Sternwarte Lübeck: Das neue Teleskop steht!

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Astronomers do it at Night

Es ist vollbracht: Ende November mußte ja der alte 48cm Newton-Cassegrain mitsamt Montierung die Kuppel der Sternwarte Lübeck verlassen um für einen 50cm Planewave-Astrographen mitsamt solider GoTo-Montierung aus dem Hause Astro Physics Platz zu machen, der pünktlich zu Weihnachten angeliefert wurde. Nun war es an der Zeit, daß das neue Teleskop in die ihm zugedachte Behausung einzieht.

Der Aufbau von Teleskop und Montierung mußte allerdings sorgfältig durchdacht und geplant werden, immerhin gehört zu Fernrohr und Montierung ja auch noch jede Menge Zubehör und Elektronik, die angeschlossen werden wollte. Zwei viel profanere Dinge verhinderten allerdings, daß die neuen Geräte noch im vergangenen Jahr in Dienst gestellt werden konnten: Zum einen mußte die neue Säule der Montierung an den im Kuppelfußboden einbetonierten Sockel der Säule des alten Teleskops angepaßt werden. Eine entsprechende Adapterplatte hatten wir zwar mitgeliefert bekommen, aber das fachmännische Anbringen übernahm sicherheitshalber eine Schlosserei für uns.

Vom Schulhof der Johannes-Kepler-Schule aus war vor über 35 Jahren schon das alte Teleskop der Sternwarte per Kran angeliefert worden.

Schon aus versicherungstechnischen Gründen haben wir uns entschieden, das neue Teleskop und die schwere Montierung nicht selbst über die enge Treppe in die Kuppel zu schaffen. Stattdessen wurde ein Kran angemietet, der die noch in Kisten verpackten Geräte und die neue Säule direkt in die Kuppel heben und gleichzeitig auch die beim Abbau noch oben verbliebenen schweren Teile der alten Montierung nach unten bringen sollte.

Früh morgens trafen wir uns also am Samstag um alles für den Kran vorzubereiten: Eine Rampe wurde zurechtgezimmert, über die die für den Transport vorbereiteten Neuteile nach draußen gebracht werden konnten. Pünktlich um 11 Uhr kam dann der Kranführer und begann sein Werk.

Problemlos paßt die Kiste mit dem Teleskop durch den Spalt der 3.5m-Kuppel der Sternwarte.

Zuerst wurden Säule und Rektaszensionsachse der alten Montierung aus der Kuppel gehoben und über die Rampe in die Räume der Sternwarte im Untergeschoß der Johannes-Kepler–Schule geschafft. Als nächstes war die große Kiste mit dem fertig zusammengebauten Teleskop an der Reihe. Genauso schadlos wie es die lange Reise aus den USA zum Händler und von dort zu uns überstanden hatte, schaffte es nun auch die letzten zehn Höhenmeter in die Kuppel. Oben angekommen nahmen die fleißigen Helfer das Teleskop in Empfang und befreiten es von seiner Verpackung. Auf demselben Weg folgten die beiden Montierungskisten und schließlich die Säule.

Rektaszenzions- und Deklinationsachse der El Capitan warten auf die Endmontage.

Letztere war schnell auf dem perfekt angepaßten Fuß montiert und wartete auf die Montierung. Fertig aufgebaut flößt die massive Astro Physics El Capitan doch deutlich mehr Respekt ein als zerlegt in Rektaszensions- und Deklinationsachse. Ich selber kannte die Montierung ja schon ein wenig, denn die Außensternwarte der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie in Handeloh besitzt ebenfalls ein Exemplar. Von der GvA stand uns zum Aufbau der Montierung auch Konstantin von Poschinger mit Rat und Tat zur Seite. Ohne ihn und seine Erfahrung im Umgang mit der Montierung hätten wir viel länger zum Aufstellen und Einrichten der Montierung benötigt.

Fürs erste kam danach der Astrograph direkt auf die Montierung. Eigentlich soll er sich eine Doppelbefestigung mit dem TEC-Apo teilen, der dann als Leitrohr und zur Sonnenbeobachtung dient, die entsprechende Schiene muß aber noch nachgeliefert werden.

