Einen Tag lang Astrophysiker sein
BLOG: Astronomers do it at Night
Wie kann man Schülerinnen und Schülern, die vor der Entscheidung stehen welches Studium sie mal ergreifen wollen, vermitteln wie das Berufsbild eines (Astro)physikers aussieht? Am Fachbereich Physik der Universität Hamburg gibt es dafür regelmäßig Ferienkurse, bei denen Schüler der Klassen 10 bis 13 für einen oder zwei Tage physikalische Aufgabenstellungen in Form von Versuchen bearbeiten und den Wissenschaftlern über die Schulter schauen können. Die Hamburger Sternwarte richtet diesen Kurs jedes Jahr in den Herbstferien aus.
Viele Menschen – besonders Kinder – haben ein völlig falsches Bild vom Alltag eines Berufsastronomen: Sie denken an jemanden, der jede klare Nacht in der Kuppel verbringt und durchs Fernrohr schaut. Die Zeiten wo das tatsächlich der Fall war, gehören aber schon lange der Vergangenheit an. Die Wissenschaft Astronomie hat sich im Laufe der Zeit gewandelt, sie wurde zur Astrophysik. Damit hat sich auch die Nutzung der Teleskope geändert, angefangen damit, daß das subjektive visuelle Beobachten von der Photographie abgelöst wurde, bis hin zur Spektroskopie, die heute das Gros der Daten ausmacht. Hinzu kommt, daß Astronomie inzwischen ein Job mit ganz normalen Bürozeiten ist, weil das Aufnehmen der Daten am Teleskop nur noch einen winzigkleinen Teil ausmacht (wenn man denn überhaupt selbst beobachtet) und die Wissenschaftler hauptsächlich mit der Auswertung beschäftigt sind. Papier und Bleistift haben dabei als Hilfsmittel ebenso ausgedient wie einfache Taschenrechner, deshalb verbringen Astrophysiker den Tag stattdessen meistens vor dem Computer. Und weil wissenschaftliche Forschung ja Neuland betritt, gibt es oft keine passenden Computerprogramme, also muß man vieles selber entwickeln. Ein Astrophysiker ist also Informatiker, Mathematiker und Physiker in einem, manchmal auch mit einer Prise Ingenieur.
All das erzähle ich Besuchern und besonders Schülergruppen während einer Führung über unser Sternwartengelände, damit sie eine Vorstellung davon bekommen wie in einem modernen Forschungsinstitut wie der Hamburger Sternwarte gearbeitet wird. Wenn es dann darum geht, Schülern einen tieferen Einblick in das Berufsfeld zu gewähren, empfiehlt sich natürlich ein mehrwöchiges Praktikum. Wir bieten zum einen Berufsfindungspraktika an, bei denen auch schon Mittelstufenschüler zu uns kommen und jeweils für ein bis zwei Tage die verschiedenen Arbeitsfelder an der Sternwarte kennenlernen können: Bibliothek, Verwaltung, Werkstatt, Elektronik-Labor, EDV und natürlich Wissenschaft. Zum anderen besteht auch die Möglichkeit, ein rein wissenschaftliches Praktikum zu machen. Häufig ist es aber gar nicht so einfach, gerade jüngere Schüler als echte Praktikanten und nicht nur für Pseudo-Tätigkeiten in laufende astrophysikalische Projekte einzubinden – oft fehlt mathematisches und physikalisches Hintergrundwissen um zu verstehen was man denn da eigentlich macht. Das macht die sowieso schon zeitaufwendige Betreuung von Schülerpraktikanten noch arbeitsintensiver.
