Rosetta: Offene Forschung tut gar nicht weh?
Am 12. November beobachtete die Welt, wie ein kleiner Roboter zweimal über einen Kometen hüpfte, schließlich stehen blieb und allerhand Daten übertrug. Ich stand während der Landung selber zwischen Kamerateams im Kontrollzentrum in Darmstadt – und war überrascht, wie schnell neue Bilder und Erkenntnisse die Runde machten.
Bei der Huygens-Landung auf Titan im Jahr 2005 hatte das noch ganz anders ausgesehen. Damals wurden die ersten Bilder eher unter der Hand gezeigt, kurz bevor im Kontrollzentrum die Lichter ausgingen. Anders im November 2014: Auch nach dem Landetag gab es ein Feuerwerk neuer Informationen. Einzelne Instrumente an Bord von Philae (zehn an der Zahl) verschickten Tweets zu ihren ersten Erkenntnissen. Allen voran das in den Grund gehämmerte Thermometer MUPUS:
Ein offener Brief und seine Folgen
Aber wie steht es insgesamt um die Offenheit der Mission, die ich und viele Raumfahrtenthusiasten, Journalisten und Wissenschaftler forderten: Unter anderem formuliert in einem offenen Brief von Raumfahrer.net an die beteiligten Forscher. Damals plante die ESA, wöchentlich neue Kometenbilder zu veröffentlichen. Von einem Objekt, das innerhalb des nächsten Jahres einen Schweif ausbildet – und was nie zuvor aus der Nähe beobachtet wurde. Wöchentlich neue Bilder? Eine Liveübertragung ist das nicht, schrieben wir.
Danach hat sich viel bewegt. Es gab eine große mediale Resonanz auf unseren Brief – und nach ersten Dementis entschied die ESA, die Bilder ihrer eigenen Navigationskamera (NavCam) an Bord von Rosetta häufiger ins Netz zu stellen. Zwar sind wir noch immer ein Stück weg vom geforderten täglich neuen Bild: Im Schnitt gab es im Rosetta-Blog zwischen August und Mitte Dezember gerade alle zwei Tage ein neues NavCam-Bild. Die Hauptkamera OSIRIS war nur alle 3,6 Tage spendabel. Aber immerhin.
Tatsächlich bewegte sich kürzlich noch mehr: Seit November sind alle NavCam-Bilder frei! Rückwirkend stehen sie unter der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA 3.0 IGO. Das bedeutet: Jeder darf die Bilder für irgendetwas verwenden, solange das Endprodukt unter einer ebenso freien Lizenz steht, man die ESA als Urheber nennt. Dafür darf jeder das Bild bearbeiten. Und sogar kommerziell verwenden.
Kleine Randnotiz: Erstmals dürfen somit Bilder der europäischen Raumfahrtagentur in der Wikipedia erscheinen. Wir erinnern uns: Die europäische Raumfahrtagentur existiert seit 50 Jahren – aber die staatlich finanzierten Aufnahmen aus dem All standen unter so strengen Lizenzen, dass diese in der deutschsprachigen Wikipedia nicht verwendet werden durften. Dadurch sind Artikel über Europas extrem erfolgreichen Sonden Mars Express oder Venus Express bislang völlig frei von ESA-Bildern. Absurd, oder?
Warten auf OSIRIS
Bei allem Erfolg um Rosettas Bilder: Eine Gruppe hat sich bislang ausgesprochen wenig bewegt: Das Team um die Kometenkamera OSIRIS. Ihr Chef Holger Sierks vom Göttiger Max-Planck-Institut war Hauptadressat unseres offenen Briefs. Ich hatte mittlerweile ein freundliches Gespräch mit ihm – und er zeigte sich offen gegenüber mehr Offenheit. Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache:
Die bislang veröffentlichten 38 OSIRIS-Bildern waren im Durchschnitt 21 Tage alt, in den letzten Monaten nahm das Veröffentlichungsalter immer mehr zu. Nur vier Bilder kamen fast in Echtzeit ins Internet: zwei während der Ankunft am Kometen am 6. August, zwei nach der Kometenlandung am 12. November. Eine Livecam ist OSIRIS nicht.
