Deutsche Umweltpolitik unter Angela Merkel – Weit zu wenig für den starken Startpunkt, an dem ihre Kanzlerschaft begann

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Grenzgänge in den heutigen Wissenschaften
Beobachtungen der Wissenschaft

Angela Merkel wird sehr bald, nach fast 16 Jahren an der Macht – nur drei Monate weniger als Rekordhalter Helmut Kohl, ihre politische Karriere als deutsche Bundekanzlerin beenden. Sie regierte zuerst in einer Koalition mit der SPD, dann ab 2009 für vier Jahre mit der FDP und seit 2013 wieder mit der SPD. Die Presse – und in einigen Jahren dann wohl auch die Historiker – sehen die Zeit gekommen, ihre politische Tätigkeiten zu beurteilen. Erste repräsentative Umfragen, z.B. die von Infratest dimap für den ARD-Deutschlandtrend, ergeben, dass die Deutschen auf die letzten 16 Jahre mit Merkel mehrheitlich positiv zurückblicken.

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Beurteilung muss ihre Umweltpolitik sein. Als sie nach sieben Jahren einer rot-grünen Regierungskoalition an die Macht kam, lag die Latte für eine gute Umweltpolitik bereits sehr hoch. Deutschland galt damals mit der von den Grünen im Konsens mit der SPD vorangetriebenen klimapolitischen Beschlüssen als weltweiter Vorreiter einer beherzten und aktiven Umweltpolitik. Und Merkel hatte sich schon selbst von 1994 bis 1998 als Umweltministerin unter Kohl engagiert. So war sie dann auch 1995 die Gastgeberin der ersten UN-Klimakonferenz  in Berlin (COP-1), an der es zu einer – noch unverbindlichen – Abmachung für den Einstieg in die internationale Reduzierung von Treibhausgasen kam. Bei den nachfolgenden Verhandlungen zum Kyoto-Protokoll 1997 setzte sich Merkel für vergleichsweise hohe Reduktionsziele ein. Als Physikerin verstand sie das Thema so gut wie kaum ein(e) andere(r) Politiker(in). So erschien Merkel 2005 mit dem Fokus auf Klimaschutz aus klimapolitischer Sicht als Idealbesetzung für eine CDU-Kanzlerschaft, die die aktive Klimapolitik fortsetzt (auch wenn die CDU insgesamt noch weit davon entfernt lag, umweltpolitisch beherzt aufzutreten), nachdem die rot-grüne Vorgängerregierung Deutschland bereits zu einem der umweltpolitisch innovativsten Länder der Welt und den Klimaschutz auch im Inland sehr populär gemacht hatte.

Doch wie lässt sich die deutsche Umweltpolitik in den Jahren ihrer Kanzlerschaft nun aus der Retrospektive beurteilen? Betrachten wir dafür ihre verschiedenen Epochen. Während Merkels erster Periode als Kanzlerin mit der im Parlament nahezu gleichstarken SPD als Koalitionspartner wurde das rot-grüne Energiepaket kaum angefasst, zum Ärger der Grünen aber auch kein Stück weiter vorangetrieben. Immer wieder redete Merkel öffentlich über eine aktive Klimapolitik, wie zum Beispiel bei ihren ersten Treffen mit dem neu gewählten US-Präsidenten Barack Obama 2009, wo beide eine gemeinsame Linie bzgl. der Frage der Erderwärmung und den notwendigen Reaktionen darauf betonten. So erwarb sie sich rein aufgrund ihrer Worte den Ruf, eine „Klimakanzlerin“ zu sein. Tatsächlich redete Merkel auf europäischer und globaler Ebene gerne positiv über Klimaziele. So brachte sie beim G8-Gipfel in Heiligendamm, nahe ihrer Heimat, das (unverbindliche!) „2-Grad-Ziel“ beim Klima durch. In Brüssel drängt sie als EU-Ratspräsidentin die Europäer zu einem ambitionierten (aber ebenfalls unverbindlichen) Klimaziel bis 2020. Auf nationaler Ebene jedoch, wo sie die Macht hatte, solche dann auch umzusetzen, kam so gut wie gar nichts von ihr und ihrer Regierung. Hier vergingen die ersten vier Jahre ihrer Kanzlerschaft ohne eine einzige bedeutende klimapolitische Initiative. Im Gegenteil: Merkel knickte regelmässig vor dem Wirtschaftsflügel ein. So schwächte sie zum Beispiel auf Druck der Autoindustrie die schon beschlossenen EU-Grenzwerte für Autos noch ab. Und als dann im Herbst 2008 die Finanzkrise aus Amerika nach Europa schwappte, nahm ihr dies den Fokus auf Klimapolitik für den Rest der Legislaturperiode komplett weg.

Noch schlimmer verlief es während ihrer zweiten Legislaturperiode, als sie die von ihren Parteianhängern so stark herbeigesehnte Koalition mit der FDP einging. Im Oktober 2010 entschied die Merkel‘sche Regierung den „Ausstieg aus dem Ausstieg“ zurück in die Atomenergie. Unter dem Protest der rot-grünen Opposition, die in der Atomenergie zurecht keine valable Lösung für die Klimakrise sah, verlängerte die Merkel‘sche Regierung die Laufzeiten aller aktiven deutschen Kernkraftwerke wieder und annullierte damit den Atomkonsens der rot-grünen Regierung zuvor. Die sieben vor 1980 in Betrieb gegangenen Kernkraftwerke erhielten die Erlaubnis, für zusätzliche acht Jahre Strom zu produzieren, bei den übrigen zehn wurde die Laufzeit um 14 Jahre verlängert. Dies entsprach der bis heute bestehende Illusion der FDP, dass die mit hohen Risiken kommende Spaltung von Atomkernen der geeignete Ansatz zur Verringerung des CO2-Ausstosses in die Luft sei. Doch nur ein halbes Jahr später, am 11. März 2011, kam es in Fukushima, Japan, zu einer Nuklearkatastrophe, woraufhin Merkel eine komplette Wende von ihrer opportunistischen Atom-und Energiepolitik vollzog. Zunächst verkündete sie ein dreimonatiges Moratorium für die ältesten deutschen Kernkraftwerke. Am 6. Juni 2011 beschloss ihr Kabinett dann das endgültige Aus für die acht Kernkraftwerke und einen stufenweisen kompletten Atomausstieg Deutschlands bis 2022. Es schien, dass die Physikerin Angela Merkel erst mit dem Desaster von Fukushima endlich verstanden hat, welche Katastrophen Kernkraftwerke bei unkontrollierten Kernspaltungen auslösen können.