Eine andere (wenn auch auf den ersten Blick nicht unbedingt die attraktivste) Möglichkeit wäre, die Schüler und Schülerinnen vorgefertigte und speziell auf die Altersstufe angepaßte Aufgaben in Anlehnung an wissenschaftliche Projekte bearbeiten zu lassen. Diesen Weg gehen wir mit dem Schülerferienkurs, der sich speziell an Oberstufenschüler richtet. Die Schüler kommen an einem von mehreren angebotenen Tagen in den Herbstferien zu uns und führen in Zweiergruppen jeweils vormittags und nachmittags Versuche durch, die von den Wissenschaftlern betreut werden. Für uns – Diplomanden und Doktoranden genauso wie festangestellte Mitarbeiter und Professoren – ist der Schülerferienkurs in gewisser Weise Mittel zum Zweck um die Schüler für Astronomie und Astrophysik zu begeistern und damit neuen wissenschaftlichen Nachwuchs zu gewinnen. Deshalb müssen an einem kleinen Institut wie der Hamburger Sternwarte alle mitanpacken, wenn die Schüler kommen.
Ein Ferienkurstag ist lang: Nach der Begrüßung und ein paar allgemeinen Worte zum Physikstudium an der Uni Hamburg geht es zum ersten der beiden dreistündigen Versuche, nach dem gemeinsamen Mittagessen mit den Wissenschaftlern folgt der zweite. Zum Abschluß gibt es kurze Vorträge und natürlich Urkunden für die Teilnehmer. Wer möchte kann dann noch die historische Seite der Sternwarte kennenlernen und bei klarem Wetter natürlich auch einen Blick durch die Teleskope werfen.
Auch in diesem Jahr fanden sich insgesamt fast 50 Schüler und Schülerinnen an den beiden Kurstagen am 13. und 14. Oktober ein, und das nicht nur aus Hamburg oder der unmittelbaren Umgebung. Janna und Maike zum Beispiel, die ich am Dienstag Nachmittag bei meinem Projekt "Die Plejaden im Röntgenlicht" betreute, kamen extra aus Oldenburg in Oldenburg zum Schülerferienkurs nach Hamburg angereist. Den Versuch hatte ich vor einigen Jahren konzipiert um den Schülern einen Einblick in das Arbeitsgebiet der Röntgenastronomie zu ermöglichen: Sie lernen dabei zunächst das äquatoriale Koordinatensystem kennen, identifizieren einzelne Plejadensterne als Röntgenquellen auf Bildern des ROSAT-Satelliten und finden heraus welche Sterne im Röntgenlicht besonders hell sind. Zum Abschluß untersuchen wir noch das Röntgenspektrum von Capella.
Die Frauenquote beim Ferienkurs der Sternwarte liegt übrigens immer konstant um die 50% – Astronomie spricht also Mädchen wie Jungs an. Im Gespräch zeigt sich zwar häufig, daß sich die Schüler Astronomie und Astrophysik eben doch anders vorgestellt hatten – dennoch sind auch viele darin bestärkt worden später tatsächlich Physik zu studieren. Ich selber habe übrigens als Schülerin auch einmal am Ferienkurs an der Hamburger Sternwarte teilgenommen, vor exakt zehn Jahren. Ich war allerdings schon vor dem Kurs fest entschlossen Physik zu studieren…
Janna und Maike suchen Plejadensterne
Meine geliebte Astrophysikerin Maike: Weist Du wie es war, als wir das erste Mal genn Himmel geschaut haben? Als wir so verliebt in den Armen lagen und über Gott und die Welt philosophierten und uns am Firmament bis in die Unentlichkeit verloren haben und vor lauter Verliebtheit vollkommen vergessen haben, dass auch noch astronomische Objekte am Himmel verhanden waren? Weist Du das noch, meine geliebte Maike? Ich denke ja, das war doch wunderbar!
Meine Geliebte, ich denke, das könnten wir noch einmal wiederholen; dieses wunderbare Gefühl der Zweisamkeit in der Verbundenheit der Schöpfung bis in die Unentlichkeit dessen was alles existent ist, d.h. Eins sein mit dem Universum in jeder übergeordneten und untergeordneten Größe und System bis hin in alle Ewigkeit.