Neue Quantensprünge – Die zweite Generation von Quanten-Technologien

BLOG: Beobachtungen der Wissenschaft

Grenzgänge in den heutigen Wissenschaften
Beobachtungen der Wissenschaft

Noch immer, nahezu hundert Jahre nach ihrer Entstehung, bietet die Quantenphysik unter Nichtphysikern – und zuweilen auch Physikern – reichlich Stoff für Verwirrung. Es erweist sich als praktisch unmöglich, sie mit unserem gesunden Menschenverstand nachzuvollziehen. Das Wesen von Quantenobjekten mit ihren Eigenschaften wie Welle-Teilchen-Dualismus, Superpositionen von verschiedenen Zuständen, beobachterabhängigen Messergebnissen, zeitlosem Zerfall von Wellenfunktionen und der geisterhaften Verschränkung räumlich getrennter Teilchen lässt sich nur schwer mit unseren bestehenden anschaulichen Vorstellungen und den philosophischen Begriffen unseres Denkens vereinbaren.

So führt die eigenartige abstrakte Unanschaulichkeit der Quantenphysik auch dazu, dass sie heute für alle möglichen Formen esoterischer Quacksalberei missbraucht wird. Das geht es um „Quantenheilung“ (Wunderheilungen durch Seelenreinigung), „Quanten-Feng-Shui“ (spirituelle Wohnungseinrichtungen), „Quanten-Resonanz“ (universell-perfekte Liebesbeziehungen) und sonstigen Unsinn, den Esoteriker gerne mit „Quanten“ assoziieren, munter schlussfolgernd, dass, wenn die Quantenphysik bizarr klingende Aussagen macht, alles bizarr Klingende deshalb auch zur Quantenphysik gehören muss. Und immer mal wieder muss die Quantenphysik auch für das so sehnlichst erwünschte tiefere Zusammenspiel zwischen Geist und Materie herhalten (wie beispielsweise im neusten Buch des Enkels von Thomas Mann, dem Psychologie und Theologen Frido Mann, und seiner Frau Christine Mann, Tochter Werner Heisenbergs und ebenfalls Psychologin („Es werde Licht“, S. Fischer Verlag, 2017)).

Dabei ist die Quantenphysik längst konkreter Teil unseres Lebens. Jede Elektronik, alle Digitaltechnologien, Laser, Mobiltelefon, Satelliten, Fernseher, Radio, und auch die moderne Chemie und medizinische Diagnostik beruhen auf ihr. Wir vertrauen tagtäglich ihren Gesetzen, wenn wir in ein Auto steigen (und uns auf die Bordelektronik verlassen), den Computer hochfahren (der aus integrierten Schaltkreisen, d.h. einer nur auf Quantenphänomenen beruhender Elektronik, besteht), Musik hören (CDs werden durch Laser, einem reinen Quantenphänomen, ausgelesen), Röntgen- oder MRT-Aufnahmen machen oder mittels unseres Handys (ebenfalls voll mit Mikroelektronik) kommunizieren. Und nicht zuletzt die Nukleartechnologie beruht auf ihr. So war die allererste technische Anwendung der neuen Quantentheorie zugleich die furchtbarste Waffe, die jemals militärisch eingesetzt wurde, die Atombombe. Wir können ohne weiteres behaupten, dass die Quantentheorie die einflussreichste Theorie des 20. Jahrhunderts darstellt.

Und sie könnte auch das 21. Jahrhundert massgeblich prägen. Denn die Quantenphysik hat ihr technologisches Potential noch keineswegs ausgereizt. Im Gegenteil, bis heute werden wir immer wieder Zeugen von Überraschungen und Neuigkeiten auf ihrem Gebiet. Und in ebenso regelmässigen Abständen erfahren wir von technologischen Neuerungen, die auf Quanteneffekten beruhen. Beispiele sind die 1986 entdeckte Hochtemperatursupraleiter (Nobelpreis 1987), der ebenfalls in den 1980ern bzw. 1990ern entdeckte Quanten-Hall-Effekt (Nobelpreis 1987 und 1998), LED Licht (Nobelpreis 2014), die erst in den letzten Jahren entwickelte Technologie der Quanten-Kryptologie (Nobelpreis 2012) oder auch neue „Wunderstoffe“ wie „Graphen“ (Nobelpreis 2010), auf denen zukünftig eine noch viel leistungsfähigere Elektronik aufbauen könnte.

