Tentakelspektakel in der Tiefe

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Würziges aus den Biowissenschaften
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Da ich festellen musste, dass im Mai einige Autoren den Cephalopoden gleich die Erdenidentität aberkennen wollten, nur weil sie anders sind, widme ich meinen Lieblingstentakelträgern hier eine kleine Best-Off-Video-Liste aus Tiefseeexpeditionen. Um ehrlich zu sein, dachte ich erst, diese Publikation wäre ein Aprilscherz, aber es war ja schon Mai. Jedenfalls: Zelebrieren wir doch gemeinsam die Vielfalt dieser Tierguppe.

Macht den Ton an, dann verpasst ihr nicht die begeisterten Kommentare der Forscher. Die machen am meisten Spass.

Der Mysteriöse
Dieser Kalmar schwam April 2018 dem Tauchroboter ROV (remotly operated vehicle) Deep Discoverer des Schiffes Okeanos Explorer im Golf von Mexico vor die Linse. Der Tintenfischspezialist Mike Vecchione vermutet, dass es sich um Discoteuthis discus handelt. Das Tier sieht wunderbar eigenartig aus.

via NOAA/Youtube

Die Putzigen
Bei so großen kugeligen Augen würde man denken, Disney hat an den Aufnahmen mitgemischt:

 

Ein Klassiker – 2016 bekam dieser kleine Rossia pacifica –  eigentlich eine Art Tintenfisch – die volle Aufmerksamkeit des Internets, nachdem Forscher des Nautilus-Schiffes mit ihrem ROV dieses vermeintliche Gummi-Spielzeug auf dem Meeresgund vor Californien fanden.

 

Noch eine klassische Disneyfigur und Tiefseestar: Der Dumbo-Oktopus schafft es ziemlich gut, mit seinen “Ohren” zu fliegen – es sind eigentlich Flossen. Er gehört zur Ordnung der cirrentragenden Kraken und lebt meist in 3000 Meter Tiefe. Dieses Exemplar wurde vom Okeanos Explorer auf einer Expedition 2014 gesichtet.

 

Der Farbwechsler:
Dieser Tiefseekalmar wurde beim Farbwechseln erwischt.

 

Die Gruseligen:
Klar kommen Menschen mit viel Fantasie nach solchen Sichtungen auf die Idee, Kopffüßer kämen von fernen Planeten – man lese sich nur mal die Kommentare unter dem Video durch. Aber ist es nicht viel faszinierender sich vorstellen, dass sie evolutionär auf der Erde entstanden sind?

Diese Langarm-Kalmare wurden bisher nur in einigen wenigen Sichtungen und anhand von Larvenstadien beschrieben – noch nie wurde ein adultes Exemplar gefangen oder gefunden.

Der Namen Vampyroteuthis infernalis – übersetzt Vampirtintenfisch aus der Hölle – klingt nach einem blutrünstigen Ungeheuer, dabei ist er der harmloseste unter den Cephalopoden: Als einzige Art ernährt er sich von Detritus –  von marinem Schnee: totes organisches Material, das auf den Grund der Ozeane sinkt. Und: die Spitzen der Tentakel leuchten! Sie haben biolumineszente Organe und können sogar Leuchtwolken freisetzen, wenn die Tiere bedroht werden. 

 

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Mit einem Diplom in Biologie in der Tasche, einer halben Doktorarbeit und viele Ideen will ich meinen Senf dazugeben. Meine irrsinnige Begeisterung für Lebewesen und des Lebens Wesen, möchte ich weitervermitteln. Und das an JEDEN. Jeder soll wissen, wie unglaublich Grottenolme sind und warum auch Gliazellen unserer Aufmerksamkeit bedürfen, dass Ratten nicht nur ekelig sind und die heimische Topfpflanze vielleicht bald schon die Nachttischlampe ersetzt. In Tübingen habe ich studiert, in Bern der Forschung den Rücken gekehrt. In Berlin bin ich nun auf der Suche nach Alternativen im Feld der Biologie und Kommunikation. Ganz besonders nach meinem Geschmack sind verrückte, unglaubliche oder einfach nur lustige Geschichten aus Ökologie, Evolution, Medizin und Technik. Schmeckt euch der Senf? Sonst mischt doch mal mit! Mathilde Bessert-Nettelbeck

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