Frankreich: Allez…à la grande bleue!

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„Allez les bleus – Auf geht’s die Blauen!“, rufen die französischen Fußballfans. Damit meinen sie die Trikotfarbe der Mannschaft. Diese interessiert mich weniger als „La grande bleue“: das Meer. Ich möchte euch eine besondere Art von französischer Einrichtung vorstellen: die marine Forschungsstation – la station de recherche maritime ou marine.
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In den Jahren nach 1850 entwickelte die Forschercommunity Frankreichs ein plötzliches Interesse für das Leben im Meer. Naturalisten bauten in der Zeit bis 1900 12 marine Forschungsstationen auf, die bis heute Bestand haben. Drei möchte ich hier vorstellen.

 

Station de Biologie Marine de Concarneau

Die älteste marine Forschungsstation der Welt. So behauptet es die Webseite und ich konnte keine wiederlegenden Informationen finden. Die 1859 gegründete Station gehört heute zum Muséum national d’histoire naturelle und zum Collège de France. Sie befindet sich in dem süd-bretonischen Städtchen Concarneau. In der Station wurde nicht nur die Fischzucht von Plattfische wie Seezungen und Steinbutt weiterentwickelt, auch biochemische Arbeiten zum Jod-Stoffwechsel in marinen Organismen, die zur Entdeckung des Schilddrüsenhormons T3 beitrugen fanden hier statt. Heute ist dort eine aktive Forschungsstation für marine Biochemie, Ökologie und Evolution von marinen Organismen. Sie beherbergt auch ein Meeresmuseum names „Marineum“ mit einer großen Sammlung von Tieren und Pflanzen aus der Region und aus dem Nord-Ostatlantik.

 

Les Laboratoires Arago/ Observatoire Océanologique – die Forschungsstation in Banyuls-sur-Mer

Zu dieser Station fuhr ich auf meiner ersten meeresbiologischen Exkursion! Das ist über zehn Jahre her, aber ich habe hervorragende Erinnerungen an die Zeit und an den guten Wein. In Banyuls produzieren sie einen schweren, portweinartiges Gesöff, das sich sehr gut nach einem langen Kurstag einnehmen lässt.

Der Gebäudekomplex steht direkt am Wasser und hat sowohl Labore, Zimmer und ein für die Öffentlichkeit zugängliches Aquarium – das älteste am Mittelmeer. Die Labore sind alle mit Salzwasser aus dem Hahn ausgestattet, was sich als sehr praktisch herausstellte. Banyuls liegt am Rande eines der ältesten Meeresschutzgebiete im Mittelmeer, in dem große „coralligène“ Riffe eine Vielzahl von Tiere beherbergen. Das Coralligène besteht aus krustigen Rotalgen zum Beispiel aus der Familie der Corallinaceae und bildet ein ganz eigenes 3D-Habitat, das einem Korallenriff ähnelt. Besonders in Tiefen ab 15 Meter wachsen auch Edelkorallen und Gorgonien. Nah an der Oberfläche bildet die Rotalge Lithophyllum tortusosum eine “Trottoir” genannte Riffausbuchtung, die von verschiedensten Weichtieren besiedelt wird.

Die Botanik der Küstengebiete gehört traditionell auch zum Forschungsbereich der Observatoire. Banyuls betreibt auch einen Botanischen Garten mitten in den Hügeln der Pyreneenausläufer an der Küste. Wie die marine Station in Roscoff gehört die Station zur Universität Pierre-et Marie-Curie in Paris und ist ein Observatorium des CNRS, einer außeruniversitären Forschungsgesellschaft, die sich am ehesten mit der Max-Planck-Gesellschaft vergleichen lässt. Am Institut forschen vier Arbeitsgruppen vor Ort an Biogeochemie, der Evolution und Entwicklung von marinen Organismen, sowie der Ökologie von marinen Mikroorganismen, ihrer Biodiversität und mögliche industrielle Nutzungen. Spannend ist zum Beispiel ein Projekt namens Malika (Marine LIchens as an innovative source of anti-CAncer drugs). In diesem Vorhaben sollen Enediyne (https://en.wikipedia.org/wiki/Enediyne) genannte Substanzen erforscht werden, die cytotoxisch (tödlich für Zellen) wirken und in Verbindung mit Antikörpern gezielt gegen Krebszellen eingesetzt werden können.

http://wwwphp.obs-banyuls.fr/malica/index.php/about/context.html

 

