Folge dem Geld! – Ein literarischer Nachtrag
BLOG: Beobachtungen der Wissenschaft

Ein wunderschönes Märchen von Herrn Walter Mielentz (mit Dank and den Autor):
Es war einmal eine Zeit, da holten die Menschen das Wasser aus einem Brunnen und mussten es mühsam nach Hause schleppen. Auch war das Wasser oft schmutzig und man wurde krank davon. Da kamen welche auf die Idee, in jedes Haus und jede Wohnung eine Wasserleitung zu bauen mit frischem, sauberem Wasser. Da schrien manche: “Das ist viel zu teuer, das rechnet sich nie!” Aber trotzdem wurde es gemacht, obwohl es wirklich sehr teuer war. Dafür hatten die Menschen nun aber sauberes Wasser und wurden nicht mehr krank davon.
Es gab auch einmal eine Zeit, da goss man alle Abwässer und den Müll einfach auf die Straße. Dort stank es fürchterlich und Ratten liefen darin herum. Deren Flöhe übertrugen die Pest, und viele Menschen starben daran. Da kamen welche auf die Idee, den Müll einzusammeln und ordentlich zu entsorgen. Die Abwässer sollten in Rohren gesammelt und in einer Kläranlage gereinigt werden, bevor sie in die Flüsse und Seen geleitet wurden. Und wieder riefen manche, das sei unbezahlbar. Es kostete tatsächlich sehr viel Geld, wurde aber trotzdem gemacht und alles wurde besser.
Es gab auch mal eine Zeit, da waren die Städte nur mit holprigen und schlammigen Feldwegen miteinander verbunden. Die hatten viele Pfützen und Schlaglöcher, und das Reisen mit der Postkutsche war sehr langsam und beschwerlich. Da erfand jemand ein neues Verkehrsmittel, das rollte geschwind auf eisernen Schienen. Dadurch wurde es viel leichter zu verreisen und Waren zu befördern. Man baute zig-tausende Kilometer dieser Schienenwege, dazu noch Bahnhöfe, Tunnel, Brücken und Signalanlagen. Das alles war natürlich sauteuer, aber die Vorteile machten das wieder wett.
Später erfand man Wagen, die ohne Pferde fahren konnten, aber es gab noch keine befahrbaren Straßen dafür. Die musste man erst noch bauen. Im Laufe der Zeit entstand ein riesiges Straßen- und Autobahnnetz, das Unsummen kostete. Aber trotzdem hat man es gebaut wegen der Vorteile und Bequemlichkeit des Reisens und der Verteilung der Güter.
Es gab mal eine Zeit, da hatten die Leute nur Kienspäne und Kerzen zum Leuchten. Damit konnte man nur sehr schlecht arbeiten und lesen. Da machten andere Leute eine tolle Erfindung und nannten sie Elektrizität. Damit konnte man schön Licht machen, Maschinen antreiben und vieles mehr. Man baute Fabriken, die den Strom erzeugten und legte Leitungen übers ganze Land und in jedes Haus und sogar in jedes Zimmer, damit jeder die Vorteile der Elektrizität nutzen konnte. Auch das kostete unheimlich viel Geld, aber es wurde dennoch gemacht und alle hatten etwas davon.
Eines Tages erschien ein böser Mann mit einem Schnauzbärtchen. Der war so furchtbar böse, dass er einen Krieg vom Zaun brach. In diesem wurden ganz viele Bomben geworfen, die ganz viele Städte zerstörten und dazu noch die Bahnlinien mitsamt Bahnhöfen und Brücken. Auch Fabriken und Kirchen sanken in Trümmer und noch vieles mehr. Nach dem Krieg sahen die Menschen die furchtbaren Zerstörungen und weinten bitterlich. Sie jammerten und glaubten nicht, dass man das alles wieder aufbauen könne. Aber dann fassten sie neuen Mut, spuckten in die Hände und bauten alles wieder auf, obwohl das natürlich auch wieder unheimlich viel Geld kostete.