Jetzt warten die Lübecker nur noch auf klaren Himmel für das First Light…

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Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

9 Kommentare

  1. Newton-Cassegrain

    Hallo Carolin
    Was geschieht eigentlich mit dem alten Newton-Cassegrain ?
    Entschuldige, falls Du es bereits geschrieben hast. Indiesem Fall hätte ich es überlesen.

  2. Re: Newton-Cassegrain

    Hallo Peter,

    ganz am Ende der Geschichte vom Abbau des alten Teleskops unter http://www.kosmologs.de/…-teleskop-geht-in-rente sieht man es eingelagert in den Räumen der Sternwarte – dort steht es noch. Der Verein wird es in absehbarer Zeit samt Montierung und dazugehörigem Zubehör verkaufen.

  3. Glückwunsch!

    Hallo Caro,

    das neue Gerät und die Montierung erscheinen auf dem Foto wie geschaffen für einander! Wäre gespannt auf einen kleinen Artikel hier über ein “Erstes Licht” oder “Erstes Foto”.

    Wo wird denn die alte Kombination zu gegebener Zeit zum Verkauf angeboten?

    Viele Grüße, Ralf

  4. Immer langsam…

    Hallo Ralf,

    gut Ding will Weile haben 😉

    Es wird wohl demnächst eine Annonce in SuW geben, aber so ganz einfach ist das mit dem Verkauf natürlich nicht.

    Jemand der es nehmen möchte, muß sich zum einen um den Abtransport der ja zum Teil nicht gerade leichten Einzelteile kümmern. Dann wäre da noch das Problem mit der Knicksäule, die man erst modifizieren müßte, wenn das Gerät in viel südlicheren Gefilden wieder aufgestellt werden soll. Und daß das Teleskop dann nicht irgendwo ungenutzt einstaubt oder nur Einzelteile wie der Hauptspiegel weiterverwendet werden, das würden wir uns schon wünschen.

    Und dann ist da natürlich auch noch die ungelöste Frage, wieviel es überhaupt wert ist.

  5. Ich frag´ ja nur… ;o)

    Hallo Caro,

    ertappt, gebe ja zu, daß mich solch solide, alte Montierungen reizen…:o) Aber leider hätte ich nicht die Möglichkeit, dieser Gerätekombination ein “anständiges” Zuhause zu bieten. Sprich einen Schutzbau zur Verfügung zu haben. Und das braucht dieses “Schätzchen” auf jeden Fall. Aber mich würde interessehalber (ebenso wie euch)einfach mal der heutige Wert eines solchen Instrumentariums interessieren. Gerade auch im Vergleich zu modernen Geräten.

    Viele Grüße, Ralf

  6. CDK20 / AP3600

    Herzlichen Glückwunsch, das sieht wirklich eindrucksvoll aus. Technisch und optisch ist beides ja erstklassig. Wir denken gerade über eine etwas kleinere Kombination nach (CDK17/AP3600) statt bisher C14/AP1200. Auch die bisherige Säule ist zu schwach für CDK17 + AP Starfire 7″ + Zeiss AQ + Kamera SBIG11M mit großem Filterrad. Welche Säule ist denn bei Euch zum Einsatz gekommen? Typ, Preis, Lieferant wären von Interesse.

    Gottfried von der Johannes-Kepler-Sternwarte in Weil-der-Stadt

  7. Auch nett…

    Hallo Gottfried,

    die “kleinere” Version des Planewave ist mit Sicherheit auf der El Capitan ebenfalls gut aufgehoben. Und mit einem 7″ Starfire hat man dann ja sowieso den richtigen Refraktor dazu, wobei so ein APQ dann die Krönung ist 🙂

    Näheres schreibe ich dir per Mail

  8. Herzlichen Glückwunsch

    zu diesem tollen Teleskop! Wir haben es leider immer noch nicht geschafft mal vorbeizuschauen. Aber bei dem Wetter ist wahrscheinlich eh nicht viel zu sehen.

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