Auf Vortragsreise – zu Besuch am Institut für Theoretische Physik und Astrophysik in Würzburg
BLOG: Astronomers do it at Night
Ein Wissenschaftler hat im wesentlichen zwei Möglichkeiten, um seine eigenen Forschungsergebnisse in der Fachwelt zu präsentieren: einmal das Verfassen eines Fachartikels, den die Kollegen dann lesen können, oder aber ein Vortrag vor entsprechendem Publikum. Das kann entweder auf einer Fachtagung sein oder aber im Rahmen eines Kolloquiums oder Seminars an einem Forschungsinstitut stattfinden. Für den Anfang bietet sich da das Institut an dem man selber arbeitet, aber auf Dauer wäre der Zuhörerkreis natürlich begrenzt. Deshalb reisen Wissenschaftler oft auch zu anderen Instituten und tragen dort vor. Das beschränkt sich nicht auf Professoren oder Wissenschaftler, die sich bereits einen Namen gemacht haben, im Gegenteil. Gerade junge Nachwuchswissenschaftler nutzen diese Chance oft auch um sich bei potentiellen zukünftigen Arbeitgebern vorzustellen.
Am 29. Oktober 2010 war ich vom Institut für Theoretische Physik und Astrophysik in Würzburg eingeladen worden zu zeigen woran ich während der letzten drei Jahre gearbeitet habe – das Kernthema meiner Doktorarbeit also. Und so habe ich mich frühmorgens in Hamburg auf den Weg gemacht, im Gepäck eine 25-seitige Präsentation mit dem Titel "Multiwavelength observations of a giant flare on the active M dwarf CN Leo".
Einen sehr ähnlichen Vortrag hatte ich im März schonmal gehalten, und zwar im Anschluß an meine letzte Beobachtungskampagne am Very Large Telescope im Hauptquartier der ESO in Santiago de Chile. Dort hatte ich von den Wissenschaftlern ein paar sehr interessante Anregungen für das weitere Vorgehen bekommen, umso gespannter war ich, was sich diesmal ergeben würde. Denn wie schon bei der ESO würden meine Zuhörer Astronomen sein, die auf ganz anderen Gebieten arbeiten und die daher eine ganz andere Sicht auf die Dinge haben, von denen ich berichten werde.
Kurz nach Mittag fuhr mein Zug in Würzburg ein, am Bahnhof erwartete mich mein Gastgeber Dominik Elsässer, seines Zeichens Gammaastronom auf dem Gebiet der Extragalaktik, so wie der Großteil der in Würzburg arbeitenden Astrophysiker auch. Nachdem ich mein Gepäck im Hotel verstaut hatte, machten wir uns auf zum Institut, das sich etwas außerhalb der Stadt Am Hubland befindet. Ähnlich wie die Universität Hamburg ist auch die Julius-Maximilians-Universität in Würzburg auf mehrere Standorte verteilt, auf dem Campus Am Hubland konzentrieren sich jedoch die naturwissenschaftlichen Fakultäten.
Zu meinem Vortrag fanden sich die anwesenden Würzburger Astronomen im Seminarraum ein – Diplomanden, Doktoranden, Postdocs und Professoren – eine bunte Mischung, genau wie in Hamburg auch. Einige von ihnen hatte ich direkt vor dem Vortrag noch kennenlernen können. Nach dem Vortrag wurden interessierte Fragen gestellt, die ein guter Anhaltspunkt dafür sind, was mich zu meiner Disputation erwarten wird. Vieles von dem, was ich in Würzburg gezeigt hatte, wird sich schließlich auch im Abschlußvortrag meiner Doktorarbeit wiederfinden.
Am nächsten Tag ging es für mich weiter nach Heidelberg. Vor meiner Abfahrt am Nachmittag blieb aber noch genug Zeit, um mir die Stadt anzusehen. Würzburgs Altstadt ist im zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstört worden, wurde aber anders als meine Geburtsstadt Lübeck, wo die Gebäude aus den 50er und 60er Jahren unschön zwischen den alten Häusern hervorstechen, in einer Form wiederaufgebaut, die gut zu der eigentlich jahrhundertealten Geschichte der Stadt paßt. Einen Besuch ist sie allemal wert.