Allerdings werden wir bald zumindest mehr historisches Material einsehen können: Anfang Februar ist Rosettas Ankunft bei Komet Tschuri nämlich sechs Monate her. Und ab dann müssten nach und nach alle OSIRIS-Bilder den interessierten Forschern und der Öffentlichkeit bereitgestellt werden.
Einblick in die ESA
Während der Kometenlandung konnte ich in Erfahrung bringen, wie der offene Brief bei der ESA aufgenommen wurde. Ich sprach dafür mit Marco Trovatello, Cross Media Coordinator und Strategic Advisor im ESA-Hauptquartiert in Paris – mit einigen schönen Details. Denn offenbar gibt es in der ESA Kräfte, die sich für mehr Offenheit einsetzen. Marco erklärt auch grob, woran es bei OSIRIS-Bildern hakt. – Das Interview entstand im Rahmen einer Sendung für Spacelivecast.de.
Die OSIRIS-Affäre – die übrigens auch das Rosetta-Projekt direkt betrifft, da die Bilder den Wissenschaftlern anderer Orbiter-Instrumente kaum mehr zur Verfügung stehen als den Medien und der Öffentlichkeit; das Murren unter den Forschern wächst – überschattet die Tatsache, dass noch viel mehr spektakuläres Bildmaterial von anderen Rosetta-Instrumenten zurück gehalten wird, von dessen Existenz die meisten noch nicht einmal etwas wissen.
So hat etwa ein Mikroskop des Staubanalysators COSIMA an die 2000 Staubteilchen des Kometen – die ersten überhaupt, die jemals ganz sanft eingefangen wurden – im Detail fotografiert und damit (ungeplant übrigens) einen völlig neuen Forschungszweig begründet: die Morphologie frischen Kometenstaubs. Der Spektrograph VIRTIS has faszinierende multispektrale Bilder – ausgewachsene Datenkuben, genauer gesagt – des Kerns geliefert, zwar nicht mit OSIRIS-Auflösung aber doch beachtlich.
Und die Kamera ROLIS auf Philae hat während des Abstiegs zur ersten Landestelle einen dramatischen “Film” aufgenommen und zur Erde gesendet, mit dem letzten Bild aus nur 9 Metern Höhe und mit Millimetern Bodenauflösung: Der lag bereits am Abend des Landetags vor, und einzelne Bilder daraus machten unter der Hand alsbald die Runde (im anderen Rosetta-Pressezentrum am DLR in Köln waren Aufregung wie Verwirrung immens), aber formell veröffentlicht wurde er bis heute nicht.
Mit dieser Animation – die erst letzte Woche in hoher Qualität publik geworden ist, und das ausgerechnet auf einer Tagung in den USA – hätte der ESA-Outreach, wenn sie ihm denn auch zur Verfügung gestanden hätte und selbst mit künstlich reduzierter Auflösung, den Erfolg Philaes weitaus greifbarer machen können als es am Landetag mit vagen Statements auf der ESOC-Bühne gelingen konnte.
Bis zum “Sendeschluss” der PR-Abteilung konnten an diesem ersten Tag nämlich deutlich weniger Visuals präsentiert wurden als am Tag der Huygens-Landung: Damals gab es binnen Stunden – wenn auch unter zunächst chaotischen Umständen, in der ESOC-Kantine während des Abendessens … – Bilder von der Oberfläche Titans für alle, bei Philae dagegen wurden die ersten erst gegen Mittag des Folgetages gezeigt (und es tröpfelten auch auf o.g. Tagung noch “neue” CIVA-Bilder herein).
