Nahrung aus dem Labor anstatt vom Feld – Wo stehen wir eigentlich mit dem Fleisch aus 3D-Druckern?

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Grenzgänge in den heutigen Wissenschaften
Beobachtungen der Wissenschaft

Die CO2-Emissionen stehen endlich im Zentrum der Diskussion um die politische Zukunftsgestaltung des Energiemarktes. Dieser Markt, induziert gerade durch den sich unterdessen durchgesetzten politischen Willen, ihn entsprechend umzugestalten, hat sich in den letzten Jahren fast überall, zuletzt sogar in China (und dieses Jahr wieder in den USA), dramatisch verändert. Den Klimawandel zu stoppen ist zu einem der zentralen Anliegen der politischen Entscheidungsträger und Herrscher geworden. So sollen fast überall auf der Welt die Karten des Energie-Mix neu gemischt werden. Die grössten Schritte zum Schutz des globalen Klimas sind allerdings erst für nach 2030 angekündigt, also zu einer Zeit, in der die meisten Politiker, die die heutigen Pläne machen, großspurige Reden halten und markante Sprüche klopfen, wohl gar nicht mehr im Amt sein werden. Reicht es aus, wenn die Politiker heute Lippenbekenntnisse dafür abgeben, was erst in 10, 20 oder gar 30 Jahren umgesetzt wird?

Zudem gibt es in der Umweltpolitik noch eine ganz andere Dimension: Auch unsere Ernährung verursacht eine signifikante Menge an Treibhausgasen, wobei einen besonders grossen Teil der Treibhausgas-Emissionen die Tierhaltung und -ernährung ausmacht. Gemäss der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) sind dies insgesamt fast 15 Prozent der gesamten CO2-Ausstösse weltweit. Dabei nimmt dieser Trend auch noch dramatisch zu, sowohl mit der wachsenden Weltbevölkerung per se, wie auch durch die Steigerung von Wirtschaftskraft und Wohlstand in Asien und Afrika. Was heute für Europäer und Amerikaner selbstverständlich ist – der nahezu tägliche Konsum von Fleisch – würde global zu einer nicht mehr tragbaren Steigerung der Tierhaltung und damit des CO2 Ausstosses in der Landwirtschaft führen. Klar ist schon heute: Eine Tierhaltung für den Fleischkonsum von 10 Milliarden Menschen können wir uns ökologisch einfach nicht mehr leisten. So forderte denn der Weltklimarat (IPCC) in seinem „Sonderbericht zu Klimawandel und Landsysteme 2020“ im August 2019 – von der Öffentlichkeit wie auch Politiker kaum wahrgenommen – auch eine Kehrtwende beim menschlichen Fleischkonsum. Würden wir alle uns nur noch vegan ernähren, so würde sich laut WWF der CO2-Fussabdruck unserer Ernährung um ca. 40 Prozent verringern.

Genau hier könnten sich nun aber, ebenfalls durch technologische Fortschritte, schon bald massive Veränderungen ergeben, und zwar durch Fleisch, das aus 3D-Druckern kommt. Solche „Drucker“ verwenden zum Beispiel Muskelstammzellen von Rindern, die künstlich herangewachsen und vermehrt, und dann mit Nährstoffen, Salzen, pH-Puffern, etc. versetzt werden. Das Ergebnis schmeckt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit köstlicher und ist zugleich gesünder als alles tierische Fleisch bisher und … und wird nahezu ohne CO2-Ausstoss auskommen! Wer daran zweifelt, dass solches künstlich hergestelltes In-Vitro-Fleisch appetitvoller oder dass eine Ernährung damit gesünder ist, sollte mal einige Stunden in einer Grossschlachtanlage verbringen oder bei einem entsprechend umfassenden Agrarproduzenten zuschauen. Dann wird ihm oder ihr der Appetit auf das heutige Fleisch voraussichtlich schnell vergehen.

