AstroGeo Podcast: Weiße Zwerge – die Rettung vor dem Schwarzen Loch?
![Ein Bild des Hubble-Weltraumteleskops mit Sirius A, den hellsten Stern unseres Nachthimmels, zusammen mit seinem schwachen, winzigen Begleitstern Sirius B. Astronomen haben das Bild von Sirius A [in der Mitte] überbelichtet, damit der schwache Sirius B [winziger Punkt unten links] sichtbar wird. Die kreuzförmigen Beugungsspitzen und konzentrischen Ringe um Sirius A sowie der kleine Ring um Sirius B sind Artefakte, die im Bildgebungssystem des Teleskops entstehen.](https://scilogs.spektrum.de/astrogeo/files/ag123_logo-1000x174.jpg)
Heutzutage mögen Schwarze Löcher selbstverständlicher Teil des Weltalls sein, doch das war nicht immer so. Nachdem der deutsche Astrophysiker Karl Schwarzschild zu Beginn des 20. Jahrhunderts gezeigt hatte, dass Schwarze Löcher als Lösung der Einsteinschen Feldgleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie herauskommen, hatten Physiker in den folgenden Jahrzehnten nur ein Bestreben: Wie werden sie die merkwürdigen Objekte wieder los?
Karl Schwarzschild hatte berechnet, dass ein Stern gar sonderbare Dinge mit der Raumzeit anstellt, wenn sein Volumen auf einmal so drastisch schrumpft, dass der Radius des Sterns unter dem sogenannten Schwarzschild-Radius liegt: Dann nämlich gäbe es jenseits dieses Radius` kein Entkommen mehr, hätten Licht oder Materie ihn einmal überquert. Die Raumzeit wäre zu stark gekrümmt, und im Inneren lauerte die Singularität: ein Ort mit unendlicher Dichte und noch vielerlei anderen Unendlichkeiten, über die sich selbst Albert Einstein am liebsten gar keine Gedanken machen wollte: Für ihn wäre es eine „Katastrophe“, wäre der Radius eines Körpers kleiner als sein Schwarzschild-Radius – würde ein Himmelskörper also zu dem werden, was wir heute als Schwarzes Loch bezeichnen.
Da traf es sich gut, dass der Schwarzschild-Radius eines Sterns recht winzig ist: Bei der Sonne beträgt er nur wenige Kilometer. Und es sollte doch unmöglich sein, dass ein Stern einfach so zusammenstürzt und kleiner wird als dieser Radius – so glaubten viele Forschende?
Tatsächlich würde ein Stern wie unsere Sonne einfach so unter ihrer eigenen Schwerkraft zusammenstürzen – wenn nicht der Strahlungsdruck der Kernfusion in ihrem Inneren einen Gegendruck erzeugen würde. Und das heißt: Vorerst bleibt die Sonne so groß wie sie ist. Aber was passiert eigentlich, wenn der Brennstoff eines Sterns am Ende seiner Entwicklung verbraucht ist? Was könnte einen solchen Stern davon abhalten, zu dem so „katastrophalen“ Schwarzen Loch zu kollabieren?
In dieser Folge des AstroGeo-Podcasts erzählt Franzi, wie Weiße Zwerge und Neutronensterne den Kollaps eines Sterns zunächst aufhalten können – und wie sie deshalb das Universum fast vor der Existenz der Schwarzen Löcher bewahrt hätten.
Alle Folgen des Podcasts gibt es auf unserer Archiv-Seite.
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Weiterhören bei AstroGeo
- Folge 75: Ein Schwarzes Loch im Zentrum: der etwas andere Quasi-Stern
- Folge 105: Vom Mittelpunkt zum Mitläufer: Wie wir unseren Platz im Kosmos fanden
- Folge 120: Raumzeit-Riss: Wie Karl Schwarzschild auf Schwarze Löcher stieß
Weiterführende Links
- WP: Karl Schwarzschild
- WP: Albert Einstein
- WP: Allgemeine Relativitätstheorie
- WP: Ereignishorizont
- WP: Singularität (Astronomie)
- WP: Schwarzes Loch
- WP: Geschichte der Schwarzen Löcher
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- WP: Neutronenstern
- WP: Robert Oppenheimer
- Welt der Physik: Die Grenzen eines Schwarzen Lochs (2016)
Quellen
- Buch: Marcus Chown: A Crack in Everything
- Buch: Marcia Bartusiak: Black Hole
- Fachartikel: The Prediction and Interpretation of Singularities and Black Holes: From Einstein and Schwarzschild to Penrose and Wheeler (2025)
- Fachartikel: The Discovery of the Existence of White Dwarf Stars: 1862 to 1930 (2009)
Episodenbild: ASA, ESA, H. Bond (STScI), and M. Barstow (University of Leicester)
Hinweis an alle: Ich werde nur noch Kommentare freischalten, die sich auf die Podcastfolge selbst beziehen. Bitte hört sie euch an, bevor ihr kommentiert.
