Kinder auf dem Mars

Wir Menschen sind Geschöpfe der Erde. Aber das hindert uns nicht daran, vom Leben auf fernen Planeten zu träumen. Visionäre wie Elon Musk oder Jeff Bezos wollen schon bald Kolonien auf dem Mars und dem Mond bauen. Und das ist auf die Dauer nur möglich, wenn die Siedler sich auch vermehren. Aber das könnte, wie das amerikanische Internetportal Space.com jetzt schreibt, „dangerously unsexy“ sein. Das Leben von Marssiedlern wird sicher härter und kürzer als das eines durchschnittlichen deutschen Beamten, aber „unsexy“? Sehen wir uns das doch genauer an.

Der Artikel bezieht sich auf ein Paper einer internationalen Arbeitsgruppe aus Biologen und Philosophen unter dem Titel „Biological and social challenges of human reproduction in a long-term Mars base“. Erstautor ist der polnische Philosoph Konrad Szocik. Er hat sich auf die Identifizierung möglicher Probleme bemannter Marsflüge spezialisiert. Zusammen mit einigen anderen Wissenschaftlern arbeitet er an einem Buch mit dem Titel „The Human Factor in a Mission to Mars. An Interdisciplinary Approach.“ Wie er auf seiner Seite bei Researchgate.net verrät, glaubt er nicht, dass die Menschen schon bereit sind, den Mars zu besiedeln. In seinem Paper häuft gleich einen ganzen Stapel von Problemen auf.

Frühe Siedler sind vermutlich hartgesottene Gestalten, also könnten Ethik und Moral durchaus leiden. Der Wert jedes Einzelnen könnte davon abhängen, wie viel er zum Überleben der Gemeinschaft beiträgt. Für behinderte Kinder wäre kein Platz. Die Gemeinschaft würde vermutlich Abtreibungen erzwingen, wenn der Defekt nicht durch gentherapeutische Eingriffe heilbar wäre.

Und überhaupt sehen Szocik und seine Co-Autoren große medizinische Schwierigkeiten auf die Siedler zukommen. Der Weltraum und der Mars sind keine gesunde Umgebung, also nicht wirklich ein Platz, an dem man seine Kinder großziehen möchte. Andererseits haben sie Siedler natürlich keine echte Wahl, wenn sie erst einmal angekommen sind.

Und so spekulieren die Autoren, dass die Marssiedler irgendwann eine eigene Spezies bilden könnten, die besser an das Leben auf dem roten Planeten adaptiert ist. Und weil das normalerweise einige tausend Generationen dauert, könnte man natürlich mittels geeigneter gentechnischer Verfahren nachhelfen.

Andererseits bleibt natürlich die gute Frage, wie sehr sich die Menschen verändern müssten, um auf dem lebensfeindlichen Mars heimisch zu werden. Ohne gleichzeitiges Terraforming sehe ich da keine Chance (davon steht im Paper allerdings nichts). Im Moment besteht die Atmosphäre des Mars fast vollständig aus CO2. Der Luftdruck ist so gering wie auf der Erde in 35 km Höhe. Und nachts wird es selbst am Äquator schon mal -50° C kalt. Die UV-Strahlung der Sonne dringt ungefiltert bis zur Oberfläche vor und das mickerige, kaum nachweisbare Magnetfeld des Erdnachbarn hält auch die kosmische Strahlung nicht ab. Kein größeres irdisches Lebewesen könnte das überleben, da hilft auch keine Gentechnik. Die NASA überlegt, ob sie dem Mars nicht ein künstliches Magnetfeld spendieren soll, aber das hängt wie vieles andere davon ab, ob genügend Geld dafür zur Verfügung steht (erst mal eher unwahrscheinlich).

Marssiedler müssten sich also eingraben. Höhlen an Steilwänden oder unterirdische Tunnel wären erst einmal geeignete Behausungen. Elon Musk stellt dafür sicher gerne die Bohrmaschinen seiner Tunnelbaufirma („The Boring Company“) zur Verfügung.

Die Städte der ersten Mars-Menschen hätten also möglicherweise eine gewisse Ähnlichkeit mit Erdmännchenkolonien.

Gewächshaus auf dem Mars. Credit: NASA, public domain

An der Oberfläche sollten nur die Gewächshäuser für die Pflanzenzucht und die Anlagen zur Herstellung von Methan (Raketentreibstoff, Heizung, Fahrzeugantrieb) liegen. Der Mars ist übrigens in den letzten 4 Milliarden Jahren ziemlich zugestaubt und dieses rotbraune Pulver ist nicht gerade harmlos. Er enthält z. B. größere Mengen (0,1 – 1 %) sogenannte Perchlorate (ClO4), die Salze der Perchlorsäure. Sie verhindern die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse, was auf die Dauer gesundheitsschädlich ist. Der Marsstaub müsste also in den Luftschleusen sorgfältig von den Druckanzügen oder den Fahrzeugen heruntergewaschen werden. Tunnel mit offen liegenden Felswänden, wie man sie manchmal in Science-Fiction-Filmen sieht, sollten wohl besser vermieden werden.

