Japans großer Raumfahrtpionier

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Von Steinen bis zu den Sternen
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Japans Raumfahrtpionier ist hierzulande kaum bekannt. Dabei wurde ihm mitten im Sonnensystem ein Denkmal gesetzt.

Astronaut Takao Doi (JAXA)
Die Früchte von Japans Raumfahrtprogramm: Astronaut Takao Doi (JAXA)

Alle großen Raumfahrtnationen haben einen. Russland hat Sergej Pawlowitsch Koroljov, die USA haben Wernher von Braun. Die Pioniere der Raumfahrt lebten in Zeiten, als Flüge ins All ausschließlich in utopischen Romanen stattfanden. Staatlich gefördert wurden ihre Ideen aus rein militärischen Erwägungen.

Auch in Japan gibt es einen Wernher von Braun. Itokawa Hideo (im japanischen wird der Vorname dem Nachnamen nachgestellt) wurde 1913 geboren und entwickelte in jungen Jahren nicht nur ein ausgeprägtes Erfindertalent, sondern auch eine große Begeisterung für die Luftfahrt. Er entwarf als Chefentwickler ein Jagdflugzeug, das nach dem Kriegseintritt der Japaner 1941 zum Massenartikel japanischer Kriegsproduktion wurde. Das Modell Nakajima-Ki-43 Hayabusa bewährte sich schnell als zuverlässige und leichte Maschine: Hayabusa, oder ????, bedeutet Wanderfalke. Gegen Kriegsende flogen Kamikazepiloten mit diesen Vögeln Einsätze auf amerikanische Schiffe.

Itokawa, der den befohlenen Selbstmord verurteilte, spezialisierte sich nach dem Krieg auf Medizintechnik: Die Kapitulationserklärung verbot Japanern, weiterhin Flugzeuge zu bauen. 1953 wurde der Erfinder zu einer Vorlesung nach Chicago eingeladen, wo er am Rand von den Weltraumplänen Amerikas erfuhr. Sein noch immer kreativer Geist begann sich sofort mit der Konstruktion von Fluggeräten zu beschäftigen, die als Bleistiftraketen in die Geschichte eingehen sollten. Im Jahr 1964 – nur drei Jahre nach dem ersten bemannten Raumflug der UdSSR – erreichte ein Nachfolgemodell von Itokawas Bleistiften bereits eine Höhe von 1.000 Kilometern.

Itokawa Hideo verstarb am 21. Februar 1999 als einer der Helden des modernen Japans. Sein Ruhm gründet auf seine Arbeit für das japanische Raumfahrtprogramm, das sich heute international nicht verstecken muss. Zu seinen Ehren wurde ein 1998 entdeckter erdnaher Asteroid benannt: (25.143) Itokawa.

Schließlich startete 2003 eine kleine Raumsonde vom japanischen Raumfahrtzentrum Kagoshima, um dem Meister in doppelter Hinsicht die Ehre zu erweisen. Sie hatte das Ziel, den neu entdeckten Asteroiden (25.143) Itokawa zu besuchen, auf ihm zu landen und Probenmaterial zur Erde zurückzuführen. Am 13. Juni 2010 landete eine Rückkehrkapsel auf der Erde.

Vermutlich ist es reiner Zufall, dass diese Mission den gleichen Namen trägt wie das knapp 80 Jahre zuvor entwickelte Jagdflugzeug, das auch Kamikazeeinsätzen diente: Hayabusa.

Einen lesenswerten Artikel über das Leben Itokawa Hideos gibt es auch beim Independent.

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Karl Urban wäre gern zu den Sternen geflogen. Stattdessen gründete er 2001 das Weltraumportal Raumfahrer.net und fühlt sich im Netz seitdem sehr wohl. Er studierte Geowissenschaften und schreibt für Online-, Hörfunk- und Print-Publikationen. Nebenbei podcastet und bloggt er.

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