Absurderweise wird Merkel heute als die Person wahrgenommen, die den deutschen Atomausstieg vorangetrieben hat. Dabei agierte sie genau andersherum: Sie wollte den von der rot-grünen Vorgängerregierung beschlossenen Atomausstieg eigentlich wieder umkehren und wurde dann von der Realität schnell eines Besseren belehrt. Man kann von Glück sprechen, dass Merkel für diesen Schritt gegen den Widerstand konservativer Parteikollegen und der FDP opportunistisch genug war und gerade im Angesicht der japanischen Atomkatastrophe auf die nach wie vor starke Klimasensitivität der in dieser Hinsicht noch von Rot-Grün geprägten deutschen Wähler setzte.

In der bis zum Ende ihrer Kanzlerschaft andauernden zweiten Koalition mit der SPD erwies sich leider auch die SPD nicht mehr als die Klimapartei, die sie unter Rot-Grün noch gewesen war. So scheiterte Sigmar Gabriel, der nun vom Umwelt- ins prestigeträchtigere Wirtschaftsministerium gewechselt hatte, daran, die Kohle mit einer stärkeren Abgabe zu belegen, um sie aus dem Markt zu vertreiben, an den Gewerkschaften. Mit der Zeit wandte er sich dann immer mehr vom Energiegesetz ab, das seine Partei noch mit den Grünen aufgesetzt hatte. So betrieb er zuletzt sogar eine intensive Lobbyarbeit für die deutsche Kohleindustrie.

Kaum je zuvor hat ein deutscher Kanzler eine derart grosse Diskrepanz zwischen Reden und der konkreten politischen Gestaltung hinterlassen wie Merkel dies getan hat. Eine gute Klimapolitik war für Merkel oft nur ein Thema für schönes Wetter. Das hatte auch negative Konsequenzen für die internationale Klimadiskussion, in der es eben nicht gut ankommt, wenn man etwas mit grossen Worten ankündigt und es dann selbst nicht umsetzen will. So gab sie indirekt sogar den sehr aktiven chronischen Klimaskeptikern in den USA einen Aufwind.

Dies zeigte sich dann auch in den internationalen Ratings. Zu Beginn ihrer Kanzlerschaft lag Deutschland auf dem bekannten Klimaschutz-Index (KSI), der die Klimaschutzleistungen von 57 Staaten betrachtet, die zusammen für mehr als 90 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, auf den ganz vorderen Plätzen. Doch nach 10 Jahren Merkel war das Land ins Mittelmass abgerutscht, wo es bis heute steht. Von der Führung unter den reichsten Ländern für eine bessere Klimapolitik zu Beginn ihrer Kanzlerschaft hin zu einer Politik der Mehrheit aller Länder, die weit hinter dem Notwendigen liegt, so lässt sich Merkels klimapolitische Bilanz zusammenfassen. Man könnte es auch etwas direkter formulieren: Ihre Klimabilanz ist eine Katastrophe. In ihren ersten Jahren wurde Merkel noch als Klimakanzlerin gesehen, doch aus heutiger Betrachtung auf ihre nun bald beendete Kanzlerschaft kann diese Bezeichnung falscher wohl kaum sein. Deutschland kam beim Klimaschutz in den letzten 16 Jahren nirgendwo hin.

Wie weit die Gesellschaft und internationale Politik jedoch unterdessen ist, nicht zuletzt in Anbetracht der klaren Klimaveränderungen in den letzten Jahren, lässt sich nahezu täglich beobachten. So tendieren die internationalen Aktionen heute gegen den realen deutschen Trend (nicht aber gegen die verbalen Sprüche Merkels) für eine aktivere Klimapolitik. Betrachten wir dafür mal ein von der Öffentlichkeit etwas weniger beachtetes Feld, den Handel mit Zertifikaten für CO2-Emmissionsrechte, d.h. für das Recht von Energiefirmen, CO2 in die Atmosphäre zu emittieren. Dieser sollte bereits in den Nuller-Jahren einem einfachen Marktprinzip folgen. Doch gab es in der Praxis lange massiven Widerstand der Konzerne und Wirtschaftsverbände gegen einen solchen Emissionspreis und -handel, wobei diese auch recht erfolgreich auf Merkel einzuwirken vermochten. So blieb das freie Angebot an CO2-Zertifikaten lange hoch und der Preis dafür entsprechend niedrig. Noch 2009 erhielten deutsche Unternehmen 90 Prozent der Zertifikate kostenlos. Erst 2013 wurde zum Wendejahr, als die EU-Kommission einen zentralen Versteigerungsplatz für alle EU-Länder durchsetzte. Für die Energiebranche gab es nun keine geschenkten Zertifikate mehr, sie musste nun 100 Prozent ihrer Emissionsrechte erwerben. Dabei wurden immer mehr Branchen in den Emissionshandel einbezogen, in dem die Zertifikate nun nicht mehr einfach verkauft, sondern, wie Aktien, marktkonform versteigert und dann öffentlich gehandelt werden. Es vergingen weitere fünf Jahre, bis die vergangenen überschüssigen Zertifikate abgeschöpft waren und ihre Preise endlich wie gewünscht anstiegen. Lag er lange bei gerade einmal 5 Euro pro Tonne, so verfünffachte er sich von 2018 bis 2019. 2019 und 2020 pendelte er zwischen 25 und 30 Euro, um dann Ende 2020 auf über 32 Euro, im Februar 2021 auf fast 40 Euro, im Mai 2021 auf über 50 Euro, Anfang Juli bis auf 57,50 Euro und Ende August auf knapp über 60 Euro zu steigen. Aber auch dieser Preis ist immer noch weit entfernt von der Deckung der tatsächlichen Kosten der CO2-Emmisson. Das deutsche Umweltbundesamt schätzt den Schaden auf 180 Euro pro Tonne emittiertes CO2.