Der Kampf um die Unabhängigkeit

Die Teile, Baustoffe und Maschinen für den Bau der Höhlen, Treibhäuser und der grundlegenden Energieversorgung werden die Siedler erst einmal von der Erde importieren. Sobald sie ihre Existenz gesichert haben, müssten sie anfangen sich abzunabeln. Die alte Heimat wird sie schließlich nicht dauerhaft versorgen wollen. Hier eine kleine Checkliste für die schnelle Unabhängigkeit:

  • Rohstoffe: Die Siedler brauchen Wasser, Metalle, Salze, Kohlenstoffverbindungen, Uran. Notfalls müsste der Bergbau im Asteroidengürtel beginnen, weil dort die Rohstoffe einfacher zugänglich sind.
  • Energie: Kleine Atomkraftwerke werden wohl am Anfang lebensnotwendig sein. Solarzellen liefern natürlich auch Strom, aber die häufigen Sandstürme verdunkeln die Oberfläche dermaßen, dass diese Stromquelle wochen- und monatelang ausfallen kann. Öl und Kohle existieren auf Mars natürlich nicht. Also sollte man Uranerze suchen.
  • Knowhow: Erfahrene Experten müssten die Siedler bei ihren ersten Schritten unterstützen. Datenbanken und Expertensysteme helfen ihnen dabei. Je größer die Siedlungen werden, desto mehr Menschen mit Spezialwissen müssen auf den Mars kommen.
  • Flexible Produktionsanlagen. Sie müssen alles produzieren können, beispielsweise Raumanzüge, Erzaufbereitungsanlagen, Computerchips, Konservendosen, Nähnadeln, Pizzaöfen, Tunnelbohrmaschinen. Und natürlich Ersatzteile, einschließlich ihrer eigenen.
  • Transportmittel: Die Verbindung zur Erde ist lebenswichtig, aber auch der Transport von Menschen und Gütern auf der Oberfläche muss funktionieren.

Erst wenn alle diese Punkte erfolgreich abgehakt sind, werden sich die Marsianer Gedanken um Ethik und Moral machen – wenn überhaupt. Und wie in den hart arbeitenden Gemeinschaften auf der Erde werden Frauen schwanger und gebären, ohne sich viele Gedanken darüber zu machen. Ob die Kolonisten nach unseren ethischen Vorstellungen leben werden, ist eine eher zweitrangige Frage. Deshalb glaube ich nicht, dass der Artikel von Szocik und seinen Co-Autoren einen zentralen Aspekt der Marsbesiedlung diskutiert. Es steht ihnen natürlich frei, sich darüber Gedanken zu machen, aber sie erfassen damit keinen Punkt, der die Kolonisierung des Mars aufhalten oder vorantreiben würde.

Fazit

Vielleicht ist der Mars tatsächlich zu fremd, und wir werden bei dem Versuch scheitern, dort Fuß zu fassen. Vielleicht sind wir aber auch in der gleichen Lage wie zwei urtümliche Fische von 450 Millionen Jahren, die im flachen Wasser den Kopf aus dem Wasser strecken, um mit kurzsichtigen Augen auf das noch kahle Land zu starren. Und wenn sie ins Wasser zurückfallen, sind sie sich absolut einig: Niemand wird auf diesen unwirtlichen, von der Sonne ausgetrockneten Steinen jemals leben. Warum auch? Das Meer bietet doch alles!

 

 

 

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Martina Grüter ist Medizinerin und befasst sich seit 2001 der angeborenen Prosopagnosie, einem erblichen Defizit in der Gesichtserkennung und Verarbeitung. Das Thema hat ihr gezeigt, wie vielschichtig die Verarbeitung von Informationen im Gehirn sind und wie wenige Erkenntnisse wirklich gesichert sind. Sie ist affiliert am Lehrstuhl für allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Universität Bamberg und arbeitet mit Wissenschaftlern an mehreren deutschen Universitäten an verschiedenen Forschungsprojekten.

32 Kommentare

  1. “Visionäre wie Elon Musk oder Jeff Bezos …”

    Visionäre? Das ich nicht lache. Das sind knallharte Kapitalisten, deren Profivorstellungen Sie nur als Visionen wahrnehmen.

  2. Interessant. An ein Problem mit Ethik und Moral glaube ich nicht, im Gegenteil.
    Deren Verfall ist eher ein Symptom von Gesellschaften, in denen es was zu verteilen gibt.
    Solche Siedler mögen hartgesotten sein, aber sie werden Respekt auch vor dem relativ Faulen haben, sofern es ihn überhaupt gibt. Denn viel wichtiger als der Deppen-Fleiß, den sie uns heute ständig als Wert verkaufen, sind zwei andere Dinge:
    Die schiere Breite, also Zahl der Individuen, die überhaupt überleben.
    Lebenskunst, also Eigenschaften wie Intuition, Intelligenz, körperliche Zähigkeit (Frauen!), und v.a. die Fähigkeit, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Form und Dosis zu tun.

    Alles Fähigkeiten, die dem Haudrauftypen fehlen.
    Also weniger Chuck Norris und mehr MacGyver (der aus den 80ern).

    “Terraforming”
    Überzeugendes Argument.

  3. Das angenehme Klima der Bay Area trägt vielleicht zur hohen Arbeitsproduktivität dort bei. Dochä heute können sie auch in Saudi-Arabien oder in den feucht-heissen Tropen eine angenehmes klimatisches Umfeld schaffen – mit künstlichen Mitteln halt. Die Vorstellung, die Marssiedler würden sich halb zu Tode frieren oder sie würden zunehmend verstrahlt werden, die ist wohl falsch, denn unter solchen Umständen – man friert und wird verstrahlt – kann sich gar nie eine erfolgreiche Kolonie bilden. Das gilt sogar hier auf der Erde. Wenn die Bewohner Saudi-Arabiens ständig direkt dem Klima ihres Landes ausgesetzt wären und es keine Klimaanlagen gäbe, dann wäre die Arbeitsproduktivität dort sehr gering, weil man die meiste Zeit gar nicht arbeiten könnte. Tatsächlich haben sich sogar die US-Südstaaten wie Texas, New Mexiko, Arizona wirtschaftlich erst seit der flächendeckenden Einführung von Klimaanlagen positiv entwickelt. Die Marsianer wären naturgemäss vor allem Stubenhocker, denn die Marsoberfläche kann man nur im Druckanzug besuchen und sogar das nur kurz.
    In einer solch von Technik dominierten Welt wie in einer Marsstation würden zudem ab einer gewissen Siedlungsgrösse Probleme auftauchen wie wir sie hier gar nicht kennen. So könnte eine einzelne suizidale Handlung die ganze Siedlung gefährden und ein einzelner Spinner zur Gefahr für alle anderen werden. Ganze marsianische Städte am Laufen zu halten wäre in jedem Fall eine gewaltige Herausforderung, vergleichbar etwa mit dem Projekt einer grossen ganzjährigen Siedlung in der Antarktis: nicht unmöglich, aber sicher nicht jedermanns Sache und mit vielen Arbeiten verbunden, die man zuverlässig und immer wieder ausführen müsste nur schon um die Station aufrecht zu erhalten.