Die Komplexität der paneuropäischen Rosetta-Mission klingt im Trovatello-Interview an, und man kann es – vielleicht – dem Projektmanagement ankreiden, im Angesicht der aufgekommenen ‘neuen Medien’ und wissenschaftlichen Kommunikationskultur wie der leuchtenden US-Beispiele MER, MSL und Cassini die Datenpolitik mit den Experimentteams nicht neu verhandelt zu haben (so dies überhaupt möglich gewesen wäre). Schwamm drüber und in die Zukunft geschaut.
Denn der nächste Lackmustest kommt nun wohl – hoffentlich – bald mit der ersten Massen-Veröffentlichung von Rosetta-Orbiter-Papers in Nature: Werden damit die Dämme brechen und eine Sturzflut von OSIRIS-, COSIMA- und Co.-Bildern die Welt erfreuen? Oder müssen wir wirklich auf die öffentliche Archivierung der Originaldaten warten – bei der ESA-Missionen in der Vergangenheit nicht gerade mit pünktlicher Ablieferung glänzten …?
Ich bin völlig d’accord, Daniel. Nur von einer OSIRIS-Affäre zu sprechen, halte ich für übertrieben. Holger Sierks hat im August ein OSIRIS-Bild pro Woche versprochen. Und dieses Versprechen hat er laut den oben dargestellten Daten gehalten. Dass diese Bilder zunehmend uralt sind, dass sie häufiger kommen könnten, dass andere Kameras auf Rosetta und Philae ihr den Rang ablaufen, weil sie besseres Material geliefert haben: geschenkt. Das ist so – OSIRIS macht keine gute PR.
Aber die Argumente für dieses Verhalten sind ja ausgetauscht – die Forscher wollen mit ihren Daten veröffentlichen. Das müssen wir wohl akzeptieren. Und darauf hinwirken, dass es bei zukünftigen Missionen anders läuft.
Ich weiß, dass der ROLIS-PI Stefano Mottola nicht viele Bilder hat, mit denen er überhaupt wissenschaftlich publizieren kann. Und da hat wohl ein Kollege eines anderen Instrumententeams am Landeabend einfach seinen Bildschirm abfotografiert und dieses Bild ins Netz gestellt. Das sagte mir jemand aus seinem Institut. Soviel zu den Bildern, die teilweise kursierten, aber nie formell freigegeben wurden.
Ich denke, es gibt definitiv ein legitimes Interesse der Forscher, ihre Daten zurückzuhalten. Wir brauchen nicht sofort jedes Rohbild von Rosetta – so lange die Vorgaben der Journals so streng sind. Ein Instrument wie OSIRIS wäre vielleicht in der Lage gewesen, diese Richtlinien mal in Frage zu stellen (wie, ihr wollt kein Rosetta-Paper von uns? Pech gehabt). Gerade kleine Instrumente mit geringen Datenmengen wie ROLIS haben diese Möglichkeit nicht. Da wäre ich auch in den Forderungen nach mehr Öffentlichkeit weniger radikal.
“Ich weiß, dass der ROLIS-PI Stefano Mottola nicht viele Bilder hat, mit denen er überhaupt wissenschaftlich publizieren kann.” Wie sich auf der o.g. Tagung zeigte, liegt die Wissenschaft von ROLIS in erster Linie in der Größenstatistik der ‘Felsen’ auf der Kernoberfläche – hätte man die Bilder-Serie ohne Kontext (lineare Skala) und vielleicht ein wenig verunschärft (beim 9-Meter-Bild) am Abend des Landetages vorgezeigt, wären sie die Sensation schlechthin geworden, hätten dem ganzen Projekt (!) enorm genützt und nebenher auch den PI groß raus gebracht, sicher nicht zu seinem Schaden. Ohne dass der wissenschaftliche Wert für ihn et al. kompromittiert worden wäre. Über einen geschickten Plan dafür nachzudenken, hatte man ja auch nur zehn Jahre Zeit …
Und hier noch was zu bedenken: Die Rosetta-Datenverstecker argumentieren ja immer, man könne sie nicht mit den freigiebigen Marsrover-Leuten vergleichen, weil diese immer nur dieselbe olle Wüste aufnähmen, während auf dem Kometen alles neu und sensationell sei. Tja, eine der letzten großen Curiosity-Entdeckungen basiert ausschließlich auf scharfem Betrachten der Bilderströme der Rover-Kameras. Die aller Welt – inkl. unzähligen Amateur-Mars-Spezialisten – zur Verfügung standen, ohne dass irgendwem die entscheidenden sedimentologischen Entdeckungen vor der NASA-PK gelungen wären. Welche übrigens zur Prioritätssicherung auszureichen scheint; es gibt ja noch nicht einmal ein Paper dazu.