Neue Quantentechnologien könnten uns zuletzt aber auch den Weg zur Umsetzung zweier von niemandem geringeren als Richard Feynman ausgesprochenen technologischen Visionen eröffnen: Erstens, dass es technisch möglich sein sollte, individuelle Atome zu manipulieren (Feynman 1959). Wir bezeichnen diese Entwicklung heute als „Nano-Technologie“, von vielen Techno-Advokaten bereits als eine der aufregendsten Zukunftstechnologien deklariert. Zweitens, die vielleicht noch packendere Vision eines sogenannten „Quantencomputers“ (Feynman 1981). Dieser vermag auf zahlreichen Quantenzuständen, so genannten „Quantenbits“ (Qubits), parallel zu rechnen, anstatt wie klassische Computer Information Bit für Bit zu verarbeiten. Mit seiner Hilfe liessen sich Probleme lösen, die für die heute in Physik, Biologie, Wetterforschung und anderswo eingesetzten ‚Supercomputer‘ noch bei weitem zu komplex sind.

Konkret beruhen Quantencomputer auf dem Phänomen der Verschränkung, dem wohl bizarrsten Phänomen in der Quantenwelt: Eine Anzahl von Quantenteilchen lassen sich in einen Zustand bringen, in denen sie sich so verhalten, als wären sie mit einer Geisterhand aneinandergekoppelt, auch wenn sie räumlich weit voneinander entfernt sind. Jedes Teilchen „weiss“ dann sozusagen, was die anderen gerade treiben. Sie gehören allesamt einer gemeinsamen physikalischen Entität (die Physiker sagen: einer „Wellenfunktion“) an. Zwischen den Teilchen besteht dann eine Korrelation, die eine instantane Vorhersage darüber erlaubt, welcher Zustand bei dem einen Teilchen realisiert ist, wenn man das andere gemessen hat, auch dann, wenn viele Kilometer zwischen ihnen liegen. Es ist so, als wenn jemand in Deutschland instantan spüren würde, was seinem Zwilling in Australien gerade passiert.

Mit einem solchen Ensemble von verschränkten Qubits können die Physiker, so erhoffen sie sich, auf allen möglichen seiner Zustände simultan operieren. Während ein normaler Computer all die Bits, die er hintereinander in vielen, vielen Schritten bearbeiten, d.h. von jeweils 0 auf 1 bzw. von 1 auf 0 umlegen muss, kann ein Quantencomputer alle diese Schritte mit einem Mal verarbeiten. Diese hochgradige Parallelisierung der Operationen erhöht die Rechenleistung des Computers exponentiell mit der Anzahl der Qubits, im Gegensatz zu einem klassischen, sequentiell arbeitenden Computer, dessen Rechenleitung nur linear mit der Anzahl der verfügbaren Rechenbausteine ansteigt.

Eine weitere neue Quantentechnologie sorgt schliesslich für eine effiziente und störungsfreie Übertragung von Qubits: die ‚Quanten-Teleportation‘, d.h. der Transport von Qubits zwischen zwei Orten. Grundlage dieser Technologie ist, dass zwei Quantenteilchen (z.B. Photonen) zu einem gemeinsamen quantenphysikalischen Zustand verschränkt und anschließend räumlich getrennt werden, ohne dass dabei ihr gemeinsamer Zustand zerstört wird. Eines der Teilchen wird zum Empfänger gesendet, das andere wird beim Sender mit der zu teleportierenden (Quanten-)Information (Qubit) überlagert. Durch eine Messung am Sender bestimmt sich nach den Gesetzen der Quantenphysik automatisch und augenblicklich auch der Zustand des entfernten verschränkten Teilchens, ohne dass zwischen beiden irgendeine direkte Interaktion stattfindet. Das Ergebnis dieser Messung wird dann konventionell an den Empfänger übertragen. Mit dieser Information kann dessen Qubit dann so transformiert werden, dass es den gleichen Zustand wie das Sender-Qubit besitzt. Auf diese Weise wurde die gewünschte (Quanten-)Information vom Sender zum Empfänger gebracht, ohne dass das Teilchen dabei physisch transportiert wird. Mit Quanten-Teleportation scheint neben dem Quantencomputer auch das „Quanteninternet“ zum Greifen nah zu sein.