Und schließlich gab und gibt es immer noch eine Zeit, da verbrannte man Kohle und zertrümmerte Atomkerne um Strom zu erzeugen, was aber viele Nachteile hatte. Man schädigte dadurch das Klima und erzeugte gefährliche Abfälle, von denen niemand wusste, wohin damit. Da kamen kluge Leute auf die Idee, Wind, Wasser und Sonne zu nutzen, damit man die alten schmutzigen Kraftwerke eines Tages nicht mehr brauchte. Da erhob sich seitens Teile der Wirtschaft und Politik ein gewaltiges Geschrei: “Vieeeel zu teuer, unbezaaaaaahlbar, die Industrie geht pleite, wir verarmen total!” Aber man fing trotzdem mit der Umstellung an, obwohl es tatsächlich sehr teuer war, aber das waren die Fortschritte in der Vergangenheit schließlich auch. Und so wird hoffentlich aus der Energiewende ein modernes Märchen!
Und die Moral von der Geschicht:
zu teuer, geht nicht, gibt es nicht.
Es geht sehr viel,
wenn man nur will
So isses!
Mit all den teuren Innovationen konnte immer auch gewirtschaftet werden, womit sich nicht nur der Standard verbesserte, sondern auch die Geldmenge erhöhte.
Ein simpler Zusammenhang, der von der Ideologie der “schwarzen Null” gezielt ignoriert wird.
Nicht alle Märchen gehen gut aus – und das Märchen von der Energiewende wird nach dem gegenwärtigen Stand von Wissenschaft und Technik nicht gut ausgehen können. Ich kann immer nur auf die aktuellen Daten von Stromverbrauch und Stromerzeugung hinweisen, wie sie z. B. von „agora-energiewende“ geliefert werden. Und da sieht man leider immer wieder, dass die Stromerzeugung durch Wind und Sonne oft genug fast komplett ausfällt. Wie gut, dass es immer noch so viele Anlagen gibt, die „Kohle verbrennen und Atome zertrümmern“, sonst sähe es zappenduster aus in unserem Land.
Der Stromverbrauch auch in tiefster Nach wird gewaltig unterschätzt, er liegt meist nur ein Drittel unterhalb des Tages-Spitzenwertes um die Mittagszeit. Nach dem derzeitigen Stand der Technik ist die Speicherung von Strom in großen Mengen sehr aufwendig und teuer. Die effizienteste Speicherung sind derzeit Pumpspeicher-Kraftwerke, von denen es in Deutschland aber nur eine geringe Zahl gibt. Und den Platz, über 1000 solcher Anlagen einen einzigen Tag „Dunkelflaute“ zu bauen, gibt es nun mal nicht. Und wirtschaftlich wäre das eine kolossale Fehlinvestition.
Eigentlich müsste es die Energiewende-Fans in Deutschland doch erstaunen, dass es kein einziges weiteres Land auf dieser schönen weiten Welt gibt, dass nicht nur aus der Kernenergie aussteigt, sondern auch noch alle Kohlekraftwerke stilllegen will. Im Gegenteil, weltweit sind derzeit 400 Kohlekraftwerke im Bau und 800 in der Planung. China hat im Jahr 2006 alle zwei Tage ein Kohlekraftwerk der 500 Megawatt-Klasse ans Netz gehen lassen und in 2007 alle drei Tage. Zum Vergleich: das waren in 2006 90 Kraftwerke mit der Leistung des deutschen Kohlekraftwerks Datteln IV (1000 MW), in 2007 60 mal Datteln IV. Und seitdem geht noch fast jede Woche ein 500 MW-Kraftwerk ans Netz. Dann kommen noch Länder wie Indien, Pakistan, Türkei etc. Und selbst das (angeblich) so vom Klimawandel bedrohte Bangladesh baut bzw. plant 25.000 Megawatt Kohlekraftwerks-Kapazität (zum Vergleich: in Deutschland sollen bis 2038 45.000 Megawatt Kohlekraftwerks-Kapazität stillgelegt werden).
Sind die Menschen und die Politiker im ganzen Rest der Welt, ganz gleich ob Demokraten oder Diktatoren, so viel dümmer und weniger erleuchtet?