So langsam beginnt sich eine Anpassung der Wirtschaft an die notwendigen Schritte gegen den Klimawandel zu entwickeln, vielleicht nicht ganz zufällig zur gleichen Zeit, in der Merkel ihre Kanzlerdasein beendet. Der gerade herausgekommene AR6 Report der Klimamodelle der CMIP6-Serie (erster Teil) weist mit ungewöhnlicher Deutlichkeit darauf hin, wie stark und schnell sich die Klimakrise entwickelt. Wir haben hier die Dauer von ca. 15-20 Jahren verschlafen, um angemessen auf diese Entwicklung zu reagieren. Es ist wohl kein kompletter Zufall, dass dies genau der Dauer der Merkel’schen Kanzlerschaft entspricht.

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www.larsjaeger.ch

Jahrgang 1969 habe ich in den 1990er Jahren Physik und Philosophie an der Universität Bonn und der École Polytechnique in Paris studiert, bevor ich am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden im Bereich theoretischer Physik promoviert und dort auch im Rahmen von Post-Doc-Studien weiter auf dem Gebiet der nichtlinearen Dynamik geforscht habe. Vorher hatte ich auch auf dem Gebiet der Quantenfeldtheorien und Teilchenphysik gearbeitet. Unterdessen lebe ich seit nahezu 20 Jahren in der Schweiz. Seit zahlreichen Jahren beschäftigte ich mich mit Grenzfragen der modernen (sowie historischen) Wissenschaften. In meinen Büchern, Blogs und Artikeln konzentriere ich mich auf die Themen Naturwissenschaft, Philosophie und Spiritualität, insbesondere auf die Geschichte der Naturwissenschaft, ihrem Verhältnis zu spirituellen Traditionen und ihrem Einfluss auf die moderne Gesellschaft. In der Vergangenheit habe ich zudem zu Investment-Themen (Alternative Investments) geschrieben. Meine beiden Bücher „Naturwissenschaft: Eine Biographie“ und „Wissenschaft und Spiritualität“ erschienen im Springer Spektrum Verlag 2015 und 2016. Meinen Blog führe ich seit 2014 auch unter www.larsjaeger.ch.

17 Kommentare

  1. Deutschland und der Fossil-Erneuerbare Komplex
    Armin Laschet ist ja der von der CDU/CSU gewünschte Nachfolger von Angela Merkel. Nordrhein-Westfalen, wo Laschet bis jetzt regierte, selber ein „Kohleland“, hat darauf gedrängt, den deutschen Kohleausstieg erst im Jahre 2038 zu vollziehen und Datteln 4, das Steinkohlekraftwerk, welches 2020 neu in Betrieb ging liegt in Nordrhein-Westfalen und die Entscheidung UNIPERs es zu bauen wurde von Laschet verteidigt.

    Laschet sagte im Februar 2019 zu den fossilen Energien :

    Zur Ehrlichkeit gehört also, dass wir weiterhin fossile Energieträger benötigen werden, weil wir auf absehbare Zeit nur mit diesen die nötige Versorgungssicherheit erreichen können. Das wird in den nächsten beiden Jahrzehnten ganz maßgeblich auch noch die Kohle sein, das wird mit zunehmender Bedeutung vor allem aber auch Erdgas sein.
    (Armin Laschet, nordrhein-westfälischer Ministerpräsident, Februar 2019)

    Ähnliche Aussagen wie Laschet zu den fossilen Energien, insbesondere zur Kohle und der Zukunft von Erdgas gibt es auch vom langjährigen Merkel-Minister Peter Altmeier.

    Angela Merkel hat sich selbst mehrfach für Nordstream 2, also für mehr russisches Erdgas eingesetzt und das sogar gegen den Willen der USA.

    Frage: Warum ist Deutschland heute DER Repräsentant des Fossil-Erneuerbaren Komplexes, also des Glaubens, Erneuerbare liessen sich nur zusammen mit fossilen Energien betreiben?
    Antwort: In Deutschland fehlte/fehlt ein überzeugender Plan wie man zusammen mit den europäischen Nachbarländern eine Wirtschaft aufbaut, die ohne fossile Energien auskommt. Ein solcher Plan hätte ein energiepolitisches Bündnis mit Deutschlands Nachbarländern nötig gemacht. Scheinbar war Deutschland (evtl. auch die Nachbarn) nicht dazu bereit, zukünftig Strom verstärkt über die Grenzen hinweg fliessen zu lassen.

  2. Deutschland ist heute das Land mit den weltweit höchsten Kosten für eine vermiedene Tonne CO2. Oder wer es lieber umgekehrt formuliert: Kein Land senkt die CO2-Emissionen pro eingesetztem Euro weniger als wir. Grund dafür ist ein überbürokratisierter Energie”markt”, in dem nahezu alle Marktsignale ausgeschaltet sind bzw. verzerrt werden. Neben einer stotternden Energiewende hat dies den entschiedenen Nachteil, dass heute kein Mensch sagen kann, wieviel Energie bei uns eigentlich real kostet – oder gar künftig kosten wird. Ich sehe aktuell auch keine Partei, die daran glaubwürdig etwas ändern möchte.

    Die Vorschläge für einen marktwirtschaftlichen CO2-Emissionsrechtehandel mit jährlich sinkendem Emissionsvolumen und entsprechender Importbepreisung lagen schon vor 25 Jahren vor. Es waren die Grünen, die statt dessen unbedingt ausgewählte Energieträger fördern wollten – Staatswirtschaft statt Marktwirtschaft. Dass das unnötig teuer und komplex wird, wurde schon damals vorhergesagt.

    Ich würde insgesamt nicht sagen, dass Merkel oder sonst ein Politiker versagt hat. Es ist halt ein Thema, dass die Bevölkerung allen Behauptungen zum Trotz nicht wirklich interessiert. Hauptsache, alles bleibt ungefähr beim Alten, so kann man den Standpunkt des durchschnittlichen Wahlbürgers grob charakterisieren. Entsprechend albern ist die Energiepolitik.