Ich denke, es ist kaum gerechtfertigt, diesem “offenen Brief” allzu viel Bedeutung beizumessen. Die freundlichen Worte Marco Trovatellos hin oder her. Der Kampf um die Veröffentlichung der NavCam-Bilder tobte schon vorher, der Brief hat damit nicht viel zu tun.
Seufz. Nein. Also. Damals, also in der Anflugphase, sagte das OSIRIS-Team ein Bild pro Woche zu, aber nur bis zum Einfang. Nicht die ESA. Das OSIRIS-Team. Das ist etwas anderes als die ESA. Die ESA kann das gar nicht zusagen. Ich habe es erklärt. Marco Trovatello hat es erklärt. Offenbar vergebens.
Sicherlich ist das so. Leute wie Marco Trovatello bohren ja nicht erst seit gestern an dem Brett offenerer Daten in der ESA. Aber wie Marco sagt, ist eine Organisation wie die ESA ein Dampfschiff mit vielen wirkenden Kräften, vielen Meinungen. Und da hat der Brief bzw. die rundherum geäußerte Kritik durchaus dazu beigetragen, progressiveren Kräften ein Übergewicht zu geben. Davon abgesehen hat man sich auf relativ hoher Ebene mit dem Brief befasst – das weiß ich aus zuverlässiger Quelle.
Ich habe “neue Kometenbilder” geschrieben, nicht “neue OSIRIS-Bilder vom Kometen”. Wenn ich die Regelung von Ende Juli richtig verstehe (das Umschwenken von wöchentlichen auf quasi-tägliche Veröffentlichungen), ging das vor allem, weil die *ESA* volle Rechte an den Navcam-Bildern hat. Die OSIRIS-Leute hatten zuvor bloß auch darauf den Finger, um die zurückzuhalten.
So zu tun, als hätten in der *ESA*-Mission Rosetta mit ihrem *ESA*-Managment und sogar einer *ESA*-Kamera an Bord nur externe Leute etwas zu sagen, halte ich für ein Feigenblatt. Natürlich haben die PIs der Instrumente große Macht. Natürlich hat ein Instrument wie OSIRIS, das 40% der Datenbandbreite der Sonde nutzt und in dem sehr viel Lebenszeit hunderter Forscher steckt auch einen großen Einfluss auf die Datenpolitik der Gesamtmission. Ich habe den Finger immer auch in diese Wunde gelegt. Aber die ESA da ganz rauszuhalten, halte ich für verlogen.
Das zeigt ja, dass es am Ende doch geklappt hat mit den NavCam-Bildern. Eben weil das eine *ESA*-Kamera ist. Und das rechne ich übrigens der *ESA* auch hoch an…
Man sollte einfach die Fakten so berichten, wie sie waren. Daran ist per definitionem nichts “verlogen”.
Die Aussage “Damals plante die ESA, wöchentlich neue Kometenbilder zu veröffentlichen” ist unzutreffend. Richtig ist, dass damals (in der Anflugphase) Das OSIRIS-Team (also nicht die ESA) zusagte, bis zur Ankunft wöchentlich ein Bild herauströpfeln zu lassen. Das haben sie sogar gemacht, aber wirklich nur bis zum willkürlich definierten Ende der Anflugphase. Danach war so ziemlich Schluss, und daran ändert auch kein “offener Brief” etwas.