  4. … denn Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück.

    Mensch hat es bisher nicht geschafft sich seinem angestammten Lebensraum mit entsprechender Entwicklung anzupassen, also …!?

  5. Wieder einmal zeigt sich für mich, wie prophetisch Stan Robinson vor über 50 Jahren war. Seine Themen tauchen immer wieder auf, so wie seine Lösungsansätze. Allmählich anfangen sollten wir nur mit der Umsetzung.

  6. Zitat: Die Städte der ersten Mars-Menschen hätten also möglicherweise eine gewisse Ähnlichkeit mit Erdmännchenkolonien.
    Ja, aber schon heute leben viele Städter in einer vollkommen künstlichen Umgebung und essen möglicherweise Gemüse und Salat, welches nie das Tageslicht gesehen hat, sondern nur die LED-Lampen der vertikalen Farm in der sie heranwuchsen. Und diese vertikalen Farmen befinden sich oft mitten in der Stadt
    Es gibt New Yorker, die verlassen New York kaum je und erleben die Natur vor allem über Wetterphänomene, die es auch in New York gibt. Der Mensch scheint sich an alle möglichen Umgebungen anpassen zu können. Allerdings haben die meisten Menschen schon ein Bedürfnis etwas zu erleben, das Bedürfnis zu verreisen und einmal etwas anderes zu sehen. Das können sie aber auch auf dem Mars. Beispielsweise im Marsballon oder bei einer Reise mit Elon Musk’s Hyperloop zu einer anderen Marssiedlung. Damit Kolonien auf anderen Planeten wie dem Mars wirklich sicher sind, dürfen sie nämlich nicht auf einen einzigen Ort konzentriert sein, denn es ist hin und wieder mit katastrophalen menschen- oder auch nicht-menschengemachten Ereignissen zu rechnen, die eine ganze Kolonie auslöschen. Das ist gar nicht so anders als auf der Erde. Marsianer müssen also an vielen verschiedenen Marslokationen siedeln. Heute wäre das rein technisch noch gar nicht möglich, weil viel zu teuer und aufwendig. Das erkennt man an den Kosten der International Space Station (ISS). Erst wenn es möglich wird, Marskolonien mit geringem menschlichem Arbeitsaufwand zu erstellen und zu betreiben, erst dann werden Marskolonien überhaupt pratikabel. Das muss aber nicht mehr lange dauern, denn es setzt lediglich eine autonome, halbintelligente Technologie voraus, die vom Menschen Befehle entgegennimmt, sonst aber alles selbstständig erledigt. Bei den Fortschritten, die wier zurzeit im Bereich künstliche Intelligenz erleben, ist das eine Frage von ein paar Jahrzehnten und viele von uns werden es noch in ihrem eigenen Leben erleben.
    Die Menschen können sich in einer solch halbautomatisch funktionierenden Welt dann anderen Dingen zuwenden als dem täglichen Kampf mit den Elementen und den Tücken der Dingwelt. Zu diesen anderen Dingen würde dann auch die Reproduktion gehören. Oder das Innendesign ihrer unterirdischen Raumstadt. Oder die Planung einer neuen Marssiedlung an einem Ort, wo noch keiner war. Eines ist jedenfalls sicher: Solange man ausserhalb der Erde nur so leben kann wie heute auf der Internationalen Raumstation, der ISS, solange sind grössere extraterrestrische Kolonien weder attraktiv noch praktikabel.

  7. Zitat: Das Leben von Marssiedlern wird sicher härter und kürzer als das eines durchschnittlichen deutschen Beamten Da wäre ich mir gar nicht sicher. Doch es gibt auf dem Mars – selbst wenn sie dort in einer unterirdischen Gartenstadt mit allem was das Herz begehrt leben – tatsächlich Gefahren, die wir hier auf der Erde kaum (noch) kennen. Die Hauptgefahr ist, dass der Schutzschild bricht, der die Kolonisten vor der Marsumgebung abschirmt. Eine ähnliche Gefahr, wie wenn ein Eskimo mitten im Winter sein Iglu verliert – nur mit noch dramatischeren Konsequenzen, nämlich mit der Konsequenz des unmittelbaren Todes. Ein School-Shooting wie es inzwischen fest zum US-Leben gehört oder ein Akt des Vandalismus und der Zerstörung fordert hier auf der Erde fast immer nur eine eng umgrenzte Zahl von Opfern, auf dem Mars aber kann es das Ende einer ganzen Marskolonie bedeuten. Soweit ich das beurteilen kann, wird dieses Problem von den Texten auf Research-Gate gar nicht beschrieben. Wohl weil diese Leute von einem falschen, insgesamt zu positiven Menschenbild ausgehen, das in Menschen selber keine Gefahr sieht, in der harschen und harten Umgebung aber schon. Wenn man hier liest (Zitat): Frühe Siedler sind vermutlich hartgesottene Gestalten, also könnten Ethik und Moral durchaus leiden. Der Wert jedes Einzelnen könnte davon abhängen, wie viel er zum Überleben der Gemeinschaft beiträgt. Für behinderte Kinder wäre kein Platz. Die Gemeinschaft würde vermutlich Abtreibungen erzwingen, wenn der Defekt nicht durch gentherapeutische Eingriffe heilbar wäre., so geht der ganze Absatz von einer völlig falschen Voraussetzung aus, nämlich davon, dass man auf dem Mars täglich um das Überleben kämpft und deshalb verwegene Pioniere braucht. Doch unter solchen Umständen könnte eine grössere Marssiedlung gar nicht entstehen. Viel realistischer ist die Annahme, dass grössere Marskolonien erst entstehen, wenn die Technik so autonom wird, dass sie die meisten nötigen Arbeiten übernimmt. Der Mensch mit seiner Unberechenbarkeit bildet nun gerade den Schwachpunkt einer solch zukünftigen Marszivilisation. Tatsächlich würde man härtere Massstäbe an die Mitkolonisten stellen als hier auf der Erde – aber nicht was ihre physische Kraft und Härte angeht, sondern was ihre psychische Stabilität und Vertrauenswürdigkeit betrifft. Ein Marskolonist, der durchdreht oder kriminell ist, der wird sehr schnell zur tödlichen Gefahr für alle anderen. Solche unvertrauenswürdigen Gestalten würde man möglichst schnell abschieden. Zurück auf die Erde, wo Spinner und Verrückte weniger Schaden anrichten und vielleicht sogar Präsident werden.

