Sollte man Hummer lebendig kochen?

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Während es mittlerweile recht unumstritten ist das Wirbeltiere gemeinhin Schmerz als solchen spüren können so sieht es bei den Invertebraten ganz anders aus. Anders lässt sich auch nicht erklären dass es völlig legitim erscheint Hummer bei lebendigem Leibe in kochendes Wasser zu schmeissen um Delikatessen aus ihnen zu machen.

Tierschutzorganisationen zweifeln, allerdings mehr aus Prinzip, schon lange daran dass es so stimmt das Krebse keine Schmerzen spüren können. Doch nun haben sich Forscher der Universität Belfast das Ganze mal genauer angeschaut, und zwar bei den kleinen Einsiedlerkrebsen der Art Pagurus bernhardus, zu deutsch auch schlicht Gemeiner Einsiedlerkrebs.

Doch Schmerzen bei Tieren festzustellen ist gar nicht so einfach, können sie weder sagen dass es unangenehm ist und in diesem Fall auch sonst recht wenig tun um ihrem Unbehagen Ausdruck zu verleihen. Eine Möglichkeit trotzdem zu überprüfen ob Tiere Schmerzen empfinden ist es sie in eine Situation zu bringen wo sie ihre Entscheidungen abwägen müssen. So bleiben Fische beispielsweise Fische länger an einem Ort an dem sie mit Elektroschocks geärgert werden wenn sie dafür Nahrung vorfinden.

Recht ähnlich war auch der Versuch mit den Krebsen angelegt: Die Einsiedlerkrebse leben in den leeren Gehäusen von Schnecken und schützen sich so vor dem gefressen werden. Dabei bevorzugen sie jedoch die Gehäuse einiger Schneckenarten gegenüber anderen. Genauer gesagt bevorzugen sie die Gehäuse der Art Littorina obtusata gegenüber den Gehäusen der Art Gibbula cineraria, doch die Namen müssen uns auch gar nicht weiter interessieren. Sicher ist nur: Die eine Art ist für die Krebse toller als die andere und überhaupt ist ein Gehäuse besser als gar keins.

Der eigentliche Test wurde auch hier mit Elektroschocks durchgeführt. Dazu haben die Forscher von beiden Arten Gehäuse gesammelt und in diese kleine Elektroden eingefädelt mit denen sie den Krebsen die in den Schneckenhäusern wohnen Elektroschocks verpassen konnten.

Die Theorie der Forscher war: Wenn ein Krebs in einem guten Gehäuse sitzt sollte er potentiell länger den negativen Reiz “Elektroschock” aushalten da ihm das Gehäuse einen größeren Vorteil verschafft.

Und gesagt getan, mal schnell an der Nord-Irischen Küste ein paar Krabben eingefangen, dazu Schneckenhäuser gesammelt, aufgebohrt um die Elektroden anzubringen und los geht es mit dem lustigen Experimentieren. Wenn die Krebse erstmal in den Häusern eingezogen waren und alles gut war bekamen sie Elektroschocks steigender Intensität, direkt an ihrem Abdomen abgeliefert. Gemessen wurde dann ab welcher Intensität die Krebse die erste Reaktion zeigten, ab welcher Intensität die Krabben ihr Heim fluchtartig verliessen, die Zeit bis sie wieder in das Heim zurückkehrten und noch einige andere Verhaltensweisen wie “Tasten” mit den Klauen.

Spannung

Die Ergebnisse entsprachen dabei weitestgehend der Arbeitshypothese: Es war egal in welcher Gehäuseart die Krebse untergekommen waren: Die Intensität war gleich hoch bis die Tiere zum ersten mal überhaupt auf den Reiz reagierten. Jedoch hielten es die Tiere in den bevorzugten Littorina-Gehäusen bis zu einer höheren Intensität aus bis sie flüchteten. An der Zeit die Krabben brauchten bis sie sich zurücktrauten änderte sich nichts.

Dadurch das die Intensität für die erste Reaktion bei beiden Gehäusearten gleich war, sich jedoch unterscheidet in dem Punkt ab wann die Krebse ihr Schneckenhaus verlassen spricht dabei recht deutlich dafür dass die den negativen Reiz, lies Schmerz, bewusst wahrnehmen können und entscheiden ab wann der Schmerz zu groß wird und die Behausung dies nicht mehr rechtfertigt.

Darüber könnte man dann vielleicht mal kurz nachdenken bevor man sich den nächsten Hummer einverleiben möchte.


Appel, M., & Elwood, R. (2009). Motivational trade-offs and potential pain experience in hermit crabs Applied Animal Behaviour Science DOI: 10.1016/j.applanim.2009.03.013

Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

2 Kommentare

  1. Ja!

    Ich bin der Meinung, dass man Hummer lebendig kochen sollte, denn frisch schmeckt er immer noch am Besten. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie bereits totet Hummer schmecken soll.

    Die Preise sind nicht umsonst so hoch für einen leckeren Hummer!

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