Gaia mit eigenen Augen sehen
BLOG: Astronomers do it at Night
Gestern Morgen pünktlich um 10:12 Uhr MEZ ist die ESA-Astrometriemission Gaia von Französisch-Guayana zum Lagrangepunkt L2 aufgebrochen, wo sie sich 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt genau gegenüber der Sonne der Vermessung der Milchstraße widmen wird. In Deutschland hat man nicht nur am ESOC-Kontrollzentrum in Darmstadt sondern auch am Haus der Astronomie beim Start mitgefiebert.
Jetzt wo Gaia unterwegs ist, möchten die Gaia-Wissenschaftler Amateurastronomen dazu aufrufen, Gaia auf dem Weg zum L2 und bei seiner Ankunft dort zu beobachten und zu fotografieren. Mit dem interaktiven GBOT-Tool kann man sich Ephemeriden und Aufsuchkarten für seinen Standort generieren lassen. Aber Achtung, verglichen mit anderen beweglichen Objekten zieht Gaia ziemlich schnell über den Himmel. Wer Gaia erwischt, kann bis zum 15. Januar 2014 Bilder und Videos mit dem Betreff “Gaia in the sky” an Stefan Jordan vom Astronomischen Rechen-Institut am Zentrum für Astronomie der Uni Heidelberg schicken. Die besten Ergebnisse veröffentlicht die ESA als Bild der Woche. Wer sich mit der Astrometrie von beweglichen Objekten auskennt, kann mit seinen Messungen sogar dazu beitragen, die Bahn von Gaia genau zu bestimmen und ihre endgültige Helligkeit am L2 abzuschätzen.
Die ersten Beobachtungen sind bereits gestern am frühen Abend geglückt, nur wenige Stunden nach dem Start: Dave Herald aus dem australischen Murrumbateman gelang gegen 16 Uhr unserer Zeit eine erste Aufnahmeserie, in der Gaia mit einer Helligkeit von knapp 8 Größenklassen sichtbar war. Im Laufe der Nacht sind weitere Sichtungsmeldungen rund um den Globus eingetroffen, wobei die Helligkeit von Gaia mit zunehmender Entfernung von der Erde immer weiter abnimmt. Gaia ist aber dennoch während der nächsten Tage mit Amateurmitteln beobachtbar.
Ein schönes Beispiel ist diese Videosequenz von Nick James aus Chelmsford nördlich von London, die aus Aufnahmen erstellt wurde, die gegen 1 Uhr nachts mit einem C11 und einer CCD-Kamera entstanden sind
Weitere Bilder hat die ESA hier gesammelt.
Mit welcher Helligkeit ist denn etwa zu rechnen am Montag, 23.12. gegen 23 Uhr bzw Donnerstag, 26.12. 23 Uhr?
Mittlerweile ist Gaia bei 17 mag und schwächer. Längere Belichtungszeiten sind also gefragt…
Ja, ein schönes Beispiel, wenn man Gaia als sich schnell bewegenden Stern wahrnimmt, der sich auf L2 zubewegt. Wenn so etwas häufiger passiert und die Leute sich an von Menschen gemachte Lichtpunkte gewöhnen, die einem himmlischen Ziel zustreben, erhält der Weltraum und Abendhimmel eine ganz andere Bedeutung, indem er die irdische Topographie erweitert. L2 wird dann quasi ein neuer Busbahnhof.