Von Pilzen und Ameisen

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researchblogging Philipp sagt Philipp sagt:
Hallo! Ich hab hier jetzt schon länger nix geschrieben, da ich grad am Anfang meiner Bachelorarbeit steh und deshalb relativ wenig Zeit hab (hust hust). Da mein Thema sich größtenteils um „computational predictions“ und alternativem Spleißen in Pflanzen dreht ist es m.E. zu trocken für dieses Blog;
wer aber trotzdem was drüber lesen will (man kann ja noch hoffen) darf sich gerne in den Kommentaren melden!

Weil ich aber hier auch mal wieder schreiben möchte (Basti soll ja nich alle Lorbeeren ernten) möchte ich heute folgende, sehr interessante Publikation über die Beziehungen zwischen Blattschneiderameisen und Pilzen vorstellen: Candicidin-producing Streptomyces support leaf-cutting ants to protect their fungus garden against the pathogenic fungus Escovopsis.
Wie man schon vor Erscheinen dieses Papers wusste, halten sich manche Blattschneiderameisen-arten wie z.B. Acromyrmex octospinosus Pilze in ihrem unterirdischen Bau, um sich von ihnen zu ernähren. Damit die Pilze nicht verhungern, sammeln die Ameisen Blätter, zerkauen diese und füttern damit die Pilzkolonien. Damit es den Pilzen immer gut geht wird um die Pilzkolonien aufgeräumt, und die Ameisen sekretieren bestimmte Chemikalien auf die Pilze, damit diese sich keine Krankheit einfangen.

Früher dachte man, dass diese Kolonien nur aus einer einzigen Pilzart namens Leucoagaricus bestehen würden, inzwischen ist jedoch klar, dass mehrere Pilzarten sich einen Lebensraum teilen, manche davon gut für die Ameisen, manche eher schlecht. Heute geht es um Escovopsis sp., ein Pilz, der sich von Leucoagaricus ernährt. Das kann den gesamten Ameisenbau gefährden, da so eine wichtige Lebensgrundlage der Ameisen verloren geht.

Glücklicherweise hilft den Ameisen dabei Streptomyces sp., noch ein Pilz ein Bakterium, das gegen Escovopsis sp. wirkt – wie genau, wusste man früher noch nicht.
(Hier gibt es ein Paper, welches die Beziehungen zwischen den Ameisen und Pilzen klärt)

Was jetzt neu ist (und mich zu diesem Thema gebracht hat): Die Forschergruppe um Frau Haeder hat die chemische Grundlage der Pilzabwehr identifiziert, ein Stoff namens Candicidin, welcher von Streptomyces, aber auch von einigen weiter entfernten Pilzen produziert wird, um räuberische Pilze aufzuhalten. So wird das Gleichgewicht im Garten beibehalten.

Ein tolles Beispiel für die verschlungenen Wege der Evolution, welche solch komplizierten Wechselwirkungen zwischen (mindestens – wer weiß, was da noch kommt!) drei Teilnehmern erlaubt.


Haeder, S., Wirth, R., Herz, H., & Spiteller, D. (2009). Candicidin-producing Streptomyces support leaf-cutting ants to protect their fungus garden against the pathogenic fungus Escovopsis Proceedings of the National Academy of Sciences, 106 (12), 4742-4746 DOI: 10.1073/pnas.0812082106
Currie, C., Scott, J., Summerbell, R., & Malloch, D. (1999). Fungus-growing ants use antibiotic-producing bacteria to control garden parasites Nature, 398 (6729), 701-704 DOI: 10.1038/19519

Veröffentlicht von

Philipp hat einen Bachelor in Biologie, ein Graduate Certificate in IT und studiert momentan für seinen Master in IT in einem übertrieben großen Land voller Spinnen und Schafe. Für die Bierologie schreibt er zumeist über Biologie, Evolution und allem was an den Rändern der Gebiete noch so angeschwemmt wird.

2 Kommentare

  1. Streptomyces kein Pilz

    Obwohl der Name so klingt, Streptomyceten sind gram-positive aerobe Bodenbakterien, keine Pilze.
    Hab vor 15 Jahren meine Diplomarbeit mit Streptomyces bestritten, da musste ich jetzt einfach meinen Senf abgeben.

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