    • Ergänzung: Mental Health in Outer Space beschreibt beängstigende Vorfälle unter Astronauten, die Zeichen von “Geisteszerrüttung” zeigten. Hier das krasseste (übersetzt von DeepL): Im Jahr 2001 sprach der US-Astronaut Henry Hartsfield Jr. über einen Vorfall während einer früheren Mission: “Wir hatten einen Nutzlastspezialisten, der von der Luke besessen war.” “Du meinst, ich muss nur den Griff drehen und die Luke öffnet sich und die ganze Luft geht raus?” Es war beängstigend…. also begannen wir die Luke fest zu verschließen und zu sichern.”
      Das war aber keinesfalls der einzige beängstigende Vorfall. Hier ein weiterer (übersetzt von DeepL): In den 1980er Jahren wurde ein chinesischer Nutzlastspezialist auf dem Shuttle Challenger verzweifelt, als sein Experiment scheiterte und er kurzzeitig drohte, nicht zur Erde zurückzukehren.

      Am bekanntesten ist aber wohl der Fall Lisa Nowak, welche aber zum Glück nicht auf einem Raumflug, sondern auf der Erde ausrastete (übersetzt von DeepL): Im Jahr 2007 fuhr eine Frau namens Lisa Nowak 900 Meilen zum Flughafen Orlando und brachte ein Messer, einen Hammer, Gummischläuche und eine BB-Pistole mit. Am Flughafen trug sie eine schwarze Perücke und folgte Air Force Captain Colleen Shipman auf dem Parkplatz. Nachdem Shipman es ablehnte, sie mitzunehmen, fing Nowak an zu weinen und versuchte dann, Shipman mit Pfefferspray zu attackieren (laut Polizeiberichten).

      Nowak wurde anschließend verhaftet und wegen versuchten Mordes angeklagt. Die Polizei sagte, sie habe geplant, Shipman wegen einer Dreiecksbeziehung zu verletzen. Der Fall sorgte für internationale Schlagzeilen, und in den nächsten zwei Jahren folgten die Medien, ob Nowak vor Gericht eine Verteidigung basierend auf Unzurechenfähigkeit betreiben würde.

      Warum hat dieser Angriff so viel Aufsehen erregt?

      Nowak war eine Astronautin.

      Dieser bizarre Vorfall lenkte die Aufmerksamkeit auf die medizinischen Praktiken der NASA und die Rolle der psychischen Gesundheit in der Raumfahrt. Nur wenige Monate zuvor war Nowak mit dem Shuttle Discovery zur Internationalen Raumstation geflogen, wo sie bei Weltraumspaziergängen robotische Instrumente steuerte. Nun wartete sie auf einen Strafprozess, bei dem unter anderem eine kurze psychotische Störung und eine schwere Depression diagnostiziert worden sein soll.

  8. MH,
    konsequent weitergedacht werden wir auf der Erde eine beängstigende Umweltverschmutzung bekommen, sowohl im Meere wie auf dem Lande und auch der Luft. Die Radioaktivität der Luft wird sich durch die ständigen Reaktorunfällen kontinuirlich erhöhen, so dass irgendwann die Überlebenschancen auf dem Mars höher sein werden, als auf der Erde. Man muss nur weit genug in die Zukunft schauen. Ich denke 200 Jahre sind schon ausreichend.

    • @Lennart. Menschen gefährden das Leben auf der Erde nicht nur unbeabsichtigt. Wenn es für einen einzelnen Menschen möglich wäre alles Leben auf der Erde zu vernichten, dann kann man sicher sein, dass das schon passiert wäre.

  9. Ich denke auch, dass es auf der Erde in den nächsten Jahrzehnten zu starken Problemen wegen Umweltverschmutzung, Überbevölkerung und den Auswirkungen des Klimawandels kommen könnte. Allerdings dürfte der Mars wohl kaum eine Alternative sein. Das Magazin National Geographic gibt als Zeitplan für eine mögliche Besiedelung ca. 1000 Jahre an. Überdies fehlt es an Geld für ein solches Unterfangen. Für den Anfang könnte man schon froh sein, wenn es irgendwann mal eine Forschungsstation auf dem Mars gibt.
    https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/der-mars-bald-eine-reise-wert

    Vermutlich wären entferntere Planeten mit besseren Lebensbedingungen für eine Besiedelung eher geeignet. Der Autor Kim Stanley Robinson beschreibt in seinem Science-Fiction-Roman “Aurora” Kolonisten, die in einem Generationenschiff zum Tau-Ceti-System reisen. Hier eine kurze Rezension:
    https://www.randomhouse.de/Paperback/Aurora/Kim-Stanley-Robinson/Heyne/e487604.rhd

    • @Mona: Ja, der Mars ist umweltmässig keine Alternative zur Erde, er ist aber eine Alternative zu den Menschen auf der Erde. Einzelne von ihnen (den Menschen hier) würden wohl alles Leben auf der Erde vernichten, wenn sie dazu in der Lage wären. Und es gibt Leute wie Sir Martin Rees, die davon überzeugt sind, dass es in diesem Jahrhundert Wissenschaftler geben wird, die allein oder als Teil einer kleinen Gemeinschaft, dazu in der Lage wären, alles menschliche Leben auf der Erde zu vernichten.

