Heute kein Eisen

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Was färbt die isländische Vulkanasche so rot?

Aschewolke im Sonnenuntergangslicht (Martin Rietze)
Aschewolke im Sonnenuntergangslicht (Martin Rietze)

Eine aufmerksame Leserin wies mich auf die auffällige Rotfärbung der Aschewolke des Eyjafjallajökull hin. Auf der Seite von Martin Rietze macht der qualmende Schlot den Eindruck, neben grauen Schwaden periodisch auch rostrote Partikel in seine Umwelt zu blasen.

Die Vermutung liegt nahe, dass dies mit der mineralogischen Zusammensetzung der Asche zusammenhängt, vielleicht mit Eisenmineralen. Tatsächlich hört man das als Geologe im Feld meist als Antwort: “Warum ist dieser Stein so rot?” – “Das kommt von den Eisenmineralen.” Der Exkursionsleiter hat meist seine mobile Mikrosonde zur Bestimmung der mineralogischen Zusammensetzung gerade nicht in der Tasche. Und so kann man selbst ihm auch nur glauben.

In diesem Fall wäre Eisen aber die falsche Antwort. Die meisten oberflächennah auftretenden (und nicht umsonst rostroten) Eisenminerale sind Verwitterungsprodukte. So treten etwa ihre wichtigsten Vertreter Goethit und Limonit im Gleichgewicht mit Oberflächenbedingungen auf (also bei Oberflächendruck und -temperaturen). Vulkanische Ausgasungen sind jedoch im extremen Ungleichgewicht mit ihrer Umgebung. Eben noch unter hohem Druck in der Magmakammer, muss sich die Lava plötzlich mit den Eigenheiten der Oberfläche auseinandersetzen. Diese sind so unterschiedlich, dass die Lava sofort reagiert. Instantan. Sie hat keine Zeit, typische Mineralformen und -farben auszubilden, die Mineralpartikel im Rauch sind dafür viel zu klein, die Reaktion läuft zu rasch ab.

Was macht den Rauch nun rot? Meine Vermutung ist: Die isländische Sonne. Das Licht im Nordatlantik ist anders als in Deutschland. Sie leuchtet fast den ganzen Tag wie kurz vor Sonnenuntergang – oder nach Sonnenaufgang. Es ist alles irgendwie greller und leuchtet “seitlicher”, weil die Sonne selten weit oben am Himmel steht und meist von der Seite aus Horizontnähe scheint.

In der vergangenen Woche blies der Vulkan wieder stärker Asche aus, von 200 Tonnen pro Sekunde war die Rede. Sicher war auch eine Menge Eisen dabei.

Graue Aschewolke, "eisenrote" Aschewolke (Martin Rietze)
Graue Aschewolke, "eisenrote" Aschewolke (Martin Rietze)

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Karl Urban wäre gern zu den Sternen geflogen. Stattdessen gründete er 2001 das Weltraumportal Raumfahrer.net und fühlt sich im Netz seitdem sehr wohl. Er studierte Geowissenschaften und schreibt für Online-, Hörfunk- und Print-Publikationen. Nebenbei podcastet und bloggt er.

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