Vor acht Jahren stellten Wissenschaftler von der Universität Maastricht eine erste künstliche Frikadelle her, dies noch für einen Preis von 250.000 Euro. Heute steht solches In-vitro-Fleisch kurz vor der Marktreife, entsprechende 3D-Bio-Drucker setzen die gezüchteten Zellstränge serienmässig zu Muskelgewebe zusammen. Eine Reihe von Start-ups kündigte bereits vor einigen Jahren an, ihre Produkte schon bald zu wettbewerbsfähigen Preisen auf den Markt zu bringen. Dabei arbeiten sie, was die Schmackhaftigkeit angeht, unterdessen mit Gourmet-Köchen zusammen, sowie mit Lebensmitteltechnikern, Geschmacksexperten und Herstellern von Aromen und Duftstoffen, mit dem Ziel, den jeweiligen Geschmack täuschend echt zu dem eines heutigen entsprechenden Steaks zu machen – und durch entsprechende Aromazugaben sogar noch zu verbessern. Die Tester attestieren unterdessen nahezu einhellig, dass die gedruckten Steaks wie echtes Fleisch schmecken und geschmackvoll, bissfest und faserig wie das Original sind. Gibt es schon bald keine Nutztierhaltung mehr, dafür aber trotzdem noch Fleisch, das dann aber nicht mehr von der Weide kommt, sondern das wir einfach selber ausdrucken? Dies könnte die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung mit Fleisch sicherstellen, ihren ökologischen Fussabdruck reduzieren und sogar unser Wohlempfinden beim Essen noch einmal verbessern. Welch großartige Vision!

Doch wo stehen wir damit heute konkret? Im Frühjahr 2017 ging so mancher Forscher davon aus, dass im Jahr 2020 der Preis für einen künstlichen Fleisch-Hamburger bei rund 10 bis 11 Dollar liegen wird. Ein Jahr später, also ungefähr heute, sollte das künstliche Fleisch dann marktreif sein. Wo steht es damit also heute?

Wohl auch den „eingefleischten“ Tieressern ist unterdessen sicher aufgefallen: Die vegetarischen Esswaren, die aussehen wie Fleisch und auch immer mehr danach schmecken, haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. So ging im Mai 2019 das US-amerikanische Unternehmen Beyond Meat zu einem Aktienpreis von 25 USD an die Börse. Mit einem Hype um die Aktie eines solchen Anbieters pflanzenbasierter Fleischersatzprodukte, vergleichbar mit dem so mancher Tech-Aktien, hatte niemand gerechnet. Doch innerhalb von weniger als drei Monaten verzehnfachte sich dann der Preis fast (seitdem fluktuierte er, stand Anfang 2021 aber immer noch auf dem über Siebenfachen des Ausgabepreis, sank dann bis Mai 2021 wieder etwas ab). Doch die meisten dieser Produkte werden auf der Basis von Hülsenfrüchten (z.B. Soja„fleisch“, d.h. texturiertes Soja, Lupinensamen, Quorn aus dem Schlauchpilz Fusarium venenatum), Gemüse (z.B. Jack-Frucht, schwarze Bohnen, Erbsen und Kichererbsen), Getreide (z.B. Seitan aus Japan mit einer fleischähnlichen Konsistenz), Pilzen (z.B. Schwefelporling, Shiitake) und anderen pflanzlichen Zutaten hergestellt. Mit Hilfe entsprechender Zutaten wie Bindemittel, Wasser, Gewürzen und Aromen werden sie dann zunehmend immer besser so gewürzt und geschmacklich gestaltet, dass sie immer fleischlicher schmecken und auch als Fleischimitate verkauft werden können. So bieten unterdessen selbst traditionell fleischfokussierte Fastfood-Ketten wie McDonald’s oder Kentucky Fried Chicken vegane Veggie-Burger an.

Diese Produktion von immer authentischer wirkendem Fleischersatz ist mit der technologischen Entwicklung des expliziten 3D-Drucks von Fleischersatzes immer stärker in Konkurrenz getreten. Doch letztere versprechen noch einen viel authentischeren Fleischersatz, der optisch sowie geschmacklich der Textur von Fleisch komplett entsprechen soll. Da sind die obigen pflanzenbasierten Fleischersatze noch nicht. Und genau das soll sich nun innerhalb der nächsten Monate ergeben:

