Mehr Buchempfehlungen

BLOG: Bierologie

Weissbier & Wissenschaft
Bierologie

Wieder ein paar Bücher durch – Zeit also, die Dinger zu besprechen!

Charles Darwin – Autobiographie

Ein wenig verspätet zum Darwin-Jahr, aber trotzdem: wer sich in das Werk Darwins einlesen möchte, ist mit der Autobiographie zum Start gut beraten. Kurz und prägnant kann man sich an den doch etwas ältlicheren Stil gewöhnen. Mir persönlich stellenweise zu kurz und knapp, trotzdem interessant. Und kostenlos sowieso. Zumindest auf Englisch.

Tim Wu – The Master Switch

Die Geschichte jeder Informationstechnologie – Radio, TV, Telefon etc. Zu trocken geschrieben für mich, jedoch durchgequält. Sein Hauptpunkt: Wie alle alten Technologien wird auch das Internet enden, nämlich als hochreguliertes, von wenigen Unternehmen gesteuertes praktisch totes System. Auch Radio fing mal so an: Niemand schrieb fest, auf welchen Sequenzen gesendet wurde, niemand überwachte, was über den Äther kam. Heutzutage muss man sich beim Staat einen nicht ganz billigen Platz kaufen.
Ich glaube, seine Zukunftsaussicht ist zu pessimistisch – ist das Internet doch heute ein wesentlich größerer Bestandteil eines jeden Alltags. Trotzdem klingt da die Netzneutralitätsdebatte an – zeigt sie doch den Anfang der gleichen Entwicklung des Radios/TVs.

Mario Puzo – Der Pate

Wesentlich besser als der Film (was ich nicht erwartet hätte), wird in “Der Pate” die Geschichte eines US-Mafiaclans erzählt. Im Gegensatz zum Film (und der ganzen darausresultierenden Schrott-“Gangster”-Kultur) sind im Buch alle Protagonisten menschlich, sie sind aufgrund der Umstände zu ihren Aktionen gezwungen. Don Corleone ist keine Gesichtsbulldogge sondern eher ein halbierter Charakter: eine Seite erteilt Tötungsbefehle “strictly business”, die andere Seite ist zutiefst am Wohl der Mitmenschen interessiert. Für Manager wesentlich eher zu empfehlen als der üblich hoch-gehypte Kram (Machiavellis Der Prinz, oder Sun Tzus Die Kunst Des Krieges z.B.).

Surely you’re joking, Mr. Feynman

Eine autobiografische Sammlung von Anekdoten und Essays des Physik-Nobelpreisträgers Richard Feynman. Ich finde, ein großartiges Plädoyer über die Notwendigkeit der Neugier, kommt doch an jeder Ecke die Liebe am Neuen (und damit an der Wissenschaft) zum Vorschein. Ich finde seine Teilnahme am Manhattan-Projekt immer noch, grob gesagt, unter aller Sau, aber ich war damals nicht am Leben und kann deshalb nicht beurteilen, unter welchen Umständen sich die Mitarbeiter des Projektes dafür entschieden hatten. Trotzdem schön zu lesen, wie Feynman und seine Ehefrau ständig die Zensurstelle der Armee zur Weißglut brachten, oder wie “respektlos” Feynman mit Autoritäten umging. Trotzdem mochten ihn die “Autoritäten”, wie z.B. Niels Bohr, da er stets seine Meinung vortrug, ohne Angst oder Realisierung der möglichen Konsequenzen. In diesem Punkt: vorbildlich!

Hunter S. Thompson – Hell’s Angels

Der Durchbruch für Thompson: Die Zusammenfassung seiner Zeit als offener Reporter bei den Hell’s Angels, der berühmten Motorradgang/-gruppe/-familie/-kriminellen Vereinigung. Für mich besser als Fear and Loathing in Las Vegas, schwingt hier doch mehr Wahrheit mit – und Verständnis für die Verlierer der Gesellschaft. Auch schön die Anekdote, in der Thompson nachts rackenbreit neben einem vollbärtigen Ginsberg steht und zuhört, wie interessiert ein Polizist Ginsberg über die erforderliche Zeit für einen Vollbart ausfragt. Oder: Thompson’s Nachbarn beschweren sich über den nächtlichen Lärm scheinbar aufgrund der ständigen Angels, dabei war es immer Thompson selbst, der u.a. mit Schrotflinte seine Hintertür aus den Angeln schoss.

Uwe Tellkamp – Der Turm

Mein liebstes deutschsprachiges Buch der letzten, keine Ahnung, 10, 15 Jahre? Ein großartiges, vielschichtiges, verliebenswertes Buch, zufälligerweise gleichzeitig mit Die Vermessung der Welt gelesen und Der Turm für signifikant besser empfunden. Grob gesagt, die Geschichte der Jugend des Autors (die Passagen geschrieben von Meno konnte ich getrost überspringen) in der DDR, die wenigen Jahre vorm Mauerfall. Falls mich jemand fragt wie’s in der DDR aussah, kann ich dem/derjenigen Der Turm in die Hand packen.

Veröffentlicht von

Philipp hat einen Bachelor in Biologie, ein Graduate Certificate in IT und studiert momentan für seinen Master in IT in einem übertrieben großen Land voller Spinnen und Schafe. Für die Bierologie schreibt er zumeist über Biologie, Evolution und allem was an den Rändern der Gebiete noch so angeschwemmt wird.

Schreibe einen Kommentar