  3. Also wirklich, ich hätte mir hier eine sachlichere Analyse der Klimapolitik Angela Merkels gewünscht. Dass ausgerechnet der Ausstieg aus der Kernenergie, der damals größten deutschen CO2-armen Energiequelle, als ein positiver Akt im Klimaschutz dargestellt wird, halte ich wirklich für sehr dreist.
    Dieser Ausstieg hat in den kommenden Jahren die CO2-Reduktion durch den schnellen Ausbau von PV und Windkraft zunichte gemacht. Die Laufzeitverlängerung hat ja eben eine klimaneutrale Stütze erbracht, auf der die neuen Energieträger aufgebaut werden könnten. Ich verstehe einfach nicht, wie im deutschsprachigen Raum stets die Risiken der Kernspaltung über den Nutzen gestellt werden, obwohl wissenschaftliche Erkenntnisse dagegen sprechen. Im globalen Maßstab hat die Kernenergie deutlich weniger Todesopfer gefordert als sämtliche fossile Energieträger, ja selbst weniger als die Wasserkraft. Gleichzeitig ist sie nach dieser die größte CO2-arme Stromquelle der Welt. Zudem ist Kernkraft Bestandteil des Ausstiegsplans vieler Länder von fossilen Brennstoffen.
    Warum tut man sich hier so schwer diese Tatsache zu akzeptieren? Wenn man sich ansieht, dass Deutschland auch im Jahr 2021 immernoch vor der scheinbar ungelösten Aufgabe steht, eine Dekarbonisierung ihrer Wirtschaft mit den Hauptenergiequellen Sonne und Wind zu bewerkstelligen, wäre es angebracht darüber nachzudenken, die Energieversorgung auf eine breitere Basis zu stellen. Mit der Kernkraft ist es wie mit der Luftfahrt: viele Menschen haben vor dem Fliegen Angst. Nüchtern betrachtet ist sie jedoch das sicherste Mittel zur Fortbewegung. Klar, in kaum einer anderen Branche sind die Sicherheitsvorkehrungen derart hoch wie hier. Ähnlich verhält es sich mit der Kernenergie. Da ich selbst in einer solchen Anlage arbeite kann ich das mit eigenen Augen bestätigen. Hohe Redundanzen und an sehr pessimistische Sicherheitsszenarien angepasste Sicherheitsvorkehrungen bis ins kleinste Detail.
    Wie gesagt, ich verstehe es nicht, schon gar nicht in Anbetracht des geringen Zeithorizontes um wenigstens noch die 2 Grad Erderwärmung noch einzuhalten.

  4. Es heißt im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art 65,
    “Der Bundeskanzler bestimmt die Richtlinien der Politik und trägt dafür die Verantwortung. Innerhalb dieser Richtlinien leitet jeder Bundesminister seinen Geschäftsbereich selbständig und unter eigener Verantwortung. Über Meinungsverschiedenheiten zwischen den Bundesministern entscheidet die Bundesregierung. Der Bundeskanzler leitet ihre Geschäfte nach einer von der Bundesregierung beschlossenen und vom Bundespräsidenten genehmigten Geschäftsordnung.”, insofern ist die formale Frage, in wieweit “der Bundeskanzler” sich in die Belange des Wirtschafts- und des Umweltministerium einmischen kann, die “Richtlinien” hat Frau Merkel ja formal gesetzt. Betrachtet man die vergangenen Jahre, so bestand ihre Art, die Politik zu gestalten ( zumindest von außen gesehen und nach außen hin gesehen ) darin, abzuwarten´, zu welchem Energieminimum ( relativ oder absolut ) die Kugel rollt – und das wurde dann als Ziel ausgegeben – war das nicht bekannt?
    Andererseits wäre es vermessen zu glauben, dass ( wir ) 80 Millionen Deutsche am Klima irgendetwas ändern könnten, weder im Guten, noch im Schlechten.
    Und aus meiner Sicht ist zwar die Klimaveränderung mit allen Szenarien in aller Munde, aber das Leben auf der Erde hat schon ganz andere Katastrophen überstanden. Was aber auf alle Fälle geschieht, dass mit der Klimaveränderung unser bequemes, sicheres und angenehmes Dahindämmern vorbei sein wird, wenn wir also die “Klimakatastrophe” beklagen, beklagen wir im Grunde den Verlust unseres Paradieses, in dem wir uns bisher so bräsig und selbstzufrieden eingerichtet haben.
    Mein Ansatz geht zwar auch von fossilen “Brennstoffen” aus, ich sehe aber die Endlichkeit der C-H-Ressourcen in Form von Kohle, Öl und Gas. Vor 1 * 500 Jahren hat Luther seine Thesen angeschlagen, vor 2* 500 Jahren hat Otto I auf dem Lechfeld unsere Kultur gerettet, vor 4 * 500 Jahren waren Augustus und Arminius … und in 500 Jahren haben wir die C-H-Ressourcen schnöde verbrannt, danach wird nichts mehr da sein und die nachfolgende Menschheit muss ohne diese Rohstoffe auskommen, ist das unsere Vorstellung von Geschichte, après moi, le déluge?
    Nochmal, wir 80 Millionen können “das Klima” nicht retten, aber wir könnten Techniken und Technologien entwickeln, die unseren Energiebedarf ohne Verbrennung von fossilen Ressourcen allein aus der uns zuströmenden Fusionsenergie der Sonne decken kann. Wenn wir das tun, damit beweisen, dass es so und nicht mit Fossil-Verbrennung auch möglich ist, ein angenehmes, zufriedenstellendes und bequemes Leben zu führen – wer in der Welt würde nicht solche Technik kaufen wollen, lizensieren lassen oder auch raubkopieren?

    Und das ist unser Problem, Kurzsichtigkeit in der Politik ( Wahlperiode ), wirtschaftliches stieren auf momentanen Maximalprofit ( Börsennotierung ), nicht die Chancen sehen, sondern immer nur die scheinbaren Probleme, “vom Ende her sehen” wollen und kein “learning by doing” versuchen.