Hadern die meisten von uns noch mit den erkenntnistheoretischen und philosophischen Implikationen der Quantenphysik, so sollten wir zugleich gut auf ihr weiterhin beispiellos revolutionäres technologisches Zukunftspotenzial achten. Denn das Verständnis der neuen Quantentechnologien eröffnet uns einen Blick in die Ferne, in eine Zukunft, die uns schon sehr bald bevorsteht.

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www.larsjaeger.ch

Jahrgang 1969 habe ich in den 1990er Jahren Physik und Philosophie an der Universität Bonn und der École Polytechnique in Paris studiert, bevor ich am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden im Bereich theoretischer Physik promoviert und dort auch im Rahmen von Post-Doc-Studien weiter auf dem Gebiet der nichtlinearen Dynamik geforscht habe. Vorher hatte ich auch auf dem Gebiet der Quantenfeldtheorien und Teilchenphysik gearbeitet. Unterdessen lebe ich seit nahezu 20 Jahren in der Schweiz. Seit zahlreichen Jahren beschäftigte ich mich mit Grenzfragen der modernen (sowie historischen) Wissenschaften. In meinen Büchern, Blogs und Artikeln konzentriere ich mich auf die Themen Naturwissenschaft, Philosophie und Spiritualität, insbesondere auf die Geschichte der Naturwissenschaft, ihrem Verhältnis zu spirituellen Traditionen und ihrem Einfluss auf die moderne Gesellschaft. In der Vergangenheit habe ich zudem zu Investment-Themen (Alternative Investments) geschrieben. Meine beiden Bücher „Naturwissenschaft: Eine Biographie“ und „Wissenschaft und Spiritualität“ erschienen im Springer Spektrum Verlag 2015 und 2016. Meinen Blog führe ich seit 2014 auch unter www.larsjaeger.ch.

32 Kommentare

  1. Zwei Laien-Fragen :

    1.) Ist es korrekt, dass Quantencomputer mit einem Intervall / Range arbeiten könnten, so dass bspw. eine Multiplikation von Vektoren berechnet werden könnte, aber nicht auf zuzusagen herkömmlichen Wege, sondern sozusagen intrinsisch?

    2.) Ist die überlichtschnelle Übertragung von Information so möglich, mit genau 2c?
    Wenn sich diametral entgegengesetzt bspw. verschränkte Photonen von einem Sender entfernen und an der Empfänger-Station A i.p. ihres Zustands, sog. Polarisationsfilter angelegt, gemessen werden, um dann an der entgegengesetzten Empfänger-Station B genau so gemessen zu werden?

    MFG
    Dr. Webbaer

      • @ Joker :

        Was wird denn I.E. wie oben beschrieben mit sozusagen doppelter Lichtgeschwindigkeit übertragen, Data ohne Informationsgehalt?

        MFG
        Dr. Webbaer

        • @ Dr. Webbaer

          “Was wird denn I.E. wie oben beschrieben mit sozusagen doppelter Lichtgeschwindigkeit übertragen, Data ohne Informationsgehalt?”

          Benennen Sie es wie sie wollen, Information, Datum oder einfach nur Zustand, nichts wird mit doppelter Lichtgeschwindigkeit übertragen. Auch Quantencomputer sind von dieser Welt und aufgefordert, sich entsprechend zu verhalten.

