Sexuelle Belästigung im Tierreich

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researchblogging Bastian sagt Bastian sagt:
Nachdem alle Welt ja heute schon über den LHC berichtet möchte ich mich mal einem ganz anderem Thema widmen, und zwar der sexuellen Belästigung im Tierreich (Menschen diesmal ausgeschlossen).

So haben Verhaltensbiologen auf Marion Island beobachten können wie ein Antarktischer Seebär (Arctocephalus gazella, wenn man schon über solche Dinge forscht oder gar Paper veröffentlicht sollte man wenigstens mit den wissenschaftlichen Artnamen den Anschein von Seriösität wahren) der über eine 3/4 Stunde erfolglos versuchte mit einem Königspinguin (Aptenodytes patagonicus) zu kopulieren.

Einen Erklärungsansatz für dieses Verhalten sehen die Forscher dabei in dem Revierverhalten der Seebären, bereits mit 3-4 Jahren werden die Tiere geschlechtsreif, schaffen es jedoch meist nicht vor dem 8. Lebensjahr ein eigenes Revier zu verteidigen. Und gerade diese Jungtiere zeigten solch ein Verhalten, wohl aus einer Mischung aus unausgelasteten Trieben & Unerfahrenheit.

Tja, wieder was gelernt, und für Freunde der artübergreifenden Erotik haben die Forscher im Paper sogar Fotos… Bitte Philipp, du darfst nun mit homosexuellen, nekrophilen Enten fortfahren.

Philipp sagt Philipp sagt:
Auja. Nekrophilie wurde schon oft im Tierreich beobachtet, Homosexualität sowieso. Beides zusammen bis dato nur einmal, nämlich 1995 am Natuurmuseum (das heißt so!) Rotterdam.

Beschrieben in diesem Paper, sogar grandios mit Beweisfotos. Für solch meisterliche Wissenschaftlichkeit gabs sogar den Ig-Nobelpreis!
Kurz zusammengefasst: Autor sitzt in seinem Büro mit schöner Glasfassade, Ente knallt ein Stockwerk tiefer gegen die Scheibe, Autor geht runter um zu gucken ob das Stockwerk noch steht, sieht tote Ente sowie zweite, noch lebende Ente welche sich sogleich an der ersten vergeht.

Der Autor meinte das Paper offensichtlich nicht ernst und beschreibt in schön trockenem Humor die ganze Sache (Beweiszitat: „An unusual loud bang, one floor below my office, indicated yet another collision and an addition to the bird collection.“). Tolle Details: Um Fotos zu machen verscheuchte der Autor C.W. Moeliker den „Täter“ vom „Opfer“ nach geschlagenen 75 Minuten!
Und auch dann ließ sich die Ente nur widerwillig vertreiben.
Er mutmaßt, dass die Enten sich vor der Kollision auf einem „rape flight“ befanden, dass also die getötete Ente (moment, das heißt ja Erpel) auf der Flucht vorm anderen Erpel nur versehentlich gegen die Scheibe geknallt ist. Der Attackierer war dann wohl zu hartnäckig, um sich um seine Belohnung bringen zu lassen.

 


P. J. Nico Bruyn, Cheryl A. Tosh, Marthán N. Bester (2008). Sexual harassment of a king penguin by an Antarctic fur seal Journal of Ethology, 26 (2), 295-297 DOI: 10.1007/s10164-007-0073-9

 

Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

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