  5. Herr Jäger, warum beschäftigen Sie sich hier nur mit den Maßnahmen gegen den Klimawandel in Deutschland? Warum lassen Sie die enorme Zunahme der Emissionen in Asien, vor allem in China sowie die Planungen für über 2000 fossile Kraftwerke in Afrika außen vor? Wir leben doch hier nicht in einer kleinen geschlossenen Blase und können deshalb auch nicht erreichen, dass der Klimawandel bei uns gebremst wird, wenn wir unsere Emissionen reduzieren.
    Es ist doch reine Traumtänzerei zu glauben, unsere Maßnahmen hätten eine nennenswerte Wirkung aufs Klima und trügen zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels bei, wenn sich andere Länder ganz massiv dagegen stemmen und andersrum agieren, nur ab und zu auf den COP-Konferenzen oder mal so bei öffentlichen Auftritten von Politikern behaupten lassen, sie würden das Pariser Abkommen einhalten und in 30, 40 oder 50 Jahren klimaneutral sein.
    Das sieht man auch überall in den Medien: China und die asiatischen Länder werden einfach außen vor gelassen, obwohl gerade diese es in der Hand haben den Klimawandel zu bremsen – was wir eben nicht können.
    Es würde nur klappen, wenn alle Länder entsprechend Vertrag bzw. man sollte sagen entsprechend Absichtserklärung in die gleiche Richtung vorgehen würden. Doch gerade die großen Emittenden, außer wohl den USA (wo es zur Zeit trotz Biden auch nicht so ganz danach aussieht) denken nicht daran ihre Emissionen jetzt oder in planbarer Zukunft zu reduzieren. China ließ ja sogar öffentlich verlautbaren, dass es solange weiter auf die Kohle setzen werde, solange Wind und Sonne so unsichere und unplanbare Stromlieferanten sind – also bis zum Sankt Nimmerleinstag.
    Warum genießen China und die andern asiatischen Länder sowie die Planungen der afrikanischen Länder “Schutzrechte” und wird bei uns kleinen Emittenden derart stark auf die Pauke gehauen? Ist der Einfluss Chinas bei uns schon so groß?
    Ich “verurteile” China nicht wegen dieser Vorgehensweise, ich nehme, dass mit den steigenden Emissionen kein Kalkül zur Verstärkung einer zukünftigen Klimakatastrophe verbunden ist, der Schaden im eigenen Land wäre schließlich immens. Da muss was anderes dahinterstecken – aber was?
    Wie wäre es, wenn hier von Ihnen und überhaupt in den Medien und von den “westlichen” Klimaforschern das Vorgehen Asiens und Afrikas mal analysiert und in die IPCC-Szenarien abgebildet würde?

      • Danke für die Antwort, Herr Jäger.
        Ich habe ihr Buch bisher noch nicht gelesen (was ich bald nachholen werde) und wohl auch viele andere Blog-Besucher. Es wäre deshalb schön, wenn Sie hier in Kürze ihre Aussage wiederholen und in den Kontext zu obigen Ausführungen stellen könnte.

  6. Deutschlands Erdgas- und Wasserstoffstrategie als Probleme
    Deutschland will in naher Zukunft verstärkt auf Erdgas als Brückentechnologie setzen. Erdgas als Brückentechnologie wurde vor 10 Jahren selbst von deutschen Klimaforschern und den Grünen gefordert. Doch jetzt ist es eindeutig zu spät dafür auf Erdgas zu setzen, vor allem wenn Deutschland bis 2045 oder 2050 klimaneutral werden will, denn Energietechnologien haben ein langes Leben und eine Erdgasinfrastruktur, die heute aufgebaut wird, kann man schwerlich 25 Jahre später wieder deinstallieren – ausser man ist bereit grosse finanzielle Investitionen vorzeitig abzuschreiben.

    Deutschland hat aber auch eine äusserst ambitionierte Wasserstoffstrategie und die EU hat diese aufgegriffen. Auf Wasserstoff zu setzen bedeutet jedoch 1) äusserst grosse Energieverluste in Kauf zu nehmen, bleibt doch in der Kette Strom-> Wasserstoff->Strom weniger als 1/3 des als Wasserstoff gespeicherten Stroms übrig. Nur schon wenn man Wasserstoff als Treibstoff für Autos einsetzen will (in Brennstoffzellenfahrzeugen) und man den Wasserstoff per Elektrolyse herstellt, benötigt man zwei- bis dreimal soviel Strom wie mit einem reinen Batterieauto. Doch in Deutschland ist dieses Wissen in der breiten Öffentlichkeit noch nicht angekommen wie gerade die SPON-Umfrage Welche Verkehrsmittel sollte der Staat fördern? ergeben hat. 39% der befragten Deutschen wollen eine staatliche Förderung von Brennstoffzellenautos, wohl weil ein solches mit Treibstoff betanktes Auto den Vorstellungen von einem klassischen Auto noch am ehesten entspricht. Doch selbst Toyota, welches gut gebaute Brennstoffzellenautos anbietet glaubt inzwischen nicht mehr daran, denn fast alles spricht gegen Wasserstoffautos, unter anderem etwa 1) die hohen Kosten für grünen Wasserstoff 2) die teuren und potenziell gefährlichen Wasserstofftankstellen 3) die Tatsache, dass Wasserstoff ein 3 Mal so grosses Volumen benötigt wie Benzin/Diesel.

    Dass sogar die EU eine äusserst ambitionierte Wasserstoffstrategie aufgelegt hat, überrascht viele Experten etwa aus den USA, denn sehr vieles spricht dagegen in Zukunft mehr Wasserstoff einzusetzen als heute schon in der Industrie verbraucht wird, zumal der heute in der Industrie verbrauchte Wasserstoff aus Erdgas stammt und damit selbst zu den CO2-Emissionen beiträgt. Zuerst einmal gilt es also den heute verwendeten Wasserstoff grün zu machen. Etwas was allein schon einiges kostet und einiges an Strom verbrauchen wird.

