Wissenschaft in die Schulen! – Wissenschaft für Schüler
BLOG: Astronomers do it at Night
Alltag in der Schule: Der Lehrer hat zum Thema der heutigen Stunde Texte und Übungsmaterialien mitgebracht, vielleicht wird auch ein Film vorgeführt. Je nachdem, wie der Lehrer den Unterricht konzeptioniert, arbeiten die Schüler alleine oder diskutieren gemeinsam in Gruppen, experimentieren oder sammeln im Internet Informationsmaterial. Aber woher nimmt ein Lehrer eigentlich die Ideen für das, was dann schließlich und endlich konkret im Unterricht abläuft? Zum Beispiel von Wissenschaft in die Schulen!
Eines der klassischen Vorurteile gegenüber Lehrern ist ja, daß sie die Vorbereitung für jede Jahrgangsstufe eines Unterrichtsfachs nur einmal in ihrem Leben machen und danach alle Arbeitsblätter und Hausaufgaben wieder aus der Schublade ziehen. Jeder der genauer verfolgt hat, wie sich die Schule als solches im Laufe der letzten Jahre verändert hat, weiß aber, daß das nicht stimmen kann: In vielen Bundesländern wurden neue Schulformen eingeführt oder das Gymnasium auf acht Schuljahre eingekürzt, auf die PISA-Studie folgten sogenannte Bildungspläne mit Festlegungen für den Unterricht, neue didaktische Methoden wurden eingeführt. Neue Medien und die Arbeit mit dem Computer nehmen einen viel breiteren Raum ein als zu meiner Schulzeit. Und schließlich und endlich lassen sich Schüler mit nicht mehr zeitgemäßen Themen einfach nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken.
Noch so ein Vorurteil: Lehrer haben nichts zu tun und jede Menge Freizeit. Das Gegenteil ist der Fall, der Lehrerberuf ist eine mehr als stressige Angelegenheit, die Vertreter des Berufsstandes mit erhöhter Wahrscheinlichkeit weit vor dem Eintritt ins Rentenalter aus dem Beruf ausscheiden läßt. Tatsächlich ist der Lehrer neben der zeitaufwendigen Korrektur von Haus- und Klassenarbeiten, der Unterstützung von lernschwachen oder verhaltensauffälligen Schülern und der Durchführung des Unterrichtes selber für jede Unterstützung bei der Gestaltung der einzelnen Stunden dankbar.
An der Zeitnot der Lehrer verdienen die Lehrmittelverlage nicht schlecht. Ganze Mappen mit Arbeitsblättern und Vorschlägen zur Ausarbeitung des Unterrichts kann man dort bekommen, die natürlich in aller Regelmäßigkeit aktualisiert und damit neu gekauft werden dürfen. Dem gegenüber stehen Unterrichtsmaterialien, die kostenfrei zur Verfügung gestellt werden – wie man gerade im Spiegel nachlesen konnte, aber nicht immer ohne Hintergedanken. (Der Spiegel-Artikel selbst beleuchtet die Angelegenheit meiner Meinung nach aber zu einseitig, denn nicht nur die Wirtschaft und eine bestimmte Partei sondern Interessenverbände aller Art, die das entsprechende Kleingeld aufbringen können, versuchen Schüler durch solche Materialien zu beeinflussen.)
WiS!-Autoren, Verlagsmitarbeiter und potentielle neue Schreiberlinge wie ich versammeln sich zum Gruppenbild
Umso wichtiger, wenn sich engagierte Fachleute daran machen, aktuelle Themen schülernah und ohne Meinungsmache didaktisch aufzuarbeiten. Ein solches Projekt ist Wissenschaft in die Schulen! oder kurz WiS!. WiS! ist eine Initiative des Spektrum-Verlags in Zusammenarbeit mit der baden-württembergischen Landesakademie für Lehrerfortbildung in Bad Wildbad. Schirmherren sind die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V. und das Max-Planck-Institut für Astronomie. Der Schwerpunkt von WiS! liegt auf Biologie, Physik, Chemie, Mathematik und natürlich Astronomie. Zu diesen Themengebieten gibt es Sammlungen frei zugänglicher Lehrmaterialien. Außerdem können einzelne Schulklassen mithilfe von Sponsoren kostenfreie Abos von Sterne und Weltraum oder Spektrum der Wissenschaft im Klassensatz beziehen.
Zu jedem Einzelthema, das durch die regelmäßig neu erscheinenden Lehrmaterialien abgedeckt wird, gehört als Grundlage ein Artikel in einer der beiden Zeitschriften, der über WiS! frei zugänglich ist. Dazu kommen dann die unterschiedlichsten Lehrmaterialien für verschiedene Altersstufen: Von Arbeitsblättern bis hin zu Bastelanleitungen und Spielen ist alles dabei. Ein besonderes Augenmerk von WiS!-Materialien liegt darauf, die Themen möglichst nah an die aktuellen Lehrpläne anzulehnen, damit die Lehrer sie zielführend einsetzen können.