      Zu ihren Argumenten, warum eine Besiedelung des Marses nicht möglich ist:
      1) Es fehlt an Geld: Ja, es fehlt an Regierungsgeld, doch überzeugte Marssiedler können das selbst finanzieren
      2) Es gibt nicht einmal eine Forschungsstation: Ja. Das liegt aber an der rückständigen Raumfahrttechnologie, die wir bis jetzt hatten.
      3) Andere Planeten bieten bessere Lebensbedingungen: Unser Sonnensystem kann schon in diesem Jahrhundert von Überzeugten teilbesiedelt werden. Dazu braucht es nur grosse Fortschritte bei autonomen Systemen, Robotern und künstlicher Intelligenz. Planeten ausserhalb unserers Sonnensystem können frühestens in einigen hundert Jahren erreicht werden.

      • Ergänzung: Der Glaube an das baldige Ende der Menschheit ist natürlich uralt. Luther und seine Zeitgenossen glaubten noch an die Apokalypse. Heutzutage gibt es pessimistisch Gestimmte, die mehr aus einem Gefühl heraus beispielsweise sagen: Drehbuchautor Paul Schrader: «Ich glaube nicht, dass die Menschheit das Ende dieses Jahrhunderts noch erleben wird» und es gibt auch Leute wie Sir Martin Rees, die im enormen Wissenszuwachs der Menschheit die Hauptgefahr sehen. Ihre Überlegung ist folgende: Wenn tausende oder gar Millionen von Menschen über die Mittel verfügen, das menschliche Leben auszulöschen, dann passiert das auch – aus rein statistischen Gründen. Und Sir Martin Rees glaubt eben, dass in diesem Jahrhundert immer mächtigere Technologien auftauchen, Technologien, die so mächtig sind, dass man mit ihnen alle Menschen vernichten könnte und zugleich glaubt er, dass schon bald einzelne Wissenschaftler oder eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern dazu in der Lage wären.

      • Ergänzung 2: Im Guardian-Artikel Bill Gates warns tens of millions could be killed by bio-terrorism warnt Bill Gates vor einer Pandemie mit vielen Millionen Toten. So etwas kann tatsächlich rein schon natürlicherweise passieren wie die Spanische Grippe zeigt, eine solche Pandemie kann aber auch durch einen einzelnen bewusst genetisch veränderten und “geschärften” Virus ausgelöst werden. Es würden wohl nicht alle Menschen sterben, aber möglicherweise so viele, dass die Zivilisation wie wir sie jetzt kennen, zusammenbrechen würde. Hier ein paar Sätze von Gates zum Thema (übersetzt von DeepL): “Die nächste Epidemie könnte auf dem Computerbildschirm eines Terroristen entstehen, der mit Hilfe der Gentechnik eine synthetische Version des Pockenvirus erzeugen will…. oder eine super ansteckende und tödliche Grippe.”

        und hier noch ein paar mehr Sätze aus dem gleichen Artikel (übersetzt von DeepL):
        US und UK Geheimdienste haben gesagt, dass der islamische Staat versucht hat, biologische Waffen an seinen Stützpunkten in Syrien und im Irak zu entwickeln. Sie haben jedoch die Bedrohung heruntergespielt und gesagt, dass die Terroristen Menschen mit den notwendigen Fähigkeiten, gute Laboratorien und ein relativ ruhiges Umfeld brauchen würden, frei von der Verwirrung und dem Chaos der Konfliktzonen.

        Andere Sicherheitsexperten sagen, dass die Bedrohung durch Bioterrorismus in den letzten zehn Jahren, insbesondere in den letzten fünf Jahren, realistischer geworden ist.

        Gates, der am Samstag seinen ersten Auftritt auf der Münchner Sicherheitskonferenz hatte, sagte: “Ob durch eine Eigenart der Natur oder durch die Hand eines Terroristen, Epidemiologen sagen, dass ein sich schnell bewegender Erreger in der Luft mehr als 30 Millionen Menschen in weniger als einem Jahr töten könnte. Und sie sagen, dass es eine vernünftige Wahrscheinlichkeit gibt, dass die Welt einen solchen Ausbruch in den nächsten 10 bis 15 Jahren erleben wird.”

        • Gates´ Visionen haben etwas Archaisches an sich, sie verpacken dystopische Ängste in ein Bild, das mittelalterlichem Geisterglauben nähersteht als einem rationalen Ansatz, wenn auch die Oberfläche der Ängste modern erscheint.
          Falsch muß die Angst gar nicht sein, aber es ist viel wahrscheinlicher, daß sich ein gefährlicher Virus aus der Massentierhaltung heraus entwickelt und/oder mit bestehenden verbindet, oder, wie wahrscheinlich der HI-Virus, aus extrem schlechten Lebensbedingungen in der dritten Welt überspringt.

          Wäre gar nicht so neu, in der Spätantike des 6.Jhd gab es eine massive Pest-Pandemie, der manche Historiker soviel Bedeutung zumessen, daß sie Versuchen, die Kraft der antiken Blüte wiederzubeleben, den endgültigen Garaus gemacht habe.

