einem ZYLINDER zu befestigen.

    Medizinethisch wäre das jedenfalls durchaus vertretbar. Ich denke, Helmut stimmt mir da zu und hoffe, er lässt sich so wenigstens fürs nächste Mal begeistern.

  15. @Martin: Kisten & Preise

    Soweit ich weiß, ist die Kiste an Michael Khan noch gar nicht verschickt – da sitzt du womöglich viel näher an der Quelle; und Karl Urbans Kiste habe ich ja schon mit Ziegelsteinen gefüllt und es ist ihm nicht einmal aufgefallen, dass er eigentlich leckeren Riesling bekommen hätte. 😉

  16. Allerlei Gutes

    Auch ich gratuliere:
    – Stephan zu seinem schönen Bericht mit zwinkerndem Auge
    – Michael und Karl zu ihrer HOCH verdienten Doppelehrung
    – Martin zu seinem Einzug ins Viertelfinale nachher 🙂

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