  • Die israelische Firma Redefine Meat hat bereits für 2021 den Markteintritt seiner patentierten 3D-Drucktechnologie für Fleischersatz in Deutschland und der Schweiz geplant, der explizit Textur, Geschmack und Aussehen von Rindfleisch nachbilden soll (interessanterweise findet sich unter ihren Investoren Deutschlands größter Geflügelmäster, die PHW-Gruppe, die unter anderem die Marke Wiesenhof vertritt).
  • Die aus Amerika stammende Firma UPSIDE Foods (früher unter dem Namen Memphis Meats bekannt), gab bekannt, dass auch (Ende) 2021 ein erstes zellkultiviertes hähnchenartiges Fleischersatzprodukt auf den Markt bringen wird.
  • Bereits 2018 hatte die Firma byflow in Kooperation mit dem 3-Sterne-Koch Jan Smink in der holländischen Stadt Wolvega das erste 3D-Druck-Restaurant gegründet. Ihr Lebensmittel-3D-Drucker richtet sich jedoch hauptsächlich an Produkte der Bäckereibranche. Er arbeitet mit nachfüllbaren Kartuschen, die beliebige pastöse Lebensmittel enthalten, um individuelle Gerichte zu erstellen.
  • Unterdessen haben sich noch weitere Anbieter des 3D-Drucks für Fleisch-Esswaren etabliert. Neben UPSIDE Foods und Redefine Meat sind wohl Novameat in Spanien und Aleph Farms, ebenfalls in Israel die bekanntesten davon. Auch die beiden haben 2021 als Durchbruchsjahr für ihre Produkte deklariert.

Dieses Jahr könnte also das grosse Wendejahr für die mit 3D-Druckern angefertigten echten Alternativen zu tierischem Fleisch werden. Es wird äusserst spannend sein zu sehen, wie diese Fleischersatzprodukte mit den originalen Fleischprodukten in Konkurrenz treten werden. Betrachtet man die so dramatisch schnell gewachsene Beliebtheit der pflanzlichen Fleischersatze, so ist zu erwarten, dass sich die neuen Hightech-Fleischersatzprodukte einer gewaltigen Beliebtheit erfreuen werden. Dies könnte zu einer historischen Wende im globalen Fleischkonsum führen, der sich sehr positiv auf unsere CO2-Bilanz auswirkt.

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www.larsjaeger.ch

Jahrgang 1969 habe ich in den 1990er Jahren Physik und Philosophie an der Universität Bonn und der École Polytechnique in Paris studiert, bevor ich am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden im Bereich theoretischer Physik promoviert und dort auch im Rahmen von Post-Doc-Studien weiter auf dem Gebiet der nichtlinearen Dynamik geforscht habe. Vorher hatte ich auch auf dem Gebiet der Quantenfeldtheorien und Teilchenphysik gearbeitet. Unterdessen lebe ich seit nahezu 20 Jahren in der Schweiz. Seit zahlreichen Jahren beschäftigte ich mich mit Grenzfragen der modernen (sowie historischen) Wissenschaften. In meinen Büchern, Blogs und Artikeln konzentriere ich mich auf die Themen Naturwissenschaft, Philosophie und Spiritualität, insbesondere auf die Geschichte der Naturwissenschaft, ihrem Verhältnis zu spirituellen Traditionen und ihrem Einfluss auf die moderne Gesellschaft. In der Vergangenheit habe ich zudem zu Investment-Themen (Alternative Investments) geschrieben. Meine beiden Bücher „Naturwissenschaft: Eine Biographie“ und „Wissenschaft und Spiritualität“ erschienen im Springer Spektrum Verlag 2015 und 2016. Meinen Blog führe ich seit 2014 auch unter www.larsjaeger.ch.

14 Kommentare

  1. “…und wird nahezu ohne CO2-Ausstoss auskommen”

    Aus welchen Rohmaterialien wird denn dieses ‘echt alternative Fleisch’ produziert werden?

    Bei der herkömmlichen Fleischproduktion ist ja nicht die Tierhaltung an sich der CO2-Treiber, sondern es ist die Futtermittelproduktion. Wenn aber künstliches Fleisch genauso aus z. B. Soja hergestellt wird, wie das Kraftfutter der Rinder, dann dürfte aufgrund eines deutlich besseren Wirkunsgrades der CO2-Ausstoss je Ernährungseinheit künstlichen Fleisches zwar durchaus deutlich sinken. Aber die Produktion wird nicht “nahezu ohne CO2-Ausstoss auskommen”.

    Weiterhin werden derzeit weltweit etwa dreiviertel der landwirtschaftlich genutzten Flächen als Weidefläche genutzt. Diese dürfte zu ganz überwiegenden Teilen für eine Intensivbewirtschaftung nicht in Frage kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschheit auf die Nutzung dieser riesigen Flächen bzw. die darauf erwirtschafteten tierischen Eiweiße verzichten kann. Insofern erscheinen mir Projektionen einer ‘veganen’ Zukunft – wie die des WWF – reichlich närrisch.