  10. Es gibt nicht einmal eine Forschungsstation auf dem Mars wie Mona schreibt und NASA und ESA rechneten bis vor kurzem noch mit einer ersten bemannten Marsmission nicht vor 2050. Jetzt aber, nachdem SpaceX die wiederverwendbare Rakete als zukünftiges Transportmittel aufs Tapet gebracht haben, hat sich in den Augen vieler alles geändert und Marskolonien sind in den Bereich des Möglichen gerückt. Dafür sagt uns Martina Grüter und sagen uns die research-gate-Autoren Szocik und Co, warum eine Marsbesiedlung aus psychologischen, gruppendynamischen und moralischen Gründen nicht geht und es wird das Bild des Marssiedlers als moderne Version des Frontierman gegeben (“The Men Who Built America: Frontiersmen”). Meiner Ansicht nach muss man erste Marskolonien eher mit Antarktisstationen oder der ISS vergleichen und es braucht dort nicht bärtige , ungewaschene Revolver- und Weiberhelden wie im Wilden Westen sondern Leute, die ausharren können (Leute, die den Marshmallow-Test bestehen anstatt sofort die Pistole zu ziehen), Leute, die nicht so leicht durchdrehen, Leute mit innerer Stärke in einer Gemeinschaft von Anderen, denen sie vertrauen können und auch vertrauen müssen. Das sind die psychologischen und sozialen Rahmenbedingungen. Doch damit kann man nicht die “Natur” – hier die Marsumwelt – besiegen. Vielmehr gilt: Nur fortgeschrittene Technologie ermöglicht eine Marskolonie und diese fortgeschrittene Technologie muss einen hermetisch gegenüber der Marsumwelt abgeschlossenen Lebensraum zur Verfügung stellen, einen Lebensraum, der behaglich klimatisiert und beleuchtet ist, einen Lebensraum, der erdähnliche Verhältnisse simuliert (quasi eine Garten Eden – Simulation) und der ein Marsleben ohne erhöhte Strahlenbelastung und ohne die Gesundheit beinträchtigende Dauerbelastungen mit sich bringt. Es könnte durchaus sein, dass der Mensch die nur 1/3 so grosse Anziehungskraft des Marses im Vergleich zur Erde sehr gut verkraftet und überhaupt nicht darunter leidet. Falls das aber nicht der Fall ist, wird es auf einer Marsstation Mittel geben müssen um den negativen Auswirkungen einer verminderten Gravitation entgegenzuwirken.
    Eine solche Station wäre heute extrem teuer. Das zeigt die International Space Station, deren Betrieb pro Jahr 4 Milliarden US-Dollar verschlingt. Marskolonien sind erst möglich, wenn solche Stationen von weitgehend autonomer Technik aufrechterhalten werden. Doch wir sind bereits auf dem Weg zu autonomen Technologien. Es gibt inzwischen Rohstoffminen in denen nur noch wenig Menschen arbeiten und statt dessen Maschinen dominieren. Sogar die Trucker wurden inzwischen durch autonom verkehrende, führerlose Laster ersetzt. In ein paar Jahrzehnten kann die Situation völlig anders aussehen. Es könnten dann Marsstationen möglich werden, die für den Alltagsbetrieb gar nicht mehr auf Menschen angewiesen sind. Doch genau das macht es dann möglich Menschen dort anzusiedeln. Diese Marsiedler können dann richtige Marserkunder sein und müssen nicht mehr täglich ums Überleben kämpfen.

  11. Meines Erachtens geht man bei der oben geführten Diskusssion stets davon aus, dass die menschlichen Gesellschaften auf diesem Planeten sich weiterhin in Sinne der heute verstandenen Demokratie entwickeln werden. Die Geschichte hat aber gezeigt, dass stets neu entstehende ideologische Anschauungen zu epochalen MachtBrüchen führten,was wiederum Auswirkungen auf das Menschenbild bzw. menschliche Verhalten hatte. Diktatorische Staaten wie die Sowjetunion unter Stalin,Nazideutschland etc. verfügten sehr wohl über modernste Technologien. Menschen dieser Zeit waren alternativlos dem Kollektivismus untergeordnet – im Denken wie im Handeln. Sogesehen läßt sich für mich das menschliche Wesen vielfältig manipulieren und entsprechend der gewünschten Aufgabe stets neu “formen”. Wer kann heute schon voraussagen, wie die politische Landkarte in 50 Jahren aussehen wird…? Vielleicht werden “Wesen” für einen längeren intergalaktischen Aufenthalt ideologisch und genetisch “gezüchtet” ?

    • @Golzower: Ja, es gibt keinen utopischen Endzustand der menschlichen Geschichte, auf den sich alles zubewegt, es gibt kein Ende der Geschichte, sondern vielmehr kehrt alles in neuen Formen wieder. Und bis jetzt passierte das auf der Erde auch gleichzeitig, jeweils nur geographisch getrennt. In der Sowjetunion eine Planwirtschaft, in den USA ein ungezügelter Kapitalismus. Sogar jetzt – nach Ende der Sowjetunion – ist keine völlig globale Gesellschaft mit überall gleichen Werten auszumachen. In China hat sich eben Xi Jinping auf Lebenszeit installiert, in den USA regiert vorübergehend ein Macho-Man und die EU kämpft täglich ums Überleben.

      Doch das ist sogar gut so. Nichts wäre gefährlicher für die Menschheit, als eine Universalregierung, die über alles herrscht, denn diese Universalregierung könnte auch eine Universaldiktatur sein.

      Wir müssen mit dem Menschen so wie er ist leben und rechnen. Jede Gesellschaft muss das und jede Gesellschaft muss auch damit zurecht kommen, dass es andere Gesellschaften gibt in der andere Regeln gelten. Wenn es einmal Kolonien auf anderen Planeten als der Erde gibt, so werden auch dort je nach Ort, Zeit, Ära und Gegegenheiten jeweils andere Regeln gelten.