          • Bonuskommentar:

            Selbst wenn Quantencomputer mal verdammt schnell werden sollten, 600.000 kb/s ist nicht doppelte Lichtgeschwindigkeit.

          • @ Joker :

            Was wird denn I.E. wie oben beschrieben mit sozusagen doppelter Lichtgeschwindigkeit übertragen, Data ohne Informationsgehalt? [Dr. Webbaer]

            Benennen Sie es wie sie wollen, Information, Datum oder einfach nur Zustand, nichts wird mit doppelter Lichtgeschwindigkeit übertragen. [Kommentatorenfreund ‘Joker’]

            Sie sagen hier nicht aus, sie setzen, ‘definieren’ und werden insofern metaphysisch, anscheinend ohne dies zu ahnen.

            Naturgesetze‘ sind von erkennenden Subjekten gesetzt, sie werden idR Regel gesetzt, wenn sie empirisch sozusagen besonders stabil sind, bei der Gravitationstheorie könnte dies klar sein (“weil ansonsten sozusagen alles wegfliegen würde”).
            Ansonsten, plump retournierend:
            -> http://www.wayne-interessierts.de (und explizit nicht dieser kleine Auseinandersetzung dienlich, ein Gag liegt vor)

            Andererseits sind sog. Naturgesetze schlicht physikalische Theorien, die gerne empirisch adäquat (das Fachwort) bleiben dürfen, selbst aber, wenn sie dies nicht tun, noch einen bestimmten Wert behalten könnten (für nachfolgende Theoretisierung oder Sichtenbildung).


            Zur eigentlichen Frage zurückkommend: Wenn ein Würfel, ein n-kantiger, in der Folge wird Dr. Webbaer den sechskantigen nennen, wie oben beschrieben versandt wird und dann Ergebnisse, Würfelergebnisse offen legt, die an weit entfernten, äh, Punkten der Welt entstehen (!, synchron), dann darf dies womöglich im informatorischen Sinne wie folgt erklärt werden:

            A) Anna würfelt, dies bedeutet bereits Information, Anna würfelt meint Sachverhalte, B) Bernd beobachtet dies, erst dies macht empirisch sozusagen den Braten erst fett, i.p. Empirismus und C) Anna würfelt eine Zahl zwischen Eins und Sechs, was dann weitere Information bedeutet, die dann allerdings sozusagen mit 2c übertragen wäre.

            MFG
            Dr. Webbaer

          • Wenn man zwei mit einander verschränkte Photonen in zwei von einander entgegengesetzte Richtungen aussendet, und wenn man zwei parallel ausgerichtete Polarisationsfilter vor den beiden Nachweisgeräten einsetzt,
            dann geht immer genau ein verschränktes Photon durch das Polarisationsfilter, und das andere mit ihm verschränkte Photon geht dann nicht durch das Polarisationsfilter.
            Wenn man eines der Nachweisgeräte beobachtet, dann weiß man also genau, was das sehr viel weiter entfernte Photon zur gleichen Zeit macht, aber man weiß nicht, welche der beiden Möglichkeiten stattfinden werden, weil diese zufällig auftreten.
            http://www.quantenphysik-schule.de/epr.htm

          • Herr Bednarik :

            (…) dann geht immer genau ein verschränktes Photon durch das Polarisationsfilter, und das andere mit ihm verschränkte Photon geht dann nicht durch das Polarisationsfilter.

            “Geht dann auch (vs. ‘nicht’) durch den Polarisationsfilter”, dies ist der Gag, weil es genau unendliche Einstellungen der Polarisationsfilter gibt, müssten insofern genau unendliche “versteckte Variablen” im “verschränkten” Gegenstand vorliegen oder eben sogenannte Verschränkung.
            Der Webbaer ist hier vglw. locker, es könnte schon so sein, dass derartige Funktionalität sozusagen verschränkten Gegenstands vorliegt, hält es abär auch für möglich, dass Zeit und Raum schlicht physikalisch minderbestimmt sind und insofern gestaunt wird.

