Astrogeo Netzschau: Besinnliche Vulkane und anthropogenes Meersalz

Der Mann, der die Raumstation mal eben vor der Sonnenscheibe fotografiert, hat ein Interview gegeben: Thierry Legault. Mit romantischer Himmelsbeobachtung hat seine ehrenamtliche Arbeit wenig gemein – sondern mit guten Berechnungen und sekundengenauem Timing.

Was Besinnliches: Bei The Atlantic gibt es die Vulkanaktivitäten des Jahres in schönen Fotografien. Angucken und staunen.

Vulkane verändern das globale Klima – und offenbar funktioniert es auch andersherum. Wie genau ist noch nicht ganz klar – plausibel wäre ein Zusammenhang zum steigenden Meeresspiegel am Ende der Kaltzeiten und schmelzenden Eisschilden. Das verändert den Druck auf die Erdkruste und begünstigt dann vielleicht Aufstiegszonen aus dem Erdmantel.

(CC-BY 2.0 Kevin Lim)
(CC-BY 2.0 Kevin Lim)

Der Vulkanismus auf dem Mars war in seiner Anfangszeit wohl deutlich explosiver. Dort sieht man zwar heute ab und zu junge Lavaflüsse – aber kaum Anzeichen dafür, dass es die über lange Zeiträume gab. Die Vermutung: der Vulkanismus war vor Jahrmilliarden weniger flüssig und dafür explosiver. Wenn das stimmt, wäre das auch ein weiteres Indiz für eine feuchte Episode in den planetaren Jugendtagen. Denn explosiver Vulkanismus entsteht auf der Erde zumeist immer dort, wo Magma Grundwasser explosionsartig verdampft (auch bekannt als Phreatomagmatismus).

Das Anthropozän schreitet voran. Der Mensch hat wohl längst in den Salzhaushalt der Ozeane eingegriffen. Zur Erinnerung: das ist der Hauptmotor für den globalen Wärmetransport und damit das Klima.

Michael Khan fragt sich nebenan, ob Nordkoreas Satellit wirklich taumelt. Tut er wohl eher nicht.

Der Spiegel (und auch SPON) bringt ein grandioses Porträt des neuen Umweltministers, das weit hinter die Fassade blicken lässt. Peter Altmaier dachte, nicht schön genug zu sein, um Minister zu werden.

Carbon Capture and Storage – CO2-Speicher in der Tiefe – kann weiterhin von der EU gefördert werden. Allerdings erst in der nächsten Runde (1,5 Milliarden waren zuletzt erneuerbaren Versuchsprojekten umgewidmet worden). Der Grund war wohl, dass kein von der Industrie kofinanziertes Projekt weit genug gekommen ist, die Förderkriterien zu erfüllen. – Es geht also potentiell weiter mit CCS.

Eine US-Studie über die Umweltverträglichkeit von Schiefergasabbau mittels Fracking wurde zurückgezogen. Grund: der Studienleiter war befangen. Er ist Vorstandsmitglied der Gasfirma Plains Exploration & Production, die auch mit Fracking ihr Geld verdient. Die Studie entstammt immerhin der Universität Texas.

Ein ZDF-Journalist stellt sein Rohmaterial unter freier Lizenz ins Netz. Ich wäre ja dafür, so etwas obligatorisch zu machen, um einen Mehrwert aus gut bezahlten öffentlich-rechtlichen Recherchen zu gewinnen – neben der Abschaffung der Depublikations-Pflicht.

Marsbild der Woche

Agryre-Becken mit bis zu 50 Meter tiefen Spalten.

Podcast der Woche

Ein nettes Radiofeature von meinem Kollegen Dirk Lorenzen: Eine Gruppe aus ESA und NASA versucht gerade, für die Suche nach gefährlichen Asteroiden Geld aufzutreiben. Spannendes gabs in der zweiten Hälfte: wir werden bald in der Lage sein werden, fast alle Objekte auf irdischem Kollisionskurs aufzuspüren. Die Frage ist aber, wer nötige Abfangmanöver zahlt – vielleicht die UNO. Die Blauhelmsonde war deshalb das schönste Wort der Sendung (Manuskript, MP3).

Schöne Feiertage allerseits!

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Karl Urban wäre gern zu den Sternen geflogen. Stattdessen gründete er 2001 das Weltraumportal Raumfahrer.net und fühlt sich im Netz seitdem sehr wohl. Er studierte Geowissenschaften und schreibt für Online-, Hörfunk- und Print-Publikationen. Nebenbei podcastet und bloggt er.

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