    Was denn wäre für Deutschland und die EU besser als eine Wasserstoffstrategie? Nun, ein europäisches Supergrid beispielsweise, also ein leistungsstarkes Stromnetz, welches Landesgrenzen überschreitet. Und wenn schon Strom gespeichert werden soll, dann in billigen Batterien grosser Kapazität wie sie von FormEnergy in Form der Eisen-Luftbatterie angeboten wird.

    Deutschland riskiert den Verlust der Autoindustrie
    Wenn Tesla sein Ziel von weltweit 20 Millionen jährlich verkauften Teslas im Jahr 2030 erreicht, dann könnte das den Bankrott für mehrere deutsche Autofirmen bedeuten, denn nur schon ein Umsatzrückgang von 10% würde einige dieser Firmen gefährden und dieser Umsatzrückgang droht, weil Deutschlands Autoindustrie momentan keine wirklich kompetitiven E-Autos baut und frühestens in 5 Jahren so weit sein wird.

    Fazit: Deutschland und die EU sind nicht für eine grüne Zukunft gerüstet. Das zeigt das Denken in alten, bereits überholten Strategien und die Langsamkeit etwa bei der eigenen Entwicklung der Elektromobilität.

    • Martin Holzherr
      31.08.2021, 08:45 Uhr

      Nun, was die Effizienz einer H₂-Wirtschaft angeht, so ist die Frage, wofür das H₂ genutzt werden soll. In Drucktanks gespeichertes H₂ benötigt ein großes Volumen und setzt Kenntnis des Langzeit-Verhaltens von Werkstoffen voraus, kryogenes H₂ wird nicht lange so bleiben, bei Privat-Pkw ist dann irgendwann der Inhalt verdampft, auch wenn das Fahrzeug keinen Meter bewegt wurde, da kämen nur Brennstoffzellen in Frage, die aus dem natürlich verdampfenden H₂ wenigstens noch Strom machen und ins Netz einspeisen – dazu eine App, die Ihnen sagt, dass Sie Ihr Fahrzeug entweder jetzt zum Tanken fahren oder später dorthin abschleppen lassen müssen. Für Flugzeuge, Bahnen, Busse, Lkw und Schiffe im Dauerbetrieb kann das aber sinnvoll sein, für technische Anwendungen, die bisher stetig auf fossile Brennstoffe ( C als Reduktionsmittel ), ist es sicher die Lösung.
      Natürlich erfordert die Herstellung von H₂ einen erhöhten Aufwand, aber kennen Sie das η bei der Photosynthese vom Lichtquant bis zur Holzfaser im Baum? Das liegt irgendwo bei 0,x% und damit hat sich das Leben über Jahrmillionen entwickelt und alle die fossilen Vorräte geschaffen, die wir jetzt scham- und rücksichtslos ausbeuten.
      Wie dem auch sei, meines Wissens gibt es ein europäisches Stromverbundnetz, es war nur nie dafür gedacht, große ( unwillige ) Volkswirtschaften von den Nachbarn “ernähren” zu lassen, momentaner Ausgleich war die Idee, Netz(frequenz)stabilität.
      Andererseits brauchen wir nur einen Blick auf Politik und Gesellschaft zu werfen, da wird der “Ausbau der Erneuerbaren” lautstark “gefordert”, gleichzeitig werden “10-H”-Vorschriften erlassen, gleichzeitig formieren sich BI gegen Lärm bei WKA und gegen die “Vogelschredder”, dazu werden Überlandleitungen gerichtlich behindert und “Vergraben” gefordert, so, als sei das technisch und wirtschaftlich sinnvoll – und dann beschweren wir uns wegen des “kleinen” η bei der Erzeugung von H₂?
      Frau Merkel hat sicher den Umbau nicht sonderlich gefördert und was sie dabei “vom Ende her gedacht” hat, entzieht sich mir, aber in Ihrer Art, die Kugel zum tiefsten Punkt rollen zu lassen, dann das zu “entscheiden”, was sich schon dadurch entschieden hat, “machbare” Politik zu betreiben, genau deshalb war sie ja so lange unsere Galionsfigur und ist gewählt worden.
      Und auch die, die aus ihren Baumhäusern und bei Demonstrationen “Forderungen” gestellt haben, haben keine Lösungen und keine Vor-/Mitarbeit angeboten.
      Je 1.000 €uro für 1.000.000 Lastenfahrräder retten das Klima nicht, ebensowenig wie Prämien für Hybridfahrzeuge.

    • Martin Holzherr
      31.08.2021, 08:45 Uhr

      Nun, was die Effizienz einer H₂-Wirtschaft angeht, so ist die Frage, wofür das H₂ genutzt werden soll. In Drucktanks gespeichertes H₂ benötigt ein großes Volumen und setzt Kenntnis des Langzeit-Verhaltens von Werkstoffen voraus, kryogenes H₂ wird nicht lange so bleiben, bei Privat-Pkw ist dann irgendwann der Inhalt verdampft, auch wenn das Fahrzeug keinen Meter bewegt wurde, da kämen nur Brennstoffzellen in Frage, die aus dem natürlich verdampfenden H₂ wenigstens noch Strom machen und ins Netz einspeisen – dazu eine App, die Ihnen sagt, dass Sie Ihr Fahrzeug entweder jetzt zum Tanken fahren oder später dorthin abschleppen lassen müssen. Für Flugzeuge, Bahnen, Busse, Lkw und Schiffe im Dauerbetrieb kann das aber sinnvoll sein, für technische Anwendungen, die bisher stetig auf fossile Brennstoffe ( C als Reduktionsmittel ) angewiesen sind, ist es sicher die Lösung.
      Natürlich erfordert die Herstellung von H₂ einen erhöhten Aufwand, aber kennen Sie das η bei der Photosynthese vom Lichtquant bis zur Holzfaser im Baum? Das liegt irgendwo bei 0,x% und damit hat sich das Leben über Jahrmillionen entwickelt und alle die fossilen Vorräte geschaffen, die wir jetzt scham- und rücksichtslos ausbeuten.
      Wie dem auch sei, meines Wissens gibt es ein europäisches Stromverbundnetz, es war nur nie dafür gedacht, große ( unwillige ) Volkswirtschaften von den Nachbarn “ernähren” zu lassen, momentaner Ausgleich war die Idee, Netz(frequenz)stabilität.
      Andererseits brauchen wir nur einen Blick auf Politik und Gesellschaft zu werfen, da wird der “Ausbau der Erneuerbaren” lautstark “gefordert”, gleichzeitig werden “10-H”-Vorschriften erlassen, gleichzeitig formieren sich BI gegen Lärm bei WKA und gegen die “Vogelschredder”, dazu werden Überlandleitungen gerichtlich behindert und “Vergraben” gefordert, so, als sei das technisch und wirtschaftlich sinnvoll – und dann beschweren wir uns wegen des “kleinen” η bei der Erzeugung von H₂?
      Frau Merkel hat sicher den Umbau nicht sonderlich gefördert und was sie dabei “vom Ende her gedacht” hat, entzieht sich mir, aber in Ihrer Art, die Kugel zum tiefsten Punkt rollen zu lassen, dann das zu “entscheiden”, was sich schon dadurch entschieden hat, “machbare” Politik zu betreiben, genau deshalb war sie ja so lange unsere Galionsfigur und ist gewählt worden.
      Und auch die, die aus ihren Baumhäusern und bei Demonstrationen “Forderungen” gestellt haben, haben keine Lösungen und keine Vor-/Mitarbeit angeboten.
      Je 1.000 €uro für 1.000.000 Lastenfahrräder retten das Klima nicht, ebenso wenig wie Prämien für Hybridfahrzeuge und erst recht nicht die “schöne Aussicht” ohne WKA.