    • @Golzower (Zitat): Vielleicht werden “Wesen” für einen längeren intergalaktischen Aufenthalt ideologisch und genetisch “gezüchtet” ?
      Ja und zudem beobachtet man doch aktuell, dass Menschen wenig Hemmungen haben ihren Körper zu modifizieren, das zeigen allein schon die vielen Tätowierungen. Dazu ein paar Fragen:
      – Welcher Läufer möchte nicht die Beine von Usain Bolz haben? Und wieviele wären bereit dafür eine Genmanipulation vorzunehmen?
      – Wieviele Südkoreanerinnen haben Schönheitsoperationen hinter sich? Antwort: Es sind zwischen 1/3 und 1/5 der Bewohnerinnen Seouls! (Zitat The NewYorker: South Koreans do not merely brood about their physiognomy. They put their money where their mouths—and eyes and noses—used to be.)

      Dies zeigt folgendes: Es braucht nicht einmal eine Diktatur, damit Menschen Eingriffe an ihrem Körper vornehmen, die von der Qualität her genetischen Eingriffen entsprechen. Viele Menschen sind zu erstaunlich vielem bereit.

  12. Marssiedler werden zwar mit Hochtechnologie umgehen, die sie von der Erde mitgebracht haben, als Gemeinschaft jedoch zunächst in der Steinzeit leben, denn sie werden weder Stahl, Kupfer, Aluminium, Lithium, Silizium, usw, herstellen können, sondern nur in der Lage sein ihre Werkzeuge aus den Steinen ihrer nahen Umgebung zu bauen. Sie werden ihre Batterien nicht erneuern können, wenn diese nach fünf Jahren langsam den Geist aufgeben. Also müssen die Marssiedler jedes Mal, wenn sich das Startfenster öffnet von der Erde aus mit Anlagen, Material, Lebensmittel, Medikamenten, usw. versorgt werden und dies für die nächsten Tausend Jahre oder noch länger. Wollen zukünftige Generationen die enormen finanziellen Mittel dafür aufbringen und zusehen, dass auf der Erde Menschen verhungern, in Armut leben und an Krankheiten sterben, weil sie nicht das Geld für eine medizinische Behandlung haben?
    Auf der Erde wird die technische Entwicklung rasend schnell weiter gehen. Millionen Forscherinnen und Forscher, Entwicklerinnen und Entwickler sind hier tätig. Um diese zu versorgen sind viele weitere Millionen Menschen notwendig. Solange die Zahl der Marssiedler nicht eine ähnliche Größenordnung erreicht würde sich eine autonome Marssiedlung im Verhältnis zur Erde technologisch so langsam entwickeln, dass der technologische Rückstand immer größer wird.
    Ich sehe noch ein anderes Problem: Die erste Generation der Marssiedler kennt die Situation auf der Erde und für sie würde es eine Herausforderung sein auf dem Marz zu überleben. Für deren Kinder, die hauptsächlich unterirdisch leben und nur mit Raumanzug ins Freie gehen können, würde die Erde mit den Flüssen, Seen und Meeren, mit einer faszinierende Flora und Fauna, die sie frei und Raumanzug erkunden können, wie ein Paradies erscheinen. Wer wird sie noch halten können auf dem Mars zu bleiben?
    Aus astronomischer Sicht wird die Erde vermutlich in 800 Millionen Jahren einen ähnlichen lebensfeindlichen Index haben wie heute der Mars. Es besteht bis dahin keine Notwendigkeit den Mars zu besiedeln. Also müssen wir uns darauf konzentrieren, die Erde als lebenswert zu erhalten, solange es die Sonne zulässt, die zu Verfügung stehen Mittel dazu einsetzen und zu lernen ohne Kriege und Gewalt zu überleben.

    • @Klaus Stampfer: Was sie schreiben gilt für heutige Technologie. Mit heutiger Technologie macht eine Marskolonie wenig Sinn. Es braucht die Fähigkeit zur Mars-lokalen Hochtechnologie und das setzt autonome Systeme und künstliche Intelligenz voraus.

    • @Klaus Stampfer: Sie scheinen ein ungebrochener Optimist zu sein, wenn sie schreiben: Auf der Erde wird die technische Entwicklung rasend schnell weiter gehen. .. Es besteht bis dahin [bis in 800 Millionen Jahren] keine Notwendigkeit den Mars zu besiedeln.
      Dabei könnte die globale Zivilisation jederzeit durch ein unvorhergesehenes Ereignis zusammenbrechen. Wer an eine menschliche/technische Entwicklung ohne jeden Einschnitt glaubt, der glaubt an eine ganz andere Menschheit als wir sie historisch beobachtet haben.

  13. @Lennart
    Eine Warnung, die wir bestimmt ernst nehmen werden…..
    @Golzower
    Es gibt schon einen Zusammenhang zwischen freier werdenden Gesellschaften und technischem Fortschritt.
    Zwar kann sich für ein paar Jahrzehnte immer eine Zwischenphase herausbilden, in denen kollektivistische Gesellschaften die Technik eine Zeitlang weiterentwickeln können, aber über kurz oder lang bricht das zusammen.
    Die Nazis verdankten ihren technischen Fortschritt v.a. den vorher aufgebauten Erkenntnissen der Weimarer Zeit.
    Die Sowjetunion war zwar fit bei Raumfahrt, ist aber in allen anderen Bereichen immer maroder geworden. Und auch der Westen wird seine Quittung erhalten, wenn er weiter auf verdeckten Konformismus setzt.
    Wenn die Brüche über Jahrhunderte lang andauerten, wie im beginnenden Mittelalter, ist auch das technische Niveau in den Keller gerutscht, genauso nachhaltig. Es gibt auf Dauer keine unfreie Gesellschaft auf technisch hohem Niveau.