  2. Mit Fleisch aus dem Labor und Gemüse von einer Vertical Farm könnte die nachhaltige, sich selbst versorgende Stadt Realität werden, wenn zugleich alle Materialien rezykliert werden und aus den neu, urban gewonnen/wiedergewonnen Rohstoffen dann alle Güter des täglichen und auch weniger täglichen Bedarfs hergestellt werden.

    Heute ist eine Stadt auf ein riesiges Hinterland und auf Warenströme aus der ganzen Welt angewiesen. Das wird auch in Zukunft in der Mehrzahl der Fall sein. Doch in Zukunft werden auch Städte möglich werden, die keine Versorgung von aussen mehr benötigen und die sogar die Energie/den Strom lokal erzeugen.
    Solch eine Stadt wäre so unabhängig von ihrer Umgebung, dass sie auch auf dem Mond oder Mars stehen könnte – und in der Tat werden Techniken wie Vertical Farming und Fleisch aus dem Labor in Mond- oder Marssiedlungen unverzichtbar sein.

    Wird Fleisch aus dem Labor „natürliches Fleisch“ verdrängen? Wohl nur dann, wenn es billiger ist als natürliches Fleisch. Bill Gates meint in seinem Buch „How to avoid a Climate Disaster“, dass wir hier im Westen auf veganes und auf Laborfleisch umsteigen sollten, auch wenn es mehr kostet als natürliches Fleisch. Bill Gates glaubt aber, dass sich das die Bevölkerung in den Entwicklungsländern nicht wird leisten können.

  3. “Dies könnte zu einer historischen Wende im globalen Fleischkonsum führen, der sich sehr positiv auf unsere CO2-Bilanz auswirkt.”

    Wird sich das auch positiv auf unser wettbewerbsbedingtes “Zusammenleben” auswirken?

    Ich bezweifle das sehr!

  4. Die Züchtung von Säugetierzellen in der Gewebekultur ist teuer und kompliziert.
    Außerdem benötigt man dafür große Mengen der Aminosäuren und viele andere teure Rohstoffe.
    —–
    Das Proteinmehl Solein wird aus Bodenbakterien im Fermenter
    gezüchtet, mit Kohlendioxid und Stickstoff aus der Luft, sowie
    Wasserstoff aus der Solarenergie, und mit einigen Mineralien.
    Das Verfahren ist jeder Art von Landwirtschaft in jeder
    Hinsicht mindestens um den Faktor 10 überlegen.
    Das kommt daher, dass die Solarzellen der Photosynthese
    von Landpflanzen um mehr als den Faktor 10 überlegen sind.
    https://science.orf.at/stories/3200087/

  5. Nahrung muss billig sein. Die Nahrungsmittelkonzerne konkurrieren weltweit und kaufen und verkaufen nur, wenn es Gewinne abwirft.
    die Folgen sind : Qualtierhaltung, Transport von Nahrungsmitteln ohne Rücksicht auf die Ökologie.
    Seit man die Ölpalme als Rohstofflieferant entdeckt hat, wird der Regenwald abgeholzt. Nur ein Beispiel.

    Und, was ein Skandal ist, bei uns werden Lebensmittel weggeworfen, wenn sie nicht der Norm entsprechen. Da sollte man anfangen Ressourcen einzusparen.

    • @hwied (Zitat): Und, was ein Skandal ist, bei uns werden Lebensmittel weggeworfen, wenn sie nicht der Norm entsprechen. Da sollte man anfangen Ressourcen einzusparen.
      Antwort: Sicher ist das so. Nur: es gibt noch andere Ressourcen als nur Nahrungsmittel und eine der wichtigsten davon ist Land. Der Mensch nutzt geradezu unheimlich grosse Flächen für die Landwirtschaft – und weit mehr Land wird für die Aufzucht von Rindern, Kühen und Schafen verwendet als für Nutzpflanzen. Ja, es werden sogar bestimmte Nutzpflanzen wie Soja grossteils nicht von Menschen, sondern von Nutztieren verzehrt..

      Es gibt Schätzungen, dass bis ins Jahre 2050 aufgrund des weltweiten Bevölkerungswachstums und der weltweiten Zunahme des Wohlstands der Bedarf an Lebensmitteln um 70% wächst gegenüber heute. Woher die Landfläche dafür nehmen? Sollen auch noch die letzten unberührten Landschaften unter den Pflug genommen werden?
      Fleisch auf pflanzlicher Grundlage oder Laborfleisch kann hier Abhilfe schaffen.