    • Martin Holzherr
      31.08.2021, 08:45 Uhr

      Nun, was die Effizienz einer H₂-Wirtschaft angeht, so ist die Frage, wofür das H₂ genutzt werden soll. In Drucktanks gespeichertes H₂ benötigt ein großes Volumen und setzt Kenntnis des Langzeit-Verhaltens von Werkstoffen voraus, kryogenes H₂ wird nicht lange so bleiben, bei Privat-Pkw ist dann irgendwann der Inhalt verdampft, auch wenn das Fahrzeug keinen Meter bewegt wurde, da kämen nur Brennstoffzellen in Frage, die aus dem natürlich verdampfenden H₂ wenigstens noch Strom machen und ins Netz einspeisen – dazu eine App, die Ihnen sagt, dass Sie Ihr Fahrzeug entweder jetzt zum Tanken fahren oder später dorthin abschleppen lassen müssen. Für Flugzeuge, Bahnen, Busse, Lkw und Schiffe im Dauerbetrieb kann das aber sinnvoll sein, für technische Anwendungen, die bisher stetig auf fossile Brennstoffe ( C als Reduktionsmittel ) angewiesen sind, ist es sicher die Lösung.
      Natürlich erfordert die Herstellung von H₂ einen erhöhten Aufwand, aber kennen Sie das η bei der Photosynthese vom Lichtquant bis zur Holzfaser im Baum? Das liegt irgendwo bei 0,x% und damit hat sich das Leben über Jahrmillionen entwickelt und alle die fossilen Vorräte geschaffen, die wir jetzt scham- und rücksichtslos ausbeuten.
      Wie dem auch sei, meines Wissens gibt es ein europäisches Stromverbundnetz, es war nur nie dafür gedacht, große ( unwillige ) Volkswirtschaften von den Nachbarn “ernähren” zu lassen, momentaner Ausgleich war die Idee, Netz(frequenz)stabilität.
      Andererseits brauchen wir nur einen Blick auf Politik und Gesellschaft zu werfen, da wird der “Ausbau der Erneuerbaren” lautstark “gefordert”, gleichzeitig werden “10-H”-Vorschriften erlassen, gleichzeitig formieren sich BI gegen Lärm bei WKA und gegen die “Vogelschredder”, dazu werden Überlandleitungen gerichtlich behindert und “Vergraben” gefordert, so, als sei das technisch und wirtschaftlich sinnvoll – und dann beschweren wir uns wegen des “kleinen” η bei der Erzeugung von H₂?
      Frau Merkel hat sicher den Umbau nicht sonderlich gefördert und was sie dabei “vom Ende her gedacht” hat, entzieht sich mir, aber in Ihrer Art, die Kugel zum tiefsten Punkt rollen zu lassen, dann das zu “entscheiden”, was sich schon dadurch entschieden hat, “machbare” Politik zu betreiben, genau deshalb war sie ja so lange unsere Galionsfigur und ist gewählt worden.
      Und auch die, die aus ihren Baumhäusern und bei Demonstrationen “Forderungen” gestellt haben, haben keine Lösungen und keine Vor-/Mitarbeit angeboten.
      Je 1.000 €uro für 1.000.000 Lastenfahrräder retten das Klima nicht, ebenso wenig wie Prämien für Hybridfahrzeuge und erst recht nicht die “schöne Aussicht” ohne WKA.

  7. @Wolfgang Richter

    Wieviel lassen wir wohl von China / Asien und Afrika für uns produzieren? Die zynische Ausbeutung in Afrika mal garnicht mit berechnet!

  8. Laut Energieagentur sind die fossilen Energieträger Öl und Gas in 50 Jahren eh am Ende. Kohle in ca. 100 Jahren. DAnn ist es eh vorbei mit fossilen Energieträger. WIR aber bei ca. 10 Mrd Erdenbürger mit Ansprüchen.
    Dämliche Aktualität.

