Altersbestimmung von HIV

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Die meisten Leute denken bei den Anfängen von HIV sicherlich an die Welle von Infektionen in den 80ern wo sich der Virus erstmals einer breiteren Masse von Menschen zeigte. Weniger bekannt ist es da schon, dass die älteste, nachgewiesene Infektion mit HIV von 1959 stammt.

Doch wie alt ist das HI-Virus denn nun wirklich? Dieser Frage ging ein Team von Forschern um Michael Worobey von der University of Arizona nach. Dafür untersuchten sie in Paraffin eingebettete Gewebeproben aus Kinshasa die zwischen 1958 und 1960 entnommen & fixiert worden waren. Und in einem Fall, einer Probe eines Lymphknotens aus dem Jahre 1960, wurden sie fündig und konnten die RNA von HIV-1 nachweisen.

An sich ist das nun nicht so spannend, denn immerhin stammt die älteste nachgewiesene Probe wie gesagt aus dem Jahre 1959. Doch das Team hat mit Hilfe der Bioinformatik einen Datensatz bestehend aus alten und aktuellen Sequenzen analysiert.

Die genauen Details spare ich mir an dieser Stelle mal, denn die Mathematik dahinter ist nicht ganz so trivial wie man meinen könnte und zumindest ich mag das hier nicht vereinfacht darstellen, aber prinzipiell arbeitet man mit dem Prinzip der Molecular Clock.
Für den Fall das man die Mutationsrate für den betrachteten Fall bestimmen kann ergibt sich nämlich eine Beziehung zwischen den Sequenzunterschieden im Erbgut und der verstrichenen Zeit. Ermittelt man nun die Unterschiede in den Sequenzen kann man daraus auf die Evolutionsdauer schliessen.

Und genau dies haben die Forscher getan, und dabei festgestellt, dass es das HI-Virus vermutlich schon seit Anfang des 20. Jahrhundertes existiert. Bleibt wohl nicht viel als dann bald mal den 100ten Geburtstag von HIV zu feiern.


Michael Worobey, Marlea Gemmel, Dirk E. Teuwen, Tamara Haselkorn, Kevin Kunstman, Michael Bunce, Jean-Jacques Muyembe, Jean-Marie M. Kabongo, Raphaël M. Kalengayi, Eric Van Marck, M. Thomas P. Gilbert, Steven M. Wolinsky (2008). Direct evidence of extensive diversity of HIV-1 in Kinshasa by 1960 Nature, 455 (7213), 661-664 DOI: 10.1038/nature07390

Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

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