  6. Könnte man nicht noch einen Schritt weiter gehen und auch “pflanzliche” Nahrung komplett im Labor her stellen. Man bedenke, wie viel Kohlenstoff wir der Luft entziehen könnten, wenn wir auf den frei werdenden Äckern und Viehweiden Wälder heran wachsen lassen. Okay, wenn wir dann wieder auf 300ppm herunter sind, müssen wir aber aufpassen, dass wir nicht ins andere Extrem verfallen und eine neue Eiszeit provozieren.

  7. “und wird nahezu ohne CO2-Ausstoss auskommen!”

    Das hängt wesentlich an zwei Variablen. Woher kommt die Energie, die im Produktionsprozess benötigt wird und woher die Düngemittel für den Anbau der Grundstoffe. Der Bedarf an elektrischer Energie und Wärme ist bei der Herstellung von Kunstfleisch höher als bei herkömmlichen Tierprodukten.

    Beides ist nahezu ohne CO2(oder Äquivalente)-Austoss machbar. Es erfordert aber eben erneuerbare Energie und die CO2-neutrale Produktion von Düngemitteln. Die Technik dafür ist grundsätzlich vorhanden, aber muss eben auch in der Breite angewandt und für diese breite Anwendung weiterentwickelt werden.

    Ohne die Umstellung der Energiegewinnung ist bei Kunstfleisch wenig für den Klimaschutz getan. Grundsätzlich bin ich da aber optimistisch, da die Umstellung der Energieproduktion im Gange ist. Die Frage ist vor allem wie schnell diese abläuft.

    Ich bin auch durchaus gespannt, wie sich das Preisverhältnis zwischen Kunstfleisch (ob aus Tierzellen oder aus Pflanzen) entwickeln wird.

  8. Gesundheit und fleischlose Ernährung
    Für eine ausgewogene Ernährung genügt es, alle 14 Tage etwas Fleisch zu essen. Wer aber monatelang keine tierischen Produkte verzehrt muss für Ausgleich sorgen. Fleisch und Fisch enthalten einige, vor allem für das Gehirn wichtige Vitamine, Fette und Metalle/Spurenelemente wie Vitamin B-12, Omega-3 Fettsäuren, Eisen, Kobalt, Kupfer, Iod, Magnesium, Selen und Zink.
    Es verwundert deshalb nicht, dass Veganer je veganer sie leben umso häufiger an Depressionen erkranken und im Blutbild Mangelerscheinungen zeigen.

    Gesundheit aber steht für mich bei der Ernährung an erster Stelle. Deshalb muss man bei Fleischersatzprodukten fordern, dass sie genau die gleichen Vitamine, Fette, Metalle und Spurenelemente enthalten wie Fisch und Fleisch.

    Eine sehr gute Alternative aber gibt es zu Fleischersatzprodukten, nämlich die Reduktion des Fleischkonsums. Es genügt nämlich alle 14 Tage einmal Fleisch zu essen und tägliches Fleisch essen ist alles andere als gesund. Selber kann ich nicht verstehen, dass viele Menschen täglich nach Fleisch verlangen und sie entweder täglich Fleisch verzehren oder aber dem Fleisch völlig absagen indem sie beispielsweise strikt vegan werden. Für viele ist also Fleisch das gleiche wie Alkohol für Süchtige: entweder täglich oder überhaupt nicht. Viel natürlicher und unproblematischer sowohl für die Umwelt als auch für die Gesundheit wäre eine deutliche Reduktion des Fleischkonsums. Einige wenige Nutztiere als Fleischlieferanten sind kein Problem für die Umwelt und dienen auch der Gesundheit.

    Fleisch wird erst in der heute konsumierten Menge von 50 und mehr Kilogramm pro Person und Jahr sowohl zum gesundheitlichen wie auch Umweltproblem.

  9. Darf ich fragen, ob auch andere tierische Produkte – Milch, Käse usw. – auf diese Art produziert werden können?

  10. Hallo Julian Apostata,
    die beste pflanzliche Nahrung aus dem Labor ist Spirulina:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Spirulina#Bedeutung_als_Nahrungsmittel
    —–
    Hallo Gerald Fix,
    Milchersatz: Sojamilch darf in der EU nur Sojadrink (oder ähnlich) genannt werden.
    Einige Sojadrinks enthalten leider relativ viel Nickel.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Sojamilch
    Käseersatz: Tofu oder Bohnenquark.
    Sojamilch und Tofu benötigen kein Labor mit 3d-Drucker.
    Aber die Geschmacksstoffe und die Farbstoffe können aus dem Labor stammen.

