AstroGeo Podcast: Späher von fernen Sternen – was verbirgt Oumuamua?

Computergrafik eines sehr langgestreckten grau-schwarzen Felsbrockens im All, von dem graue Schwaden ausgehen, dahinter die Sonne.

Am 25. Oktober 2017 finden Forschende in den Daten von vier Teleskopen auf Hawaii ein merkwürdiges Objekt: Es ist ein Lichtpunkt, dessen Umlaufbahn um die Sonne irgendwie seltsam ist. Schnell ist klar: Man hatte den ersten interstellaren Besucher entdeckt. Ein Komet, so vermuten die Astronomen, der aus einem anderen Sternensystem stammt.

Karl erzählt in dieser Folge die Geschichte des Objekts 1I/Oumuamua. Obwohl er nach wenigen Wochen bereits aus dem Sichtfeld der meisten Teleskope verschwunden war, konnten einige Daten über ihn gesammelt werden. Diese Daten scheinen aber bis heute nicht gut zusammenzupassen: Zwar beschleunigte Oumuamua nach seinem Vorbeiflug an der Sonne wie ein Komet, der einen Schweif bildet. Aber Teleskope fanden keinen Hinweis auf empor geschleuderten Staub oder austretendes Gas. Auch seine eigenartige Form gibt Rätsel auf, denn die ähnelt entweder einem flachen Pfannkuchen oder einer Zigarre.

Die Studienlage ist vielfältig und die Zahl der Hypothesen über den Ursprung und die Entstehung von Oumuamua ist groß. Bekannt wurde der erste interstellare Besucher allerdings durch eine Hypothese des Harvard-Physikers Avi Loeb: Er hält es bis heute für möglich, dass Oumuamua von Außerirdischen gebaut worden ist. Doch seine Herangehensweise, mit der wir uns am Ende dieser Geschichte beschäftigen, schadet der Wissenschaft vielleicht mehr, als dass sie nutzt.

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Quellen

Hinweis zum Episodenbild

Oumuamua hat möglicherweise die Form einer langgestreckten Zigarre, wie hier künstlerisch dargestellt. Als wahrscheinlicher gilt mittlerweile die eines oblaten Spheroids, also eines flachen Eierpfannkuchens. Anders als im Bild dargestellt, konnten weder Staub noch Gas eines Kometenschweifs nachgewiesen werden. Doch es könnte nicht nachweisbare Gase wie Wasser, Stickstoff oder Wasserstoff gegeben haben oder groben Staub, der ebenfalls für die genutzten Teleskope unsichtbar gewesen wäre. Deshalb haben wir uns für dieses Episodenbild entschieden.

Bildquelle: ESA/Hubble, NASA, ESO, M. Kornmesser

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Karl Urban wäre gern zu den Sternen geflogen. Stattdessen gründete er 2001 das Weltraumportal Raumfahrer.net und fühlt sich im Netz seitdem sehr wohl. Er studierte Geowissenschaften und schreibt für Online-, Hörfunk- und Print-Publikationen. Nebenbei podcastet und bloggt er.

3 Kommentare

  1. @AstroGeo Podcast: Späher von fernen Sternen – was verbirgt Oumuamua?

    Eine Frage zunächst mal: Wie groß war dieses Objekt, würde seine Größe zu einem interstellaren Raumschiff passen? Kann es ja nun gewesen sein. Es bleibt ja nun einiges übrig, das für einen künstlichen Ursprung spricht.

    Einmal die vermutete Seltenheit von interstellaren Kometen, dann die merkwürdige Form, die freilich gut zu einem Raumschiff passen würde, und dann die rätselhafte Beschleunigung.

    Zumindest das mit der Seltenheit könnte wohl durch neue Teleskope geklärt werden, allerdings könnte sich die Seltenheit damit sogar bestätigen. Warum aber nicht einfach die Möglichkeit anerkennen, dass ein künstlicher Ursprung doch offenbar möglich ist?

    Da gibt es auch die Frage, warum kam dieses Raumschiff jetzt vorbei, und warum hat seine Besatzung keinen Kontaktversuch gemacht?

    Da gibt es auch mögliche Antworten zu. Wenn dieses Raumschiff die Aufgabe hatte, unauffällige Sonden beim Vorbeiflug abzusetzen, um uns mit dem Wissen einer galaktischen Zivilisation zu versorgen, dann werden wir das wohl sehr bald merken, wenn dann von diesen Sonden aus der Sendebetrieb gestartet wird. Und hier mussten die Aliens warten, bis wir überall auf dem Planten Internet haben, was eben gerade jetzt der Fall ist.

    Derweil die Sonden noch damit beschäftigt sind, unser Internet und damit unsere Weltkultur durchzugucken, um das mitgebrachte Informationsmaterial auf unsere Sprachen und unseren Kenntnisstand abzustimmen.