Auch jetzt funktioniert das mit den OSIRIS-Leuten überhaupt nicht. Das letzte Bild von denen wurde am 12.12. veröffentlicht – dabei handelt es sich aber um Bilder vom 6. August, also mehr als vier Monate zuvor. Das ist mittlerweile vollkommen absurd.
Die ESA dagegen bemühte sich im Sommer bereits (gegen erhebliche Widerstände), alles Bildmaterial, an dem sie die Rechte hatte, öffentlich freizugeben. Das konnte schlussendlich auch durchgesetzt werden. Aber auch das hatte nichts damit zu tun, dass raumfahrer.net so effektiv Druck ausübt. Da sollte man schon realistisch sein.
Die Fakten sind, wie sie sind. Sie ändern sich nich dadurch,
“Die ESA dagegen bemühte sich im Sommer bereits […], alles Bildmaterial, an dem sie die Rechte hatte, öffentlich freizugeben. Das konnte schlussendlich auch durchgesetzt werden.” Na, so ganz dann wohl doch nicht: Ein hochrangiger ESA-Funktionär erzählte mir nämlich am 6. August im ESOC von dem Plan, die NAVCAM-Bilder – quasi im Marsrover/Cassini-Stil – ohne Wenn und Aber automatisch auf eine offene Webseite fließen zu lassen; dies habe man bereits für den Ankunftstag programmieren wollen, sei aber nicht ganz fertig geworden. Wir warten bis heute …
Nun ja, von “hochrangigen Funktionären” – sicher nicht so hochrangig wie die, von denen Sie Ihre Informationen beziehen – höre ich schon seit Jahrzehnten dieses oder jenes, was trotzdem nicht eintritt.
Keine Ahnung, was das nun wieder für ein Plan gewesen sein soll oder ob es sich nur um eine Wunschvorstellung eines Einzelnen handelt. Ist auch nebensächlich, denn objektiv gesehen ist es ja so, dass die ESA das ihr zur Verfügung stehende Material in diesem Fall ohne wenn und aber jedem zur freien Verfügung stellt. Alles, was man tun muss, ist auf die Herkunft hinweisen, und das halte ich für hinnehmbar. Da sollte man jetzt nicht nach dem Haar in der Suppe suchen und sich beklagen, dass es auch komfortabler ginge.
“So zu tun, als hätten in der *ESA*-Mission Rosetta mit ihrem *ESA*-Managment und sogar einer *ESA*-Kamera an Bord nur externe Leute etwas zu sagen, halte ich für ein Feigenblatt. … die ESA da ganz rauszuhalten, halte ich für verlogen.”
Sehr richtig. Auch wenn es für manche, z. T. hier schreibende und lesende Mitarbeiter der ESA schwer zu verstehen oder gar zu akzeptieren ist, trägt ihre hochheilige Organisation *selbstverständlich* eine Mitverantwortung für dieses (ich nenne es weiterhin so) PR-Debakel. Wenn dieses “wir sind nicht schuld, das sind die anderen” auch in den höheren Etagen dieser Organisation verbreitet ist, sehe ich bezüglich der Hoffnung, dass sich bei zukünftigen Missionen da etwas ändert, allerdings dunkelgrau bis schwarz.
Ja, ich sehe auch schwarz. Ich sehe schon für ROSETTA schwarz, was das OSIRIS-Material angeht. Warum sollte da jetzt etwas ändern? Warum sollte sich bei zukünftigen Missionen etwas ändern? Solange sich an der rechtlichen Situation nichts ändert, wird sich auch an den Konsequenzen der rechtlichen Situation nichts ändern.