            MFG
            Dr. Webbaer

          • @Bednarik:Gute Beschreibung des Effekts der Verschränkung und der Messung an zwei Photonen. Für mich unterscheidet sich die Quantenwelt von der klassischen Welt am stärksten durch die Unbestimmheit vieler Grössen. Vor der Messung der Polaristion, vor dem Passieren des Polaristionsfilters haben die beiden Photonen keine Polarisation, sondern nur das Potential polarisiert zu werden. Weil auf der Quantenebene noch vieles unentschieden ist, kann man auch sagen, dass erst durch Messungen und verallgemeinert Interaktionen die Realität überhaupt entsteht.

          • Für mich unterscheidet sich die Quantenwelt von der klassischen Welt am stärksten durch die Unbestimm[t]heit vieler Grössen. Vor der Messung der Polaris[a]tion, vor dem Passieren des Polarisationsfilters haben die beiden Photonen keine Polarisation, sondern nur das Potential polarisiert zu werden.

            Nicht ganz klar, werter Herr Martrin Holzherr, das Erkennen ist per se unscharf, ausschnitsartig, näherungsweise und an den Interessen (!) der Erfassenden orientiert.
            Dies ist sozusagen ein intrinsischer Gag der Erfassung, der Konstruktivismus lebt sozusagen davon.

            Witzigerweise ‘unterscheidet sich die Quantenwelt’ nicht sonderlich von der erkannten Welt, das Nash-Equlibrium scheint bspw. allgemein einprogrammiert zu sein, Kooperationsverhältnisse meinend, weil es keinen (gedachten) Zufallsgenerator geben kann, kann es sozusagen ungedachte geben.

            MFG
            Dr. Webbaer

    • Dr. Webbaer schrieb (7. April 2017 @ 12:57):
      > Zwei Laien-Fragen :

      > 1.) Ist es korrekt, dass Quantencomputer mit einem Intervall / Range arbeiten könnten

      Der Fachausdruck, dem diese (Laien-)Intuition vermutlich entspricht, heißt [[Register]];
      von [[Quantenbits]] eines Quantencomputers,
      bzw. von [[Bits]] eines herkömmlichen (klassischen) Computers.

      > […] sozusagen intrinsisch?

      Für Quanten- ebenso wie für klassische Computer bzw. deren Register
      lassen sich (hinreichend viele verschiedene “logische”, “Daten-verarbeitende”) Operationen vorstellen und (evtl.) technisch implementieren,
      durch die der jeweilige Registerzustand (bzw. -Inhalt) insgesamt verändert wird.

      Beim klassischen Computer liegt dabei (so gut wie) immer die [[Transistorlogik]] als elementarer Einzelschritt zugrunde:

      der [[Boolesche]] Wert eines einzelnen Bits (d.h. “entweder so, oder anders”) wird in Abhängigkeit des Boolschen Wertes eines einzelnen anderen Bits entweder gelassen, wie er war, oder in sein (eindeutiges) “Gegenteil” verkehrt.

      Quantencomputer zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass sich auf deren Register Operationen anwenden lassen (sollen), die sich nicht aus solchen “Elementarschritten” zusammengesetzt denken bzw. realisieren lassen, sondern die sozusagen kollektiv oder global wirken.

      Das hat übrigens Konsequenzen für die Beurteilung von Zuverlässigkeit:
      Falls man das Ergebnis einer Rechnung schon durch elementare (und deshalb im höchsten Grade nachprüfbare und zuverlässige) Einzelschritte ermittelt hat,
      dann kann Fall für Fall beurteilt werden, ob ein gegebenes [[Black box]]-[[Orakel]] ebenfalls zuverlässig war, oder gestört.

      > 2.) Ist die überlichtschnelle Übertragung von Information […] möglich,

      Nein: weil (bzw. sofern) “Licht”-Geschwindigkeit hier gerade genau die (maximale) Schnelligkeit der Übertragung von (Erst-)Information meint; a.k.a. Signal-[[Front velocity]] (insbesondere in Unterscheidung zu [[Phase velocity]] oder [[Group velocity]]).