  9. Martin Holzherr
    31.08.2021, 08:45 Uhr

    Nun, was die Effizienz einer H₂-Wirtschaft angeht, so ist die Frage, wofür das H₂ genutzt werden soll. In Drucktanks gespeichertes H₂ benötigt ein großes Volumen und setzt Kenntnis des Langzeit-Verhaltens von Werkstoffen voraus, kryogenes H₂ wird nicht lange so bleiben, bei Privat-Pkw ist dann irgendwann der Inhalt verdampft, auch wenn das Fahrzeug keinen Meter bewegt wurde, da kämen nur Brennstoffzellen in Frage, die aus dem natürlich verdampfenden H₂ wenigstens noch Strom machen und ins Netz einspeisen – dazu eine App, die Ihnen sagt, dass Sie Ihr Fahrzeug entweder jetzt zum Tanken fahren oder später dorthin abschleppen lassen müssen. Für Flugzeuge, Bahnen, Busse, Lkw und Schiffe im Dauerbetrieb kann das aber sinnvoll sein, für technische Anwendungen, die bisher stetig auf fossile Brennstoffe ( C als Reduktionsmittel ) angewiesen sind, ist es sicher die Lösung.
    Natürlich erfordert die Herstellung von H₂ einen erhöhten Aufwand, aber kennen Sie das η bei der Photosynthese vom Lichtquant bis zur Holzfaser im Baum? Das liegt irgendwo bei 0,x% und damit hat sich das Leben über Jahrmillionen entwickelt und alle die fossilen Vorräte geschaffen, die wir jetzt scham- und rücksichtslos ausbeuten.
    Wie dem auch sei, meines Wissens gibt es ein europäisches Stromverbundnetz, es war nur nie dafür gedacht, große ( unwillige ) Volkswirtschaften von den Nachbarn “ernähren” zu lassen, momentaner Ausgleich war die Idee, Netz(frequenz)stabilität.
    Andererseits brauchen wir nur einen Blick auf Politik und Gesellschaft zu werfen, da wird der “Ausbau der Erneuerbaren” lautstark “gefordert”, gleichzeitig werden “10-H”-Vorschriften erlassen, gleichzeitig formieren sich BI gegen Lärm bei WKA und gegen die “Vogelschredder”, dazu werden Überlandleitungen gerichtlich behindert und “Vergraben” gefordert, so, als sei das technisch und wirtschaftlich sinnvoll – und dann beschweren wir uns wegen des “kleinen” η bei der Erzeugung von H₂?
    Frau Merkel hat sicher den Umbau nicht sonderlich gefördert und was sie dabei “vom Ende her gedacht” hat, entzieht sich mir, aber in Ihrer Art, die Kugel zum tiefsten Punkt rollen zu lassen, dann das zu “entscheiden”, was sich schon dadurch entschieden hat, “machbare” Politik zu betreiben, genau deshalb war sie ja so lange unsere Galionsfigur und ist gewählt worden.
    Und auch die, die aus ihren Baumhäusern und bei Demonstrationen “Forderungen” gestellt haben, haben keine Lösungen und keine Vor-/Mitarbeit angeboten.
    Je 1.000 €uro für 1.000.000 Lastenfahrräder retten das Klima nicht, ebenso wenig wie Prämien für Hybridfahrzeuge und erst recht nicht die “schöne Aussicht” ohne WKA.

  10. Neue Technologien werden CO2-lose Stromprodunktion ermöglichen
    1) die nukleare Fusion wird ab 2030 kommerziell möglich sein
    Am 8.9.2021 meldet Commonwealth Fusion:
    MIT-designed project achieves major advance toward fusion energy
    New superconducting magnet breaks magnetic field strength records, paving the way for practical, commercial, carbon-free power.

    Gemäss diesem Bericht hat Commonwealth einen grossen 20 Tesla starken Magneten für den zukünftigen Testreaktor SPARC gebaut und erfolgreich getestet. SPARC soll 2025 in Betrieb gehen und doppelt so viel Energie erzeugen wie in die Fusion investiert wird. 2030 folgt dann der doppelt so grosse ARC-Fusionsreaktor.

    2) Form Energy hat für 2023 eine mehrere Megawatt Leistung abgebende 100 Stunden laufende, extrem billige, mit einfachsten Rohstoffen arbeitende Eisen-Luft Batterie angekündigt.
    Stanfords Mark Z. jacobson sagt:

    „Wenn die Kosten tatsächlich 20 US-Dollar pro Kilowattstunde betragen, wäre das ein Durchbruch und würde die schnelle und groß angelegte Umwandlung aller Elektrizität weltweit in sauberen, erneuerbaren (Wind-Wasser-Solar-)Strom ermöglichen“, sagte Jacobson.

    • Martin Holzherr
      10.09.2021, 04:38 Uhr

      So genial ich auch die H₂-Fusion als Kopie der solaren Energieerzeugung auf der Erde bewundere und erhoffe, aber seit 50 Jahren ist es die “Technologie der Zukunft” ( und wird es, dem Bonmot zufolge, auch immer bleiben … ), jedes Mal mit “gleich morgen geht’s los” und “bleiben Sie dran”.
      Im Moment haben die Versuche noch nicht mal die berühmte “schwarze Null” erreicht ( aber fast … ), von da bis zu einem kommerziellen reaktor mit nennenswertem ROI wird es auch noch dauern.

      Daher denke ich, dass wir die Techniken nutzen sollten, die bereits erhältlich sind oder wirklich serienreif zu sein scheinen, wie WKA, ( Unter )W( asser )KA, PVA, Pumpspeicher ( in jeder WKA auf einem Berg neben einem Tal ) und die künstliche Photosynthese bzw H₂-Erzeugung. Wir sollten endlich, 400 Jahre, nachdem Galilei die Erde aus dem Zentrum auf eine Umlaufbahn gerückt hat, begreifen, dass wir auf einem Raumschiff leben, leben müssen mit dem und von dem, was seit Anbeginn der Reise vorhanden ist, einzig der Zustrom an photonischer Energie kommt stetig neu hinzu. Und so müssen wir ( endlich mal ) lernen, alles nur mit dieser Energie und ihren Umwandlungen zu betreiben, herzustellen und vollständig zu recyceln, was wir glauben, zu unserem Leben zu brauchen. Die Biologie hat es uns seit mehr als 700 Ma vorgemacht, aus chemischen Rohstoffen wird mittels ( Sonnen- )Energie etwas hergestellt, was es so vorher nicht gab, und nach dem Tod wird es wieder vollständig recycelt und dann neu genutzt, anderes wird in kurzem Kreislauf genutzt. Wenn wir so weiter machen wie gerade jetzt, wird nach 700 Ma Leben in 70 a, spätestens aber in 700 a für uns das Licht ausgehen.

  11. M.Holzherr
    erstmal ein Plus für die Erwähnung der Eisen-Luft Akkus. Warum ist diese Technologie noch so unbekannt ??

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