Von Marsrovern und halben Flugzeugen – auf dem 1. Bergsträsser Weltraumabend
BLOG: Astronomers do it at Night
Seit 2008 finden – organisiert von der Deutschen Gesellschaft für Schulastronomie – im Februar die Bergsträsser Weltraumtage statt. Nun sind die Weltraumtage im vergangenen Jahr über das hessische Seeheim-Jugenheim hinaus expandiert: Am 6. November 2010 fand der 1. Rodgauer Weltraumtag statt und für den 27. Mai 2011 ist ein weiterer Weltraumtag in Kelkheim im Taunus geplant. Die "originalen" Weltraumtage mußten dafür aber ein wenig kürzer treten und werden daher zukünftig nur noch alle zwei Jahre stattfinden. Völlig leer ausgehen sollte das Schuldorf Bergstraße in diesem Jahr trotzdem nicht, und so fand am 17. Februar 2011 der 1. Bergsträsser Weltraumabend statt – sozusagen die drei Weltraumtage auf einen Abend konzentriert.
Das Konzept der Weltraumtage besteht aus einer Mischung aus Ausstellungsbereich und Rahmenprogramm mit Vorträgen zu den Themen Astronomie und Raumfahrt. Der Schwerpunkt des Weltraumabends lag auf letzterem. Mit Johann-Dietrich Wörner, dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, hatte die Veranstaltung auch einen hochkarätigen Referenten zu bieten. Bemerkenswert ist daran auch, daß Wörner noch am Abend zuvor beim Start des ATV Johannes Kepler vor Ort in Kourou in Französisch-Guayana weilte, der sich ja um einen Tag verzögert hatte.
Zunächst einmal spielte die Big Band des Schuldorfs auf, gefolgt von den offiziellen Grußworten von Veranstalter und Schirmherr. Im Anschluß stellte Emil Khalisi vom Max-Planck-Institut für Kernphysik den Wettbewerb "Space Trophy" vor, deren Gewinner im nächsten Jahr auf den Weltraumtagen gekürt werden sollen. Während Grundschüler mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln einen Marsrover nach den bekannten Vorbildern Spirit und Opportunity bauen sollen, ist die Aufgabe für die Schüler von weiterführenden Schulen schon komplizierter: Das von ihnen konzipierte Gefährt soll selbständig – also ohne aktive Steuerung – einen 10 Meter langen Parcours durchqueren und dabei Hindernissen ausweichen können. Dafür müssen Sensoren verbaut und entsprechende Abläufe vorprogrammiert werden, ähnlich wie es in dem Bausatz von Lego Mindstorms verwirklicht ist. Weitere Informationen zum Wettbewerb gibt es (hoffentlich demnächst) hier.
Dann konnte Wörner mit seinem Vortrag über "die deutsche NASA" loslegen und den Zuschauern die ganze Palette des DLR-Aufgabenbereichs vorstellen, der nicht nur Luft- und Raumfahrt abdeckt, sondern sich auch auf die Gebiete Verkehr, Energie und Sicherheit erstreckt. Wahrgenommen wird das DLR dennoch vermutlich nach wie vor hauptsächlich als nationale Instanz zu Fragen der Weltraumforschung, obwohl man gerade dort die meisten Projekte wegen ihres finanziellen Umfanges meist nur gemeinsam mit internationalen Partnern angehen kann. Die Bereiche Luftfahrt und Astronomie werden in bester Manier von der fliegenden Sternwarte SOFIA verknüpft, dem Stratospheric Observatory For Infrared Astronomy, an dem das DLR 20% hält. Zusammen mit einem nicht flugtauglichen Exemplar, das für Wörner daher nur als halbes Flugzeug zählt und das das DLR für wenig Geld ersteigert hat um es für Kabinentests einzusetzen, kommt Wörner so auf eine Flotte von 13.7 Forschungsflugzeugen. Das bekannteste davon dürfte seit dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island im letzten Jahr die hauptsächlich zur Atmosphärenforschung eingesetzte Falcon 20E sein, von der aus man die Konzentration der Vulkanasche in der Luft gemessen hat.
Im Anschluß an seinen Vortrag durfte Wörner jede Menge Fragen aus dem doch größtenteil älteren Publikum beantworten – Schüler waren vergleichsweise wenige anwesend. Der im Anschluß an den Vortrag angesetzte Beobachtungsabend mußte wie so häufig in letzter Zeit mangels klaren Himmels leider ausfallen.