    Das wäre ja wohl wirklich wunderbar, würde ich sagen. Die Sonden könnten z.B. DNA-Speicher nutzen, um fast den gesamten Inhalt des galaktischen Wissens auf mehreren geostationären Satelliten anzubieten. Es wäre vermutlich das unkomplizierteste, einfach zum richtig Zeitpunkt den Sendebetrieb zu starten, ohne sich vorher vorgestellt zu haben.

    Man hat schon öfter überlegt, dass ein Kontakt mit einer weit fortgeschrittenen Zivilisation ein fürchterliche Kulturschock für uns Menschen bedeuten würde. Da macht es dann schon Sinn, wenn uns diese Sonden behutsam in das galaktische Wissen einführen. Mit einem gut dosiertem aber doch umfassenden Informationsangebot ließe sich dieser Kulturschock wohl managen.

    Kann ja nun auch alles sein. Ich würde sagen, das wäre m.E. deutlich wahrscheinlicher als ein natürlicher Ursprung von Oumuamua? Und das Beste ist, wir werden es dann merken, wenn denn der Sendebetrieb gestartet wird. Die Sonden dürften reine Maschinen sein, das Mutterschiff mit eventuellen Aliens an Bord ist wohl längst weiter unterwegs, vermutlich ein Mehrgenerationenschiff, das sich dauerhaft auf interstellarer Reise befindet.

    • Der Durchmesser von Oumuamua liegt bei 200m.

      Es geht hier nicht darum, dass man die Alienhypothese ausschließen möchte. Ich habe nicht davon gelesen, dass das jemand tun würde. Die kritische Frage ist, wie wahrscheinlich ein Raumschiff, oder zumindest ein Stück außerirdischer Weltraumschrott eigentlich ist verglichen mit all den natürlichen Erklärungen. Und die Alienwahrscheinlichkeit ist wohl nicht so dolle oder zumindest total unklar. Christopher Cowie zitiert die Literatur so:

      LH’s [Loeb’s Hypothesis’] weak spot is its reliance on non-negligible prior probability assignments for encounters with extraterrestrial artefacts. Consider the vast literature on the spread of detectable life in the galaxy. This literature is notoriously chaotic. Estimates of values for relevant variables vary wildly. Sandberg et al (2018) provide a clear summary. The range is enormous, covering eleven orders of magnitude (from 3×10^-4 to 1×10^8 ). Within this range the median value is 100. The shape of the distribution is roughly normal with an asymmetry toward an extremely elongated tail at the lower end and an extremely truncated tail (a ‘cliff’) at the higher end (a clustering of high-value assignments at the upper end, over a small range, i.e. 1×10^6 ).

      Die Quintessenz:

      This data is bad news for LH in two ways. Firstly, both median and modal estimates for detectable species are low. Secondly, and more importantly, the above variation shows that – if we are honest – we have very little idea what the relevant probabilities are; whether life is widespread, let alone whether it is technology-manufacturing. And yet LH depends on a background optimism both that we can answer these questions and that the answer leans strongly in a particular direction.

      Quelle: https://www.nature.com/articles/s41550-021-01387-z

      Mit anderen Worten: Loeb tut so, als könnte er die meisten natürlichen Erklärungsversuche ausschließen oder für so unwahrscheinlich erklären, dass am Ende nur die Außerirdischen übrig bleiben. Dass aber deren Wahrscheinlichkeit auch eher gering ist – und zumindest einen gewaltigen Fehlerbalken hat, lässt er unter den Tisch fallen.

  2. @Karl Urban 01.08. 09:47

    „Der Durchmesser von Oumuamua liegt bei 200m.“

    Die Größe passt dann zumindest zu einem eher kleinen Mehrgenerationen-Raumschiff. Wir wissen freilich wirklich nichts von Außerirdischem Leben und schon gar nichts von Außerirdischen Zivilisationen. Wir können nur von uns auf andere schließen, was selten gut funktioniert.

    „Dass aber deren Wahrscheinlichkeit auch eher gering ist – und zumindest einen gewaltigen Fehlerbalken hat, lässt er unter den Tisch fallen.“

    Wir wissen hier wenig, offenbar. Eine Resthoffnung auf die möglicherweise abgesetzten Mediensonden habe ich aber trotzdem. Zudem das Absetzten dieser Sonden erklären würde, dass es keinen Kontaktversuch gab, man ist dann einfach weitergeflogen.

    Wenn man nach Lust und Laune in diesen galaktischen Archiven stöbern könnte, das wäre ja wohl wirklich was. Wir brauchen hier gar nicht unbedingt groß weiter nach Erklärungen suchen, wenn dann tatsächlich irgendwann der Sendebetrieb startet, wissen wir es dann ja. Und wenn der ausbleibt, dann ist das auch eben so.

    Die bloße Möglichkeit macht mir aber schon Spaß. Und es passt auch wirklich gut in die Zeit, wenn es gerade jetzt in diesen Jahren passiert. Wir haben genau jetzt fast überall Internet, und könnten eine Unterstützung durch galaktische Weisheiten wirklich akut sehr gut gebrauchen.

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