Womöglich geht es das Märchen dann so aus: In einem Land, in nicht allzu ferner Zukunft, sind die meisten Menschen verarmt, weil viele Industriebetriebe in andere Länder abgewandert sind und viele junge Leute nichts Gescheites mehr gelernt haben, als für die Rettung des Klimas zu hüpfen und zu demonstrieren. Geholfen hat es dem Klima zwar überhaupt nicht, „aber was man mal verloren hat, bekommt man nicht zurück“. Eine Familie sitzt bei Kerzenschein – der Strom ist gerade wieder ausgefallen, weil es dunkel und leider auch windstill ist – und der Großvater erzählt wehmütig von früher: „Wisst Ihr, Kinder, es gab mal eine Zeit, die ist noch gar nicht so lange her und ich habe sie noch als Kind erlebt – da gab es zu jeder Tages- und Nachtzeit Strom. Das war die Zeit, da verbrannte man Kohle und zertrümmerte Atomkerne, um Strom zu erzeugen. Und das funktionierte, Tag und Nacht – und niemand musste darauf warten, dass die Sonne wieder aufgeht oder endlich mal wieder der Wind richtig kräftig bläst. Und die Menschen waren wohlhabend, hatten meist gut bezahlte Arbeit, eine gute Ausbildung in wichtigen Berufen wie z.B. Ingenieure und Naturwissenschaftler oder Facharbeiter. Aber dann ging es ihnen wohl zu gut und sie ließen sich von den falschen Leuten Wahnideen und Spinnereien in den Kopf setzen. Und so verzichtete man darauf, Kohle zu verbrennen Atomkerne zu zertrümmern –aber nur in unserem Land, im unseren Nachbarländern, da verbrennt man immer noch Kohle und zertrümmert Atomkerne um Strom zu erzeugen…“
Leider enden deutsche Märchen und Träume (vor allen nationale) oft tragisch. Auch für energiepolitische Träume trifft das wohl zu.
Geld ist ja heutzutage kein Problem mehr, wo es nicht mehr an reale Werte wie Gold o.ä. gebunden ist, sondern einfach nach Belieben gedruckt werden kann. Das hätte man früher sicher auch für unmöglich gehalten, genau wie Negativzinsen aber heute wissen wir es eben besser.
Der Beitrag von Herrn Dr. Quentmeier erinnert sehr an einen Disput mit Herrn Prof. Drebenstedt von der Bergakademie Freiberg, den ein Manager von Linde Leuna und ich so Ende 2018 Anfang 2019 hatten. Herr Prof. Drebenstedt ist Leitauthor der Monographie “Der Braunkohletagebau” und sein Lehrstuhl beschäftigt sich mit “Kontinuierlicher Gewinnung/Tagebaugrossgeraeten”. Er vertrat den gleichen Ansatz, dass noch so viele Menschen auf dieser Welt die Elektroenergie entbehren müssten und zwangsläufig mit Kohlekraftwerken beglückt werden müssten. Nun ist der Tharandter Wald, das wohl zentrale Forstrevier in Sachsen (Carlowitz!) vor den Toren Freibergs durch ein paar Jahre Trockenheit sehr erheblich zerstört und man hört, er rede jetzt viel von der neuen grünen BA. Nun forscht man da auch zu Lithiumgewinnung und – recycling und Aluminiumakkus uva. Darf ich den Diskutanden mal daran erinnern, dass auf deutschen Straßen konservativ gerechnet 300 GW gesicherte Leistung 23 Stunden am Tag ungenutzt rumstehen. Je größer die Not, desto schneller wird man sich drehen, bloß mal so quer gedacht. Nun wo schon unumkehrbare Schäden eingetreten sind, kommt sogar der Zerstörer der deutschen PV-Industrie Altmeier mit einem mea culpa rum. Mal sehen, wie lange die Chinesen und Koreaner den anderen noch Kohlekraftwerke zu ihrem eigenen Schaden verkaufen. In Stein gemeisselt ist das alles nicht.