  11. @Holzherr 08.06. 11:35

    „Selber kann ich nicht verstehen, dass viele Menschen täglich nach Fleisch verlangen und sie entweder täglich Fleisch verzehren oder aber dem Fleisch völlig absagen indem sie beispielsweise strikt vegan werden.“

    Ich denke schon länger, dass wenig Fleisch essen besser wäre. Aber ich hab täglich Hunger auf Fleisch, und wenn es mal ohne Fleisch wird, dann wenigstens mit Ei oder Käse. Ich verstehe das nicht, der Hunger ist einfach da.

    Vielleicht liegt es auch an meinen hohen Zuckerkonsum. Wenn ich statt Zucker in Getränken lieber Vollkornprodukte, mehr Gemüse und vor allem Hülsenfrüchte essen würde, wäre dies ein plus an pflanzlichem Eiweiß, dass dann den Hunger auf eiweißreiches Fleisch wohl reduzieren könnte. Das wäre aber eine Umstellung, die auch eine deutliche Erweiterung meiner Kochkunst nötig machen würde.

    Was jetzt die Seite der Landnutzung angeht, so gibt es in der Tat jede Menge Weidefläche, die zur Produktion von veganen Lebensmitteln wohl überhaupt nicht in Frage käme. Wir hätten hier also schon mal ein gewisses Produktionspotential für Milchprodukte und Rindfleisch, dass nicht mit der Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln konkurriert.

    Auch was Schweine und Hühner betrifft, können wir diese mit Resten füttern, aber auch z.B. Schweinekartoffeln anbauen, die ein Vielfaches an Ertrag bringen, gegenüber Tafelkartoffeln. Wir haben also auch hier ein gewisses Potential, das nicht mit veganen Erzeugnissen um Anbaufläche konkurriert.

    Wirklich lösen würde es das Problem, wenn es tatsächlich gelänge mit Bakterienzucht auf Basis von grünem Wasserstoff beliebige Mengen an Nahrungs- und Futtermitteln herzustellen. Das würde uns von den derzeitigen Beschränkungen befreien, und sogar Platz schaffen für sehr viel mehr wilde Natur, gerade auch rings um unsere Städte, dass wir uns hier unbeschränkt erholen können.

    Ich denke aber, dass das Problem erst wirklich aktuell wird, wenn die jetzt noch armen Menschen in Asien, Afrika und Südamerika genug Geld haben, sich Fleisch leisten zu können. Wir haben noch Zeit für technische und kulinarische Lösungen.

  12. Hallo Julian Apostata,
    die beste pflanzliche Nahrung aus dem Labor ist Spirulina:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Spirulina#Bedeutung_als_Nahrungsmittel
    —–
    Hallo Gerald Fix,
    Milchersatz: Sojamilch darf in der EU nur Sojadrink (oder ähnlich) genannt werden.
    Einige Sojadrinks enthalten leider relativ viel Nickel.
    Vielleicht könnte man das Nickel mit Kationenaustauschern entfernen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Sojamilch
    Käseersatz: Tofu oder Bohnenquark.
    Sojamilch und Tofu benötigen kein Labor mit 3D-Drucker.
    Aber die Geschmacksstoffe und die Farbstoffe können aus dem Labor stammen.

  13. Die israelische Firma Future Meat Technologies hat eben ihre ersten Laborfleisch auf den Markt gebracht. Vorerst will sie 500 Kilogramm Laborfleisch pro Tag produzieren, was ungefähr für 5000 Burger reicht. Produziert wird in Rehovot, südlich von Tel Aviv.

    Auf ihrer Website liest man:

    Future Meat Technologies (FMT) ist das erste Unternehmen der Branche, das einen Preisrekord gebrochen hat und kultivierte Hähnchenbrust für nur 3,90 US-Dollar produziert.

    Da unsere Technologie mit fortschreitet
    werden die Preise weiter sinken und kultiviertes Fleisch weltweit erschwinglich machen.

    Bei Future Meat haben wir die Möglichkeit, die Produktion von gentechnikfreiem, nachhaltigem, sauberem und kultiviertem Fleisch bis zum Jahr 2023 schnell zu skalieren.

    Unsere kosteneffektiven Lösungen bringen uns näher an die Preisparität mit traditionellem Zuchtfleisch und ermöglichen es uns, eine bessere Zukunft für kommende Generationen zu sichern.

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