    • @DH (Zitat): Es gibt auf Dauer keine unfreie Gesellschaft auf technisch hohem Niveau Ja, man kann sogar noch weitergehen und sagen: eine Gesellschaft ohne aktiv sich engagierende Menschen, also ohne Unternehmer, Suchende, Erfinder, Denker und auch politisch Aktive ist keine voll entfaltete menschliche Gemeinschaft. Bereits die alten Griechen sahen das so. Sie selber grenzten sich von den „Orientalen“ ab, indem sie sich als aktive Bürger sahen und bei den „Orientalen“ eine Sklavenmentalität ausmachten. Aristoteles charakterisierte sogar das, was er als natürlichen Sklaven ansah (Zitat): Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave. Und in Bezug auf den aktiven Bürger: Angenehm ist am Gegenwärtigen die Tätigkeit, am Künftigen die Hoffnung und am Vergangenen die Erinnerung. Am angenehmsten und in gleichem Maße liebenswert ist das Tätigsein.

      • Ob der Widerspruch zwischen Sicherheit und Freiheit wirklich existiert, bin ich mir nicht sicher. Ansonsten Zustimmung.

  14. MH,
    die technische Entwicklung wird sich nicht unbegrenzt verwirklichen lassen, da stimme ich zu.
    Schon heute muss ein Techniker/Wissenschaftler mindestens 6 Jahre studieren , um auf der Höhe der Zeit zu sein.
    Das lässt sich nicht unbegrenzt fortsetzen, weil es alle Wissenschaftsbereiche betrifft.

  15. Stefano Boeri’s (bebaumte Hochhäuser in Mailand) Vision einer Marssiedlung vertical forest seeds on mars 2117, wo man bewaldete Hochhäuser auf dem Mars unter einer abschirmenden Kuppel sieht, halte ich für durchaus realisierbar – und das sogar vor dem Jahr 2117. Solch eine Vision präsentiert uns das pure Gegenteil zur Vorstellung eines kargen, gefährlichen und kurzen Lebens auf einem fremden Himmelskörper nur weil die Umwelt so menschenunfreundlich ist mit antarktischen Temperaturen, dünner Atmosphäre und gefährlich hohen Strahlungswerten.

    Warum betrachte ich Stefano Boeri’s Vision als realistisch? Weil sie von der Gestalbarkeit der Umwelt ausgeht und davon, dass Technologie einen abgeschirmten Innenraum schaffen kann (unter der Kuppel), in dem ideale Bedingungen für menschliches Leben herrschen. Schon mit Hightech des ausgehenden 20. Jahrhunderts wird das möglich sein. Ja schon heute wäre es möglich, allerdings wäre dies heute extrem aufwendig und teuer. Erschwinglich wird das mit autonomen Systemen, die sich selbständig aufrechterhalten – ohne jeden menschlichen Eingriff.

    • der Knackpunkt ist mE die verminderte Gravitation. Kommt der Mensch damit auf die Dauer zurecht? Alles andere mag machbar sein.

      • @zabki (Zitat): der Knackpunkt ist mE die verminderte Gravitation. Ja, wir wissen nicht, ob 1/3 der Erdgravitation humankompatibel ist. Meine Ansicht dazu: Sich an etwas anpassen, was den Menschen schliesslich schwer schädigt, ist nicht nur falsch, sondern es verhindert sogar eine effektive “Landnahme”, eine dauerhafte Zukunft. Die Lösung muss eine technische Anpassung sein. Technologie ermöglicht schon hier auf der Erde unwirtliche Lebensräume zu bewohnen. Und es muss nicht einmal modernste Technologie sein, wie die Eskimos zeigen, deren Kleidung die westlichen Polarerforscher als besser geeignet für die polare Umwelt befanden als ihre eigene. Wenn die Marsianer also mit der verminderten Marsanziehungskraft nicht zurecht kommen, müssen sie nach einer technischen Lösung suchen. Eine solche Lösung wären Wohnbauten, die über ein Seil an der Spitze eines zentralen Pfosten befestigt sind und die um diesen Pfosten herumrotieren. Auf der Erde wäre das bereits technisch anspruchsvoll – gerade weil dabei grosse Gewichte (immerhin ganze Häuser) per Seilzug kompensiert werden müssen. Doch auf dem Mars sind ja durch die verminderte Anziehungskraft auch die Gewichte vermindert. Ein 3 Tonnen Gebäude auf dem Mars hätte das gleiche Gewicht wie ein 1 Tonnen-Gebäude auf der Erde.

  16. Kinder auf Proxima Centauri b ist das Thema von COMPUTING THE MINIMAL CREW
    for a multi-generational space journey towards Proxima Centauri b

    Die Reise zu Proxima Centauri b würde bei 0.067% der Lichtgeschwindigkeit 6300 Jahre dauern und ein Multigenerationsraumschiff nötig machen, in der das soziale Leben und die Reproduktion eng kontrolliert werden müsste. Um mit minimalen genetischen Schäden und wenig Inzucht dort anzkommen müsste die Crew initial aus 98 Köpfen bestehen. Das Raumschiff bräuchte ein Schutzschild in Fahrtrichtung um Kleinmeteoriten und die kosmische Strahlung abzuhalten. Die Studie konzentriert sich auf die Populationsdynamik, die Genetik und biologisch/soziale Fragen und kommt zum Schluss, dass mit initial 98 Crewmitgliedern Proxima Centauri b mit 3 Sigma-Sicherheit (99.7%) von einer gesunden Crew erreicht würde.

  17. Wenn man eh in Höhlen und Tunneln leben muß, dann ist der Mars nicht die erste Wahl für ständig bewohnte Kolonien. Höhlen kann man auch in den Mond, in erdnahe Asteroiden, und in Deimos bohren, und von dort aus ist das Delta-V in den Rest des Sonnensystem wesentlich geringer, als von “Gravitationslöchern” wie Erde und Mars aus. Es ist also durchaus vorstellbar, daß der Asteroidengürtel schneller besiedelt wird als die Planeten. Rotierende Raumstationen mit künstlicher Erdschwerkraft sind von Monden aus ebenfalls schneller erreichbar als von der Marsoberfläche.

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