      Formulierungen wie …

      Es ist so, als wenn jemand in Deutschland instantan spüren würde, was seinem Zwilling in Australien gerade passiert.

      … sind also ganz falsch.

      (Falls jemand instantan spürte/sah/wusste, das jemand anderes gespürt/gesehen/gewusst hat, was das erstere Individuum spürte/sah/wusste, dann nennt man diese beiden “koinzident“, und ihr Abstand voneinander hat den Wert Null;
      d.h. entscheidend anders als die geometrischen Beziehungen zwischen von Weltmeeren getrennten Kontinenten.)

      Übrigens ist es auch nicht ganz richtig zu sagen:

      Wenn man zwei mit einander verschränkte Photonen in zwei von einander entgegengesetzte Richtungen aussendet, und wenn man zwei parallel ausgerichtete Polarisationsfilter vor den beiden Nachweisgeräten einsetzt,
      dann passiert für beide Photonen immer genau das Gleiche;
      d.h. Fall für Fall geht entweder sowohl das eine Photon durch das eine Polarisationsfilter als auch das andere Photon durch das andere Polarisationsfilter,
      oder keines der beiden geht durch.

      Stattdessen ist richtig:

      Falls für zwei Polarisationsfilter (die von einzelnen Photonenpaaren Versuch für Versuch bestrahlt werden) gefunden wurde, dass in jedem Versuch
      entweder sowohl das eine Photon durch das eine Polarisationsfilter als auch das andere Photon durch das andere Polarisationsfilter ging,
      oder keines der beiden durchging,
      dann nennt man
      diese beiden Polarisationsfilter bzgl. dieser Versuche “parallel ausgerichtet” (innerhalb eines quantifizierbaren Vertrauensbereiches, der mit der Anzahl der Versuche abnimmt);
      und die dabei untersuchten einzelnen Photonenpaare diesbezüglich “verschränkt”.

      • Lieber Herr Wappler, anscheinend wird Dr. W hier personenspezifisch zens(ur)iert, ohne Verkündung, Ihr Kommentatorenfreund hat sich seine Nachricht gespeichert und wird anderswie auf Sie zukommen, mit einer kleinen Nachfrage.

  2. Zur zweiten Generation der Quanten-Technologien gehört auch die bisher von den Medien ignorierte Quantum Metrology (es gibt noch keinen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag dazu), also das Ausnutzen von Quanteneffekten wie der Quantenverschränkung oder gequetschten Zuständen bei Messungen. Das Ausnutzen solcher Effekte erlaubt Messungen, die die die Grenze des Messbaren erreichen und die präziser sind als jede noch so gute konventionelle Messung. In Zukunft wird beipielsweise wohl qequetsches Laserlicht bei Gravitationswellenmessungen benutzt werden.

  3. @ Dr. Webbaer

    “Wenn ein Würfel, ein n-kantiger, in der Folge wird Dr. Webbaer den sechskantigen nennen”

    “Anna würfelt eine Zahl zwischen Eins und Sechs”

    Sie sind für mich nicht immer leicht zu verstehen. Ein sechskantiger Würfel, damit könnte Anna doch wohl nur Zahlen zwischen Eins und Vier würfeln, oder? Der übliche hat sechs Seiten, aber zwölf Kanten.

    Auch der Rest ihres Kommentars ist für mich schwer zu interpretieren, ich bin kein Quantencomputer. Was immer Sie meinen mit Information (und wann Information entsteht), Beobachten (und wann beobachtet wird), Sachverhalt, synchron, übertragen, sozusagen und c, wenn dabei Sätze entstehen, die, mit der üblichen Bedeutung der Worte und Symbole, den bereits formulierten Naturgesetzen widersprechen, sollte klar sein, auf wessen Seite das Problem besteht.

    Im obigen Blog-Artikel kann ich ein solches Problem nicht erkennen.

