Frischer Wind für die Wissenschaft – beim Landeswettbewerb Baden-Württemberg von Jugend Forscht

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Astronomers do it at Night

Wenn man sich als Schüler für Naturwissenschaft und Technik interessiert, gibt es viele Möglichkeiten, sich auch außerhalb des regulären Unterrichts in dieser Richtung zu engagieren. Ein besonders prominentes Beispiel ist der Wettbewerb Jugend Forscht, der schon seit 46 Jahren die künftige Wissenschaftlergeneration dazu aufruft, ihren Forscherdrang auszuleben und als Erfinder tätig zu werden.


Gehört hat sicherlich jeder schonmal davon. Auch in meiner Schule hingen an den Pinnwänden jährlich Plakate, die zur Teilnahme bei Jugend Forscht aufriefen. Allerdings hatte in den 90er Jahren noch nicht jedermann einen schnellen Internetanschluß, so daß man nicht mal eben schnell nachschauen konnte, was es mit dem Wettbewerb auf sich hatte, wenn das Poster Interesse geweckt hatte. Stattdessen war man darauf angewiesen, weitergehende Informationen und dann natürlich auch Unterstützung von den Lehrern zu bekommen, wenn man sich entschlossen hatte, sich als Jungforscher bei Jugend Forscht oder Schüler Experimentieren zu versuchen.

Und daran hakte es meist. Viele Lehrer hatten mit ihrem eigentlichen Unterricht genug zu tun und wollten nicht auch noch ein aufwendiges Jugend Forscht Projekt betreuen. Und so blieb es bei mir dabei, daß das Jugend Forscht Plakat an der Pinnwand bald von anderen Postern überdeckt wurde, die um das Interesse der Schüler buhlten, so daß ich mich nie bei Jugend Forscht versucht habe.

"Projekt Ikarus" tauften Marcel und Michael ihr Projekt inoffiziell. Bei Jugend Forscht präsentiert wurde es als "Nutzungsmöglichkeiten einer Ballonsonde im Rahmen einer Mission zum Saturnmond Titan"

Ähnlich ging es auch mehr als 10 Jahre später Marcel Frommelt und Michael Betzold aus Ilvesheim. Nach dem Abitur wollten die beiden es dann aber doch nochmal wissen. Völlig ohne die Unterstützung eines Lehrers, der Schule oder einer anderen Organisation und mit ihren eigenen bescheidenen finanziellen Mitteln stellten sie ein Projekt auf die Beine, das sie beim diesjährigen Jugend Forscht Wettbewerb einreichten: Sie bauten eine Ballonsonde, die auf über 30km Höhe aufgestiegen ist und faszinierende Bilder von der Erdoberfläche von der Grenze in den Weltraum mit zurück brachte. Außerdem widmeten sich die beiden der Frage, wie man solche wiederverwendbaren Sonden zur Erforschung von anderen Himmelskörpern in unserem Sonnensystem einsetzen könnte, zum Beispiel auf dem Saturnmond Titan. Näheres kann man auf der Facebook-Seite des Projektes nachlesen.

Blick auf die Stände der Teilnehmer in einem der beiden für den Landeswettbewerb Baden-Württemberg reservierten Räume im Haus der Arbeit in Stuttgart 

Auf Anhieb erreichten die beiden den ersten Platz beim Regionalwettbewerb im Bereich Geo- und Raumwissenschaften. Damit zogen sie mit den anderen Siegern der Regionalwettbewerbe in die nächste Runde ein, den Landeswettbewerb Baden-Württemberg, der vom 29. bis zum 31. März in Stuttgart ausgetragen wurde. Und weil mit Marcel einer der beiden Jungs die letzten Monate als Praktikant am Haus der Astronomie tätig war und wir dementsprechend zum offiziellen Betreuer des Projektes geworden waren, war das Haus der Astronomie neben Lehrern, Eltern und weiteren interessierten Besuchern am letzten Wettbewerbstag ebenfalls mit einer Delegation bei der öffentlichen Präsentation der Projekte zugegen.

Zwar werden astronomische Projekte bei Jugend Forscht meist im Bereich Geo- und Raumwissenschaften eingeordnet, ein weiteres Projekt fand sich aber beispielsweise bei Mathematik und Informatik: Adrian Hoffmann aus Friedrichshafen hatte eine Internetsteuerung für das Radioteleskop seiner Schule programmiert. Das Radioteleskop steht übrigens für Interessierte zur Beobachtung zur Verfügung. Aber auch in den anderen Bereichen gab es spannende, lustige und mitunter durchaus vermarktungsfähige Ideen zu bewundern. Während die Eieranmalmaschine – Landessieger im Bereich Technik – stets umringt von Besucherscharen war, fällt sie aber doch wohl eher in die erste Kategorie. Bei anderen Projekten hingegen, insbesondere im Bereich Arbeitswelt, wurden die Teilnehmer von ihren Ausbildungsbetrieben unterstützt und einige Erfindungen werden mit Sicherheit als Produkt verwirklicht.

Zwar standen die Landessieger bereits vorher fest, dennoch war die Preisverleihung der Höhepunkt des Tages

Den Abschluß des Tages und des Wettbewerbs bildete die Preisverleihung. Dank unzähliger Sonderpreise gingen neben den jeweiligen Landessiegern auch viele andere Teilnehmer nicht leer aus. Zum diesjährigen Bundeswettbewerb in Kiel hat es für Marcel und Michael leider nicht gereicht, aber die beiden nahmen den 3. Platz in ihrem Bereich mit nach Hause, plus den Sonderpreis Mobilfunk und wie alle Teilnehmer einen Hängesessel zum relaxen – um darin neue Ideen auszutüfteln.

Showeinlage: Wissenschaft und Spaß mit den Physikanten

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Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

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