Am Samstag dem 8. Mai trafen sich – zum dritten mal seit Gründung des Projektes – die am Astronomie-Bereich von WiS! Beteiligten im Verlagshaus von Spektrum der Wissenschaft. Ich selbst habe (noch) nicht bei WiS! mitgearbeitet, war aber als "Zaungast" zum Hereinschnuppern ebenfalls geladen. Das Treffen diente zum einen zum gegenseitigen Kennenlernen, zum anderen gilt es aber auch für die Autoren der didaktischen Materialien, die zum Teil selbst Lehrer sind, zum Teil aber auch aus der Wissenschaft kommen, sich über Neues das der Didaktik oder der generellen Organisation des Projektes auf dem Laufenden zu halten. Die zwei Schwerpunktes des Treffens waren daher vormittags das Kompetenzmodell, das vor kurzem Einzug in die Lehr- und Bildungspläne gehalten hat und die Frage wie man WiS!-Materialien dementsprechend ausgestaltet und zum anderen die Problematik von Urheberrechten beim Einbinden von Bildmaterial in die Texte.
Auch Didaktiker müssen sich weiterbilden…
Olaf Fischer, mein Kollege am Haus der Astronomie und Leiter des WiS!-Projekts, hatte den Tag hervorragend organisiert und auch der Verlag war – wie schon vom Bloggertreffen in Deidesheim gewohnt – der perfekte Gastgeber. Am Nachmittag siedelte unsere Gruppe auf den Königstuhl um, wo mit dem spiralgalaxieförmigen Gebäude des Hauses der Astronomie gegenüber dem Max-Planck-Institut auch die neue Heimat für WiS! entsteht. Bevor der harte Kern sich am späten Abend zum Beobachten an der Landessternwarte aufmachte, verließ ich allerdings das sehr gesellige und trotzdem hochproduktive Treffen, denn ich wollte am nächsten Tag zum Internationalen Teleskoptreffen Vogelsberg aufbrechen. Dazu demnächst mehr …
WiS: Steilvorlagen nutzen
“Noch so ein Vorteil: Lehrer haben nichts zu tun und jede Menge Freizeit.”
Ist das nun ein echter Tippfehler oder eine Freudsche Fehlleistung? 🙂
Im Ernst: Ich bin neulich anlässlich eines Vortrags von einer Drittklässlerin angesprochen worden: Sie sagte, sie hätte in einem Buch gelesen (jawohl!), dass es auf dem Mars kein Wasser mehr gäbe, aber es müsse ja früher welches gegeben haben, wo denn das hin sei? Außerdem würde sie gern wissen, wie das mit der Unendlichkeit des Universums sei.
Für mich sind solche Ereignisse (die keineswegs Einzelfälle sind) ein Indiz, dass es oft geradezu ein Heimspiel ist, wenn man aktuelle Themen aus der Wissenschaft in die Schulen bringen will, denn damit stoeßt man bei den Kindern auf reges Interesse.
Wenn Fragen dieser Art schon aus dem Publikum kommen, braucht man noch nicht einmal – sowas kann sich ein Spiegel-Redakteur vielleicht gar nicht vorstellen – mit viel Aufwand Interesse zu wecken. Das Interesse ist schon da, man muss nur darauf eingehen.
Von Steilvorlagen und Internetproblemen
Liebe Leser,
hiermit entschuldige ich mich für die unsaubere Formatierung, Rechtschreib- und Grammatik-Fehler (die auch noch so schön freudsch ausgeartet waren) und die falschen Bilder. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur eine störrische und extrem langsame Internetanbindung hervorbringen, die das Verfassen dieses Beitrags zur Qual gemacht hat. Das alles gepaart mit einem ungewohnten Betriebssystem (der UMTS-Stick funktioniert leider nur unter Windows)… Ich hab mal alle bislang aufgefallenen Fehler korrigiert, vielen Dank für die entsprechenden Hinweise.
@Michael: Passenderweise ist gerade ein WiS-Artikel zum Thema Wasser auf dem Mars in Arbeit…
@ Liefke
Ein Tipfehler habe ich korrigiert und der Formatierung habe ich mich auch angenommen. Nun ergibt auch das erste Bild einen Sinn, denn vorher frug ich mich, warum zwei identische Bilder enthalten sind und weshalb die Bildunterschrift nicht so richtig paßt. Aber nun ist der Artikel wieder richtig schön rund.
Wenn wir die Studenten nicht dazu bringen, Wissen auf der Grundlage der allgemeinen Schlussfolgerungen der wissenschaftlichen Gemeinschaft aufzubauen, was ist dann der Sinn der naturwissenschaftlichen Bildung überhaupt? Würden Sie vorschlagen, dass wir Kinder mit Messinstrumenten des 14. Jahrhunderts loslassen und erwarten, dass sie die wichtigen wissenschaftlichen Theorien in einigen Schuljahren eigenständig entwickeln?
Ich glaube sehr stark an forschungsbasierte naturwissenschaftliche Bildung, aber auf einer gewissen Ebene muss eine effiziente naturwissenschaftliche Bildung das Endziel haben, dass nicht jeder 600 Jahre braucht, um Modelle zu reproduzieren, von denen die Wissenschaft ziemlich sicher ist.
Schreiber, Otto von Krauser.