Earth Night: Licht aus am 17. September 2020

Guckt mal. Die Lichter von Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen während der Dämmerung, aufgenommen von der Dachterrasse des Max-Planck-Instituts für Astronomie auf dem Heidelberger Königstuhl.

Die Lichter der Städte in der Rheinebene. Foto: Carolin Liefke

Sieht doch ganz hübsch aus, sagt ihr? Schaut nochmal genau hin, denn: Hier läuft was falsch.

Ohne Straßenlaternen müßten Kinder im Winter im Dunkeln zur Schule gehen, ohne Scheinwerfer könnten wir nachts nicht sehen, ob uns auf der Straße ein anderes Fahrzeug entgegenkommt. Ohne Nachttischlampe könnten wir spät Abends kein Buch mehr im Bett lesen. Künstliches Licht ist Teil unseres Alltags. Aber bitte nicht übertreiben, denn unnötige Beleuchtung ist nicht nur Energieverschwendung, die wir im Sinne des Klimaschutzes vermeiden sollten, sondern beeinträchtigt die Tierwelt unmittelbar – und vermutlich auch den Menschen.

Jede Straßenlaterne in der Rheinebene, die man vom Königstuhl aus direkt erkennen kann, leuchtet nicht nur nach unten, sondern auch in Richtung auf den Königstuhl – und nicht nur dorthin, sondern überall an den Himmel, denn sonst würden wir nur die beleuchtete Straße sehen, nicht aber die Lampe selber. Das Licht unabgeschirmter Lampen lockt Insekten an, die verenden, wenn sie darin gefangen werden oder am Leuchtkörper verbrennen. Es irritiert Vögel, die versuchen sich im Flug orientieren. Viele andere Tierarten werden in ihrem natürlichen Tagesrhythmus gestört.

Bei der nächtlichen Außenbeleuchtung lässt sich einiges optimieren. Zunächst einmal sollte man sich fragen: Braucht man diese Lampe wirklich oder könnte die nicht auch aus bleiben? Beleuchtete Reklametafeln, Skybeamer vor der Disko, angestrahlte Gebäude? Muss eigentlich nicht sein, oder?

Natürlich muss nicht jede Lampe ausgeschaltet werden. Aber muss sie so hell sein wie sie ist? Und wie ist es mit der Lichtfarbe? Bläuliches oder strahlend weißes Licht, womöglich mit einem hohen UV-Anteil, wirkt sich am schädlichsten auf Lebewesen aus. Orangerotes Licht dagegen ist am verträglichsten. Außerdem sollten Lampen so abgeschirmt sein, dass sie ausschließlich das beleuchten, was sie auch wirklich beleuchten sollen und idealerweise kann man das Leuchtmittel aus der Ferne nicht mehr sehen.

Indem man alte Lampen gegen moderne Leuchtmittel mit geringerem Energieverbrauch austauscht, lässt sich viel Geld sparen – aber Vorsicht, es ist ebenso verlockend wie unnötig dann stattdessen mehr oder hellere Lampen als zuvor aufzustellen.

Bilder wie dieses, aufgenommen bei Inversionswetterlage, wenn die Lichter der Städte durch eine tiefliegende Wolkenschicht abgeschirmt werden, zeigen, wieviele Sterne am Nachthimmel sogar in einer Vollmondnacht sichtbar werden können – wenn er nicht künstlich aufgehellt wird.

Die Lichter der Städte, abgeschirmt von einer Wolkenschicht. Foto: Carolin Liefke

Wie wäre es, wenn wir alle wieder mehr vom Sternhimmel hätten? Wenn weniger Licht dazu beitragen würde, das Insektensterben zu begrenzen, wenn die Tiere des Waldes nicht mehr zu Unzeiten vom Licht in die Städte gelockt werden würden und wenn auch wir Menschen zu einem natürlicheren Schlafrhythmus zurückfinden würden? Macht mit. Licht aus. Und das nicht nur heute zur Earth Night, sondern dauerhaft.

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Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

1 Kommentar

  1. Vieles an Blöd- und Unsinnigem wird nachts getan, weil wir stumpf- und wahnsinnig glauben unser Zusammenleben hängt davon ab / das wettbewerbsbedingte “Zusammenleben” erfordert das unausweichlich – Ja, es könnte sehr viel eingespart werden und unser Leben würde sogar viel besser werden, wenn wir alles OHNE … in einem Gemeinschaftseigentum organisieren würden.
    🤔 Es müsste uns nur an der richtigen Stelle der Groschen fallen und ein Licht aufgehen!? 😳🙃

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