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Foto von Station biologique de Roscoff

 

Station Biologique de Roscoff

Henri de Lacaze-Duthiers (1821-1901) gründete im Jahr 1865 dieses Observatorium am Ärmelkanal und später die Station in Banyuls/Mer am Mittelmeer im Jahr 1881. Sein Ziel war es, die Zoologie in den Rang einer experimentellen Wissenschaft zu erheben. Die Zoologie litt zu dieser Zeit an einem Komplex gegenüber der experimentellen und somit wissenschaftlich höherwertigen Physiologie. Lacaze-Duthier, der im Briefwechsel mit Thomas Huxley stand, war überzeugt, dass man nun, um die Zoologie voranzubringen, Tiere in ihrer natürlichen Umgebung untersuchen musste.

An diesem Ort kann man hervorragend Makroalgen studieren und dies ist auch im Fokus der aktuellen Forschung. Zur Zeit arbeiten etwa 300 Forscherinnen und Forscher das ganze Jahr in Roscoff. Eric Thiébaut der in Roscoff in der Abteilung „Adaptation et Diversité en Milieu Marin“ forscht, erklärte mir, was in den letzten 10 Jahren am Institut entdeckt und geforscht wurde: Ein Aspekt war die Anwendung von Omics-Tools als moderne Gene-Analyse-Techniken in der marinen Biologie. Zusätzlich waren Forscher der Station an der Tara Expedition beteiligt, während der sie drei Jahre lang pelagische, daher im offenen Meer lebende, Mikro-Organismen erforschten: https://www.theguardian.com/environment/2015/jun/06/microscopic-magic-of-plankton

Sie trugen auch zum Verständnis der Effekte des Klimawandels auf marine Ökosysteme bei. Eine besondere Erkenntnis war die Bedeutung von zwischenartlichen Interaktionen wie Parasitismus, Pathogenität oder Symbiose für die Evolution von Organismen, aber auch für die Dynamik von Ökosystemen. Schließlich beteiligten sich die Forscher in Roscoff an der Entdeckung von Genen, die bei Mehrzellern das Geschlecht definieren. Für Susana Coelho, die diese Gene in Braunalgen identifizierte, gab es 2015 auch einen Preis des CNRS. Hier ist eine ihrer Publikationen zum Thema: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S163106911630035X

Zusammengefasst haben diese Institution meist drei Aufgaben:

Sie erleichtern Forschern und Studenten den Zugang zum Meer, informieren interessierte Laien und als Meeresobservatorien, überwachen sie Veränderungen im Meer.

Alle 12 Stationen sind mit ihren historischen Gebäuden bestimmt einen Besuch wert. Persönlich kann ich nur von Banyuls berichten und dort lohnt es sich auf jeden Fall vorbeizufahren oder vielleicht an einer Exkursion teilzunehmen.

 

 

Liste der Stationen:

Banyuls/Mer

Roscoff

Villefranche/Mer

Concarneau

Endoumene

Wimereux

Luc/mer

Sète

Dinard

Boulogne /mer

Seyne/Mer

Arcachon

 

Quellen:

http://concarneau.mnhn.fr/la-recherche-la-station

http://www.sb-roscoff.fr/sites/www.sb-roscoff.fr/files/documents/station-biologique-roscoff-la-sbr-un-lieu-voue-a-la-science-3072.pdf

http://www.obs-banyuls.fr/fr/l_observatoire_oceanologique/missions/recherche.html

 

 

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Mit einem Diplom in Biologie in der Tasche, einer halben Doktorarbeit und viele Ideen will ich meinen Senf dazugeben. Meine irrsinnige Begeisterung für Lebewesen und des Lebens Wesen, möchte ich weitervermitteln. Und das an JEDEN. Jeder soll wissen, wie unglaublich Grottenolme sind und warum auch Gliazellen unserer Aufmerksamkeit bedürfen, dass Ratten nicht nur ekelig sind und die heimische Topfpflanze vielleicht bald schon die Nachttischlampe ersetzt. In Tübingen habe ich studiert, in Bern der Forschung den Rücken gekehrt. In Berlin bin ich nun auf der Suche nach Alternativen im Feld der Biologie und Kommunikation. Ganz besonders nach meinem Geschmack sind verrückte, unglaubliche oder einfach nur lustige Geschichten aus Ökologie, Evolution, Medizin und Technik. Schmeckt euch der Senf? Sonst mischt doch mal mit! Mathilde Bessert-Nettelbeck

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