Wie beeinflusst der Mensch die Evolution?

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Das der Mensch in großem Umfang in seine Umwelt eingreift und ganz neutral gesprochen diese verändert dürfte seit der ausgebrochenen Klimapanik nichts neues mehr sein. Doch wie verändern diese selbst herbeigeführten Veränderungen die Tiere und deren Ökosysteme? Auch auf evolutionärer Ebene müssen sich diese anpassen, an veränderte und geschrumpfte Lebensräume, Umweltverschmutzung und auch an die Jagd durch den Menschen.

Ein Team um den kanadischen Forscher Chris Darimont hat versucht mit einer Meta-Studie herauszufinden wie schnell die menschliche Selektion durch Jagd auf Tiere wirkt. Denn der Mensch unterscheidet sich in seinem Jagdverhalten von fast allen anderen Tieren: Die meisten Tiere erbeuten bei der Jagd junge/kranke/alte Tiere, doch bei dem Menschen sieht das anders aus.

Wir konzentrieren uns auf große, gesunde Tiere die den meisten Gewinn abwerfen. Möglich wird das dadurch das es für uns kein großes Problem mehr ist genau diese Tiere zu erbeuten. So fischen wir, bedingt durch die Größe der Maschen in den Netzen nur Tiere mit einer minimalen Größe ab.

Dadurch entsteht ein Selektionsvorteil für kleine Fische und es wird ein Vorteil möglichst schnell seine Nachkommen zu zeugen, denn wenn man größer wird kann es schon zu spät sein.

Doch kommen wir nun zu den Zahlen der Studie: Die Forscher vergleichen die Evolutionsraten in 40 Beispielen in denen die Tiere aktiv vom Menschen bejagt wurden mit denen aus 20 Beispielen in denen gar kein menschlicher Einfluss vorhanden waren und mit 25 Beispielen in denen sich der menschliche Einfluss auf indirekte Veränderungen der Umwelt – wie Verschmutzung – beschränkten.

In 95% der Fälle wurden bei den vom Menschen gejagten Tieren eine morphologische Veränderung, wie schrumpfende Körpergröße, gefunden wobei die Veränderung im Mittel gute 18% betrugen.
Doch auch die Entwicklung der Tiere wurde beeinflusst, wie z.B. früheres zeugen der Nachkommen: Ganze 97% der betrachteten Tiere zeigten diese Änderungen um im Schnitt fast 25%.

Das hört sich schon beeindruckend an, doch um vergleichbarere Werte zu bekommen wurden die Einzelwerte umgerechnet in die schöne Einheit “Darwin”, eine Einheit die J.B.S. Haldane 1949 einführte. Dabei entspricht 1 Darwin einer Veränderung eines Merkmals um den Faktor e innerhalb von einer Million Jahren.

Und nun kann man sich mal anschauen um wieviel Prozent die menschliche Selektion durch Jagd schneller verläuft als die natürliche Selektion: Um mehr als 300%! Und selbst im Vergleich von beeinflusster Selektion durch Jagd und beinflusster Selektion durch andere menschliche Faktoren liegt die Jagd immer noch mit 50% vorne.

Was dies für die Ökosysteme bedeutet kann man bislang vermutlich nur grob raten.


C. T. Darimont, S. M. Carlson, M. T. Kinnison, P. C. Paquet, T. E. Reimchen, C. C. Wilmers (2009). Human predators outpace other agents of trait change in the wild Proceedings of the National Academy of Sciences, 106 (3), 952-954 DOI: 10.1073/pnas.0809235106

R Law (2000). Fishing, selection, and phenotypic evolution ICES Journal of Marine Science, 57 (3), 659-668 DOI: 10.1006/jmsc.2000.0731

Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

3 Kommentare

  1. Danke

    Wirklich interessant. Man könnte ja annehmen , dass Lebewesen die den die Menschheit eliminieren wohl die Konsequenz aus unserem zerstörerischem Verhalten sind. Ausser natürlich der Mensch eleminiert vorher solche Lebewesen oder sich selbst… Hoffentlich kommt es nicht so!

    “Verschlechtert” der Mensch eigentlich seine Gene durch die Medizin sodass schlechte Gene nicht mehr von der Verbreitung abgehalten werden ?

    Grüße aus NRW

  2. Schlechte Gene

    Bewertende Wörter wie “schlecht” oder “gut” benutzt man bei Genen eigentlich nicht, manche Gene sind u.U. schadhaft für den Menschen, sind in anderen Umständen aber von Vorteil. Ein gutes Beispiel wäre das Allel, das mit der Sichelzellenanämie verbunden wird: Unter bestimmten Umständen kristallisiert bei Sauerstoffmangel das Hämoglobin in den roten Blutkörperchen, was zum Tod führen kann.
    Der Vorteil aber: Das gleiche Allel scheint für eine erhöhte Malariaresistenz zuständig zu sein, weshalb es vor allem in Menschen aus Mittel- und Nordafrika zu finden ist.
    In diesem Fall lässt sich also sicherlich nicht sagen, ob das Gen “gut” oder “schlecht” ist.

    Und ob der Mensch unvorteilhafte Gene durch die moderne Medizin verbreitet: Ich würde sagen ja, da unvorteilhafte Gene, die früher ausstarben, heutzutage durch Medizin in nächste Generationen übertragen werden kann.

    Grüße aus Queensland 🙂

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