    Vielleicht vermag es ja jemand anders, Ihre Fragen adäquat zu beantworten. Schönes Wochenende.

    • @ Kommentatorenkollege ‘Joker’ :

      Es war offensichtlich ein sechsseitiger Würfel gemeint, von Ihrem Kommentatorenkollegen, der schon zehn Jahre die deutsche Sprache nicht mehr vor Ort gesprochen hat, hier :

      Ein sechskantiger Würfel, damit könnte Anna doch wohl nur Zahlen zwischen Eins und Vier würfeln, oder?

      …haben Sie gerade massiv Minuspunkte gesammelt.


      Die Fragestellung an sich bleibt klar.

      MFG
      Dr. Webbaer (dem dies, wie auch vieles anderes nicht emotional berührt, ansonsten schon insbesondere auf Sie, Kommentatorenkollege ‘Joker’ und auch auf ‘Chrys’ einiges gesetzt hat, auch: emotional, >:-> )

      PS:
      Ansonsten bleibt die Frage, was Information genau ist, interessant, das oben beschriebene Beispiel müsste aber üblichen Bestimmungen der Information folgend hinreichend klar gewesen sein.

      • Information und Hylemorphismus:
        Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
        Das Ganze minus der Summe seiner Teile ist die Information über die Anordnung und die Wechselwirkungen seiner Teile.
        Die Information ist die räumliche oder zeitliche Anordnung von Materie oder Energie.
        Ohne Materie oder Energie gibt es nichts zum Anordnen.
        Die gleiche Anordnung kann von ganz unterschiedlicher Materie oder Energie eingenommen werden.

      • @ Dr. Webbaer

        ´”Es war offensichtlich ein sechsseitiger Würfel gemeint”

        Schade, aber für mich nicht offensichtlich. Der sechskantige hätte gut zu den 2 Bits gepasst, die bei der Beschreibung einer einfachen Quantenteleportation auftauchen: https://de.wikipedia.org/wiki/Quantenteleportation

        Wenn Sie es mir das Nein schon nicht so einfach abnehmen, dort auf Wikipedia finden Sie es auch nochmal ausführlich: “Wie jede andere Quanten- oder klassische Kommunikation erfolgt die Teleportation nicht schneller als mit Lichtgeschwindigkeit”.

        • @ Kommentatorenfreund ‘Joker’ :

          Gerne die Frage 2 weiter oben beantworten, sie war nicht unklar gestellt, auch wenn Pöbel im Nachgang von ‘gebildeten Trollen’ schreibt und redet, die Frage, ob bei dem geschilderten Versand Information übertragen wird, ist wichtig und kann beantwortet werden.

          Auf die bekannte Online-Enzyklopädie zu verweisen, die vor einigen Jahren zudem noch regelrecht schlecht war, genügt nicht. (Keinesfalls, Dr. W war gelegentlich mal im “Meta” dort beschäftigt, als sich ein Fachkundiger, ein Physiker, abgerackert hat in sogenannten Löschdiskussionen, es war grausig.)

          MFG
          Dr. Webbaer

  4. “Andererseits sind sog. Naturgesetze schlicht physikalische Theorien, die gerne empirisch adäquat (das Fachwort) bleiben dürfen, selbst aber, wenn sie dies nicht tun, noch einen bestimmten Wert behalten könnten (für nachfolgende Theoretisierung oder Sichtenbildung).”

    So schreibt der gebildete Troll.

  5. Zitat:Mit Quanten-Teleportation scheint neben dem Quantencomputer auch das „Quanteninternet“ zum Greifen nah zu sein.
    Ein Quanteninternet mit bestehenden Glasfaserkabelnetzwerken aufzubauen wäre besonders interessant, würde es doch die Kommerzialisierung dieser Technologie und die Nutzung durch “Jedermann” ermöglichen. Tatsächlich gelang die Übertragung von verschränkten Photonen im Glasfasernetz von Calgary (Kanada) über eine Distanz von 6 Kilometern wie unter anderen das Jet Propulsion Labor berichtet. Ein solches Setup ermöglicht die absolut abhörsichere Übertragung von Information folgendermassen: Wenn Alice von Bob eine Information will, sendet Alice Bob ein Photon, welches verschränkt ist mit einem Photon welches bei Alice bleibt. Bob überträgt dann seine zu übermittelnde Information auf das von Alice geschickte Photon und ändert damit implizit auch das bei Alice verbliebene Photon: Bobs Information landet also bei Alice ohne dass Bob etwas hätte senden müssen: ein wahrer Albtraum für die NSA.