Karl Urban schrieb (26.09.2025, 14:40 Uhr):
> […] Podcastfolge […] Bitte hört sie euch an, bevor ihr kommentiert.
Im Interesse von SciLogs-Kommentierenden, die keine Podcastfolgen hören können oder wollen, sondern die es bevorzugen (und es ggf. schon gewohnt sind) HTML-formatierte Texte zu lesen, zu durchsuchen und (der Einfachheit halber) auch daraus zu zitieren,
sowie in der (traurigen) Erwartung, dass die im obigen SciLog-Beitrag aufgelisteteten “Weiterführenden Links” bzw. “Quellen” in anderen SciLogs nicht (mehr) kommentiert werden dürften oder sollten —
— möchte ich hiermit die Bitte wiederholen, in allen SciLog-Beiträgen, die sich auf eventuelle Podcastfolgen beziehen (also gerne auch rückwirkend), ein entsprechendes Transskript einzufügen oder (wenigstens) direkt auffindbar zu verlinken.
Vielen Dank.
Es gibt im Radio den schönen Spruch: Es gilt das gesprochene Wort. Niemand ist gezwungen, diese Podcastfolge zu hören.
Natürlich gibt es auch bei AstroGeo ein Transkript, wie es heute Standard ist. Im Player auf der (oben verlinken) Archivseite ist es aufrufbar. Zugegeben etwas versteckt. Ich habe vor, das zu verbessern.
Bis dahin hier zum Nachlesen:
https://astrogeo.de/media/ag123-weisse-zwerge.html#/
Karl Urban schrieb (29.09.2025, 23:29 Uhr):
> […] Natürlich gibt es auch bei AstroGeo ein Transkript, wie es heute Standard ist. Im Player auf der (oben verlinken) Archivseite ist es aufrufbar. Zugegeben etwas versteckt. Ich habe vor, das zu verbessern.
Was heute natürlich Standard ist — und dafür nochmals: Dankeschön! — galt wohl noch nicht für Folgen der “Staffel 1” (bis 2021) ?
Deren Transkripte waren damals (falls es damals schon welche gab), und sind für meinen bescheidenen “Spürsinn” offenbar immer noch, zu “gut” versteckt. …
Aber wenn Transkripte wenigstens ab heute (bzw. ab gestern, und offenbar auch schon in einigen Folgen der “Staffel 2”) Standard sind und bleiben, kann man schon mal zufrieden sein … und daraus zitieren:
Franziska Konitzer erzählte (ag123, 2025):
> […] Aussage von einem Physiker namens John Wheeler zusammenfassen, der sagt, in der allgemeinen Relativitätstheorie ist es so […] Massen krümmen die Raumzeit und die gekrümmte Raumzeit sagt Massen, wie sie sich zu bewegen haben.
John A. Wheeler hat sich in diesem Sinne geäußert (immerhin schriftlich, und offenbar mehrfach).
Aber bei aller Bewunderung und Toleranz für knappe Formulierungen: Wheeler unterschlug damit etwas Wesentliches.
Die Raumzeit-Krümmung (wie stark oder gering sie Fall für Fall tatsächlich sei) gibt Massen vor, wie sie sich zu bewegen haben — es sei denn, die betreffenden Massen (einzeln, oder insgesamt) würden anders gehalten, geführt, geschubst, gezwungen — d.h. insbesondere beschleunigt.
Merke:
Die “Form” (etwaige Krümmung, oder ansonsten: Flachheit) einer in Betracht stehenden Ereignismenge erschließt sich nicht unbedingt aus “Feststellungen von Bahnen” vermeintlich relevanter Objekte (deren Massen und Ladungen ohnehin von vornherein unbekannt sind),
sondern aus den gesamten Kausal-Beziehungen (bzw. in Einsteins Worten: »aus den Koinzidenz-Bestimmungen«) der Ereignismenge.
p.s.
Zur Problematik, Differentialgeometrie im Rahmen der Relativitätstheorie einzusetzen, also alle (Grund-)Begriffe der Differentialgeometrie strikt auf Koinzidenz-Bestimmungen hinauslaufen zu lassen, siehe u.a. dort [ Link aus SciLog-Kommentar-taktischen Gründen ins Memo verschoben. FW ]
Transkripte werden automatisch erstellt, bei alten ist der Aufwand größer. Momentan gibt es sie rückwirkend bis Folge 62. Die älteren werde ich auch noch erstellen, wenn ich dazu komme.
In Staffel 1 waren die automatischen Verfahren noch nicht gut genug. Auch in der aktuellen Form gibt es eine gewisse Fehlerquote, die aber zu verkraften ist.