Harald Lesch zu Gast in Heppenheim

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…und auch tagsüber
Astronomers do it at Night

Manche Amateurastronomen sind regelrechte Einzelgänger, die teilweise nur über das Internet miteinander kommunizieren. Andere wiederum treffen sich in losen Beobachtergruppen oder zu Stammtischen. Und dann sind da noch die amateurastronomischen Vereine, die meist um Volkssternwarten und Planetarien herum entstanden sind oder sich deren Errichtung zum Ziel gesetzt haben. Seit mehr als zehn Jahren engagiere ich mich in solchen Vereinen, zuerst im Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck, später nach meinem Studium auch in der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie. Nach meinem Umzug nach Heidelberg hatte ich mich nach Vereinen in der Umgebung umgesehen, denn obwohl ich noch immer Mitglied in den beiden obigen Vereinen bin, kann ich an deren Vereinsleben wegen der Entfernung kaum noch teilnehmen.

Fündig wurde ich bei der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim, etwa 30km nördlich. Tatsächlich hatte ich schon zu Hamburger Zeiten einmal indirekt mit den Heppenheimern zu tun, damals ging es um den Spiegel ihres 45cm-Teleskops, der nach dem Neuverspiegeln an der Hamburger Sternwarte gestrandet war. Was lag also näher, als Kontakt aufzunehmen? Zum traditionellen Tag der offenen Tür der Sternwarte am Osterwochenende schaute ich das erste Mal vorbei und wurde bald darauf regelmäßiger Gast und schließlich Mitglied des Vereins.

Gespannt warten exakt 199 Zuschauer auf den Beginn des Vortrags. Mehr paßten leider nicht in den Saal.

Auf dem Heppenheimer Schloßberg thront – schon von weitem gut sichtbar – die Starkenburg oberhalb der Stadt. Direkt unterhalb der mittelalterlichen Feste, in der heute eine Jugendherberge und eine Gaststätte untergebracht sind, befindet sich die Sternwarte, abgewandt von der Stadt mit freiem Blick nach Süden. Wie die meisten anderen Burgen entlang der Odenwaldkette wird auch die Starkenburg abends beleuchtet. Im Gegensatz zu den zwei Weinheimer Burgen oder der Strahlenburg in Schriesheim verlöscht die Beleuchtung aber, so daß die Beobachter ungehindert ihren Tätigkeiten nachgehen können. Dazu nutzen sie einmal einen ganzen Wald von Geräten auf einer großen Beobachtungsplattform und zum anderen den schon erwähnten 45cm-Newton in der Kuppel. Hinzu kommt eine radioastronomische Station.

Haupteinsatzgebiet des großen Teleskops, das nach seinem Stifter Fritz Mühleis benannt ist, ist die Suche nach Kleinplaneten. Und darin sind die Heppenheimer sehr erfolgreich. Seit Mitte der 90er Jahre sind an die 60 Asteroiden zusammengekommen, die von der Starkenburg-Sternwarte aus entdeckt wurden.

Und was hat das alles nun mit Harald Lesch zu tun? Wer einen Asteroiden entdeckt, darf für ihn – sobald eben dieser lange genug beobachtet wurde, daß seine Bahnparameter mit hinreichender Genauigkeit bestimmt sind und man sicher sein kann, daß man es nicht mit einem bereits bekannten Objekt tun hat – einen Namen vorschlagen. Im Falle des 1997 in Heppenheim entdeckten Asteroiden 1997 SX9, der inzwischen auch die Nummer 35357 erhalten hat, entschied sich die Sternwarten-Besatzung für den bekannten Fernsehmoderator und Buchautor als Namenspaten, der Asteroid heißt nun ganz offiziell (35357) Haraldlesch.

Der so geehrte erfuhr davon am 18. Juni diesen Jahres auf Night of Science an der Universität Frankfurt. Bevor Lesch selbst dort wie geplant den Eröffnungsvortrag des Abends halten konnte, wurde er vor versammeltem Publikum von Rainer Kresken, dem 1. Vorsitzenden der Heppenheimer, mit der offiziellen Bekanntgabe des Namens überrascht.

Lesch während des Vortrags

Zum Dank versprach Lesch, den Heppenheimern einen Besuch abzustatten. Da paßte es perfekt, daß die Starkenburg-Sternwarte in diesem Jahr ihr 40jähriges Jubiläum begeht. Mit Harald Lesch hatte sich somit ein absolut würdiger Redner für einen Festvortrag gefunden.

Am Freitag dem 22. Oktober war es soweit. Obwohl gar nicht groß bekanntgegeben wurde, daß dieser Vortrag stattfindet, waren die Karten schon lange im Voraus ausverkauft. Als ich kurz vor Beginn am Kurfürstensaal in Heppenheims schmucker Altstadt eintraf, warteten vor dem Eingang doch tatsächlich einige Hoffnungsvolle, die darauf spekulierten, wie bei einem Konzert noch übriggebliebene Karten bekommen zu können.

Drinnen wartete das Publikum gespannt auf den Beginn der Show, denn eine solche sollte es werden. Nach den Grußworten des Bürgermeisters zur Geschichte der Sternwarte wurde ein Videomitschnitt von der Namensbekanntgabe gezeigt – die perfekte Einleitung zu Harald Leschs "Sind wir allein im Universum?". In gewohnt schlagfertiger Comedy-Manier führte Lesch die Zuhörer durch die Welt der Exoplaneten, der habitablen Zonen und der Drake-Gleichung, inklusive des aktuell kontrovers diskutierten Kandidaten Gliese 581 g.

Verwechslungsgefahr: Rainer Kresken überreicht Harald Lesch die traditionelle Flasche Heppenheimer Wein für alle auswärtigen Referenten

Nach einer ausgiebigen Fragerunde im Anschluß an den Vortrag (und so manch signiertem Buch) bot sich für Eingeweihte noch die Möglichkeit zu Speis und Trank gemeinsam mit dem Vortragenden in der Stammkneipe der Sternwartenbesatzung, ein schöner Abschluß für einen gelungenen Abend.

Mit derselben Guerilla-Taktik wurde übrigens am nächsten Tag auf der BoHeTa dem inzwischen emeritierten Bochumer Astronomieprofessor Wolfhart Schlosser, der in den letzten Jahren durch seine archeo-astronomischen Untersuchungen der Himmelscheibe von Nebra auch in der Öffentlichkeit bekannt wurde, ebenfalls ein Asteroid gewidmet. Ob sich daraus ein weiterer Highlight-Vortrag ergibt?

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Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

1 Kommentar

  1. Darf ich das offiziell sagen? Ich liebe Harald Lesch. Habe mir alle die 217 Folgen der Sendung Alpha Centauri als MP3 auf dem iPhone geladen und höre sie bereits zum zweiten mal. Für Laien wie mich, die sich fü Kosmologie interessieren, sind sie eine wunderscöne Offenbarung.

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