    • Alice – Sender- Übertragung – Empfänger – Bob
      kann man nicht abhören.
      Alice – Sender- Übertragung – Empfänger – NSA – Speicher –
      NSA – Sender – Übertragung – Empfänger – Bob
      wenn sich die NSA mit Empfänger und Sender dazwischen schaltet,
      wenn es also zwei von einander unabhängige Übertragungsstrecken gibt,
      dann funktioniert das Abhören wieder,
      weil die NSA so tun kann, als wäre sie Bob und Alice.

  6. @ Dr. Webbaer

    “Gerne die Frage 2 weiter oben beantworten, […] ob bei dem geschilderten Versand Information übertragen wird, ist wichtig und kann beantwortet werden.”

    Durch die spukhafte Fernwirkung werden weder Daten noch Informationen übertragen.

    “Auf die bekannte Online-Enzyklopädie zu verweisen, […] genügt nicht.”

    Dann versuche ich mein Glück noch mal mit einem Würfel .

  7. Was hier (und anderswo) alle immer irgendwie falsch verstehen:

    Ein Quanteninternet zum Beispiel bräuchte keine Kabel irgendeiner Art. Es funktionierte rein Kabellos (ausser Energieversorgung).

    Denn die Informationen, die “gesendet” werden sollen (Kommunikation) liefe auf Quantenebene und die braucht keine Kabel.

    Und so ähnlich wäre es mit der Gehirn/Computer-Schnittstelle. (vgl. Quantengehirn).

    Und mit so fast allen anderen futuristischen Quantenmaschinen, die sich die Menschen noch so ausdenken werden, eben auch.

    Das wird irgendwelche Wirtschaftsbetriebe, die mit Kabelnetzen aller Art ihr Geschäft machen, allerdings gar nicht gefallen können. …!

    Und auch uns Menschen nicht, wenn das Quantengehirn so leicht an den Computer angebunden werden kann – mutmaßlich auch über jede denkbare Entfernung hinweg.

    Das scheint jetzt irgendwie zu klingen, wie das Mem “freie Energie” – hier nur quasi als “freie Information” – wenn man die Hardware dazu hat.

    • Quantum Networks benutzen in der Regel Laserlicht zur Informationsübertragung. In der Wikipedia liest man dazu (von mir aus dem englischen übersetzt: Optische Quantennetze, die Glasfaserkabel oder die Luft zur Übertragung verwenden, spielen eine wichtige Rolle dabei, Quantenzustände in Form von Photonen über große Entfernungen zu übertragen

      • Tja, Licht oder nicht nur Licht….das ist jetzt die Frage.

        Das man die Quantenverschränkung nun im Licht verortet, muß nicht heissen, dass es nur dort stattfinden kann.

      • Zitat (aus meinem Link):

        “Die Erforschung Schwarzer Löcher deutet beispielsweise darauf hin, dass sich umso weniger Bits an Information in einer Region speichern lassen, je stärker die Gravitation dort ist. Ist es also vielleicht die Gravitation, die die Anzahl möglicher Einstellungen bei einem Bell-Test reduziert,…”

        Hab mich getäuscht: Das heisst soviel wie, das unter Gravitation die Verschränkung wahrscheinlicher stattfindet, weil die “Wahlfreiheit” (was immer sie damit meinen) aus weniger möglichen “Bits” stattfindet.
        Und Gravitation ist faktisch mit Materie korelliert (sic), da sie nur dort auftritt, wo es Materie gibt.

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