Mir ist auch nicht bekannt, dass irgendwer gesagt hätte “Schuld sind die oder die”. Falls das gesagt wurde, bitte ich um einen Link zu dem Interview oder der Pressemitteilung, wo ein solche Aussage gemacht wurde.
Es gibt keine wie auch immer geartete “Schuld” einzelner. Es gibt ein politisch gewolltes Finanzierungsmodell, dem die Aktivitäten der ESA unterworfen sind. Aus diesem Finanzierungsmodell ergibt sich eine ziemlich klare Situation bezüglich der Rechte an wissenschaftlichen Daten. Die Verantwortlichen im MPS (denen man zu Recht ein vollständiges Versagen bei der Öffentlichkeitsarbeit vorwirft) machen ja nichts Illegales. Sie maßen sich keine Rechte an, die Ihnen nicht bereits zugestanden wurden.
Die sagen das sogar selbst ganz offen. Man muss nur die Kommentare von MPS-Mitarbeitern unter anderem in den Himmelslichtern lesen.
Es müsste sich an diesem Finanzierungsmodell etwas ändern. Aber das würde bedeuten, dass de facto diverse nationale wissenschaftliche Forschungsinstitute und nationale Raumfahrtagenturen ein ganzes Stück EInfluß und Macht verlieren und an eine supranationale Organisation, nämlich die ESA, abtreten würden .
Und jetzt noch einmal ganz langsam, zum Mitmeißeln: Genau das ist politisch nicht gewünscht.
Niemand kann allen Ernstes annehmen, dass die ESA mehr Macht und mehr Einfluss aus eigenem Antrieb ablehnen würde. Wann häte es denn schon mal einen Fall gegeben, wo eine Behörde feeiwillig auf mehr Einfluss verzichtet? Also bitte. Das Problem ist ausnahmsweise einmal nicht die ESA.
Mensch Leute, begreift das doch bitte endlich! Es ist doch nicht so schwierig, oder? Es ist doch wirklich nicht so, als sei dies der einzige Fall, wo Europa sich selbst ausbremst, weil im Zweifelsfall die Kleinstaaterei und nationale Interessen Vorrang haben.
Oder wollt ihr das nicht wahrhaben? Anders ist diese fortgesetzte Erklärungsresistenz nämlich nicht mehr zu verstehen.
Er (Marco Trovatello) nennt sie (die neuen Medien) nicht so (neue Medien), weil sie nicht mehr “neu” sind.
Symptomatisches Statement für Menschen seines Alters.
Das mit den ESA-Bildern und der deutschen Wikipedia ist schon sehr denkwürdig.
So.
Ich habe jetzt zu diesem Thema seit meinbem letzten Kommentar vom 26. Dezember letzten Jahres nichts ,ehr gesagt, sondern mir vorgenommen, einfach mal abzuwarten und zu sehen, wie das mit der Öffentlichkleitsarbeit in dieser Mission weiter geht. Kurz und schmerzlos: Es geht genau so weiter, wie ich das befürchtet habe.
Der Webauftritt der ROSETTA-Mission bei der ESA ist hier.
Die Multimedia-Gallerie ist hier. Sie umfasst fast ausschließlich Bilder der NAVCAM. Diese Bilder sind bekanntlich von der ESA alle unter eine Creative Commons-Lizenz gestellt worden.
Um das erste OSIRIS-Bild zu finden, muss man ganz schön weit scrollen. Es ist das hier. Das Bildmaterial selbst stammt dabei vom 21. August 2014 (!).
Das jüngste einigermaßen zeitmah veröffentlichte OSIRIS-Bild ist das hier. Es stammt vom 14. Februar. Das ist zweieinghalb Monate her.
Muss man noch mehr sagen? Ich denke, das fröhliche Krähen darüber, was besagter offene Brief angeblich alles bewirkt hat und wie sehr die Dinge ins Rollen gekommen sind, bleibt einem da schon im Hals stecken.
Objektiv gesehen hat sich gar nichts verändert. Zumindest nicht zum Guten.